VDotr und Taren
Ich spreche und mein Freund
stützt tief das Kinn,
unser'n Tisch tritt grüßend
Einer hin: /
Ein Landwehrmann! sagt: i ,
„mit Verlaub!", ninunl Platz.
Wrr sind gestört so mitten in deni Satz
Und nicken obenhin, fast unbewußt —
Und — sind im Krieg
und kämpfen mit — mit Lust:
Was mir nicht alles schon ^
erobert haben,
W i r nahmen heute einen
Schützengraben
Und wir und immer wir
und u n s' r e Taten —
In unfern Worten krachen die Granaten.
Stumm und bescheiden sitzt der Landwehrmann,
Sitzt einfach da, rührt sich nur dann und wann,
Wenn er den Bissen auf die Gabel spießt
Und still den Deckel auf sein Bierglas schließt,
Als hör' er nichts — als fäh er ringsum —
nichts —
Nur iu den Augen steht ein Schinnuer Lichts,
Wie schon von weit — weit her ein Widerschein,
Als strahle Ferne, ferner Kanipf hinein.
Da hängt an nieinen Worten ein Gewicht —
Selbst jene, die man sonst ini Alltag spricht.
Sind steif und plump, der Zunge schon zu schwer —
Da stockt mein Freund — rmd plötzlich
schweigt auch er.
Die Faust, die hart bekräftigte das Wort,
Fast heimlich zögert sie vom Tischrand fort,
Sodaß sie schüchtern an der Hüfte ruht, —
Und plötzlich nehmen Mantel wir und Hut.
Hermann Schieber
»
Der Ruderbaum
Bon Hugo wi'edcbach-woischützky
Jetzt liegt sie warm und sicher gebettet auf
zwei breiten Blöcken, die sich eng an ihre glatten
Planken biegen. Ihr Name Isolt spiegelt nicht
mehr goldglänzend wie im Sommer seine Stirn:
im Bugwasser. Die klaren Buchstaben haben sich
mit einer Winterschutzhülle versehen.
... Da habe ich ihr im Januar einen Besuch
gemacht — denn im Sommer hatte ihr Kiel das
Wasser kaum zweiinal zerschnitten, als der Krahn
schon wieder nach ihr griff und ihre weiße Flosse
aus dem Schaum hob.
Und ich legte meine rechte Hand, dann meine
linke auf den Hals der Ruderpinne. Dort ist
das Eichenholz glatt wie der Stiel der Zinrmer-
mannsaxt. Glatt und vom schwerem Griff ein-
gedrückt. Die Glätte des Halses an der Pinne
ist einen Finger breiter wie meine Hand. Und
meine Hand kennt das starkfaserige Eichenende
des Steuerruderbaumes genau — so genau wie
die Rillen und Kanten nreines Federhalters.
Die Fasern sind gefügig geworden unter den:
immerwährenden Druck der Finger — wem: der
Arm den Segel- und Seedruck hinüberzog und
schmiegsam n,achte der geraden Bahn dorthinaus.
So führt meine hohle Hand über dem Arbeits-
ende der Pinne hin und her — denn das zer-
griffene Ende ist ja breiter wie nieine Hand.
Fest lagen die Finger gezurrt um den Hals der
Pinne, wenn sich Topp und Saling den in Lee
heranhüpfenden Silberkronen neigten. Dann
knarrten die steifen Enden durch heiß gerollte
Blöcke und knirschend und bod> frei schoß die
Isolt über Perlengeschmeide und Smaragdfuukeln
hinein zum nächsten Tanzschritt vor dem Brause-
sang der folgender, Woge. — Daun mühte sich
meine Hand, den Hals der Pinne eben so breit
zu umfassen wie ihr Blankholz hervorstach.
Und in schwerer. Weitern lahmte mein Arni
von deni Zug der gewaltigen Last irr den Segeln
und im Flutgang.
Mein Kamerad deckte mit seiner Harrd der,
hellgescheuerten Hals des Ruderbaumes. Und
an ihren Flächerr sprangen die lustigen Adern
wie kraftvolle Ströme... er konnte richtig zu-
fassen und unermüdlich. Das dankte ihm die
Eichenfaser mit reinem Blinken, mit dem fröhlich
leuchtenden Preis der fröhlichen Arbeit.
. . . Biele Wetter hindurch lag seine Harrd so
am Hals der Ruderpinne. . .
Im Januar, an der ruhenden Isolt, fühlte
ich mit suchendem Tasten über deni runden Holz,
das die Verantwortung für Schiff rmd Last stolz
an seinem glatten Leibe trägt... Es fehlte die
Breite eines Fiirgcrs an meiner Hand. Und
der Kamerad war nicht da. , .
Arbeiten muß ich! Darnit meine Hand das
glatte Band decken lernt. — Ich muß atenrlos
meine Hand greifen lassen, jeden Muskel muß
ich spielen lassen — ohne Ernratten gegen, jeden
Mißerfolg und jeden Kleinmut! — Isolt! . . ich
werde meine Hände solange zerarbeiten und zer-
greisen an allem Harten dieses harter, Lebens,
bis ich mit einer, mit jeder von beiden das glatte
Band an Deinen, Ruderbaum voll verdecke» kann!
Denn den, Kameraden waren die Sehnen
straff herausgesprungen aus den flächigen Händen,
als er das Gewehr hob. — Als er das Gewehr
sinken ließ, sanken die kräftigen Ströme der
Adern auf seinen Händen zusammen . . . und die
Sehnen hatten für immer der, Sprung verloren
. . . er schläft jetzt, Isolt . . .!
Genesendes Mädchen
Was blühen meine Brüste so
Und zittern selig meine Hände ?
Mein Herz ist seiner Stunde froh.
Ich sah im Spiegel mein Gesicht,
Die Wangen glühn wie Frühlingsrosen,
Die Augen hell wie Maienlicht.
Und bin doch müd und wunderweh . . .
Mir ist als müsst ich immer weinen.
Bis ich den Einen wiederseh. — —
J. F. SCHÜTZ
cHn eine Sechzehnjährige
Von Max Dautchenday
Wenn ich an Oda denke, wird mein
altes Herz süß wie eine Blume, die man
sich gedankenlos zwischen die Zähne
steckt und am Stiel hin und her dreht,
während man eine selbsterfundene Me-
lodie ohne Anfang, ohne Ende, nur
einem selbst hörbar, vor sich hinsummt.
Oda ist knapp sechzehn Jahre alt.
Die Luft um Odas Augen ist ohne
Licht, nicht bloß weil Sechzehnjährige
eine Binde tragen, da sie Blindekuh
spielen, sondern weil die Sonne, die so
viel. Millionen Jahre alt ist, für dieses
Alter garnicht 'aufgehen mag. Denn
sie hat für dieses Allier bei sich gar kein
Licht, das jung genug wäre.
Es reizt mich zuerst immer in Odas
Nähe eine natürliche und doch jungfräulich mtzstische
Dunkelheit, in der Oda sich selbst Licht spendet.
Nur ein zerstreutes Licht ist um sie, nicht mehr
als um ein Kücken im Ei, ehe es die Schale
zerbrochen hat.
Und doch — wie glänzen Odas mohnrote
Augen! Ich behaupte die Jugendliche hat mohn-
rote Augen. Ich fühle Röte und viele Träume
in ihren Auge», Träume, wie nur ein Opnim-
raucher sie haben kan».
Wenn Oda dieses lesen würde, würde sie
finden, daß alles das, was ich von ihr schreibe,
id) über mich selbst sä)reibe. Denn sie glaubt sich
klar zu sehen wie eine Photographie. Das mag
sein, id) gebe ihr Recht. Ich beschreibe »irijt Odas
Augenbild, sondern ihr Wirkungsbild.
Id, habe noch niemals Frauen sehen, sondern
stets nur fühlen können. Id, fühle sie mit den
Augen, fühle sie mit den Ohren, fühle sie mit
dem Blut.
Liebe Oda, also, da du bid, nicht fühlen kannst,
wie das Feuer sieh »irfjt als heiß und hell fühlt,
das Wasser sid, nidst selbst als naß und weid,
fühlt — so mußt and, du, wenn du dieses einmal
über bid) lesen wirst, mir glauben,, wie du von
mir gefühlt wirst.
Du möchtest Schauspielerin werden, und id,
zittere für bid), daß du Wege gehen mußt, die
bid) weglos wie einen Kometen in eine Irrwelt
werfen können.
Aber du willst, und alle wollen mit dir, was
du willst. Und wenn id, das bedenke, müßte
id) eigentlich nicht mehr für bid) zittern, denn
deine Wege können höchstens Umwege, aber keine
Abwege werden, wie ich bid) kenne. Wenn du
nur immer weißt, daß du willst.
Du kommst und setzt bid), wenn alle Damen
bei deiner Mutter Teestunde sd,on eifrig plaudernd
das Zimmer unruhig wie ein auf- und abwaukendes
Fahrzeug mad,en. Du setzt bid) mit deiner sech-
zehnjährigen Mädchenruhe in einen leeren Divan-
winkel und l,ast deine Glieder, wie »adrt ohne
Kleid, ol,ne Bewußtheit mitgebradst und hast nidjt
deinen Körper vergessen, wie viele der vielzuviel-
gckleideten Damen es tun.
Dein Mund redete nod, »id)t, auch deine Glieder
reden nod, nidsts. Du fühlst nud, nod, nidsts.
Und du bist da in deiner Dunkelheit vor mir,
von deiner Mutter mit Sorgfalt in einfad,e zarte
Kittel aus Seide gekleidet. Neulich war es grüne,
herbgrüne Seide, deren Grün hatte nid,ts mit
Pflanzen oder Metallen oder Tierfarben gemein.
Es war eine fernwelllid,es Grün, weil aus dir
ein Erlebnis strahlte. Du Iranist aus einer Welt
her, wo eine grüne Sonne geschienen hatte, und
davon warst du nod, feierlich zartglänzend und
lieblid) leuchtend.
Du sitzt auffällig in deiner Unauffälligkeit vor
mir und id) höre alles, was du nid,t redest, lauter
als rundum die glänzenden Reden der Sprechen-
den. Dein Herz aber ist flüssig, wenn es so nid)ts
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Ich spreche und mein Freund
stützt tief das Kinn,
unser'n Tisch tritt grüßend
Einer hin: /
Ein Landwehrmann! sagt: i ,
„mit Verlaub!", ninunl Platz.
Wrr sind gestört so mitten in deni Satz
Und nicken obenhin, fast unbewußt —
Und — sind im Krieg
und kämpfen mit — mit Lust:
Was mir nicht alles schon ^
erobert haben,
W i r nahmen heute einen
Schützengraben
Und wir und immer wir
und u n s' r e Taten —
In unfern Worten krachen die Granaten.
Stumm und bescheiden sitzt der Landwehrmann,
Sitzt einfach da, rührt sich nur dann und wann,
Wenn er den Bissen auf die Gabel spießt
Und still den Deckel auf sein Bierglas schließt,
Als hör' er nichts — als fäh er ringsum —
nichts —
Nur iu den Augen steht ein Schinnuer Lichts,
Wie schon von weit — weit her ein Widerschein,
Als strahle Ferne, ferner Kanipf hinein.
Da hängt an nieinen Worten ein Gewicht —
Selbst jene, die man sonst ini Alltag spricht.
Sind steif und plump, der Zunge schon zu schwer —
Da stockt mein Freund — rmd plötzlich
schweigt auch er.
Die Faust, die hart bekräftigte das Wort,
Fast heimlich zögert sie vom Tischrand fort,
Sodaß sie schüchtern an der Hüfte ruht, —
Und plötzlich nehmen Mantel wir und Hut.
Hermann Schieber
»
Der Ruderbaum
Bon Hugo wi'edcbach-woischützky
Jetzt liegt sie warm und sicher gebettet auf
zwei breiten Blöcken, die sich eng an ihre glatten
Planken biegen. Ihr Name Isolt spiegelt nicht
mehr goldglänzend wie im Sommer seine Stirn:
im Bugwasser. Die klaren Buchstaben haben sich
mit einer Winterschutzhülle versehen.
... Da habe ich ihr im Januar einen Besuch
gemacht — denn im Sommer hatte ihr Kiel das
Wasser kaum zweiinal zerschnitten, als der Krahn
schon wieder nach ihr griff und ihre weiße Flosse
aus dem Schaum hob.
Und ich legte meine rechte Hand, dann meine
linke auf den Hals der Ruderpinne. Dort ist
das Eichenholz glatt wie der Stiel der Zinrmer-
mannsaxt. Glatt und vom schwerem Griff ein-
gedrückt. Die Glätte des Halses an der Pinne
ist einen Finger breiter wie meine Hand. Und
meine Hand kennt das starkfaserige Eichenende
des Steuerruderbaumes genau — so genau wie
die Rillen und Kanten nreines Federhalters.
Die Fasern sind gefügig geworden unter den:
immerwährenden Druck der Finger — wem: der
Arm den Segel- und Seedruck hinüberzog und
schmiegsam n,achte der geraden Bahn dorthinaus.
So führt meine hohle Hand über dem Arbeits-
ende der Pinne hin und her — denn das zer-
griffene Ende ist ja breiter wie nieine Hand.
Fest lagen die Finger gezurrt um den Hals der
Pinne, wenn sich Topp und Saling den in Lee
heranhüpfenden Silberkronen neigten. Dann
knarrten die steifen Enden durch heiß gerollte
Blöcke und knirschend und bod> frei schoß die
Isolt über Perlengeschmeide und Smaragdfuukeln
hinein zum nächsten Tanzschritt vor dem Brause-
sang der folgender, Woge. — Daun mühte sich
meine Hand, den Hals der Pinne eben so breit
zu umfassen wie ihr Blankholz hervorstach.
Und in schwerer. Weitern lahmte mein Arni
von deni Zug der gewaltigen Last irr den Segeln
und im Flutgang.
Mein Kamerad deckte mit seiner Harrd der,
hellgescheuerten Hals des Ruderbaumes. Und
an ihren Flächerr sprangen die lustigen Adern
wie kraftvolle Ströme... er konnte richtig zu-
fassen und unermüdlich. Das dankte ihm die
Eichenfaser mit reinem Blinken, mit dem fröhlich
leuchtenden Preis der fröhlichen Arbeit.
. . . Biele Wetter hindurch lag seine Harrd so
am Hals der Ruderpinne. . .
Im Januar, an der ruhenden Isolt, fühlte
ich mit suchendem Tasten über deni runden Holz,
das die Verantwortung für Schiff rmd Last stolz
an seinem glatten Leibe trägt... Es fehlte die
Breite eines Fiirgcrs an meiner Hand. Und
der Kamerad war nicht da. , .
Arbeiten muß ich! Darnit meine Hand das
glatte Band decken lernt. — Ich muß atenrlos
meine Hand greifen lassen, jeden Muskel muß
ich spielen lassen — ohne Ernratten gegen, jeden
Mißerfolg und jeden Kleinmut! — Isolt! . . ich
werde meine Hände solange zerarbeiten und zer-
greisen an allem Harten dieses harter, Lebens,
bis ich mit einer, mit jeder von beiden das glatte
Band an Deinen, Ruderbaum voll verdecke» kann!
Denn den, Kameraden waren die Sehnen
straff herausgesprungen aus den flächigen Händen,
als er das Gewehr hob. — Als er das Gewehr
sinken ließ, sanken die kräftigen Ströme der
Adern auf seinen Händen zusammen . . . und die
Sehnen hatten für immer der, Sprung verloren
. . . er schläft jetzt, Isolt . . .!
Genesendes Mädchen
Was blühen meine Brüste so
Und zittern selig meine Hände ?
Mein Herz ist seiner Stunde froh.
Ich sah im Spiegel mein Gesicht,
Die Wangen glühn wie Frühlingsrosen,
Die Augen hell wie Maienlicht.
Und bin doch müd und wunderweh . . .
Mir ist als müsst ich immer weinen.
Bis ich den Einen wiederseh. — —
J. F. SCHÜTZ
cHn eine Sechzehnjährige
Von Max Dautchenday
Wenn ich an Oda denke, wird mein
altes Herz süß wie eine Blume, die man
sich gedankenlos zwischen die Zähne
steckt und am Stiel hin und her dreht,
während man eine selbsterfundene Me-
lodie ohne Anfang, ohne Ende, nur
einem selbst hörbar, vor sich hinsummt.
Oda ist knapp sechzehn Jahre alt.
Die Luft um Odas Augen ist ohne
Licht, nicht bloß weil Sechzehnjährige
eine Binde tragen, da sie Blindekuh
spielen, sondern weil die Sonne, die so
viel. Millionen Jahre alt ist, für dieses
Alter garnicht 'aufgehen mag. Denn
sie hat für dieses Allier bei sich gar kein
Licht, das jung genug wäre.
Es reizt mich zuerst immer in Odas
Nähe eine natürliche und doch jungfräulich mtzstische
Dunkelheit, in der Oda sich selbst Licht spendet.
Nur ein zerstreutes Licht ist um sie, nicht mehr
als um ein Kücken im Ei, ehe es die Schale
zerbrochen hat.
Und doch — wie glänzen Odas mohnrote
Augen! Ich behaupte die Jugendliche hat mohn-
rote Augen. Ich fühle Röte und viele Träume
in ihren Auge», Träume, wie nur ein Opnim-
raucher sie haben kan».
Wenn Oda dieses lesen würde, würde sie
finden, daß alles das, was ich von ihr schreibe,
id) über mich selbst sä)reibe. Denn sie glaubt sich
klar zu sehen wie eine Photographie. Das mag
sein, id) gebe ihr Recht. Ich beschreibe »irijt Odas
Augenbild, sondern ihr Wirkungsbild.
Id, habe noch niemals Frauen sehen, sondern
stets nur fühlen können. Id, fühle sie mit den
Augen, fühle sie mit den Ohren, fühle sie mit
dem Blut.
Liebe Oda, also, da du bid, nicht fühlen kannst,
wie das Feuer sieh »irfjt als heiß und hell fühlt,
das Wasser sid, nidst selbst als naß und weid,
fühlt — so mußt and, du, wenn du dieses einmal
über bid) lesen wirst, mir glauben,, wie du von
mir gefühlt wirst.
Du möchtest Schauspielerin werden, und id,
zittere für bid), daß du Wege gehen mußt, die
bid) weglos wie einen Kometen in eine Irrwelt
werfen können.
Aber du willst, und alle wollen mit dir, was
du willst. Und wenn id, das bedenke, müßte
id) eigentlich nicht mehr für bid) zittern, denn
deine Wege können höchstens Umwege, aber keine
Abwege werden, wie ich bid) kenne. Wenn du
nur immer weißt, daß du willst.
Du kommst und setzt bid), wenn alle Damen
bei deiner Mutter Teestunde sd,on eifrig plaudernd
das Zimmer unruhig wie ein auf- und abwaukendes
Fahrzeug mad,en. Du setzt bid) mit deiner sech-
zehnjährigen Mädchenruhe in einen leeren Divan-
winkel und l,ast deine Glieder, wie »adrt ohne
Kleid, ol,ne Bewußtheit mitgebradst und hast nidjt
deinen Körper vergessen, wie viele der vielzuviel-
gckleideten Damen es tun.
Dein Mund redete nod, »id)t, auch deine Glieder
reden nod, nidsts. Du fühlst nud, nod, nidsts.
Und du bist da in deiner Dunkelheit vor mir,
von deiner Mutter mit Sorgfalt in einfad,e zarte
Kittel aus Seide gekleidet. Neulich war es grüne,
herbgrüne Seide, deren Grün hatte nid,ts mit
Pflanzen oder Metallen oder Tierfarben gemein.
Es war eine fernwelllid,es Grün, weil aus dir
ein Erlebnis strahlte. Du Iranist aus einer Welt
her, wo eine grüne Sonne geschienen hatte, und
davon warst du nod, feierlich zartglänzend und
lieblid) leuchtend.
Du sitzt auffällig in deiner Unauffälligkeit vor
mir und id) höre alles, was du nid,t redest, lauter
als rundum die glänzenden Reden der Sprechen-
den. Dein Herz aber ist flüssig, wenn es so nid)ts
346