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Hindenburg

A. Ficbigcr

kommt!

Noch prahlt er spöttisch, doch bald sinkt sein Mut —
Ein furchtbar Ende droht dem frevlen Spiele:
Mit Donnerkrachen tauchen in die Flut
Zerschmettert seine stahlbewehrten Kiele!

Und seine Güter, seinen Mammon schlingt
Das Meer hinab zu ungemesf'nen Gründen —
Wie? Dämmert jetzt der Tag, der Sühne bringt
Für ein Jahrhundert aufgehäufter Sünden?

Und jauchzen sie nicht alle ringsumher,

Die mit uns litten unter Englands Taten?

Und helfen sie lins freudig nicht, das Meer
Zu säubern von den britischen Piraten?

Ach nein! Wer älso hoffte, weiß es nicht,

Wie langsam Licht in Sklavenseelen dämmert!
Sie zollen dem, der ihre Kette bricht,

Bloß Haß — und Ehrfurcht dem, der sie

gehämmert!

Die Schwäche zittert und es grollt der Neid
Auf unsre Kraft, auf unser kühnes Wagen —
Wir stehn allein, wie sonst, in diesem Streit,
Mag er der ganzen Menschheit Früchte tragen!
Keiil Freund, kein Mitbedrückter steht uns bei,
Den Großmannsucht und Krämergier entrechtet —
Und dennoch schall' es laut: Dns

Meer ist frei —

Gott strafe England, das es lang

geknechtet!
fritz von Ostini

Gerechtigkeit

Das Kriegsgericht von Limoges ver-
urteilte einen Kriegsgefangenen deutschen
Soldatelt wegen Plünderung, weil seilte
Taschenuhr das kleine Damenformat,
lticht das größere Format der Herren-
tthren zeigte.

Die russischen Kriegsgerichte wollen
ltatürlich alt Scharfsinn ihren französi-
schen Brüdern nicht nachstehn. Deshalb
verurteilten sie einen deutschen Sntcn-
danturoffizier wegen Unterschlagung,
weil in seinem Besitz 47 Mk. 75 Pfg.
bares Geld vorgefunden wurde; eilt
Intendanturoffizier, so führte das russi-
sche Gericht aus, erwerbe sein Geld nur
durch Unterschlagung.

Einen deutschen Soldaten verur-
teilten die Russen wegen Diebstahls,
weil er zwei Taschentücher bei sich trug;
ein gemeiner Soldat besitze keine Ta-
schentücher, weil er gnrnicht wisse, was
eilt Taschentuch sei.

Khcdive

Futterfeinde

Ach, wie war doch sonst das Schwein beliebt
Ebenso bei Vätern wie bei Muttern!

Aber dieses dicke Tier betrübt

Jetzt uns ungemein in puncto Futtern.

Denn es ist des Menschen schlimmer Feind,
Weil es fast dasselbe frißt wie dieser.

Welcher Umstand äußerst peinlich scheint
Dem Berliner Volk und dem Pariser.

Auch die Hunde fressen viel zu viel,

Was die Menschelt selber essen könntest.

Schwein und Hund — es ist kein Kinderspiel —
Silld uns Feiitde jetzt und Konkurrenten.

Aber wenn man beide gar vereint,

Fressen sie mit noch viel größ'rem Munde.

Unser aller-, allerschlimmster Feind
Sind die sogenannten Schweinehlntde.

Frido

*

Rolleiirvcchsel

Unter braüsendent Beifall erklärte jüngst int
großen Ballhaus Paris der Schauspieler Antoine
— vordem wie so viele in Deutschland maßlos
verhätschelt! — er bedaure, mit dem Deutschen
Gerhart Hauptmann in persönlicher
Freundschaft gestanden zu haben. Zu seinem
Sohn, der and) mit Hauptmanns Sohn

F. Ileubner

bekannt sei und an der Front stehe, habe er ge-
sagt: „Wenn Du ihn begegnest, töte ihn
ohlle Erbarmen!"

Danlit ist also ein Hallswurst ins Fach der
Heldenväter übergegangeil.

Der Abbruch der wissenschaftlichen
Beziehungen zwischen Portugal und
Deutschland

Die Akademie der Wissenschaften voll Portugal
hat, wutschnaubend über die patriotische Kund-
gebung deutscher Gelehrter, eine Schmähschrift
gegen Deutschland losgelassen; zur Kennzeichnung
des Iilhalts und rüden Tolles sei mir dieser Satz
zitiert:

„Jetzt bleibt den Akademien und Ulliversitätell
der ganzen Welt nichts übrig, als die Berührung
mit alleil wissenschaftlichen und künstlerischell Kör-
perschaften Deutschlands zu meiden, weil sie alle
scholl vollständig voll der Fülililis angesteckt ülld,
die, ekelerregend, alls dem besagteil Schriftstück
hervoreitert."

Diese Kundgebung harn folgendermaßen zu-
stande: Der portugiesische Rektor telefonierte (Er-
f i n d e r des elektrischen Telefons: der
D e u t s ch e R e i s) die Mitglieder zusammen, nach-
dem er auf seiner Tascheiluhr (Erfinder der
Deutsche H e n I c i n) Feierabend konstatiert
hatte. Zunächst uiltersuchte man. ob die Gestirne
günstig feien (Erfinder des astronomische n
Fernrohrs der Deutsche Kepler). Dann
ftärhten sich die Herren bei einem knappen Lachs-
esseil (Erfinder der künstlichen Filchzucht
der Deutsche I a e o b i), wobei sie vorsichts-
halber den Alkohol streng mieden. (Erfinder
des künstlichen Miileralwassers der
Deutsche S t r u v e.) Bei einer Tasse Kaffee
(Erfinder des P o r z e l l a ll s der Deutsche
B ö t t g e r), gut gezuckert (Erfinder der Z u k-
kerrübenfabrikation derDeutsche Ad)ard)
begalln die spinnende Gesell)rijtift (Erfinder des
Spinnrads der D e it t f d) e I ür g e n) die
Beratungen, zu benen sie sich sicherheitshalber in
einen Panzerturm (Erfinder der Deutsche
Gruson) unter den Schutz voll Kanonen (Er-
finder des Gußstahls für Geschütze der
Deutsche Krupp) zurückzog. Ailfallgs beail-
tragte der Rektor, einfad) alle Deutschen aus zu-
rotten: entweder mit Blausäure (Erfinder der
Deutsche Scheele) oder mit Salz-
säure (Erfinder derDeutsche Ba-
silius Balentinus) mit Morphium
(Entdecker der Deutsche Sertür-
ner) mit Chloroform (Entdecker der
Deutsche L i e b i g) oder mit Elek-
trizität (Erfinder der Elek-
trisier masch ine der Deutsche
G u e r i ck e). Dann aber einigte man
sich mildherzig, alle wissenschaftliche Ver-
bindung lnit Deutschland „zu meiden"'
Man lies; fid) zur Erinnerung an
den glorreichen Tag photographieren
(Erfinder der Photographie
d e r D e u t s ch e I. H. S ch u i 1; e), gab
die gefaßte Resolution zum Druck (Er-
finder der B u ch d r u ck e r k u n st
der Deutsche Gutenberg) und
alsbald vervielsültigte die Schnellpresse
das Kulturdokument (Erfinder der
SchnellpressederDeuts d) eKönig).

Wir aber geben den stolzen Portu-
giesen den Rat, diesem von der un-
entrinnbaren deutschen Geistesarbeit ver-
seuchten Dasein „angeekelt" den Rücken
zu kehren. (Erfinder der Dum-
dum-Geschosse der Engländer
Kitchener.) Kartellen

Scherzhafte Unterhaltungen iin Buckingham-palast

„Hör mal, Vetter,
der Rlemme Helsen

Dom Manuel:
Dir da am Nil aus

wenn meine Portugiesen
könntest Du mir wenig'

stens eine Stellung als Vizekönig von Aegypten beschaffen!

Ring Georg: „Sehr gerne! Du wirst dann der Nachfolger
von Hussein Ramel und nennst Dich Manuel Ramel aus
der ruhmreichen Ralnel -Dynastie!"

John Bull und das
-Landungskorps der „Emden"

„Damned! Stellt denn nicht im
Völkerrecht, daß ich die Meere zu be
herrschen habe?"
Index
Karlchen: Der Abbruch der wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Portugal und Deutschland
Fritz Frh. v. Ostini: Das Meer ist frei
-o-: Rollenwechsel
Albert Fiebiger: Der Hindenburg kommt!
Khedive: Gerechtigkeit
Friedrich (Fritz) Heubner: Scherzhafte Unterhaltungen im Buckingham-Palast
Frido: Futterfeinde
 
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