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6. rn. b. !).

Ein zeitgemäßes Sonett von H. De Hora

Seid ihr auch alle hübsch beisammen nun?
Ließ keiner von der Bande sie im Stich?
Wieviel solch Schufte braucht es eigentlich,
Um ein paar Christenmenschen abzutun?

Sieben wart ihr schon. Es steckten sicherlich
Sieben größ're Lumpen nie in ihren Schuhn —
Und doch blieb euer Opfer, noch immun,
Und schlug sogar mit schöner Kraft um sich?

Das ging nicht an! Da muhte ins Geschäft
Noch einer und der andre Associe!

Der Hauptmann rief: „Dreihunderttausend

Pfund,

Wenn einer mittut, Mörder von Metier,
Der sicher weiß, wie man die Gurgel trefft!"
. . . Und jetzt sind acht Banditen bei

dem Bund.

*

Italiens Rriegsbcreicschaft

Bei Kriegsausbruch hat die italienische Re-
gierung folgende Bestimmungen über die mora-
lische Mobilmachung erlassen:

1. Alle im Königreich Italien wegen der
Worte Räuber und Bandit angestrengten Bc-
leidigungsprozesse werden niedergeschlagen. Diese
Worte gelten nicht mehr als Beleidigung sondern
als Schmeichelei.

2. Alle Zivilklagen, die auf Grund von Ver-
trägen anhängig gemacht worden find, sind ab-
zuweisen. Der Grundsatz, daß man Verträge
halten müsse, widerspricht dem italienischen Recht.

3. Alle wegen Wortbruchs aus einem Offi-
zierkorps ausgestoßenen Individuen sind wieder
einzustellen. Alle Offiziere, die bisher ihr Wort
gehalten haben, werden wegen unitalienischen
Verhaltens verwarnt.

4. Meineid und Erpressung von Privat-
personen sind bis auf weiteres trotzdem — wenn
auch milder — zu bestrafen.

Fx-ido

*

Das koalitions-Minlsterlum in England

Jetzt haben sie also sich „coaliert",

Das heißt: sich die Mäuler gestopft,

Damit nicht einer vom andern wird
Fortwährend noch unangenehm kritisiert,

Wenn der Deutsche das Fell ihm klopft.

Jetzt „consolidierten" sich also die Herrn, —

Das heißt: wenn die Pleite nicht weit,

Nimmt eine gerisfne Gesellschaft gern
Den Kerl noch auf in ihren Konzern,

Der am meisten weiß oder schreit.

Jetzt wird also wieder „einig und fest"

Bon vorn an gekriegt und gesiegt!

Das heißt: wen» sich's übel von vorn anläßt,
Dann werden sie tragen wohl „einig und fest",
Das, was man von hinten kriegt . . .

Jetzt ist also England stärker als je —

Das heißt: verloren ging ihm
Viel Geld nur, viel Blut und viel Renommöe,
Viel Handel und Wandel, die Herrschaft zur See,
Und jetzt noch sein Staatsregime.

A. i>e -Vora

fünf Morte

Vor den Dardanellen sind bis jetzt die englischen
Linienschiffe „Occan", „Jrresistible", „Goliath",
„Triumph" und „Majcstic" von den Türken ver-
senkt worden.

John Bull gebot mit stolzem Munde:

„So weit ihr auch die Blicke lenkt,

Gehört der Ozean in der Runde
Denl Britenvolk." — Da kam die Kunde:
Das Kriegsschiff „Ocean" versenkt!

Er rief, vor Machtbewußtsein selig:

„Ein jeder Gegner wird gehenkt!

Zur See bin id) unwiderstehlich." —

Da depeschiert der Türke fröhlich:
„Jrresistible" ist versenkt!

„Ein jedes Schiff ist meine Prise,

Das Großbritanniens Rechte kränkt.

Ich bin ein Goliath, ein Riese." —

Da kommt abkühlend eine Brise:

Der Dampfer „Goliath" ist versenkt!

Triumph, so dachten Englands Ahnen,
Triumph ist's, was der Enkel denkt,
Triumph auf allen Ozeanen! —

Da flattern froh des Halbmonds Fahnen:
Triumph! „Triumph," er ist versenkt!

„Majestic" ist die Macht der Briten,

Die sieghaft ihre Flagge schwenkt
Und keine andre Macht gelitten,

Stets unberührt von Recht und Sitten —
Jetzt ist „Majestic" auch versenkt!

Frido

*

Das neue Jdeal

Herbei, herbei, ihr Völker ohne Zahl,

Ini Frühlingswind laßt flattern das Panier —
Begraben ist das alte Ideal,

Und jubelnd jetzt ein neues taufen wir!

Das alte, das barbarisch-schweinische,

Band euch mit „Treue", „Redlichkeit" und

„Recht" -

Das neue, e n g e l i s ch - l a t e i n i s ch e
Nimmt ab die Ketten jedem „Tugend"-Knecht!

Ein jeder darf nun alles, was er mag —

Kein Mittel gilt mehr „schäbig" und „verrucht",
Verspricht es nur den klingenden Ertrag,

Den jeder tüchtige Geschäftsmann sucht!

Die gold'ne Zeit, sie liegt nicht mehr entfernt,
Seid Schufte nur, so könnt ihr selig sein —
Herbei, ihr Bölkerscharen! kommt, und lernt
Das ideale englische Latein!

Borromaeus

„Und noch eins, Schatz: lieber die Lösung
Deines letzten Verhältnisses bitte ich
recht bald um ein ausführliches Grün b uch."

Signor vomenleo Bairelmacber's
BericRte aus das guerra

Bei saluti! Evviva! Sein sie ick soeben
arrlvato, angekommen auf die Kriegssauplatzen.
Qlretto von der Roma. Aden ick noch presto,
subito in der heutigen cittä gemacken Bruder-
saft mit meiner celebre collega, die Gabriele.
Sein sie ick nock tuito ubrlaco, ganz besoffen
von die ispirazione nazionale, von das nasio-
nale Begeisterung. Die re aben sie geswungen
Fahndet, unb die Botsafter inglese e la sua
moglia, seiner Weibele aben sie gesicken molti
Bussel, und tutti aben sie gebrüllen: „Evviva la
guerra!“ Adesso, jeß gehen es an den Kragel
den maledetio poreo tedesco und der Bieckel
Austriaco! Sreien die bestia teutonica brutta
sempre über Verrat, über Treubrudi. Die Ver-
trag von das Dreibund sein sie niente als Pa-
piere!, una earta. Was hat sie su tun Papiere!
mit nostro euore! Unsere Ersen sein sie nie ge-
west bei das Dreibund. Aben wir sempre ge-
affcit die verflixte poreo tedesco. Eh! Ser-
reiffen wir Papierel! Soll uns steigen in Budtel
tutta la Germania e Austria tutta! Sollen sie
mts simpfen ladroni, birbanti, Banditen . . .
machen niente! Das faden niente nix unsere
onore, unsere Hehre! Aben sie wir dodt Rinaldo
Rinaldini, die grandeRauber sum eroe nasionale.
Eh! Und was aben man von die onore? Wenn
sie nix tragen moneti? Wo sie sein die euore,
da sein sie die onore, und wo sie sein die moneti,
da sein sie mtdt die onore. Perche, darum sein
sie wir gegangen su die Dreiverband. Jeß sollen
sie kommen die poreo mit seine Siffel und mit
seiner canoni und bombe di dinamito. Werden
der bestia su brutal, su grob, können wir gleidt
sreien wegen Verlessung von Völkerredrt. Und
werden der tutta la cosa, der ganze Sack su
gefährlich, allora kehren wir reckseitig um. Werden
wir aben lauter v ttoria, lauter Siege. Wenn
wir aben Sieg übermorgen, berickten wir eute
son von Viktoria grande, damit Bericht für neu-
tral! ja niente Kommen zu spät. Adesso wollen
idt sinn Sluß nock verraten tut segredo grande,
einer große Geheimnissen. Wollen sie mir der
Italia nit fino al Brennero, wollen sie wir der
Italia fino al Berlins. Das dürfen sie aber nix
wiff' il nostro nuovo alleato, unsere neues Ver-
bündete, die Ruß und das Franzos. . . weil sie
sonst werden gelose, heisersücktig auf die aspi-
razioni Italiani. Wollen sie ja stessi, selber al
Berlino. Aber al Berlino Kommen sie wir, die
Katzelmaekeri! Wir sein sie son auf die beste
Weg. Addio! A rivederla! Auf Wiedersehen!
*

Re galantuomo II.

Vor einigen Monaten sagte der König von
Italien — jeder Zentimeter ein Köng! — zu
dem Kardinal-Erzbischof von Wien,, den er emp-
fangen hatte, in Bezug auf die Stellung Italiens
zum Dreibund: „Man kann ganz beruhigt sein.
I d; wäre der <£ r ft c ans dem Pause Sa -
v o y c tt, der sein Wort brechen würde."

Mb er der Erste aus dem Panse Savoyen
ist, der das tut, wissen wir nicht. Er wird aber
hoffentlich der Letzte sein, der das kann!

— o —

442
Register
Borromäus: Das neue Ideal
Frido: Italiens Kriegsbereitschaft
-o-: Re galantuomo II.
Julius v. Szeremley: Aktuell
Domenico Katzelmacher: Signor Domenico Katzelmacher's Berickte aus das guerra
A. De Nora: G.m.b.H.
Frido: Fünf Worte
A. De Nora: Das Koalitions-Ministerium in England
 
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