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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 19.1914, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 26
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https://doi.org/10.11588/diglit.4387#0856
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Baderegeln

„warum scycn denn die Buben beim Schwimmen 'n Hut auf?" -
Lehrer auck im Wasser grüßen können."

n.

„Damit sic den Herrn

Der welsche Hahn

Rußland hat Frankreich seinen Willen dahin kund
getan, daß unter allen Umständen die dreijährige
Dienstzeit durchgcführt werden müsse.

Vergnüglich ist, was jeder Kennt,

Ein Unterhaltungsinstrunient!

Bläst man von hinten Luft hinein,

So rundet es sich vorn zum Schwein. __
Nimmt man's vom Mund, ein Kleiner Schrei!
Und die Konturen sind vorbei.

So hat auch oft der welsche Hahn
Bon hinten seine Luft empfah'n.

Er blähte sich und wurde stramm
lind prachtvoll rot schwoll ihm der Kamm:
Ein Heid vom Scheitel bis zum Fuß
Zum Beispiel vor dem Mund Barthous.

Doch fängt er an, Revanche zu schrei'n,
Ergeht's ihm ähnlich wie dem Schwein.

Jetzt geht er flink in seinem Land
Bon Mund zu Mund, von Hand zu Hand:
Doch außerhalb ist man voll Neid.

Man weiß ja aus der Kinderzeit,

Wie reizvoll dieses Spielzeug war.

Nun pustet wohl einmal der Zar?

Quastl

Personalnachrichten

Frau KoIt> aus Wächtersbach bei Cassel, die
unlängst beim Königsschießen in Konkurrenz mit
den besten Schüßen des dortigen Schützenvereins
die Würde einer Schlltzenkönigm errang, hat einen
ehrenvollen Ruf nach England erhalten. Man
will ihr dort eine leitende Stellung iin Frauen-
stimmrechtsverband übertragen.

Dem italienischen Gesandten in Alba-
nien wurde von den Aufständischen in dankbarer
Anerkennung seiner Verdienste um die Bewegung
der „Orden vom gestohlenen Hammel" mit Lor-
beerblatt und Zwiebeln verliehen.

Die sitzengebliebenen sozialdenrokrati-
schen Abgeordneten haben sich entschlossen,
zu rcvozieren. Sie sind zur Einsicht gekommen,
daß sie sich damals versehentlich zwischen zwei
Stühle gesetzt haben.

Das Gefolge des Fürsten von Albanien

hat sich wieder um einige Scharen Aufständischer
vermehrt. Essad Pascha hat ihnen bereits den
Treueid abgenommen.

Len.

Preußen, schäme Dich!

Man schreibt uns: Der preußische Kultus-
minister sieht sich genötigt, die Behörden zum
Maß halten bei Ordensvorschlägen aufzu-
sordern. Auf den letzten Listen fanden sich vier-
mal so viel Vorschläge, als Orden zu ver-
geben waren!

Ist dieser Zustand nicht schmachvoll und eines
großen Reiches, wie Preußen, unwürdig? Wenn
eines der edelsten Organe des staatserhaltenden
Germanen, das Knopfloch, vergebens nach Brot
schreit und sozusagen unterernährt bleibt, wo soll
da die angestammte Unentwegtheit der monarchi-
schen Gesinnung Herkommen? Will denn wirklich
nie die Zeit anbrechen, wo jeder preußische Be-
amte am Sonntag seinen roten Adler im Topfe hat?!

Da sieht's bei uns in Bayern denn doch noch
anders aus, das dürfen wir ohne Uberhebung
sagen! Zn München kann ein Hofmarschall, Hof-
theaterintendant, Zeremonienmeister, Bahnhof-
portier »sw. in der Woche noch sicher mit zwei,
während der guten Jahreszeit auch mit vier
Ordensauszeichnungen rechnen! Aber wie blüht
da auch die Untertanentreue in nimmermüder
Weißundbläue!

Pfui, Preußen, schäme Dich! — ,>», -
*

Bestätigung

Sasanow bedauerte beim Abschied von Bu-
karest, daß er nicht länger in Rumänien bleiben
könne, er müsse wegen des Besuches des Königs
von Sachsen schleunig st h e i m n a ch P e t e r s -
bürg. — Also hatten die Dreibund-Freunde doch
recht, als sie sagten, die Reise Sasanows sei
eine — Hetz- Tour.

Liebe Jugend!

Bei der jüngst abgehaltenen Königsparade auf
dem Eannstatter Wasen spielten die Regiments-
musiken eine Reihe bekannter Armee-Märsche.
Beim Vorbeimarsch des vorletzten Regiments
äußerte sich in meiner unmittelbaren Nähe eine
Frau ans dem Volke zu ihrer Nachbarin: „Du,
heut' spielet se aber viel aus dem Grammophon."

Das Hindernis

„Ich glaube, der Wieder wär' längst abgereist,
wenn er nur wüßte, was Fahrkarte auf albanisch
heißt."

Ja — mir der Rinne

Zn der berühmten Peter-Paulsfestung
zu Petersburg wurde durch spielende Kinder
unlängst einem Soldaten ein Stein an deir Kopf
geworfen. Da der Verbrecher, die Verbrecherin
oder das Verbrecherlein nicht herauszubekommen
war, ließ der Festrmgskommandant durch einen
Soldaten, der von Wohnung zu Wohnung gehen
mußte, sämtliche in der Festung domizilierende
Soldaten- und Unteroffizicrskinder
durchprügeln.

Da auch durch diese Massenprügelei der Schul-
dige nicht eruiert wurde, hat der tapfere Hau-
Degen bei der Regierung die Abhaltung eines
Kinder-Hau-Tages in ganz Rußland
beantragt. Sollte auch dieser ergebnislos ver-
laufen, dann wird vermutlich die Prügelung
bei sämtlichen Eltern Rußlands fortgesetzt!

Ein sonderbares Land

Eine hessische Kreisschulbehörde entschied, daß
die Unterlassung der kirchlichen Trauung einen
Lehrer nicht unfähig zur Führung einer katholischen
Sä>ule mache, da sie gegen keine staatliche In-
stitution verstoße, die Gewissensfreiheit jedes
hessischen Staatsbürgers aber gewahrt
werden müsse. Da dürfen wir doch fragen:
Wo liegt denn dieses gottlose Hessen? Ist es
das Land, wo die blinden Hessen wohnen? Denn
unmöglich kann es dasselbe Hessen sein, aus
dem unser hochverehrter bayerischer Minister-
präsident Herr Baron von Hertling stammt!
Und wenn ja, dann wäre es höchste Zeit, daß er
nachhause zurückkehrte und dort nach dem Rechten
sähe! Ein Lehrer mit Zivilehe und Gewissens-
freiheit, — eine Schulbehörde, die trotz der Anzeige
des Herrn Pfarrers diesen Lehrer nicht absetzt, —
da muß schon Vieles faul sein im Staate Däne-
mark! So tief sinkt ein Land, wenn es seine
besten Söhne, einen Hertling, einen Held, an
andere „Interessenten" abgibt! Aber noch kann
geholfen werden. Verlange, armes Hcssenland.
postwendend diese Deine Söhne zurück!
Dann wird bald auf Dir derselbe schwarze Glanz
liegen, wie auf uns, und die Gewissensfreiheit wie
die Zivilehe werden Dir keine Gewissensbisse mehr
bereiten. a. i». a.

Die kindische Uebcrhebung

Statthalter von Dallwitz in Straßburg hat bei
einem Diner, das er Abgeordneten der Steuer-
Kommission gab, den Hetzkaplan und Französ-
ling Wetterte übergangen. Der blauweißrote
Abbö erklärt nun, es sei eine „kindische
Ueberhebung", wenn Regierungsleute glaub-
ten, durch gesellschaftliche Boykottierung einen
Abgeordneten für seine politische Haltung
strafen zu können.

Sollte es nicht eher „kindische Ueber-
hebung" sein, wenn ein Wätterle seine, unter
dem Schutze der Abgeordnetenimmunität in Frank-
reich betriebene feige und perfide Hetze gegen
das Deutsche Reich als — „politische Hal-
tung" ansieht?

Liebe Jugend!

Liner meiner Freunde steht mitten im Examen
und blieb schon mehrere Male die Antwort schuldig.
Entrüstet sagte er mir:

„Es ist einfach gemein, die reinste Nuditäten-
schnüffelei; alles trachtet dahin, wo man eine
Blöße hat."
Register
[nicht signierter Beitrag]: Das Hindernis
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Bestätigung
Len.: Personalnachrichten
A. D. N.: Ein sonderbares Land
Richard Rost: Baderegeln
-Ps- -ps - ps -: Ja - mit der Knute
-Ps- -ps - ps -: Preußen, schäme Dich!
-Ps- -ps - ps -: Die kindische Überhebung
Quastl: Der welsche Hahn
 
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