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Die Miorle von den Cutmäusen
Bei dem Worte „mittelalterliche Rechtspflege"
läuft einem ein sachtes Gruseln den Rücken hinab.
Denn es verbinden sich mit dem Wort allerhand
Vorstellungen von Galgen und Rad, von Blutbann
und Folter, von all der unsinnigen Grausamkeit,
die voreinst der Mensch deui Menschen antat.
Aber selbst der Teufel ist gemeinhin so schwarz
nicht, als man ihn malt. Das Härteste kann seine
milde Seite haben und das Gruselige seine drol-
lige. Wie zu ersehen ist aus der Geschichte von
den Lutmäusen.
Lutmäuse sind kein vorzeitliches Getier, sondern
einfach zierliche huschende Feld- oder Wühlmäuse.
Zu Stilfs im Bintschgau jedoch, in, 16. Jahr-
hundert, hieß man sie Lutmäuse. Man hieß sie
auch „malefizisches Bicchzeug", „Teufelskunter",
„verhülltes Ziefer" und mit noch viel unfeineren
Namen. Denn der Mäuse waren in einem Jahr
solche Mengen erschienen, daß kein Halm und
keine Krume von ihnen verschont blieb. Zer-
wühlt und kahl wie zu Kriegszeiten sahen die
Felder, die Wiesen und Acker aus. Die armen
Bauern wußten nicht, was sie ernten noch wo-
von sie den Zins entrichten sollten. Eine allge-
meine Hungersnot schien unausweichlich durch
der Mäuse Schuld.
Die Etilfser beriefen eine Versammlung auf
dem Kirchplatz, zu der schier das ganze Dorf
sich einfand. Und Jeglicher klagte das Gleiche.
„Aller Plenten ischt hin," sagte der Hornegger.
„Net amal zum Papperl fürs Kindl langt er
niehr."
Der Kardauner fragte, womit man das Vieh
noch futtern solle, wenn bereits kein Heu da sei
und aufs Grummat keine Hoffnung bestehe?
Und der Raniser, ein armer Loter, der von
Almosen lebte, vermeldete, daß er sich schon einen
starken Rieuren geschafft hätte, ihn fest um fein
Magele zu schnüren. „Denn bal Keins mehr
Brot hat, wer soll Unsereinem geben?!"
„Ja, und der Schreck nachher, den einem das
Geziefer macht!" belferte die Steindlerin. „Gehst
über Feld, lauft dir gleich so ein Untier übern
Weg, schliefft dir untern Kittel 'nein. Letzthin
will ich irt meinem Stadel aus ’n Stroh was
greifen, buck mich darnach — da — fast hätt'
der Schlag mich troffen! — fahrt eine Maus mir
gegen 's Gesicht, als wollt' sie mich buffen!"
„Dössell versteh ich net," brummte der Raniser.
Sein Glück, daß die Steindlerin es nicht hörte.
„Also, was ist's jetzt?" sprach der Fließ, der
Dorfältester war. „Irgend was muß zur Abhilf
geschehen."
Der Hornegger, gar ein Fronrmer, riet, die
Geistlichkeit anzurufen und bei brennenden Kerzen
und Glocketigeläut den großen Bannfluch über
das schädliche Getier sprechen zu lassen. Der
Kardauner hinwieder, ein gar Hitziger, schrie:
man solle das Kunter einfach, wo man es be-
treffe, am Fleck totschlagen!
Aber der Dorfälteste schüttelte sein Haupt.
„Ees müßt's bedenken," sprach er nachdrücklich,
„die Tierlein stehen unterm Schutz der hohen
Obrigkeit. Sie niedermachen ward' am End noch
als Wildfrevel gestraft und unchristlich ist's oben-
ein! Auch 's Verfluchen wär schier zu hart,
weil's doch unvernünftige Tierln sein. Mir ziemt:
das Gescheiteste ist, wenn wir s' einklagen beim
Gericht zu Glurns."
Das fand allgemeinen Beifall. Der Weg
des Rechtes erschien Jedem als der sicherste und
geziemendste.
Also machte der Fließ namens der Gemeinde
feine Klage anhängig in Glurns und beantragte
selber, daß, so gut wie sie, die Kläger, durch einen
Prokurator vertreten seien, auch den Mäusen zu
ihrer Hilf und Verteidigung ein solcher gesetzt
werde. Und es geschah so. Am bestimmten Ter-
min fand nach allen Regeln römischen Rechts
die Verhandlung statt.
Der Sachwalter der Beklagten hatte einen
schweren Stand gegenüber den vom Klagvertreter
vorgebrachten, durch zahlreiche Zeugen beschwo-
erspart Ihnen Zeit, Mühe, Aufregung und Geld. Wollen
Sie das Zweckmäßigste, Modernste, Beste und Preiswerteste
haben, was es auf den verschiedenen Gebieten der Gebrauchs-
und Luxuswaren-Industrie gibt, so verlangen Sie unter Angabe
Ihrer Wünsche den betreffenden Spezialkatalog der Firma:
Dresden /6 ({w-HeatiMaM)
'7vcj/£{ip(k
Kataloge erhalten ernste Interessenten portofrei
Silber-, Gold- und Brillantschmuck, Uhren aller Art, Bestecke usw.
Gebrauchs- und Luxuswaren, Artikel für Haus und Herd, Ge-
schenk- und Reiseartikel, u. a.: Koffer, Lederwaren, Balkon- und
Gartenmöbel, Kinderwagen, Fahrräder und vieles andere. :: :: ::
Cameras, Ferngläser, Familien-Kinos, Opern- u. Prismengläser usw.
Beleuchtungskörper aller Art für Elektrizität, Gas und Petroleum.
Teppiche aller Art, deutsche und echte Perser, Künstlergardinen usw.
Moderne Pelzwaren, Fellteppiche, Fell-Fußsäcke, Pelzkapseln usw.
Geigen, Cellos, Gitarren, Mandolinen, Lauten, Konzertflöten usw.
Katalog U 146
Katalog II 146.
Katalog P 146
Katalog S 146
Katalog T 146
Katalog R 146
Katalog M 146
oder Teilzahlung
11j1111111t11!n .................... 11111 n < 1111111n111n111 iin111111111111111111111111 ii 11n111111111111111111111111111n111111111 iij111111111111111 n111111 ii 111111111111 i 11 n111 ii 111 n 111n 11 fij >in i!m h 1111 n111 n 11111 ii 111111 ii i ii mii111r111ii11111111n u n1111ri
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Die Miorle von den Cutmäusen
Bei dem Worte „mittelalterliche Rechtspflege"
läuft einem ein sachtes Gruseln den Rücken hinab.
Denn es verbinden sich mit dem Wort allerhand
Vorstellungen von Galgen und Rad, von Blutbann
und Folter, von all der unsinnigen Grausamkeit,
die voreinst der Mensch deui Menschen antat.
Aber selbst der Teufel ist gemeinhin so schwarz
nicht, als man ihn malt. Das Härteste kann seine
milde Seite haben und das Gruselige seine drol-
lige. Wie zu ersehen ist aus der Geschichte von
den Lutmäusen.
Lutmäuse sind kein vorzeitliches Getier, sondern
einfach zierliche huschende Feld- oder Wühlmäuse.
Zu Stilfs im Bintschgau jedoch, in, 16. Jahr-
hundert, hieß man sie Lutmäuse. Man hieß sie
auch „malefizisches Bicchzeug", „Teufelskunter",
„verhülltes Ziefer" und mit noch viel unfeineren
Namen. Denn der Mäuse waren in einem Jahr
solche Mengen erschienen, daß kein Halm und
keine Krume von ihnen verschont blieb. Zer-
wühlt und kahl wie zu Kriegszeiten sahen die
Felder, die Wiesen und Acker aus. Die armen
Bauern wußten nicht, was sie ernten noch wo-
von sie den Zins entrichten sollten. Eine allge-
meine Hungersnot schien unausweichlich durch
der Mäuse Schuld.
Die Etilfser beriefen eine Versammlung auf
dem Kirchplatz, zu der schier das ganze Dorf
sich einfand. Und Jeglicher klagte das Gleiche.
„Aller Plenten ischt hin," sagte der Hornegger.
„Net amal zum Papperl fürs Kindl langt er
niehr."
Der Kardauner fragte, womit man das Vieh
noch futtern solle, wenn bereits kein Heu da sei
und aufs Grummat keine Hoffnung bestehe?
Und der Raniser, ein armer Loter, der von
Almosen lebte, vermeldete, daß er sich schon einen
starken Rieuren geschafft hätte, ihn fest um fein
Magele zu schnüren. „Denn bal Keins mehr
Brot hat, wer soll Unsereinem geben?!"
„Ja, und der Schreck nachher, den einem das
Geziefer macht!" belferte die Steindlerin. „Gehst
über Feld, lauft dir gleich so ein Untier übern
Weg, schliefft dir untern Kittel 'nein. Letzthin
will ich irt meinem Stadel aus ’n Stroh was
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gegen 's Gesicht, als wollt' sie mich buffen!"
„Dössell versteh ich net," brummte der Raniser.
Sein Glück, daß die Steindlerin es nicht hörte.
„Also, was ist's jetzt?" sprach der Fließ, der
Dorfältester war. „Irgend was muß zur Abhilf
geschehen."
Der Hornegger, gar ein Fronrmer, riet, die
Geistlichkeit anzurufen und bei brennenden Kerzen
und Glocketigeläut den großen Bannfluch über
das schädliche Getier sprechen zu lassen. Der
Kardauner hinwieder, ein gar Hitziger, schrie:
man solle das Kunter einfach, wo man es be-
treffe, am Fleck totschlagen!
Aber der Dorfälteste schüttelte sein Haupt.
„Ees müßt's bedenken," sprach er nachdrücklich,
„die Tierlein stehen unterm Schutz der hohen
Obrigkeit. Sie niedermachen ward' am End noch
als Wildfrevel gestraft und unchristlich ist's oben-
ein! Auch 's Verfluchen wär schier zu hart,
weil's doch unvernünftige Tierln sein. Mir ziemt:
das Gescheiteste ist, wenn wir s' einklagen beim
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Das fand allgemeinen Beifall. Der Weg
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geziemendste.
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selber, daß, so gut wie sie, die Kläger, durch einen
Prokurator vertreten seien, auch den Mäusen zu
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Geigen, Cellos, Gitarren, Mandolinen, Lauten, Konzertflöten usw.
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Katalog II 146.
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