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a'c'fi»9 IlTctcr, tiCgt der erste feindliche Schützen-
graben. Ich strecke den Ropf vor. »in besser zu
••t \ ®ann und wann sehe ich eine Rappe
über dein Rande. Gewehrläufe. Das Ansblitzen
o°r Schüsse, von links brüllt jemand: „Der
" Ropf runter, decken!"

_ plötzlich geht es los. Die Trompeten gellen,
dazwischen dumpfer Troinmelwirbel. Der Befehl
Seht durch die Reihen: „Schießen einstellen!"

schade, ich habe auch mal mitschießen können.
Aus zwei Franzosen, die aus dein Schützengraben
>n den Wald zurücksprangen. Geschossen habe ich
une wild. Ich glaube aber, die Rerle laufen heute
noch. Wieder und wieder tönen die Trompeten,
unsere Maschinengewehre rattern los und streuen
me feindlichen Schützengräben ab. Bajonette ans.
Den Rops vorgestreckt: „Achtung! Los!" Tine
Anzahl Leute springen raus. Werfen sich nieder,
springen wieder auf. Sprungweise geht cs gcgeii
den Wald vor.

„vorwärts, Leute! Drauf!" Rechts von uns
gehen die 83 er in mächtigem Laufschritt vor.
„Purra! Die 82 er haben schon den Wald!
Dhr müßt links raus, die 83 er bekommen von
links ein furchtbares Flankenfeuer. Im Zentrum
geht es auch mächtig vor. Jetzt gehen auch die
U8« in mächtigen Sätzen raus, „kfnrra! Durra!"

Ich pflanze mein Seitengewehr auf. Offiziers-
stellvertreter M. sieht mich an: „Was haben Sie
vor?" „Darf ich mit vor, Herr Feldwebel?"
„Wir haben den strengen Befehl, hier zu bleiben."
M. bekommt vom Feldwebel denselben Bescheid.
5chade! Die ganze Stimmung, die Trompeten,
der dumpfe Trommelwirbel, das Hurra reißt einen
einfach mit vorwärts. Lin furchtbares Geknatter
geht jetzt los. Ich kriege schnell mein Skizzen-
buch raus, das ich immer bei mir trage, und
nrache einige schnelle Skizzen. Alles spielt sich so
schnell ab. Immer wieder neue Bilder. Lin
gefangener Franzose stürzt in unseren Graben.
„Mon Dieu! mon dieu!“ (Er ist am Arm ver-
wundet. Liner von den Infanteristen verbindet
ihn. Lr bettelt um etwas Brot. Mit beiden
fänden packt er das Stück und schlingt es runter.
j)ctzt, da und dort, überall tauchen Franzosen

M. Fcldbauer

Der Bayer und der Gurkha

So, mei' lieber Gurkenhandler, jetzt schau»
S' Eahna den Gwchrkolm an und den Hirt-
ling, Marke ,Aupprecht,; wann'« jetzt was
wollen, dürfen S' nur wünschen!"

auf. In langen Sätzen laufen sie über das Feld.
Haufenweise folgen sie. In den vorderen Linien
winken unsere Leute ihnen zu. Rechts kommen

ganze Haufen gefangener Franzosen und Belgier
raus. (Es müssen mindestens 600— 800 Mann
sein. M. ruft mir zu und zeigt nach links, „Herr-
gott! Famose Rerle!" Dort stehen aufrecht im
Feuer im ersten feindlichen Schützengraben einige
von unseren Scharfschützen. Langsam angelegt,
einen Moment gezielt, dann ab. Jeder Rerl, den
sie aufs visier nehmen, liegt. So stehen sie min-
destens eine halbe Stunde im Feuer, ohne irgend-
welche Deckung. Auch wir denken garnicht daran.
Wir liegen fast oben auf dem Schützengraben, um
alles zu sehen. Die 83 er sind inzwischen in den
Wald gedrungen, haben eine feindliche Batterie
im Sturm genommen. Jetzt geht cs auf allen
Seiten vor. Die Unsrigen sind nicht mehr zu
halten. Unaufhaltsam geht es durch den Wald
hinter dem Feinde her. Da, was ist das? Donner-
wetter! Die französische Artillerie. Raum sind
die Unsrigen zurück, da setzt von drüben ein furcht-
bares Geschützfener ein. Die ganze Strecke vom
Walde bis zu den Gräben ist eine Rauchwolke.
Schwere Granaten und Schrapnells sausen rein.
Jetzt setzt auch unsere Artillerie mächtig ein.

Lin Infanterist saust heran und ruft uns zu:
„Da könnt Ihr nicht bleiben, entweder vor oder
sofort zurück, sonst seid Ihr verloren!" Unser
Feldwebel gibt den Befehl. Zurück! Gedeckt geht
es in eiligem Laufe rückwärts. Schon pfeifen
die Biester daher. Links ünd rechts dröhnt
und kracht es. Man glaubt in der Hölle zu
stecken. Splitter und Drcckklnmpen fliegen um
uns herum, wir kommen glücklich bei der Rap-
pellerie an. Hier auf dem Hofe stehen vielleicht
200 Gefangene. Zwei gefangene Belgier gehen
mit zwei von unseren Infanterieoffizieren und
einer weißen Fahne vor. Sie stellen sich auf eine
Anhöhe und winken nach den französischen Gräben
rüber. Line ganze Anzahl Leute laufen zu uns
rüber. In der vorderen Linie hier liegen nur
Franzosen und Belgier. Die (Engländer liegen
weiter zurück. Das edle Blut Albions muß ge-
schont werden, vorsichtig gehen ivir zum Be-
obachtungsstand zurück. Abends bauen wir unsere
Leitung zurück-viele herzliche Grüße!

«. Pf.


Ziel etwalsen Mestellunscen bittet man auf die Münchner „JÜGEND“ Bezu« am nehmen.

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Max Feldbauer: Der Bayer und der Gurkha
 
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