Der SbrenTäbel
Paris, du lust'ges Seinebabel,
Dein Witz war immer schon dein Stolze
Jetzt schenkst du gar 'neu Ehrensabel
Dem armen Neffen Leopolds,
Erst habt ihr ihn hineingeritten
Und ihn um Thron und Land gebracht,
Jetzt (unterm Borwand guter Sitten)
Wird er von euch noch ausgelacht.
Was nützt ihm euer Wehrgehenke,
Dem armen König ohne Thron,
Ihr fügt mit diesem Festgeschenke
Zu allem Schmerz noch bitt'ren Hohn.
Soll er vielleicht zum Spott der Kinder
Mit einem Säbel, lang und schön,
Und auf dem Haupte den Zylinder
Im Lols d’Boulogne spazieren gehn?
Franze aus .Berlin
Carl Hans Lody
Der Londoner Pöbel jauchzt und schreit:
„Mir haben ihn endlich gefangen!"
Der Londoner Pöbel schlägt ihn und speit:
„An den Galgen den Schurken gehangen,
lfans Lody, den deutschen Spion!"
kfans Lody.blickt in der Richter Gesicht'
Die Lippen zucken ihm leise.
„Ich bin ein Spion! Ich leugne es nicht!
Erspart Euch Eure Beweise!
kians Lody ist deutscher Spion!"
Die Richter murmeln: „Es bleibt keine Wahl,
Tod steht auf seinem verbrechen!"
Stolz ragt sians Lody, ein ehernes Mal.
„Macht's kurz, das Urteil zu sprechen
ksans Lody, dem deutschen Spion!"
Sie machten es kurz. „So höre es an:
Nun geht es mit dir zn Ende!"
Stunun trat vor die Schranken ein fremder Uian n,
Stumm drückt er in Ehrfurcht die kfände
lfans Lody, dem deutschen Spion!
lsans Lody starb von des Rächers kfand.
Nicht er, die kfenker erbeben.
Sein letzter Ruf: „Du mein Vaterland,
Nimm hin in Treue das Leben
sians Lodys, des deutschen Spions!"
Und sielst Du auch nicht in Schlachtennot,
Mir wollen die Fahnen senken:
Du littest für uns den Heldentod.
Gesegnet sei Dein Gedenken,
Hans Lody, deutscher Spion!
Kart ettlinger
Liebe Jugend!
Am Morgen geht immer bei der Batterie die
Post ein, auf die allgemein gewartet wird. Eines
Morgens ruft der Fernsprecher am Bcobachtnngs-
ftand den an der Batterie an: „Mensch, hast du
Paket?"
Darauf der andere, jung verheiratet: .
„Ja, Mensch, zwei Pakete und einen Sohn!"
Modifizierter alter Vers:
wenn die — Propheten blase»!
R. Rost
Die arme Feldpost
von eme aide Frankforder
Die Feldpost werd jetz, daß es kracht,
Bon jung und alt gerüffelt,
Die Feldpost, die bei Dag unn Nacht
Sich rackern dhitt unn büffelt!
Bon rechts unn links krieht fe ihr Fett,
Des dhut merr gar net baffe:
Die Feldpost is doch englisch net, —
Was dhut err fe so hasse?
Denkt driwwer nach unn redt Kaan Kohl,
Ihr Männercher unn Weiwer:
's gibbt weniger „Unnerschläger" wohl
Als Falsch-Adreffe-Schreiwer!
Zor Kriegszeit geht's net, wie mcrfch niöcht',
Drum schneid' net gleich Gesichter
Unn urteilt net so ungerecht
Als wie franzees'sche Richter!
Die Feldpost dhut ganz brav ihr Plicht,
Der Krieg is halt kaa Fridde!
Drum „Jugend", druck merr des Gedicht,
Ich dhu recht schee drum bitte!
Unn nemm nierr des Poem net schief,
Des wo ich frischgebore —
Ich schick herrsch net per Feldpostbrief,
Sonst geht's an> End' verlöre . . .
Russische Gnade
Der Zar hat in einer Ansprache an die Mos-
kauer Kaufmannschaft darauf angespielt, daß der
Besitz Konstantinopels nunmehr in Aussicht stehe.
Das Schwarze Meer soll eine russische Binnensee
werden.
Die Sache ist abgemacht. Konstatitinopel wird
durch die Gnade des Zaren unter dem Namen
Nikolaigrad zur Borstadt von Petrograd erhoben.
Der Sultan avanciert zum Schleusenwärter des
Schwarzen Meeres, das zum Kaiserlich russischen
Schwarzorcmgeweißen Meer befördert wird. Dieses
Meer wird zur kaiserlichen Hofbadeanstalt
bez. Hofeisbahn ernannt. Die Zeit, zu der
das Meer zuzufrieren, bez. aufzutauen hat,
wird dttrch den Zaren bestimmt. Italien,
Bulgarien und Rumänien werden für ihre
Neutralität dadurch belohnt, daß Rumänien
zum Allerhöchsten Spucknapf, Italien zun.
Allerhöchsten Stiefel und Bulgarien zuni
Allerhöchsten Stiefelknecht des Zaren er-
hoben wird.
Fi'ido
Habt Hebt!
'Mit unseren Weihnachtsgaben an die deutschen
Heere!)
Ihr Helden da draußen itt West und Ost
Vom Sturm umheult, erschauernd im
Frost,
In Waldeswildnis, ini Schützengraben
Wir schicken Euch Grüße und Wünsche
und Gaben
Und gäben so gerne unendlich viel mehr
Und sichere Ruhe Dir, treues Heer —
Aber habt Acht:
Laßt Euch beim Summen der Weihnachts-
glocketi
Bon Traum und Frohsinn nicht verlocken,
Seid dreimal schärfer noch auf der Wacht
Itt der Weihenncht!
Sie rechnen da drüben in ihrer Tücke,
Daß Euch die Weihnachtssehnsucht berücke,
Und habeti Euch Arges zugedacht
Für jene Nacht,
Granateitknall und Überfall
Auf Graben und Wall,
Vom bitterem Tod
Seid ihr bedroht:
Denkt nicht ati der Heimat Lichtergefunkel
Lugt scharf hinaus itt das drohende Dunkel,
Daß nicht der Feittd ben Träumer verlacht,
Deni aitch itt des Krieges blutigem Ringen
Die Wcihnnchtsglocken von Liebe singen —
Habt Acht! Habt Acht!
Fritz v. Ostini
*
Deutsche Armut
Der „Malin" schreibt, ein Beweis für die
kriegerische Minderwertigkeit der Deutschen gegen-
über den Franzosen sei, daß die Deutschen itt den
vergangenen Jahrhunderten sich mit dem „armen
und elenden Preußen" hätten begnügen müssen,
statt sich „in dem wunderbaren Frankreich nieder-
zulassen".
Ja, ja! Wie oft habet! die Deutschen schon
ihre Schwäche und Minderwertigkeit verwünscht,
die es ihnen unmöglich machte, in Frankreich
ihren Wohnsitz zu nehmen! Wie gern würden
sie heute Franzosen heißen, wie gern hätten sie
das Französische als Muttersprache und Frank-
reich als Vaterland! Heute lut ihnen ihre Schwäche
furchtbar leid. Wäre es anders gekommen, so
würde ihr Schiller Sardou, ihr Goethe Dumas,
ihr Kant Viktor Hugo, ihr Moltke Ioffre und
ihr Bismarck Delcafss geheißen haben. Nun ist
es zu spät. Nur einmal glückte es ihnen, ihren
Fehler beinahe wieder gutzuniachen. Als sie am
18. Januar 1871 das Deutsche Reich verkünden
wollten, schämten sie sich, die süddeutschen Ver-
bündeten nach dem armen und elenden Preußen
einzuladen: damals war Frankreich großmütig
genug, ihnen für diese feierliche Verkündung das
wunderbare Versailles zu pumpen.
JL'rido
Paris, du lust'ges Seinebabel,
Dein Witz war immer schon dein Stolze
Jetzt schenkst du gar 'neu Ehrensabel
Dem armen Neffen Leopolds,
Erst habt ihr ihn hineingeritten
Und ihn um Thron und Land gebracht,
Jetzt (unterm Borwand guter Sitten)
Wird er von euch noch ausgelacht.
Was nützt ihm euer Wehrgehenke,
Dem armen König ohne Thron,
Ihr fügt mit diesem Festgeschenke
Zu allem Schmerz noch bitt'ren Hohn.
Soll er vielleicht zum Spott der Kinder
Mit einem Säbel, lang und schön,
Und auf dem Haupte den Zylinder
Im Lols d’Boulogne spazieren gehn?
Franze aus .Berlin
Carl Hans Lody
Der Londoner Pöbel jauchzt und schreit:
„Mir haben ihn endlich gefangen!"
Der Londoner Pöbel schlägt ihn und speit:
„An den Galgen den Schurken gehangen,
lfans Lody, den deutschen Spion!"
kfans Lody.blickt in der Richter Gesicht'
Die Lippen zucken ihm leise.
„Ich bin ein Spion! Ich leugne es nicht!
Erspart Euch Eure Beweise!
kians Lody ist deutscher Spion!"
Die Richter murmeln: „Es bleibt keine Wahl,
Tod steht auf seinem verbrechen!"
Stolz ragt sians Lody, ein ehernes Mal.
„Macht's kurz, das Urteil zu sprechen
ksans Lody, dem deutschen Spion!"
Sie machten es kurz. „So höre es an:
Nun geht es mit dir zn Ende!"
Stunun trat vor die Schranken ein fremder Uian n,
Stumm drückt er in Ehrfurcht die kfände
lfans Lody, dem deutschen Spion!
lsans Lody starb von des Rächers kfand.
Nicht er, die kfenker erbeben.
Sein letzter Ruf: „Du mein Vaterland,
Nimm hin in Treue das Leben
sians Lodys, des deutschen Spions!"
Und sielst Du auch nicht in Schlachtennot,
Mir wollen die Fahnen senken:
Du littest für uns den Heldentod.
Gesegnet sei Dein Gedenken,
Hans Lody, deutscher Spion!
Kart ettlinger
Liebe Jugend!
Am Morgen geht immer bei der Batterie die
Post ein, auf die allgemein gewartet wird. Eines
Morgens ruft der Fernsprecher am Bcobachtnngs-
ftand den an der Batterie an: „Mensch, hast du
Paket?"
Darauf der andere, jung verheiratet: .
„Ja, Mensch, zwei Pakete und einen Sohn!"
Modifizierter alter Vers:
wenn die — Propheten blase»!
R. Rost
Die arme Feldpost
von eme aide Frankforder
Die Feldpost werd jetz, daß es kracht,
Bon jung und alt gerüffelt,
Die Feldpost, die bei Dag unn Nacht
Sich rackern dhitt unn büffelt!
Bon rechts unn links krieht fe ihr Fett,
Des dhut merr gar net baffe:
Die Feldpost is doch englisch net, —
Was dhut err fe so hasse?
Denkt driwwer nach unn redt Kaan Kohl,
Ihr Männercher unn Weiwer:
's gibbt weniger „Unnerschläger" wohl
Als Falsch-Adreffe-Schreiwer!
Zor Kriegszeit geht's net, wie mcrfch niöcht',
Drum schneid' net gleich Gesichter
Unn urteilt net so ungerecht
Als wie franzees'sche Richter!
Die Feldpost dhut ganz brav ihr Plicht,
Der Krieg is halt kaa Fridde!
Drum „Jugend", druck merr des Gedicht,
Ich dhu recht schee drum bitte!
Unn nemm nierr des Poem net schief,
Des wo ich frischgebore —
Ich schick herrsch net per Feldpostbrief,
Sonst geht's an> End' verlöre . . .
Russische Gnade
Der Zar hat in einer Ansprache an die Mos-
kauer Kaufmannschaft darauf angespielt, daß der
Besitz Konstantinopels nunmehr in Aussicht stehe.
Das Schwarze Meer soll eine russische Binnensee
werden.
Die Sache ist abgemacht. Konstatitinopel wird
durch die Gnade des Zaren unter dem Namen
Nikolaigrad zur Borstadt von Petrograd erhoben.
Der Sultan avanciert zum Schleusenwärter des
Schwarzen Meeres, das zum Kaiserlich russischen
Schwarzorcmgeweißen Meer befördert wird. Dieses
Meer wird zur kaiserlichen Hofbadeanstalt
bez. Hofeisbahn ernannt. Die Zeit, zu der
das Meer zuzufrieren, bez. aufzutauen hat,
wird dttrch den Zaren bestimmt. Italien,
Bulgarien und Rumänien werden für ihre
Neutralität dadurch belohnt, daß Rumänien
zum Allerhöchsten Spucknapf, Italien zun.
Allerhöchsten Stiefel und Bulgarien zuni
Allerhöchsten Stiefelknecht des Zaren er-
hoben wird.
Fi'ido
Habt Hebt!
'Mit unseren Weihnachtsgaben an die deutschen
Heere!)
Ihr Helden da draußen itt West und Ost
Vom Sturm umheult, erschauernd im
Frost,
In Waldeswildnis, ini Schützengraben
Wir schicken Euch Grüße und Wünsche
und Gaben
Und gäben so gerne unendlich viel mehr
Und sichere Ruhe Dir, treues Heer —
Aber habt Acht:
Laßt Euch beim Summen der Weihnachts-
glocketi
Bon Traum und Frohsinn nicht verlocken,
Seid dreimal schärfer noch auf der Wacht
Itt der Weihenncht!
Sie rechnen da drüben in ihrer Tücke,
Daß Euch die Weihnachtssehnsucht berücke,
Und habeti Euch Arges zugedacht
Für jene Nacht,
Granateitknall und Überfall
Auf Graben und Wall,
Vom bitterem Tod
Seid ihr bedroht:
Denkt nicht ati der Heimat Lichtergefunkel
Lugt scharf hinaus itt das drohende Dunkel,
Daß nicht der Feittd ben Träumer verlacht,
Deni aitch itt des Krieges blutigem Ringen
Die Wcihnnchtsglocken von Liebe singen —
Habt Acht! Habt Acht!
Fritz v. Ostini
*
Deutsche Armut
Der „Malin" schreibt, ein Beweis für die
kriegerische Minderwertigkeit der Deutschen gegen-
über den Franzosen sei, daß die Deutschen itt den
vergangenen Jahrhunderten sich mit dem „armen
und elenden Preußen" hätten begnügen müssen,
statt sich „in dem wunderbaren Frankreich nieder-
zulassen".
Ja, ja! Wie oft habet! die Deutschen schon
ihre Schwäche und Minderwertigkeit verwünscht,
die es ihnen unmöglich machte, in Frankreich
ihren Wohnsitz zu nehmen! Wie gern würden
sie heute Franzosen heißen, wie gern hätten sie
das Französische als Muttersprache und Frank-
reich als Vaterland! Heute lut ihnen ihre Schwäche
furchtbar leid. Wäre es anders gekommen, so
würde ihr Schiller Sardou, ihr Goethe Dumas,
ihr Kant Viktor Hugo, ihr Moltke Ioffre und
ihr Bismarck Delcafss geheißen haben. Nun ist
es zu spät. Nur einmal glückte es ihnen, ihren
Fehler beinahe wieder gutzuniachen. Als sie am
18. Januar 1871 das Deutsche Reich verkünden
wollten, schämten sie sich, die süddeutschen Ver-
bündeten nach dem armen und elenden Preußen
einzuladen: damals war Frankreich großmütig
genug, ihnen für diese feierliche Verkündung das
wunderbare Versailles zu pumpen.
JL'rido