K. W. Boehmer, Kanonier
. ; .
Liede ^rlegslrameraaen im Tciae!
3m West und Ost zunichte
Macht Ihr der Feinde Graus —
Die Dame Weltgeschichte
Teilt Peitschenhiebe aus!
Peitschenhiebe nie dagewesener Bosheit, Ver-
leumdung und Niedertracht, wie sie nur der leib-
haftige Satan erfinden kann, — cs ist, als ob
wir für das langmütige Wohlwollen eines Men-
schenalters mit Skorpionen gezüchtigt, als ob
unsere Treuhand auf die grausamste Belastungs-
probe gestellt werden sollte.
Der erste Peitschenhieb war die Kriegserklä-
rung der Engländer. Was hatten wir ihnen
eigentlich getan? Nichts! Der zweite war die
erstunkene und erlogene belgische Neutralität, und
seitdem ist kaum ein Tag vergangen, ohne daß
uns der Giftbecher der Lüge und Verleumdung
gereicht wird.
Gestern rüsteten sie ein gewaltiges Schiff aus,
in dessen Bauch genug Kriegsmaterial versteckt
mar, um damit Zehn tau sende von Euch,
3hr Braven, zu vernichten; „armierten Hilfs-
kreuzer" nannten sie das Trugschiff und ein
paar Tausend Passagiere sollten das Doppel-
verbrcchen der englisch schwätzenden Brüder decken
und die dummen sentimentalen Deutschen von der
Pflicht der Selbsterhaltung abschrecken, —
ja ein besonders Frecher zerreißt in seinem be-
leidigenden Hochmut höhnisch die Warnung des
deutschen Botschafters, — als aber das Berbrccher-
schiff verdientermaßen in die Luft geflogen, da
heult die verlogene Bande über uns „Barbaren"
und vergreift sich an Leben und Eigentum unserer
Landsleute!
Und nun gar haben die farbigen Engländer
mit ihrem Goldschnaps unsere dreißigjährigen
Bundesgenossen — speiübel könnt einem
bei deni Worte werden — derart beduselt, daß
die Gattin des englischen Botschafters in Rom
es wagen darf, der johlenden irrsinnigen Menge
Blumen und Kußhändchen ins Gesicht zu werfen,
und daß die betrunkenen Minister des unglück-
lichen Landes von der übernommenen „Ver-
pflichtung" reden, die alten Verträge zu breche»
und sich an unserer „Vernichtung" zu be-
teiligen! Jetzt, wo sie uns auf das Tiefste er-
schöpft wähnen!
Wenn das noch nicht zum Irren- oder —
Zuchthaus langt, dann zeiget uns, ihr über-
irdischen Mächte, das Loch, in welches diese
Trunkenbolde passen!
Dir, einst und lange geliebtes Italien, rufen
wir noch nicht zrn Addio.for ever! Denn der
Tag der Abrechnung, ein langer Tag, wird bald
anbrechen, wo Du das engltfrfje Allianzband zum
Teufel wünschen und bei der Erinnerung an die
Kußhändchen italienerblutgieriger Lördinucn er-
röten wirst. Wie wir immer erröten werden,
wenn wir des dritten im Dreibund gedenken, der
uns zweiunddreißig Jahre lang betrogen hat. Der
Tag der Abrechnung, an dem es fid, nicht bloß
um Apfelsinensdiulden und Trinkgelderregen und
um den Wonnebrunzcr Aimunzio handeln wird.
Du aber, grausame Mutter Weltgeschichte,
Red)t hast du, daß du deiner mit so viel
Treue, Wohlwollen, Kraft und Todesmut aus-
gestatteten deutsdien Nation and) diesen Peit-
schenhieb in das ehrliche Angesicht ihrer Ideale
nid)t erspart hast. Euch Feldgraue, die Ihr nun
aufs neue für die Tugenden und Fehler unseres
vertrauensseligen Volkes Euer köstliches junges
Herzblut hcrgebeu müßt, — bitten wir um Ver-
zeihung. Die Schuld trifft uns Alte, die wir
mit dem deutsdien Midie! erblich belastet sind.
Unser stilles Weinen begleitet Euch auf Eurem
Sicgeszug! Heil und Segen Eurem Zorn!
München, 22. Mai 1915.
Georg Hrrtk
441
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Liede ^rlegslrameraaen im Tciae!
3m West und Ost zunichte
Macht Ihr der Feinde Graus —
Die Dame Weltgeschichte
Teilt Peitschenhiebe aus!
Peitschenhiebe nie dagewesener Bosheit, Ver-
leumdung und Niedertracht, wie sie nur der leib-
haftige Satan erfinden kann, — cs ist, als ob
wir für das langmütige Wohlwollen eines Men-
schenalters mit Skorpionen gezüchtigt, als ob
unsere Treuhand auf die grausamste Belastungs-
probe gestellt werden sollte.
Der erste Peitschenhieb war die Kriegserklä-
rung der Engländer. Was hatten wir ihnen
eigentlich getan? Nichts! Der zweite war die
erstunkene und erlogene belgische Neutralität, und
seitdem ist kaum ein Tag vergangen, ohne daß
uns der Giftbecher der Lüge und Verleumdung
gereicht wird.
Gestern rüsteten sie ein gewaltiges Schiff aus,
in dessen Bauch genug Kriegsmaterial versteckt
mar, um damit Zehn tau sende von Euch,
3hr Braven, zu vernichten; „armierten Hilfs-
kreuzer" nannten sie das Trugschiff und ein
paar Tausend Passagiere sollten das Doppel-
verbrcchen der englisch schwätzenden Brüder decken
und die dummen sentimentalen Deutschen von der
Pflicht der Selbsterhaltung abschrecken, —
ja ein besonders Frecher zerreißt in seinem be-
leidigenden Hochmut höhnisch die Warnung des
deutschen Botschafters, — als aber das Berbrccher-
schiff verdientermaßen in die Luft geflogen, da
heult die verlogene Bande über uns „Barbaren"
und vergreift sich an Leben und Eigentum unserer
Landsleute!
Und nun gar haben die farbigen Engländer
mit ihrem Goldschnaps unsere dreißigjährigen
Bundesgenossen — speiübel könnt einem
bei deni Worte werden — derart beduselt, daß
die Gattin des englischen Botschafters in Rom
es wagen darf, der johlenden irrsinnigen Menge
Blumen und Kußhändchen ins Gesicht zu werfen,
und daß die betrunkenen Minister des unglück-
lichen Landes von der übernommenen „Ver-
pflichtung" reden, die alten Verträge zu breche»
und sich an unserer „Vernichtung" zu be-
teiligen! Jetzt, wo sie uns auf das Tiefste er-
schöpft wähnen!
Wenn das noch nicht zum Irren- oder —
Zuchthaus langt, dann zeiget uns, ihr über-
irdischen Mächte, das Loch, in welches diese
Trunkenbolde passen!
Dir, einst und lange geliebtes Italien, rufen
wir noch nicht zrn Addio.for ever! Denn der
Tag der Abrechnung, ein langer Tag, wird bald
anbrechen, wo Du das engltfrfje Allianzband zum
Teufel wünschen und bei der Erinnerung an die
Kußhändchen italienerblutgieriger Lördinucn er-
röten wirst. Wie wir immer erröten werden,
wenn wir des dritten im Dreibund gedenken, der
uns zweiunddreißig Jahre lang betrogen hat. Der
Tag der Abrechnung, an dem es fid, nicht bloß
um Apfelsinensdiulden und Trinkgelderregen und
um den Wonnebrunzcr Aimunzio handeln wird.
Du aber, grausame Mutter Weltgeschichte,
Red)t hast du, daß du deiner mit so viel
Treue, Wohlwollen, Kraft und Todesmut aus-
gestatteten deutsdien Nation and) diesen Peit-
schenhieb in das ehrliche Angesicht ihrer Ideale
nid)t erspart hast. Euch Feldgraue, die Ihr nun
aufs neue für die Tugenden und Fehler unseres
vertrauensseligen Volkes Euer köstliches junges
Herzblut hcrgebeu müßt, — bitten wir um Ver-
zeihung. Die Schuld trifft uns Alte, die wir
mit dem deutsdien Midie! erblich belastet sind.
Unser stilles Weinen begleitet Euch auf Eurem
Sicgeszug! Heil und Segen Eurem Zorn!
München, 22. Mai 1915.
Georg Hrrtk
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