Kriegsberichte
XIV.
Sir John Falstaff Plumpudding
an seine» Freund Franyois Grandebouche
Meine Hebe Opferlamm,
Wuenn ich Dich würde malen eine Bild von
meine Lage, es wuürde fallen aus etwuas zitterig:
neo-invafioniftisch. Es ist zu sein verstaunt: in
Paris, wuo der Fleisch wuird immer teurer, der
peopls schreit „Lenden!", — in meine Haupt-
stadt man schreit, mit richtige Aussprache, „Lo ir-
den!" — and in Germany unter die Linden,
maii ruft „Landen!" —
Oh, wuenn diese Krieg wirft ab wueiter tor
mir eine so fdjlcdjte Dividende, ich einfach wuerde
erklären England for neutral. Why not? Ich
habe erklärt schon viel größeres Blödsinn und
man hat es geglauben. Wuas is überhaupt
Neutralität? Neutralität sein, wuas immer der
Andere verletzt. Du bist kennend die belgische
Genusregel:
Wuas man nidjt okkupieren kann,
Das sieht man als Neutralen an!
Neutralität is, wuenn meine englijdje Flugschiffer
fahren über das Schweiz. Sie haben dort bloß
erkundigt das Lage von die Vierwaldstätter See,
wueldieir id) gern möchte haben, um zu etablieren
darauf meine Flotte in Sidierheit.
Id) wueiß irid)t, wuas meine Sd)iffe haben
für ein Angewuohnheit zu gehen spazieren in die
Luft. Wuenn id) es halte noch so heimlich,
es is dod) u n h e i m l i ch. Oh, meine liebe See-
lord Fisher, es fein nix mit Deine Fischerei, —
wärst Du lieber ein Müller!!
Wuir haben zuviele Sdireiers, and die
verflixten Deutschen haben zu viele Meyers!
Aud) mit Egypten es geht uns nilpferdmäßig.
Es ist ein sd>wueres Sad): Wedifelreiter gegen
Kamelreiter. Unsere egyptisd>e Politik is very,
very schmierig — excuse, ich wuollte schreiben
s d) w i e r i g. Mir is sd)einend: das Mistreß
Sphinx hat nod) ein dickeres Kopf als das Mister
Kitchener!
And das verdammte Suez-Kanal! Wuir
wuollten die Türken nur blicken lassen darauf
von der Gallerie, — and jetzt sie haben dort einen
Sperrsitz! — Überhaupt es sein dort ganz wuie
im theatre: sie machen uns nid)t Platz, — wueil
wuir zu spät gekommen sein.
Es sein wuirklid) bedauernswuertig : immer
kleiner wuird unser Platz an der Sonne, and
erst unser Platz an die Halbmond!! Dean
me, id) bin haltend gornix mehr von das ganze
Planetensystem! Wuenn ich mir angucke meinen
Hoffnungsstern, den großen Bär, (ursus rus-
sicus), mich wuird ganz sd)led)t!
Aud) in Indien es regt sich etwuas, and
wuenn id, saget „Sei still, du Hindu," es klingelt
zurück „halt's Maul, du Hund du!"
Die einzige englische Kolonie, die nod> folgt
wuie eine Pudel, is Portugal! God save die
Konkursoerwualtung!
Soeben id) erfahre das neueste t meine Linien-
schiff „Bulwark" is durd) eine Kesselexplosion in
das Luft gestiegen. — O Gott! Meine Zukunft
fliegt aus dem Wasser!
Id) sd)ließe tiefbekummert. Wuas soll man
make? Es giebt drei Arten von deutsdie Minent
„Kesselexplosion," „auf ein Riff laufen," and
„unbekannte Ursache."
Lebe wuohl, bleibe mid) treuer als id) Dich,
u"d ^ gekißt „an Deinem
alten, ehrlichen Seemann
8ir John Falstaff Plumpudding
ULanclte n
*
-Liebe Jugend!
Der laufe Jubel, mit dem in unserm Familien-
kreise da- erste in einer illustrierten Zeitschrift er-
schienene Porträt Pindenburqs begrüßt und be-
traä)tet wurde, Hatte auch Lina, unser junges
schwäbisches Dienstmädchen und Pausoriginal, die
natürlich auch wacker für den berühmten Mann
schwärmte, ins Zimmer gelockt. Lina sah sich den
Gefeierten naä) ihrer Art lange und gründlich an,
und wir warteten gespannt, was sie sagen würde.
Endlich kamen die Worte von ihren Lippen:
„Ischt der verheirat't?" *
Der neue plurarch
„wie lautet deine Siegesmeldung?" frugen
die Westmächte gespannt den sehnlich erwar-
tete» russischen Boten.
„Sauve, qui peut!“
*
Der Engländer kam an den Suezkanal.
Zu seiner großen Verwunderung fand er dort
einen freundlichen Herr», der ihm mit nicht
mißzuverstehender Geste höflich zurief:
„Bitte, rechts fahren!"
*
Einige deutsche Acrzte unterhielten sich über
das französische Schandurteil gegen ihre
Rollcgcn.
Bin ich froh," sagte einer, „daß ich die
französische Justiz »>d)t zu pflegen habe!"
*
„Weshalb soll ich mid) eigentlich an deinem
Rricg beteiligen?" frug der Portugiese den
*
Hindcnburg wurde von einem Besucher ge-
fragt, wer seine Hauptvorbildcr in der Rriegs-
kunst gewesen seien.
„Hannibal, Läsar, Friedrich der Große,
Napoleon, Moltke und Röntg Eduard VII.,"
erwiderte der Generaloberst.
„Exzellenz belieben zu scherzen," gab der
Besucher überrascht zurück, „worin kan»
Ihnen Eduard VII. ein Vorbild gewesen sein?"
„Im Einkreiscn," schmunzelte Hindenburg.
P frifen dechcl*)
Offiziersbursch, Pfeifendeckel,
Oft verspottet bis zum Ekel:
Tölpelhafter Liebesbote,
Waffenloser Stratzenknote,
Nad)tmahl-Knochenrestenager,
Stiefelputzer, Scherberltrager,
Heut' sei dir in ernster Zeit
Auch ein ernstes Lied geweiht.
Unter'm Platzen der Schrapnelle
Blieb dein Leutnant auf der Stelle,
Lag für tot auf dem ©efirijte;
Dod) du traust nicht der Geschichte,
Kriechst, wie audj die Kugeln pfeifen,
Hin, um ihn herauszuschleifen,
Trägst drei Stund ihn auf dem Rücken
Ohne Wege, ohne Brücken,
Bis du sicher ihn in's Bette
Lieferst ab im Lazarette.
Nach zwei Woä)en kann man's lesen:
Er kam heim und wird genesen.
Und in diesen Heldentagen
Muh man hell und laut es sagen:
Dieser brave, treue Knabe
Ist dabei kein weißer Rabe,
Biele taten so und endlid)
Fanden sie's ganz selbstverständlich.
Pfeifendedrel, dummer, kleiner,
Bist du aud) der letzten Einer,
Dienst als Diener nur im Heere,
Kriegsruhm sei dir doch und Ehre!
A. D.
*) In der österreichischen Soldatcnsprache heißt der
Offiztersdikner allgemein Pfeifendcckel.
*
Geh' in ein RIoster, Ophelia!
Die Engländer haben das deutsd)e Lazarett-
sd)iff „Ophelia" gegen alles Bölkerred>t gekapert.
Sie versuchten ihr Borgehen mit der Behauptung
zu rechtfertigen, daß die „Ophelia" Minen an
Bord gehabt habe.
England hat natürlid; sofort eine strenge Un-
tersuckung eingeleitet. Wären Minen an Bord
der „Ophelia" geftlnden worden, so wäre die Weg-
nahme des Sd)iffes selbstverständlich ohne weite-
res gered)ifertigt gewesen, obwohl de» Engländern
dabei and) kein Sdiaden entstanden wäre: denn
Minen, die nod) nicht gelegt sind, sd)aden bekannt-
lid) dem Feinde nicht. Allein die Sache liegt für
die „Ophelia" viel, viel fdjliiiimer! Es sind bei
der Durchsuchung nämlich keine Minen gesunden
worden! Also hatte sie die Minen sd)on
vorher gelegt!
Frido
Bitte
erneuern Sie Ihr Abonnement für das
I. Quartal 1915 möglichst sofort! Wir
erhalten bei Beginn des Vierteljahres stets
Klagen darüber, daß die ersten Nummern
unpünktlich eintreffen ; genaue Untersuchung
solcher Fälle hatte immer zu spätes Abon-
nieren als Grund. Namentlich unsere ver-
ehelichen Post-Abonnenten sollten ihre Neu-
bestellung bald aufgeben, weil sich bei Be-
ginn des Vierteljahres bei den Postanstalten
die Arbeit häuft und infolgedessen Unregel-
mäßigkeiten nicht ausgeschlossen sind.
Verlag der „Jugend“.
XIV.
Sir John Falstaff Plumpudding
an seine» Freund Franyois Grandebouche
Meine Hebe Opferlamm,
Wuenn ich Dich würde malen eine Bild von
meine Lage, es wuürde fallen aus etwuas zitterig:
neo-invafioniftisch. Es ist zu sein verstaunt: in
Paris, wuo der Fleisch wuird immer teurer, der
peopls schreit „Lenden!", — in meine Haupt-
stadt man schreit, mit richtige Aussprache, „Lo ir-
den!" — and in Germany unter die Linden,
maii ruft „Landen!" —
Oh, wuenn diese Krieg wirft ab wueiter tor
mir eine so fdjlcdjte Dividende, ich einfach wuerde
erklären England for neutral. Why not? Ich
habe erklärt schon viel größeres Blödsinn und
man hat es geglauben. Wuas is überhaupt
Neutralität? Neutralität sein, wuas immer der
Andere verletzt. Du bist kennend die belgische
Genusregel:
Wuas man nidjt okkupieren kann,
Das sieht man als Neutralen an!
Neutralität is, wuenn meine englijdje Flugschiffer
fahren über das Schweiz. Sie haben dort bloß
erkundigt das Lage von die Vierwaldstätter See,
wueldieir id) gern möchte haben, um zu etablieren
darauf meine Flotte in Sidierheit.
Id) wueiß irid)t, wuas meine Sd)iffe haben
für ein Angewuohnheit zu gehen spazieren in die
Luft. Wuenn id) es halte noch so heimlich,
es is dod) u n h e i m l i ch. Oh, meine liebe See-
lord Fisher, es fein nix mit Deine Fischerei, —
wärst Du lieber ein Müller!!
Wuir haben zuviele Sdireiers, and die
verflixten Deutschen haben zu viele Meyers!
Aud) mit Egypten es geht uns nilpferdmäßig.
Es ist ein sd>wueres Sad): Wedifelreiter gegen
Kamelreiter. Unsere egyptisd>e Politik is very,
very schmierig — excuse, ich wuollte schreiben
s d) w i e r i g. Mir is sd)einend: das Mistreß
Sphinx hat nod) ein dickeres Kopf als das Mister
Kitchener!
And das verdammte Suez-Kanal! Wuir
wuollten die Türken nur blicken lassen darauf
von der Gallerie, — and jetzt sie haben dort einen
Sperrsitz! — Überhaupt es sein dort ganz wuie
im theatre: sie machen uns nid)t Platz, — wueil
wuir zu spät gekommen sein.
Es sein wuirklid) bedauernswuertig : immer
kleiner wuird unser Platz an der Sonne, and
erst unser Platz an die Halbmond!! Dean
me, id) bin haltend gornix mehr von das ganze
Planetensystem! Wuenn ich mir angucke meinen
Hoffnungsstern, den großen Bär, (ursus rus-
sicus), mich wuird ganz sd)led)t!
Aud) in Indien es regt sich etwuas, and
wuenn id, saget „Sei still, du Hindu," es klingelt
zurück „halt's Maul, du Hund du!"
Die einzige englische Kolonie, die nod> folgt
wuie eine Pudel, is Portugal! God save die
Konkursoerwualtung!
Soeben id) erfahre das neueste t meine Linien-
schiff „Bulwark" is durd) eine Kesselexplosion in
das Luft gestiegen. — O Gott! Meine Zukunft
fliegt aus dem Wasser!
Id) sd)ließe tiefbekummert. Wuas soll man
make? Es giebt drei Arten von deutsdie Minent
„Kesselexplosion," „auf ein Riff laufen," and
„unbekannte Ursache."
Lebe wuohl, bleibe mid) treuer als id) Dich,
u"d ^ gekißt „an Deinem
alten, ehrlichen Seemann
8ir John Falstaff Plumpudding
ULanclte n
*
-Liebe Jugend!
Der laufe Jubel, mit dem in unserm Familien-
kreise da- erste in einer illustrierten Zeitschrift er-
schienene Porträt Pindenburqs begrüßt und be-
traä)tet wurde, Hatte auch Lina, unser junges
schwäbisches Dienstmädchen und Pausoriginal, die
natürlich auch wacker für den berühmten Mann
schwärmte, ins Zimmer gelockt. Lina sah sich den
Gefeierten naä) ihrer Art lange und gründlich an,
und wir warteten gespannt, was sie sagen würde.
Endlich kamen die Worte von ihren Lippen:
„Ischt der verheirat't?" *
Der neue plurarch
„wie lautet deine Siegesmeldung?" frugen
die Westmächte gespannt den sehnlich erwar-
tete» russischen Boten.
„Sauve, qui peut!“
*
Der Engländer kam an den Suezkanal.
Zu seiner großen Verwunderung fand er dort
einen freundlichen Herr», der ihm mit nicht
mißzuverstehender Geste höflich zurief:
„Bitte, rechts fahren!"
*
Einige deutsche Acrzte unterhielten sich über
das französische Schandurteil gegen ihre
Rollcgcn.
Bin ich froh," sagte einer, „daß ich die
französische Justiz »>d)t zu pflegen habe!"
*
„Weshalb soll ich mid) eigentlich an deinem
Rricg beteiligen?" frug der Portugiese den
*
Hindcnburg wurde von einem Besucher ge-
fragt, wer seine Hauptvorbildcr in der Rriegs-
kunst gewesen seien.
„Hannibal, Läsar, Friedrich der Große,
Napoleon, Moltke und Röntg Eduard VII.,"
erwiderte der Generaloberst.
„Exzellenz belieben zu scherzen," gab der
Besucher überrascht zurück, „worin kan»
Ihnen Eduard VII. ein Vorbild gewesen sein?"
„Im Einkreiscn," schmunzelte Hindenburg.
P frifen dechcl*)
Offiziersbursch, Pfeifendeckel,
Oft verspottet bis zum Ekel:
Tölpelhafter Liebesbote,
Waffenloser Stratzenknote,
Nad)tmahl-Knochenrestenager,
Stiefelputzer, Scherberltrager,
Heut' sei dir in ernster Zeit
Auch ein ernstes Lied geweiht.
Unter'm Platzen der Schrapnelle
Blieb dein Leutnant auf der Stelle,
Lag für tot auf dem ©efirijte;
Dod) du traust nicht der Geschichte,
Kriechst, wie audj die Kugeln pfeifen,
Hin, um ihn herauszuschleifen,
Trägst drei Stund ihn auf dem Rücken
Ohne Wege, ohne Brücken,
Bis du sicher ihn in's Bette
Lieferst ab im Lazarette.
Nach zwei Woä)en kann man's lesen:
Er kam heim und wird genesen.
Und in diesen Heldentagen
Muh man hell und laut es sagen:
Dieser brave, treue Knabe
Ist dabei kein weißer Rabe,
Biele taten so und endlid)
Fanden sie's ganz selbstverständlich.
Pfeifendedrel, dummer, kleiner,
Bist du aud) der letzten Einer,
Dienst als Diener nur im Heere,
Kriegsruhm sei dir doch und Ehre!
A. D.
*) In der österreichischen Soldatcnsprache heißt der
Offiztersdikner allgemein Pfeifendcckel.
*
Geh' in ein RIoster, Ophelia!
Die Engländer haben das deutsd)e Lazarett-
sd)iff „Ophelia" gegen alles Bölkerred>t gekapert.
Sie versuchten ihr Borgehen mit der Behauptung
zu rechtfertigen, daß die „Ophelia" Minen an
Bord gehabt habe.
England hat natürlid; sofort eine strenge Un-
tersuckung eingeleitet. Wären Minen an Bord
der „Ophelia" geftlnden worden, so wäre die Weg-
nahme des Sd)iffes selbstverständlich ohne weite-
res gered)ifertigt gewesen, obwohl de» Engländern
dabei and) kein Sdiaden entstanden wäre: denn
Minen, die nod) nicht gelegt sind, sd)aden bekannt-
lid) dem Feinde nicht. Allein die Sache liegt für
die „Ophelia" viel, viel fdjliiiimer! Es sind bei
der Durchsuchung nämlich keine Minen gesunden
worden! Also hatte sie die Minen sd)on
vorher gelegt!
Frido
Bitte
erneuern Sie Ihr Abonnement für das
I. Quartal 1915 möglichst sofort! Wir
erhalten bei Beginn des Vierteljahres stets
Klagen darüber, daß die ersten Nummern
unpünktlich eintreffen ; genaue Untersuchung
solcher Fälle hatte immer zu spätes Abon-
nieren als Grund. Namentlich unsere ver-
ehelichen Post-Abonnenten sollten ihre Neu-
bestellung bald aufgeben, weil sich bei Be-
ginn des Vierteljahres bei den Postanstalten
die Arbeit häuft und infolgedessen Unregel-
mäßigkeiten nicht ausgeschlossen sind.
Verlag der „Jugend“.