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Unfreiwilliger Humor des Auslandes

wir veröffentlichten in unserer Nr. 40 unter
dem Titel „Ein Viertelstündchen in der Redaktion
einer anglo-amerikanischen Zeitung" eine Satire
auf die schier unglaublichen Lügenmeldungen, die
die amerikanische „gelbe Presse" ihren Lesern auf-
tischt. Ein Arzt aus Utika, N.-p., schreibt uns
hierzu einen sehr amüsanten Brief, aus dem wir
zur Belustigung unserer Leser folgenden Passus
mitteilen wollen:

„Ihre Satire ist durchaus im Rahmen der
Wahrscheinlichkeit gehalten. Ich las einige
Stellen daraus verschiedenen Patienten vor, —
natürlich sie ins Englische übersetzend. Sie haben
alles geglaubt. Sie glauben überhaupt alles.
Hat doch noch vor einigen Tagen eine hiesige
Zeitung, um den Kaiser von dem Vorwurf zu
entlasten, daß er das „Karnickel" war, berichtet,
daß die Kriegserklärung dadurch dem Kaiser ab-
gezwungen wurde, daß Moltke sein Schwert zog
und drohte, Harakiri zu begehen, wenn der bis
dahin noch friedlich gesonnene Kaiser nicht nach-
gäbe — na, da mußte er denn! Die Erzählungen
von: Selbstmord des Kaisers, vom Durchbrennen
der Kronprinzessin mit einem japanischen Offi-
zier rc. rc. kennen Sie ja wohl."

Seit Roosevelts Reisebeschreibungen scheint ein
gewisser Teil der anglo-amerikanischen Presse und
ihrer Leser tatsächlich alles zu glauben.

Liebe Jugend!

In einer süddeutschen Mittelstadt hörte ich kürz-
lich folgendes Gespräch: „'s ist nur gut, daß wir
mit Österreich keinen Krieg haben! — — sonst
könnten wir unser Helles nimmer ,Lcht Pilsner
Urquell' nennen."

seMporikattr an die „Jugend'

Die wahre Ursache

Jüngst hat der englische Tory-Führer Balfour
zugegeben, daß nicht irgend ein Ereignis eines
Tags, irgend ein besonderer oder zufälliger Um-
stand den Krieg Englands gegen Deutschland
veranlaßt habe, sondern daß auch die „serbische
und belgische Tragödie" nur Episoden eines weit

größeren Verbrechens gegen die Zivilisation ge-
wesen seien: — des Aufschwunges Deutschlands
seit 1870 und seiner Weltmachtgelüste, für welche
die Erfindung des „Übermenschen" charakteristisch
gewesen sei.

Mr. Balfour kommt damit der wahren Ursache
des großen Brandes allerdings schon etwas näher,
aber nicht nah genug. Wir wollen sie ihm ver-
raten. Es war freilich eine Frechheit, daß wir
1870 siegten, und daß Nietzsche den Übermenschen,
Bauer das Unterseeboot, Lilienthal den Flug-
apparat imb Zeppelin den Lenkbaren entdeckte.
Aber die Deutschen haben noch größere Verbrechen
gegen die Kultur hinter sich. 1813 schlugen sie
Englands treuen Freund Napoleon, 1714 gaben
sie bcn Engländern das hannoversche Königshaus,
1517 erfand Luther die englische Religion, und
1330 Berthold Schwarz das Schießpulver. Za,
schon tausend Zahre vorher haben Deutsche Eng-
land angegriffen und die englische Nation ge-
gründet! Es ist also nicht mehr als recht und
billig, daß sie für diese Gemeinheit gestraft werden
unb bic Strafe kann gar nicht hart genug aus-
fallen. ar.

Liebe Jugend!

Nach fröhlich über Mitternacht hinaus im
Ouartier verlebter Weihnachtsfeier weckt mich
mein Bursche, durch Eifer und Tüchtigkeit eine
Zierde seines Standes, des Morgens zur befoh-
lenen Stunde. Ich sage ihm, ich wolle, falls nichts
Dringendes vorfalle, noch etwas weilerschlafen.

Nach etwa einer Stunde weckt inich der Ge-
treue mühsam zum zweitenmal. Ich springe, Drin-
gendes vermutend, rasch auf, da spricht der Brave:
',Ich wollte dem Herrn Leutnant nur melden, daß
bis jetzt nichts Dringendes vorgefallen ist."

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lioi etwaigen 11 e Stellungen bittet man auf die Mnnolmer „JUGEND“ lles&ufg zu nehmen.
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Gustav Johannes Buchner: Feldpostkarte an die "Jugend"
A. D. N.: Die wahre Ursache
 
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