Der Grübel
Line bayrische Soldatenftgur
iZlls mobil gemacht wurde und die Reservisten
einrückten, kam auch der Grübe! wieder zu seiner
alten Kompagnie. Das heißt: Grübe! heißt er
nicht. Den wahren Namen dars ich hier nicht
hinschreiben. Einmal, weil er nur ein Held von
vielen ist — wenn auch ein ganz besonderer! —
und weil es nicht möglich ist, hier alle, die sich
da draußen als Helden zeigen, aufzrtzählen mit
Rainen. Und dann — wegen des Vorlebens!
Als nämlich der Grübel einrückte, dem Herrn
Hauptmann seine mächtige Pranke entgegen-
streckte und seine Freude aussprach, wieder bei
ihm zu sein, da teilte der Herr Hauptmann diese
Freude nur etwas bedingt. Denn der Grübel
war seinerzeit eines von den Schreckens- und
Sorgenkindern der Kompagnie und im Besitz einer
Strafliste von unwahrscheinlicher Länge gewesen,
erhielt in seinem Führungszeugnis das Prädikat
„Schlecht" und mußte, der Fülle seiner Strafen
wegen, drei Monate nachdienen. Was schon
einiges heißen will. Ec stammte aus einer Bier-
wirtschaft in der Münchner Vorstadt und war
wohl dort seines Herrn Vaters bester Gast ge-
wesen. Daß er rechtzeitig in die Kaserne einrückte,
gehörte zu den seltenen Ausnahmefällen, und was
sonst ein Soldat aufs Kerbholz kriegen kann,
wurde auch ins seinige geschnitten. Also ein
Mustermann war der Grübel bis dato nicht ge-
wesen, und sein Herr Hauptmann hatte fürs erste
keinen Grund, sein Erscheinen mit einem drei-
fachen freudigen Hurra! zu begrüßen.
Aber der Krieg tat am Grübel ein Wunder.
Als er den Zivilrock auszog, um in die Feldgraue
zu schlüpfen, zog er wie einen schmierigen Kittel
auch den alten Adam aus, tat alle üblen Ge-
pflogenheiten, auch die des Saufens von sich und
heute steht er vor den Franzosen draußen als
der wertvollste Mann in der Kompagnie. Seine
Schneid und sein Humor sind gleich unverwüstlich.
Er wird später als alle andern müde und reißt
alle mit beim Marschieren und Singen. Er hat
ein ganz märchenhaftes Talent im Requirieren,
nichts Genießbares entgeht seinem Spürsinn, er
kocht wie ein Gott — und ist tapfer über alles
Wahrscheinliche und Menschenmögliche hinaus.
Und unermüdlich in der Sorge für das leibliche
Wohl seiner Kompagnie. Ohne Amt und Auf-
trag hat er diese Sorge übernommen und aus
dem alten Schwerenöter ist ein Juwel geworden,
das gar nicht hoch genug zu schätzen ist.
Run ein paar Stückchen vo»t Grübel:
Die Kompagnie liegt seit Stunden im Schützen-
graben und wird von der französischen Artillerie
mit einem wahren Eisenhagel überschüttet. So-
bald sich irgend was Lebendiges in der deutschen
Linie zeigt, pfeifen die feindlichen Granaten heran
und die Gewehrkugeln dazu. Zu allem Überfluß
geht den Bayern die Munition aus. Der Haupt-
manir läßt durch einen Spielmann narf) rückwärts
das Flaggenzeichen geben, das Munitionsersatz
fordert. Aber der Mann winkt vergeblich mit
seinen Flaggen. Hat man ihn nicht gesehen oder
halten die da hinten es nicht für möglich, durch
den Platzregen von Blei und Eisen vorzukommen
— kurz, der Munitionscrsatz bleibt aus! Da steigt
der Grübel in seiner ganzen Riesenlänge bedächtig
aus dem Schützengraben, die Pfeife im Mund-
winkel, langsam und gemütlich geht er zurück.
Wie wütend beschießen ihn die Franzosen, rechts
und links von ihm pfeifen die Kugeln — aber
cs ist, als sei er gefeit. Rach einiger Zeit schon
sieht ihn sein Hauptmann wieder zurückkommen.
Die Pfeife hat der Grübel inuner noch im Mund-
winkel und in jeder Hand trügt er eine Patronen-
kiste, jede ist schwer wie ein Bierpanzen. Es
fällt ihm gar nicht ein, wegen der französischen
Geschosse, die wieder hageldicht um ihn einschlagen,
sein Tempo zu beschleunigen. Und ungetroffen
kommt er zur Kompagnie zurück.
„Rur schnell herein in den Schützengraben!"
ruft ihm sein Hauptmann zu. Aber der Grübel
schüttelt den Kopf, verteilt erst, ebenso bedächtig,
wie er gekommen ist, seine Patronen an den
ersten, den zweiten und den dritten Zug, immer
im wildesten Feuer der Franzosen, und dann erst
steigt er selber in den Graben und schießt mit.
Patronen sind aber nicht das einzige, was der
Soldat haben muß. Zum Beispiel nach einer
kalten Regennacht im Schützengraben. Rach einer
solchen kommt der Grübel zum Herrn Hauptmann
und meint: „Jetzt brauchet'n die Leut halt an
Kaffee!" Und gleich ist er auch mit der Ausführung
des schönen Gedankens beschäftigt. Er sammelt
bei der Mannschaft die Kaffeebohnen vom „Eisernen
Bestand" ein und begibt sich, das übrige zu be-
sorgen, in das zerschossene Dorf, vor dem die
Kompagnie liegt. Inzwischen kommt aus dem
Dorf, in das immer neue Granaten einschlagen,
ein Trupp jammernder alter Frauen und Männer.
Sie bitten den Herrn Hauptmann um Passier-
scheine, damit sie unangefochten weiter kommen
aus dem Heimatort, der bald in Flammen auf-
gehen niuß durch die französischen Granaten. Der
Hauptmann macht sich eben daran die Passier-
scheine zu schreiben, da kommt der Grübel wieder,
der im Dorf keine Kaffeemühle hat finden können.
Ein böser Mangel, wenn man Kaffee kochen
will und bloß ganze Bohnen hat! Die' alten
Weiber sehen und einen genialen Einfall kriegen
ist eins für ben Grübel. Und wie er gar die
Geschichte mit den Passierscheinen erfährt, weiß
er genau, was zu tun ist:
„Herr Hauptmann, dene gebär mir die Passier-
schein' no net — zerscht müssen s' an Kaffee
mahlen!"
Die alten Weiber beteuern janrmernd, das
ginge nicht, sie hätten keine Kaffeemühlen, — sie
müßten weiter. Aber der Grübel läßt nicht locker
und seinen Willen setzt er durch. Er redet deutsch,
münchner-deutsch mit den Leuten und trotzdem
verstehen sie alles, was er sagt. Zeternd eilen
sie ins Dorf zurück und alle Weiber kommen mit
Kaffeemühlen wieder. Der Grübel, der in solchen
Dingen ohne weiteren Befehl das Kommando zu
übernehmen pflegt, fetzt sie nebeneinander am
Rande des Straßengrabens hin und dirigiert die
Kaffeemahlerei. Wer zusah, wird das Bild wohl
fein Leben lang nicht mehr vergessen: die fran-
zösischen Bauernweiber am Grabenrand, kafsee-
mahlend unter dem Befehl des Grübel, der ihnen
eine schöne deutsche Rede hält!
Wie sie fertig sind, bekommen sie ihr Uaisser
passer und die Leute im Schützengraben haben
gleich danach ihr Frühstück.
Auch ein feines Mittagessen haben sie einmal
durch den Grübel bekommen — ein Mittagessen,
für das der Grübel allein das Eiserne Kreuz
verdient hätte. Er ist übrigens sowieso dazu
vorgeschlagen.
Also: Die ermüdete und hungrige Mannschaft
liegt wieder einmal im Schützengraben. In einem
Gemüsegarten ist er angelegt und mit allerhand
Gemüse ist der Rand des Grabens recht hübsch
maskiert. Gegenüber, nicht allzuweit entfernt,
liegen natürlich die Rothosen. Der Grübel sieht
ein, daß die Leute bald was zu essen haben
müssen und geht wieder einmal requirieren:
„Herr Hauptmann, da hinten, mein' ich, müßt'
ich a Sau, die wär' grad recht für uns — das
gab’ a fein's Pickelsteiner."
Dauert nicht lang und aus dem Hinter-
gründe wird jenes mißtönige aber vielversprechende
Quieken laut, mit dem die Schweine gegen das
Abgestochenwerden zu protestieren pflegen. Also
hat er die Sau schon, der Grübel. Gekauft
natürlich! Und nach einiger Zeit kommt er zun,
Schützengraben vor und hält nach den nötigen
Zutaten Umschau im Gemüsegarten. Kartoffeln
hat er bereits gefunden, gelbe Rüben gibt's auch
— aber zu einem richtig gehenden Pickelsteiner
gehört auch noch „Peterfilli", wie er's nennt!
Teufel! Und das Beet mit der Peterfilli liegt
außerhalb der Deckung, gegen die Franzosen zu.
Rur der energische Befehl des Hauptmanns kann
den Grübel dazu bewegen, daß er die Peterfilli
nicht aus dem Feuer holt, sondern sein Pickel-
steiner ohne das würzige Kraut fertig macht.
Brummend gehorcht er und geht wieder ans
Kochen. Das Pickelsteiner gelingt großartig. Mit
strahlendem Gesicht erscheint der Grübel auf ein-
mal wieder vor seinem Konipagnie-Chef und
meldet mit drolliger Würde:
„Herr Hauptmann — es ist serviert!"
Der Herr Hauptmann geht zurück ins nächste
Haus und findet tatsächlich einen tadellos ge-
deckten Tisch — sogar Silber liegt auf den blüh-
weißen Linnen. Eine Flasche Rotwein steht da
und ein sauberes Glas! Mehr kann man mitten
im feindlichen Feuer nicht verlangen!
Wie aber den mächtigen Kessel mit dein
dampfenden Essen bis an den Schützengraben
Vorbringen? Es ist drüben wieder recht lebendig
geworden und die Kugeln pfeifen hereitt in beu
Gemüsegarten. Um sein Leben ist dem Grübel
nicht bang, aber um das Pickelsteiner.
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Line bayrische Soldatenftgur
iZlls mobil gemacht wurde und die Reservisten
einrückten, kam auch der Grübe! wieder zu seiner
alten Kompagnie. Das heißt: Grübe! heißt er
nicht. Den wahren Namen dars ich hier nicht
hinschreiben. Einmal, weil er nur ein Held von
vielen ist — wenn auch ein ganz besonderer! —
und weil es nicht möglich ist, hier alle, die sich
da draußen als Helden zeigen, aufzrtzählen mit
Rainen. Und dann — wegen des Vorlebens!
Als nämlich der Grübel einrückte, dem Herrn
Hauptmann seine mächtige Pranke entgegen-
streckte und seine Freude aussprach, wieder bei
ihm zu sein, da teilte der Herr Hauptmann diese
Freude nur etwas bedingt. Denn der Grübel
war seinerzeit eines von den Schreckens- und
Sorgenkindern der Kompagnie und im Besitz einer
Strafliste von unwahrscheinlicher Länge gewesen,
erhielt in seinem Führungszeugnis das Prädikat
„Schlecht" und mußte, der Fülle seiner Strafen
wegen, drei Monate nachdienen. Was schon
einiges heißen will. Ec stammte aus einer Bier-
wirtschaft in der Münchner Vorstadt und war
wohl dort seines Herrn Vaters bester Gast ge-
wesen. Daß er rechtzeitig in die Kaserne einrückte,
gehörte zu den seltenen Ausnahmefällen, und was
sonst ein Soldat aufs Kerbholz kriegen kann,
wurde auch ins seinige geschnitten. Also ein
Mustermann war der Grübel bis dato nicht ge-
wesen, und sein Herr Hauptmann hatte fürs erste
keinen Grund, sein Erscheinen mit einem drei-
fachen freudigen Hurra! zu begrüßen.
Aber der Krieg tat am Grübel ein Wunder.
Als er den Zivilrock auszog, um in die Feldgraue
zu schlüpfen, zog er wie einen schmierigen Kittel
auch den alten Adam aus, tat alle üblen Ge-
pflogenheiten, auch die des Saufens von sich und
heute steht er vor den Franzosen draußen als
der wertvollste Mann in der Kompagnie. Seine
Schneid und sein Humor sind gleich unverwüstlich.
Er wird später als alle andern müde und reißt
alle mit beim Marschieren und Singen. Er hat
ein ganz märchenhaftes Talent im Requirieren,
nichts Genießbares entgeht seinem Spürsinn, er
kocht wie ein Gott — und ist tapfer über alles
Wahrscheinliche und Menschenmögliche hinaus.
Und unermüdlich in der Sorge für das leibliche
Wohl seiner Kompagnie. Ohne Amt und Auf-
trag hat er diese Sorge übernommen und aus
dem alten Schwerenöter ist ein Juwel geworden,
das gar nicht hoch genug zu schätzen ist.
Run ein paar Stückchen vo»t Grübel:
Die Kompagnie liegt seit Stunden im Schützen-
graben und wird von der französischen Artillerie
mit einem wahren Eisenhagel überschüttet. So-
bald sich irgend was Lebendiges in der deutschen
Linie zeigt, pfeifen die feindlichen Granaten heran
und die Gewehrkugeln dazu. Zu allem Überfluß
geht den Bayern die Munition aus. Der Haupt-
manir läßt durch einen Spielmann narf) rückwärts
das Flaggenzeichen geben, das Munitionsersatz
fordert. Aber der Mann winkt vergeblich mit
seinen Flaggen. Hat man ihn nicht gesehen oder
halten die da hinten es nicht für möglich, durch
den Platzregen von Blei und Eisen vorzukommen
— kurz, der Munitionscrsatz bleibt aus! Da steigt
der Grübel in seiner ganzen Riesenlänge bedächtig
aus dem Schützengraben, die Pfeife im Mund-
winkel, langsam und gemütlich geht er zurück.
Wie wütend beschießen ihn die Franzosen, rechts
und links von ihm pfeifen die Kugeln — aber
cs ist, als sei er gefeit. Rach einiger Zeit schon
sieht ihn sein Hauptmann wieder zurückkommen.
Die Pfeife hat der Grübel inuner noch im Mund-
winkel und in jeder Hand trügt er eine Patronen-
kiste, jede ist schwer wie ein Bierpanzen. Es
fällt ihm gar nicht ein, wegen der französischen
Geschosse, die wieder hageldicht um ihn einschlagen,
sein Tempo zu beschleunigen. Und ungetroffen
kommt er zur Kompagnie zurück.
„Rur schnell herein in den Schützengraben!"
ruft ihm sein Hauptmann zu. Aber der Grübel
schüttelt den Kopf, verteilt erst, ebenso bedächtig,
wie er gekommen ist, seine Patronen an den
ersten, den zweiten und den dritten Zug, immer
im wildesten Feuer der Franzosen, und dann erst
steigt er selber in den Graben und schießt mit.
Patronen sind aber nicht das einzige, was der
Soldat haben muß. Zum Beispiel nach einer
kalten Regennacht im Schützengraben. Rach einer
solchen kommt der Grübel zum Herrn Hauptmann
und meint: „Jetzt brauchet'n die Leut halt an
Kaffee!" Und gleich ist er auch mit der Ausführung
des schönen Gedankens beschäftigt. Er sammelt
bei der Mannschaft die Kaffeebohnen vom „Eisernen
Bestand" ein und begibt sich, das übrige zu be-
sorgen, in das zerschossene Dorf, vor dem die
Kompagnie liegt. Inzwischen kommt aus dem
Dorf, in das immer neue Granaten einschlagen,
ein Trupp jammernder alter Frauen und Männer.
Sie bitten den Herrn Hauptmann um Passier-
scheine, damit sie unangefochten weiter kommen
aus dem Heimatort, der bald in Flammen auf-
gehen niuß durch die französischen Granaten. Der
Hauptmann macht sich eben daran die Passier-
scheine zu schreiben, da kommt der Grübel wieder,
der im Dorf keine Kaffeemühle hat finden können.
Ein böser Mangel, wenn man Kaffee kochen
will und bloß ganze Bohnen hat! Die' alten
Weiber sehen und einen genialen Einfall kriegen
ist eins für ben Grübel. Und wie er gar die
Geschichte mit den Passierscheinen erfährt, weiß
er genau, was zu tun ist:
„Herr Hauptmann, dene gebär mir die Passier-
schein' no net — zerscht müssen s' an Kaffee
mahlen!"
Die alten Weiber beteuern janrmernd, das
ginge nicht, sie hätten keine Kaffeemühlen, — sie
müßten weiter. Aber der Grübel läßt nicht locker
und seinen Willen setzt er durch. Er redet deutsch,
münchner-deutsch mit den Leuten und trotzdem
verstehen sie alles, was er sagt. Zeternd eilen
sie ins Dorf zurück und alle Weiber kommen mit
Kaffeemühlen wieder. Der Grübel, der in solchen
Dingen ohne weiteren Befehl das Kommando zu
übernehmen pflegt, fetzt sie nebeneinander am
Rande des Straßengrabens hin und dirigiert die
Kaffeemahlerei. Wer zusah, wird das Bild wohl
fein Leben lang nicht mehr vergessen: die fran-
zösischen Bauernweiber am Grabenrand, kafsee-
mahlend unter dem Befehl des Grübel, der ihnen
eine schöne deutsche Rede hält!
Wie sie fertig sind, bekommen sie ihr Uaisser
passer und die Leute im Schützengraben haben
gleich danach ihr Frühstück.
Auch ein feines Mittagessen haben sie einmal
durch den Grübel bekommen — ein Mittagessen,
für das der Grübel allein das Eiserne Kreuz
verdient hätte. Er ist übrigens sowieso dazu
vorgeschlagen.
Also: Die ermüdete und hungrige Mannschaft
liegt wieder einmal im Schützengraben. In einem
Gemüsegarten ist er angelegt und mit allerhand
Gemüse ist der Rand des Grabens recht hübsch
maskiert. Gegenüber, nicht allzuweit entfernt,
liegen natürlich die Rothosen. Der Grübel sieht
ein, daß die Leute bald was zu essen haben
müssen und geht wieder einmal requirieren:
„Herr Hauptmann, da hinten, mein' ich, müßt'
ich a Sau, die wär' grad recht für uns — das
gab’ a fein's Pickelsteiner."
Dauert nicht lang und aus dem Hinter-
gründe wird jenes mißtönige aber vielversprechende
Quieken laut, mit dem die Schweine gegen das
Abgestochenwerden zu protestieren pflegen. Also
hat er die Sau schon, der Grübel. Gekauft
natürlich! Und nach einiger Zeit kommt er zun,
Schützengraben vor und hält nach den nötigen
Zutaten Umschau im Gemüsegarten. Kartoffeln
hat er bereits gefunden, gelbe Rüben gibt's auch
— aber zu einem richtig gehenden Pickelsteiner
gehört auch noch „Peterfilli", wie er's nennt!
Teufel! Und das Beet mit der Peterfilli liegt
außerhalb der Deckung, gegen die Franzosen zu.
Rur der energische Befehl des Hauptmanns kann
den Grübel dazu bewegen, daß er die Peterfilli
nicht aus dem Feuer holt, sondern sein Pickel-
steiner ohne das würzige Kraut fertig macht.
Brummend gehorcht er und geht wieder ans
Kochen. Das Pickelsteiner gelingt großartig. Mit
strahlendem Gesicht erscheint der Grübel auf ein-
mal wieder vor seinem Konipagnie-Chef und
meldet mit drolliger Würde:
„Herr Hauptmann — es ist serviert!"
Der Herr Hauptmann geht zurück ins nächste
Haus und findet tatsächlich einen tadellos ge-
deckten Tisch — sogar Silber liegt auf den blüh-
weißen Linnen. Eine Flasche Rotwein steht da
und ein sauberes Glas! Mehr kann man mitten
im feindlichen Feuer nicht verlangen!
Wie aber den mächtigen Kessel mit dein
dampfenden Essen bis an den Schützengraben
Vorbringen? Es ist drüben wieder recht lebendig
geworden und die Kugeln pfeifen hereitt in beu
Gemüsegarten. Um sein Leben ist dem Grübel
nicht bang, aber um das Pickelsteiner.
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