Der deutsche Lehrer
Wie sich's gehört — im Frieden war
Mir lieber keine Stund,
Als wenn der Buben frohe Schar
Mir hing an Herz und Mund.
Jetzt zuckt die Faust, die Wange loht,
Mich zieht's jenfeit des Rheins;
Man schlägt mir meine Brüder tot,
Und ich üb's Einmaleins.
Mit Rußlands Grenzen plag ich mich
Und nehm genau sie durch,
Derweil sie längst mit rotem Strich
Zerschnitt der Hindenburg.
Den besten Freund, den scharrten ein
Söldner zur letzten Ruh,
Und ich üb' mit dem Sohne sein
Den Gruß „How do you do?“
Des liebsten Schülers Mutter weint,
Frankreich nahm alles ihr,
Indeß ich heut „l’ami, der Freund"
Planmäßig deklinier.
Ihr Buben, schlag der Teufel drein —
Run wird nicht mehr doziert;
Ich schreib mich kriegsfreiwillig ein,
Und morgen wird marschiert!
Rudolf Dictz (Wiesbaden)
o
Liebe Jugend!
Lin Barbier meiner Vaterstadt ist um die
Schönheitsfehler seiner Kunden sehr besorgt, wäh-
rend er das wehrlose Gpfer einseift, konstatiert
er eine Paarkrankheit und fuchtelt dem Delin-
quenten mit einem Paarwasser vor den Augen
herum, um sich schließlich damit zu bescheiden,
daß man der spröden Gesichtshaut wenigstens
mit irgend einer wunderwirkenden Seife zu Leib
rücken müsse.
Um den Pandelsgeist dieses meines Leib-
Barbiers in Schwingung zn versetzen, reagierte
ich kürzlich aus den Versuch, mir eine Bartbinde
zu verkaufen; aber sie schien mir zu teuer. Auch
ein billigeres Exemplar fand ich zu hoch im preis.
Da donnerte aber der entrüstete Figaro los:
„Na, Mensch, wenn Ihnen det ooch nod? zn kost-
spielich is, denn klemmen Sc ftd) man nachts de
Bartenden zwischen de Gogendeckel!"
>»
Der zehnjährige Peini schnappt bei einem Ge-
spräch der Erwachsenen den Ausdruck „Duplizität
der Fälle" auf und läßt ihn fidj erklären. Am
nächsten Tag liest er, neben der Mutter sitzend,
in Schillers Gedichten. Plötzlich fährt er hoch.
„Mami, die Duplizität der Fälle ist zum Kul-
lern ! Gestern sagte der Lehrer zu uns: ,Und die
Treue, sie ist doch kein leerer Wahn/ und heute
steht es in der ,Bürgschaft' von Schiller!"
*
Der Herr Hauptmann
(Ein Musketierlied)
Ja von den Soldaten allen,
Die hier an den Feind gehn ra»,
Tut mir keiner so gefallen
Wie mein Hauptmann Kilian.
Wo die Kugelspritzen knattern,
Hockt er hoch auf seinem Gaul,
Und wenn die Franzosen schnattern,
Sd)lägt er krachend sie aufs Matll.
Täglich für den Schelmen -Franzen
Rüstet er die Tafel scharf,
Wo der den Revanche-Ranzen
Voll daran sich mästen darf:
Blaue Bohnen unermessen,
Heiß gesotten Tag für Tag,
Läßt er die Franzosen fressen
Soviel jeder haben mag.
Doch, den Musketier zu freuen,
Denl der Magen knurrt wie toll,
Einsig lädt mit toten Säuen
Hoch er die Bagage voll;
Und was sonst auf Feld und Straßen
Kreucht und fleucht und quiekt und brüllt,
Gänse, Hühner, Kälber, Hasen,
Er mit Fleiß dazwischen füllt.
Dieses macht mir viel Bergniegen,
Wenn der Sd>weinebraten dampft,
Denn kein Musketier kann siegen,
Wenn sich krumm sein Magen krampst.
Schön zwar sein's die Liebesgaben,
Wärmend um den Bauch getan,
Doch, will er zu fressen haben,
Geh id) halt zum Kilian.
Wo die Kugelspritzen knattern,
Hodit er hoch auf seinem Gaul,
Und wenn die Franzosen schnattern,
Schlägt er kradiend sie aufs Maul.
Ja von den Soldaten allen,
Die hier an den Feind gehn ran,
Tut mir keiner so gefallen
Wie mein Hauptmann Kilian.
f. u.
hat sich
Carmol
im Felde
außerordentlich gut bewährt, es wirkt schmerzlin-
dernd als Einreibung, auch erfrischend, nament-
lich mit Zucker genommen oder in Zuckerwasser als Limonade.
Unpässlichkeiten verschiedener Art werden
durch Carmol, mit Zucker genommen, beseitigt.
Anerkennungen ans dem Felde hesiatioen dieses.
Vertriebsstelle für Oesterreich-Ungarn:
Dr. A. Sehlosser’s Apotheke, Wien IV.
c
Bel etwaigen Bestellungen bittet man auf eile Münchner „JUGEND“ Bezug zn nehmen.
1292b
Wie sich's gehört — im Frieden war
Mir lieber keine Stund,
Als wenn der Buben frohe Schar
Mir hing an Herz und Mund.
Jetzt zuckt die Faust, die Wange loht,
Mich zieht's jenfeit des Rheins;
Man schlägt mir meine Brüder tot,
Und ich üb's Einmaleins.
Mit Rußlands Grenzen plag ich mich
Und nehm genau sie durch,
Derweil sie längst mit rotem Strich
Zerschnitt der Hindenburg.
Den besten Freund, den scharrten ein
Söldner zur letzten Ruh,
Und ich üb' mit dem Sohne sein
Den Gruß „How do you do?“
Des liebsten Schülers Mutter weint,
Frankreich nahm alles ihr,
Indeß ich heut „l’ami, der Freund"
Planmäßig deklinier.
Ihr Buben, schlag der Teufel drein —
Run wird nicht mehr doziert;
Ich schreib mich kriegsfreiwillig ein,
Und morgen wird marschiert!
Rudolf Dictz (Wiesbaden)
o
Liebe Jugend!
Lin Barbier meiner Vaterstadt ist um die
Schönheitsfehler seiner Kunden sehr besorgt, wäh-
rend er das wehrlose Gpfer einseift, konstatiert
er eine Paarkrankheit und fuchtelt dem Delin-
quenten mit einem Paarwasser vor den Augen
herum, um sich schließlich damit zu bescheiden,
daß man der spröden Gesichtshaut wenigstens
mit irgend einer wunderwirkenden Seife zu Leib
rücken müsse.
Um den Pandelsgeist dieses meines Leib-
Barbiers in Schwingung zn versetzen, reagierte
ich kürzlich aus den Versuch, mir eine Bartbinde
zu verkaufen; aber sie schien mir zu teuer. Auch
ein billigeres Exemplar fand ich zu hoch im preis.
Da donnerte aber der entrüstete Figaro los:
„Na, Mensch, wenn Ihnen det ooch nod? zn kost-
spielich is, denn klemmen Sc ftd) man nachts de
Bartenden zwischen de Gogendeckel!"
>»
Der zehnjährige Peini schnappt bei einem Ge-
spräch der Erwachsenen den Ausdruck „Duplizität
der Fälle" auf und läßt ihn fidj erklären. Am
nächsten Tag liest er, neben der Mutter sitzend,
in Schillers Gedichten. Plötzlich fährt er hoch.
„Mami, die Duplizität der Fälle ist zum Kul-
lern ! Gestern sagte der Lehrer zu uns: ,Und die
Treue, sie ist doch kein leerer Wahn/ und heute
steht es in der ,Bürgschaft' von Schiller!"
*
Der Herr Hauptmann
(Ein Musketierlied)
Ja von den Soldaten allen,
Die hier an den Feind gehn ra»,
Tut mir keiner so gefallen
Wie mein Hauptmann Kilian.
Wo die Kugelspritzen knattern,
Hockt er hoch auf seinem Gaul,
Und wenn die Franzosen schnattern,
Sd)lägt er krachend sie aufs Matll.
Täglich für den Schelmen -Franzen
Rüstet er die Tafel scharf,
Wo der den Revanche-Ranzen
Voll daran sich mästen darf:
Blaue Bohnen unermessen,
Heiß gesotten Tag für Tag,
Läßt er die Franzosen fressen
Soviel jeder haben mag.
Doch, den Musketier zu freuen,
Denl der Magen knurrt wie toll,
Einsig lädt mit toten Säuen
Hoch er die Bagage voll;
Und was sonst auf Feld und Straßen
Kreucht und fleucht und quiekt und brüllt,
Gänse, Hühner, Kälber, Hasen,
Er mit Fleiß dazwischen füllt.
Dieses macht mir viel Bergniegen,
Wenn der Sd>weinebraten dampft,
Denn kein Musketier kann siegen,
Wenn sich krumm sein Magen krampst.
Schön zwar sein's die Liebesgaben,
Wärmend um den Bauch getan,
Doch, will er zu fressen haben,
Geh id) halt zum Kilian.
Wo die Kugelspritzen knattern,
Hodit er hoch auf seinem Gaul,
Und wenn die Franzosen schnattern,
Schlägt er kradiend sie aufs Maul.
Ja von den Soldaten allen,
Die hier an den Feind gehn ran,
Tut mir keiner so gefallen
Wie mein Hauptmann Kilian.
f. u.
hat sich
Carmol
im Felde
außerordentlich gut bewährt, es wirkt schmerzlin-
dernd als Einreibung, auch erfrischend, nament-
lich mit Zucker genommen oder in Zuckerwasser als Limonade.
Unpässlichkeiten verschiedener Art werden
durch Carmol, mit Zucker genommen, beseitigt.
Anerkennungen ans dem Felde hesiatioen dieses.
Vertriebsstelle für Oesterreich-Ungarn:
Dr. A. Sehlosser’s Apotheke, Wien IV.
c
Bel etwaigen Bestellungen bittet man auf eile Münchner „JUGEND“ Bezug zn nehmen.
1292b