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Tsingtau gefallen!

Lernen in den Schnlestuben
Unsre Mädel, unsre Buden
Immer noch in jeder Klass':

„Als den tapfersten der Helden,

Den die Kriegsgeschichten melden,

Merken wir: Leonidas . .

Dann, ihr Herrn Kathederichte,

Ändert endlich die Geschichte!

Lasst das Griechentum zu Haus!

Beff're, grüß're Männer fielen,

Als aui Pah der Thermopylen,

An deir Küsten Kraut sch aus!

Männer, die zum Tode gingen
Nicht um Siegen und Gelinge»,

Nicht um eignes Wohl und Weh —
Männer, die nur für drei Farben,

Nur für ei>ren Namen starben —
Stumme Helden der Idee!

Deutsche Helden! Die versanken
Für den einzigen Gedanken,

Dah ein Schicksal sie bestellt
Als Beschützer und Behüter
Von denr heiligsteir der Güter:

Deutscher Ehre in der Welt!

Fehlt's Euch an Leonidassen?

Geht und sucht sie auf deir Gassen
An Depeschen-Tafeln aus!

Bess're, größ're Heldeir fielcir,

Als am Pah der Thermopylen,

An deir Küsten Ki autsch aus!

A. I>e Mora

Dcrvct und Genossen

„Nein, gegen Deutsch-Südwest zieh'» wir nicht.
Dort gibt's ja keine Engländer zu verhaurr!"

M engwna

(Geschrieben iur Granntfeuer bei St. Mihiel)

Schwer war der Tag, in unserer Mitte schritt
Der fahle Ted und seine Sense schnitt
Durch junges Leben, lachend frisch und rot,

Als war cs Gras, das sich dem Mäher bet.
Heiß war der Tag, ob auch der Forst gestöhnt
Im rauhen Ost. Ein Eisenhagel dröhnt
Noch setzt durchs herbstlich fröstelnde Geheg
Und schüttelt Blatter auf durchfurchten Weg.
Still ist's um mich, es schlaft die müde Schar
Ermattungsschlaf, nicht achtend die Gefahr,
Traumlos und schwer. Ich aber sinne wach,
Tief in mir zittern schwere Stunden nach,

Kein Bangen ist es, auch ein Trauern nicht
Um unsre Toten, was das Herz schier bricht.
Was mir die Augen netzt in heißem Naß,

Das ist der Haß, der wilde, grimme Haß —
Haß Dir und Rache abertauseudfach,

Du Krämervolk, das unser» Frieden brach,

Du Mäklerpack, das alle Welt belog
Und selbst den Freund noch in der Not betrog!
Haß Dir und Rache! — Jedem braven Feind
Biet ich die Hand, wenn uns der Friede eint —
Dir aber Haß und Schande immerdar!

Nimm mit Asiaten Deine» Vorteil wahr,

Bis Dich der neue Freund im Pelz erstickt,
Bis Dich die eigne Schlinge ganz umstrickt.
Haß England Dir! Durch herbstlich kalte Nacht
Schallt Schuß um Schuß. Ich halte treue Wacht,
Mich schläfert nicht, denn ohne Unterlaß
Stahlt mich und stärkt der wilde, grimme Haß.

Fel). VD. v. Vstini, k. b. Major

A. Schmidhaminer

Modifiziertes Wellington-Zitat

..Ich wünschte, cs wäre LZacht — aber der
Halbmond dürfte nicht aufgehcnl"

Das Glückwtmfct)celegramm

Der Zar sah gerade auf seinem Thron und
wartete die Befehle der Grohfürsten ab. Da trat
sein Adjulant mit einem Telegranun ein. Poincare
hatte mal wieder Glückwünsche losgelassen.

„Majestät, ein Telegramm von Paincare!" sagte
der Adjutant. Der Zar schunmzelte. „Sehr gut!
Wieviel schickt er?"

„Garnichts, Majestät!"

„Um Gotteswillcn, er wird doch nicht die
Zinsen mahnen?"

„Nein, Majestät: er sendet einen Glückwunsch!"

Der Zar seufzte: „Also boshaft ist er auch
noch! — Kommt wieder das Wort „Kultur"
in der Depesche vor?"

„Nein, Majestät! Er gratuliert zum Jahres-
tag der Thronbesteigung rurd hofft —"

„Wie? Er hofft immer noch?"

„... und hofft, Rußland werde am nächsten
Jahrestag die Freude des Friedens feiern!"

Der Zar lächelte. „Des Friedens", dachte
er. „Poincare als Friedensfreund ... bei der
Depesche hat ihm sicher ein Engländer geholfen!"
Und laut fuhr er fort: „Ich bin tief ergriffen!
Senden sie sofort drei Telegramme ab:

1. An Grey: ,Warum sind die Eskimos noch
nicht gegen Deutschland aufgehetzt?‘

2. An den Kronprinzen von Serbien: ,Was
machen meine lieben Königsmörder?*

3. An Poincars: ,Hoch Frieden, Menschlich-
keit und Kultur!‘"

Dann bestellte er für sich ein paar Flaschen
Champagner, und für seine Truppen eine Kollek-
tion Heiligenbilder.

Karl dien

Der fünfte November

(Die Nachricht von der Seeschlacht bei Valparaiso kam
bekanntlich um diese Zeit nach England.)

Aus König Jakobs Tagen
Noch heute tönt cs fort,

Als hält' es noch mehr zu sagen,

Das mahnend ernste Wort:

Remember, remembsr
The fifth of November !*)

Als hätt's ein Deutscher gedichtet
Auf unser jüngstes Tun,

Das Englands Hochmut vernichtet

*) Englischer Volksreim ans die mißglückte „Pnlver-
verschwörung" von 1605.

Ani fünften November nun —
Remember, remember
The fifth of November!

Ja, laßt es noch weiter hören,

Ihr drüben überm Kanal —

Es blieb ja ein Pulververschwören
Vergeblich auch dieses Mal!
Remember, remember
The fifth of November!

Und einst, wenn längst gebrochen
Britanniens tückische Macht,

Wird überall noch gesprochen
Vom Tag, der die Wendilng gebracht!
Remember, remember
The fifth of November!

Borroniaeus

*

Reims

Keine Posten in dcti Turm! Keine Deckung

beim Lhor

Eitle gotische Kirche — keilt gotisches Fort!

Marius

Die Frommen

Ein Blitz, ein Schuß von Mörderhaud —

Im Tode erbleicht Franz Ferdiitand.

Die Mörder stehlt vor dein Strafgericht,

Der Richter tut seilte blutige Pflicht.

Doch hinter ihnen ans Wand utid Tor
Tritt blutbefleckt ein Schemen hervor.

Ein Kronprinz ist cs; er staiumelt bleich:
„Was ruft ihr mich ans detn Serbeureich?"

„„Du gabst uns Waffen, du gabst uns Gold,
Du grüßtest Ulis so freundlich und hold.

Zum Streiche führtest du unsere kfand!""
Der Schemen taumelt blaß an die Wand.

Da faßt den Bleichen Iswolskis Faust:
„Was ist's, du Schwächling, wovor dir graust?

Graust dir vor dein bißchen Blut u»hl gar?
Bist du eilte Jungfer von fünfzehn Jahr?"

Auch Delcaffe ruft: „Was kütnmert's dich?
Sei nicht so zag und so zimperlich!

Schreckt dich eit, klciticr, blutiger Fleck?

Ach was, die Mittel heiligt der Zweck:"

Es lispelt der biedere Mister Grey:

„Wie tut mir eilt fretndes Leid so weh!

Ich kann als Ehrist den Mörder nicht stiehlt,
Er ist lnein Bruder, drum lieb' ich ihn."

Dann wusch er die lfäude voll früh bis spät
Hub schützte die belgische Neutralität.

Und tät die Augen zum Pimmel verdreh»,
Und weinte: „Ich kann kein Unrecht sehn!"

Liebe Jugend!

Nach heutigen Zeitungsberichten soll in Serbien
Papiermangel herrschen; dies ist sehr merkwürdig
für ein Land, das so reich an Lumpen ist.

Französischer Monolog
im deutschen Artilleriefeuer

Vor Jahr utid Tag ist cs gewesen,

Als mit Behagen ich gelesen
Etldlose Spalten im Journal
Vonl „Kruppskandal."

Wir freuten uns der holden Sage,

Bis jäh die Wahrheit trat zu Tage.
Verflucht! Jetzt hören wir Ihn mal,

Den „Kruppskandal!"

F. Kf.

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Register
Karlchen: Das Glückwunschtelegramm
A. De Nora: Tsingtau gefallen!
Marius: Reims
Borromäus: Der fünfte November
Frido: Die Frommen
W. Frh. v. Ostini: An England
Arpad Schmidhammer: Modifiziertes Wellington-Zitat
F. Kf.: Französischer Monolog im deutschen Artilleriefeuer
 
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