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Die große Schlacht

Wir blicken jeden Abend hinaus in die Nacht.
Rund um Deutschland im Dunkel

tobt die Schlacht

Endlose Wochen.

Hunderttausend Herzen sind schon zerschellt
An der eisernen Mauer, die uns umstellt.

Noch ist sie nicht zerbrochen.

Wir halten alle den Atem an.

Schal alles Werk, das man sonst begann.

Nur nicht das eine.

In einem Gedanken bebt das Land.

Zu eisernem Hammer ward jede Hand.

Jedes Herz ward znm Steine.

Und wollten sie bis an den Himmel bann,

Ihre Mauer — wir Wissens in seligem Granu —
Wird doch erstiegen.

Deutschlands Streiter sind heilig

und sterben nicht.

Zehn stehen aus, wo einer zerbricht.

Sie sterbe» nicht, sie siegen!

will Vesper

Schmach über alles!

Die Wut macht oft auch Kluge zu Kamelen —
Dafür kann ich ein Beispiel euch erzählen,

Das liefert Herr Capus im „Figaro",

Ein feiner Kopf einst — heute füllt ihn Stroh:
Er schreibt: daß unser Müller auf der „Eniden"
So ritterlich, das könne nicht befremden;
Geregelt fei ja das Gesetz der Ehre
Durch Briten und Franzosen auf

dem Meere,

Durch ihre ritterlichen Heldentaten —

(Wo? Wie? Und wann? wird leider nicht verraten)
Und dieses Ehrenkodex' der Marinen
Müßt „selbst der stolze Deutsche" sich bedienen.
Und außerdem, schreibt jener Rachebrüller,

War der besagte Kapitän von Müller
Zulang schon aus der Heimat der Barbaren
Hinaus aufs ehrenhafte Meer gefahren,

So daß ihn nimmer so gedrosselt hätte
Um seinen Hals die „kaiserliche Kette";
Drum war er ritterlich gegebenen Falles
Rach der Devise „Ehre über Alles",

Die Russen und Franzosen mit den Briten
Und Belgiern innig tät zusammenkitten.

Bon Russenehre braucht man nicht zu reden —
Des Zaren Eidbruch sagt genug für jeden;

Und auch die Belgierehre gilt uns wenig —

Das Mal des Judas zeichnet Belgiens König!
Boit Englands „Ehre" aber gar zu sprechen,

Zst halb ein Witz und halb ist's ein Verbrechen! —
Die Ehre über alles? Rein, Franzose:

Die Schande ist's, die schäm- und grenzenlose,
Die Gier, die Dummheit und dergleichen Sünden,
Was euch bewog, deir Weltkrieg anzuzünden,
Den ihr begannt mit unerhörten Lügen,

Mit Mord, Verrat und tollem Selbstbetrügen,
Zn Kompagnie mit Gelben, Schwarzen, Indern
Und andern! Pack, halb Vieh, halb

Menschenkindern,

Basutos, Leuten von den Fidschi-Inseln —

Rein, Herr Capus, nebst andren Einfaltspinseln,
Trotz aller giftgeschwollenen Erbosung:

S ch m n ch ü b e r a l I e s! heißt für Euch die Losung!

f. v. O.

üiebe Jugend!

Die Schornsteinfeger sollen jetzt ein neues
Nittel gefunden haben, um die Kamine schnell
kehren zu können. Sie brauchen in Zukunft nur
'unten zum Kaminrohr ksindenburg hineinzu-
rufen, dann geht der Ruß oben zum Schornstein
hinaus.

A. Schmidhammer

In der Patsche

„Zu Hilfe, zu Hilfe, grotzcr russischer Bruder!"
„Bednure, geliebter Serbe, - bi» selbst beschäftigt!"

Liebe Jugend!

Großer Tronrat in Aarskoje-Selo! Bestürzte
Gesichter überall: Väterchen will au die Front!
Der Generalissimus ist eigens nach Petrograd ae-
konnuen, um diese Reise zu verhindern; nämlich
Potemkinsche Dörfer bauen, ist verhältnismäßig
leichter, als den Polen, den Revolutionären und
den „lieben Inden" Kriegsbegeisteruug einbläueu.
Also was tun? Väterchen ist eigensinnig, er hat
eben den Kriegskoller; da kann mau nichts
machen! — — — Der Kriegsminister flüstert
mit dem Generalissimus und plötzlich hellen sich
beider Nieneu auf:

„Väterchen, Du brauchst nicht an die Front,
melde gehorsamst," sagt der Minister, „wir werden
den Krieg schon so führen, daß Du ihn von Pe-
trograd ans zu sehen bekommst!"

Max Feldbauer

Leisetreter und Cie.

„Du, schreib' sei dei'ni Bavert, daß er d'Engländer
et n»s d' Henneraugcn tritt! Tod iS net guct siir'n
Münchner Arcmdcuvcrkehr!"

Die „Shrenkegisn"

Schau, schau! Der Sinn für deutsche Ehre
Erwacht bei den Franzosen schon:

Man strich die deutschen Legionäre
Aus ihrer Ehrenlegion!

Nun, Deutsche, lernt auch ihr begreifen,
Was ihr bis dato nicht gewußt:

Sie waren schimpflich, jene Schleifen,

Für jede gute deutsche Brust!

Von einem Volk, das wahnbenommen,
Verleumdend schilt auf unser Land,

Kann keinem Deutschen Ehre kommen
Durch sulch ein Endchen rotes Band!

Gebt's froh zurück! Sie heften später
Das rote Fetzlein wohl einmal
Ins Knopfloch schmutziger Verräter,

Wie Wetterle und Blumenthal!

Das ist ein Platz, wie auserlesen
Für jenes Schleifchen, auf mein Wort!

Und war' es rot nicht schon gewesen —

Es würde rot von selber dort!

I^iberte! jpratei-mte! Senegalite!

Der Führer der belgischen Sozialdemokraten
Vandervelde hat auf Ersuchen des Königs Albert
vor zwei Regimentern eine Kampfrede gehalten;
er behandelte das Thenia: die Bundesgenossen-
schaft indischer und senegalesischer Truppen be-
weise, daß jetzt die ganze Menschheit für die Frei-
heit und die Zivilisation gegen Deutschland kämpfe.

Selbstverständlich! Ein Anhänger der Inter-
nationale darf keine Völkerschaft ausschließen,
sonst wäre die Internationale nicht international.
Vandervelde soll für seine Scnegalesenliebe be-
lohnt werden; und da König mildert ans Mangel
an Mitteln augenblicklich zu einer Belohnung
außer stunde ist, so wandte er sich an Poincare
mit der kollegialen Bitte, für ihn einzutreten. Zur
französischen Kolonie gehört an der Sklavenküste
ein Stück Land mit der Hauptstadt Grand Popo.
Vandervelde sollte mit diesem Land belehnt wer-
den. Aber er sagte stolz: „Sklavenküste! Faule
Kiste!" Es mußte deshalb zuerst, um die Erinne-
rung an jede Knechtschaft zu vermeiden, aus der
Sklavenküste eine Bruderkiste gemacht wer-
den. Der Name Grand Popo erinnerte in un-
angenehmer Weise an sklavische Peitschenhiebe;
er wurde deshalb in Grande Bauche umge-
tauft. Nun wird der internationale Sozialist seine
Neger als Banderveldniarschall zum Kampf für
die Freiheit und die Zivilisation führen.

Fl'ido

*

Berichtigung

Der große Rhythmatikus Iaques Dalcroze hat
bekanntlich den Gehirnhopser gewisser Leute mit-
getanzt und gegen die „deutschen Barbaren" ge-
wettert, — bis sich herausstellte, daß er weder
Franzose, noch aus der französischen Schweiz ist.
Nun konstatiert auch noch das „Prager Tageblatt",
daß er gar nicht Iaques Dalcroze heißt, sondern
Jakob Dalkcs. — Sollten damit die Tnthül
langen über diesen lieben Zeitgenossen wirklich
beendet sein? Nein.

Nit dem Auge eines Falkes
Konstatier ich: auch nicht Da lies
kfeißt der Tdle, sondern Dalles!
(Nnmpitz, Mumpitz über Alles.)

Kim

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Frido: Liberté! Fraternité! Senegalité!
F. v. O.: Schmach über alles!
Bim: Berichtigung
Will Vesper: Die große Schlacht
Arpad Schmidhammer: In der Patsche
-o-: Die 'Ehrenlegion'
Max Feldbauer: Leisetreter u. Cie.
 
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