Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (19.1914, Band 2 (Nr. 27-52))

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klerikales Turnen

Der „Altöttlnper Liebfranenbotc" hat neulich in
einer Bricfkastennotiz Nor übernmßigein Turnen
gewarnt. „Gute Turner," meint er, „seien immer
die schlechtesten Studenten, und mehr als einer
von ihnen endete schließlich im Irrenhaus. Solche
Leute sollten sich am besten frühzeitig Gank-
lertrnppen ausihließcn."

Turnt nur, Kinderchen! Ohne Betrübuirg
Weist mait euch sachte und preisliche Übung,
Weist man euch liebreich, mit lehrhafter

Drastik

Sonntag für Sonntag der Seele Gymnastik:
Sanimelt euch, Schäflcin, in süßer

Belichtung,

Taktfest, in rechter, Berlinischer Richtung,
Beugt eure Knie und senkt eure Nacken —
Alles andre sind Satansattacken!

Wer getreu bei der Herde bleibt,

Niemals gaukelt und Sündhaftes treibt,
Steigt mit Fug auf der Würden Leiter,
Wird Assessor, Rat unb so weiter,

Wird ein Mann, den im christlichen Bayern
Christkatholische Seelen feiern,

Sein Gemüte bleibt weiß wie Schnee
(Leitersteigen lernt er per se).

Aber der, der da rennt und gaukelt.

Seine Glieder verdreht und schaukelt,

Wehe, kommt auf den bösen Punkt,

Wo der Korpus die Seele untertunkt,

Ach, es wird solcher Afterchrist
Schlangenbändiger, Journalist,


A

Vi

#7“



Puriftjierung


WM

Georg Pfeil

„warum Ham s' denn vorhin dös ganze
Bassin abg'lass'n?!"

„Da hat si grad vorher a Lutherischer drin
bad't!" _

Und das Ende ist Häresie,

Ist Marasmus und Hirilatrophie . . .

Guckt mal, die Sache ist ja natürlich:
Heidnisches Turnen ist ungebührlich!

Laufen ist sündhafte, eitle Erregung,

Denn das Tempo der Vorwärtsbewegung,
Das diktiert seinen Seelen der Christ,

Der der Lämmlein Verordneter ist —

Und beim Springen hopst man mit jäher
Gierde dem Himmel ein Stückchen näher,
Was doch füglich der christliche Mann
Ohne geistliche Hilfe nicht soll noch kann —
Fliehet, Geliebte, voll grimmigen Hauches
Jene abscheuliche Welle des Bauches,
Sintemalen, wenn man ihn hört,

Schon der Name die Seele stört!

Turnt nur Christen! Bor Seelenschaden
Hütet euch freundlich als leitender Faden
Der Kaplan und der Katechismus —
Sonsten verfallt ihr dem Kretinismus!

wcsa

*

-Liebe Jugend!

Auf der breiten Freitreppe eines Aonserva-
toriums steht der allseitig beliebte Lellolehrcr
im eifrigen Gespräch mit einer Schülerin, ohne
zu bemerken, daß an seinem Beinkleid etwas nicht
in Grdnung ist. Peinliche Situation, indem schon
mehrere junge Damen kichern. Gottscidank geht
oben gerade ein Kollege vorbei, der die Sache auch
sofort durchschaut. Es beugt sich also ein Locken-
Haupt über das Geländer, und herunter tönt's:
„Sst, Professor, mach mal 'n glissando nach
unten!"

17


Sie rauchen?

Dann werden Sie auch fchon oft morgens
beim Erwachen einen unangenehmen Ge-
fchmack im Munde empfunden und eine ver-
schleimte Kehle gehabt haben. Auch Ihre
Zähne werden eine gelbliche Farbe zeigen,
und Ihr Atem wird ftets nach Zigarrenrauch
riechen. Sie brauchen aber deshalb auf den
angenehmen Nervenreiz und die entkeimende
Kraft des Tabaks nicht zu verzichten, wenn
Sie sich vor den unangenehmen Folgen
des Rauchens durch den Gebraujfe&der^

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len Geruch

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