Vorwärts!
Wera von Bartels (München)
Der sterkende Kokdat
O liebe Kriegskameraden ihr,
Das Stündlein hat geschlagen,
Daß wir uns scheiden müssen hier'.
Der Zeiger fallt,
Wie Gott ihn stellt,
Wir werden uns wohl auf dieser Welt
Kein Wörtlein wieder sagen.
O liebe Kriegskameraden ihr,
Wie seid ihr treu geschritten
Die lange Zeit zur Seiten mir!
Nun ist's mit Reih
Und Glied vorbei,
Die irdisch Freundschaft bricht entzwei,
Als war ein Ring zerschnitten.
2 liebe Kriegskameraden ihr,
Herzblut tut gar schnell fließen —
Hab nit viel Weil, nit viel habt ihr,
2ch bitt allein
Mein Weib daheim
Und mein blondschopfigs Bübelein,
Die sollt ihr von mir grüßen I
O liebe Kriegskameraden ihr,
— Ich hör ein Brausen und Klingen —
— — Die Straßen sind voll
Menschengewirr —
— Und Fahnen heraus
An jedem Haus —
Und wir tragen all einen Bkunenstrauß
Und tun „Victoria!" singen . . .
H. De Hora
Liebe Jugend!
In der III. 6. werden Liebesgaben für
das tapfere Ueer gesammelt und es herrfäü unter
den Buben ein schöner Wetteifer, recht stattliche
Pakete beizusteueru. Aber der kleine Riedlechner
Pepi, der Sohn einer armen Wäscherin, kann mit
seinen begüterten Kameraden nicht Schritt kalten
und bringt bloß ein armseliges Päckchen, das er
dem Lehrer mit den Worten überreicht:
„Z bitt schön, Herr Lehrer, dös is mein Ge-
schenk. Aber, i bitt schön, auslachen derfen S'
»ui net!"
Der Lehrer öffnet behutsam das Päckchen und,
nachdem er zahlreiche Papierhüllen entfernt hat,
stößt er schließlich auf des Pudels Kern, bestehend
aus drei Stückchen Jucker. Und daneben ein Zettel
mit einer eigenhändigen Widmung Pepis:
„Einem brafen Fertl!"
Mie schwarze Rerzen ....
Im schwarzen Kleide könnt Ihr sie jetzt sehn,
Wie sie mit leidgehemmten Schritten gehn
Durch Straßen, die die bunten Flaggen zieren,
Die Witwe, Mutter, die verwaiste Braut.
Kein Klagwort wird von ihren Lippen laut,
Bon ihren Lippen, die im Schmerze frieren.
Daß Ihr die Siegesflaggen hissen könnt,
Darum ward ihnen Opferleid vergönnt,
Und darum ist ihr Lebensgut gestrandet.
Stumpf ward ihr Glück. Und doch:
Ost lodert hell
Ein frohes Feuer wie ein Freudenquell
Aus ihrem Aug'.
Wie Kerzen, schwarz umwandet,
Zu Häupten von verbrämten Sarkophagen
Lebendiges Glühen hoch zum Himmel tragen.
So lodert durch ihr Leid ein Freudenschein:
„Ich darf nicht klagen. Denn ein Held
war mein
Richard Rieß
61
Wera von Bartels (München)
Der sterkende Kokdat
O liebe Kriegskameraden ihr,
Das Stündlein hat geschlagen,
Daß wir uns scheiden müssen hier'.
Der Zeiger fallt,
Wie Gott ihn stellt,
Wir werden uns wohl auf dieser Welt
Kein Wörtlein wieder sagen.
O liebe Kriegskameraden ihr,
Wie seid ihr treu geschritten
Die lange Zeit zur Seiten mir!
Nun ist's mit Reih
Und Glied vorbei,
Die irdisch Freundschaft bricht entzwei,
Als war ein Ring zerschnitten.
2 liebe Kriegskameraden ihr,
Herzblut tut gar schnell fließen —
Hab nit viel Weil, nit viel habt ihr,
2ch bitt allein
Mein Weib daheim
Und mein blondschopfigs Bübelein,
Die sollt ihr von mir grüßen I
O liebe Kriegskameraden ihr,
— Ich hör ein Brausen und Klingen —
— — Die Straßen sind voll
Menschengewirr —
— Und Fahnen heraus
An jedem Haus —
Und wir tragen all einen Bkunenstrauß
Und tun „Victoria!" singen . . .
H. De Hora
Liebe Jugend!
In der III. 6. werden Liebesgaben für
das tapfere Ueer gesammelt und es herrfäü unter
den Buben ein schöner Wetteifer, recht stattliche
Pakete beizusteueru. Aber der kleine Riedlechner
Pepi, der Sohn einer armen Wäscherin, kann mit
seinen begüterten Kameraden nicht Schritt kalten
und bringt bloß ein armseliges Päckchen, das er
dem Lehrer mit den Worten überreicht:
„Z bitt schön, Herr Lehrer, dös is mein Ge-
schenk. Aber, i bitt schön, auslachen derfen S'
»ui net!"
Der Lehrer öffnet behutsam das Päckchen und,
nachdem er zahlreiche Papierhüllen entfernt hat,
stößt er schließlich auf des Pudels Kern, bestehend
aus drei Stückchen Jucker. Und daneben ein Zettel
mit einer eigenhändigen Widmung Pepis:
„Einem brafen Fertl!"
Mie schwarze Rerzen ....
Im schwarzen Kleide könnt Ihr sie jetzt sehn,
Wie sie mit leidgehemmten Schritten gehn
Durch Straßen, die die bunten Flaggen zieren,
Die Witwe, Mutter, die verwaiste Braut.
Kein Klagwort wird von ihren Lippen laut,
Bon ihren Lippen, die im Schmerze frieren.
Daß Ihr die Siegesflaggen hissen könnt,
Darum ward ihnen Opferleid vergönnt,
Und darum ist ihr Lebensgut gestrandet.
Stumpf ward ihr Glück. Und doch:
Ost lodert hell
Ein frohes Feuer wie ein Freudenquell
Aus ihrem Aug'.
Wie Kerzen, schwarz umwandet,
Zu Häupten von verbrämten Sarkophagen
Lebendiges Glühen hoch zum Himmel tragen.
So lodert durch ihr Leid ein Freudenschein:
„Ich darf nicht klagen. Denn ein Held
war mein
Richard Rieß
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