Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (19.1914, Band 2 (Nr. 27-52))

Aelöbegräbnis

Don Karl Aröger

Kanonen und Gewehre
Verstummen eine Zelt.
Wohlan, die letzte Ehre
Den Toten nun geweiht!

Der Mond scheint hier und dorten
Er lieht die gleiche Bahn.

And gut schläft allerorten.

Wer seine Pflicht getan.

Vier Mann mit Helm und Spaten
Ein 2lnterossi)ier —

Verbringt die Kameraden
Ins letzte Nachtquartier.

Ein kurres Köpfeneigen —

Den Helm ab ;um Gebet!

Wer weist, wie bald das Schweigen
An unsrem Grabe steht.

Zehn Fust tief ln dem Boden
Schläft Deutscher und Franzos.
Wir wissen ja: Die Toten
Sind aller Feindschaft los.

Den Helm auf, Kameraden,
And in die Stirn gedrückt!
Wir müssen wieder laben
2lnb schauen, was uns glückt.

Die braunen Ackerkrumen
Verschönt derselbe Strahl.
Die Sterne find die Blumen.
Der Wind flngt den Choral.

Sie schlafen wohlgeborgen
Aus weitem grünem Feld.
Wir leben noch und morgen
Beweisen wir's der Welt.

ANTON SCHÖNMANN (MÜNCHEN)