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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 19.1914, Band 2 (Nr. 27-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.4213#0366
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JULIUS DIEZ (MÜNCHEN)

Malt runde, hohle und schwarze Köpfe,

Bollmondnoten und Sechzehntelzöpfe,

Lang

— Singend ist ihm zu Sinn — windet er aus sich Gesang,

Zieht einen schweifigen Strich mit breitaufgespaltenem Kiele
Und wischt mit dem Aermel den Bogen hinab auf die Diele.

Mörtelt schwarz hinrollende Balken langhin in hallendeni Zuge,

Wieder streicht der Aermel nach rechts, und nieder flattert die Fuge,

Ton an Ton quillt aus ihm, er wird des Klingens nicht satt,

Wind geht im Bachischen Wald, Blatt löst sich nieder um Blatt.

Behende die Feder eilt Meilen von Klang, wippend in Bogen und Strich,
-Lakt pocht der Fuß, auf und ab nickt das Haupt, er sitzt und tönt ewiglich
Schüttet, wie das Gebirge Wässer, springenden Schall und fließendes Maß,
Sehet Johann Sebastian Bach, wie er der Welt vergaß!

Sehet Sebastian Bachen, wie er der Lauste vergessen,

Sehet, die Tür geht auf, und die Bachin ruft ihn zum Essen,

Ruft ihn, rust noch einmal, da hört sie ein murrend Aufstöhnen,

Kurz rückruckt der Stuhl, schwer kommt er hervor aus den Tönen,

Doch indessen da drüben zu thüringschem Kraute und Kloß
Messer und Gabeln klirren an irdenen Tellern,

3st da drüben im Arbeitsgemach ein heimliches Lärmen los,
Die Lüfte wehen in immer Hellern und schnellern
Takten, Passagen und Trillern graziös

und adrett,

Spieluhrzart aus der Stube durchs Haus

tönt ein geisterleis Menuett.

Ernst Eissaucr

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Julius Diez: Illustration zum Text "Bach zuhaus"
 
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