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rischen Fäusten, die bestimmt sind, eine Welt
umzuformen. Ein Druck auf die Zangenhebel.

„A bas l’Allemagne!“ schalteten die Ilmher-
sitzenden ahnungsvoll ein.

.. ein einziger Druck auf diese Zangen-
hebel, und entwurzelt fliegt der deutsche Nagel ..
Ein Adjutant stürzt herein.

„Nonsleur mon gendral, eben kommt Mel-
dung von der Nordarmee: Die Deutschen drängen
uns zwischen Nieuport und Wern zurück! Weller:
Der Befehlshaber der Armee im Raume von
Chalons rapportiert, daß er dem Ansturm der
Deutschen zwischen Varennes und Suippes nicht
länger standhalten kann!"

Es herrscht tragische Stille im Aigle d’or.
Der Generalissimus sitzt vor seinem Bordeaux
und knabbert brütend an den Nägeln. Dann
erhebt sich einer der Umhersitzenden. Er tritt an
de» Generalissimus heran, berührt seine Schulter
und sagt gedämpft: „Mut, mon general! Mit
Nagel und Zange war es nichts. Versuchen Sie
's jetzt mal mit Schraube und Schraubenzieher!"

@. Mühlen-Schulte

*

Feine (Aäske

In einem deutschen Badeorte müffen bei den
Promenade-Konzerten die dort anwesenden Ver-
wundeten als Zaungäste zuhören, weil — auf Be-
schwerde einiger Kurgäste — den in Lazarett-
kleidnng befindlichen Kriegern der Zutritt zum
Garten verwehrt ist.

So? So? Es gibt in einem deutschen Orte
Wahrhaftig also eine Menschcnsorte,

Die sich für besser als die andern halt.

Für die der Mensch erst anfängt beim Herrn

Grafen,

Und die beim Anblick unsrer grauen Braven
Vielleicht vor Ekel gar in Ohnmacht fallt?

Dann, bitte, nehmt die Affen, die gemeinen,
Sofort bei ihren Löffeln, ihren feinen.

Und bringt sie in ein andres Modebad!

Etwa, damit sie gleich ein Moorbad haben,
In einen überschwemmten Schützengraben!
Diät: Von blauen Bohnen ein Salat!

Erst laßt sie am Granatenfeuer schmoren,
Bis ihnen rinnt der Schweiß aus allen Poren!
Die „Ganz-Massage" mag dann ein

Sturm lauf sein,

Und wenn sie dann in Schmutz und Blut

und Wunden

Zerschossen liegen müssen viele Stunden,

Sei's ihre neue „Liegekur im Frei'n!"

Vielleicht daß dieses Bad heilsamer wäre
Für solche Kerls, die auf das Kleid der Ehre
Dummprotzig und verächtlich niederschaun.

Und daß es sie vielleicht zur Einsicht führte,
Wem eigentlich mit Fug und Recht gebührte
Der Platz in Deutschland — draußen

vor dem Zaun!

h. d. n.

Den Deutschen Frauen

Als Ihr noch überm ABC
Erhitztet Euer Köpfchen,

Als noch ein rosa Schleifchen hing
Verschüchtert Euch am Zäpfchen,

Als Ihr noch kurze Kleidchen trugt
Und süße Knixchen machtet —

Da habt Großmutters Strickzeug Ihr
Mit Ehrfurcht schon bedachtet.

Ihr saht die flinken Nadeln sich
Den wollenen Faden haschen,

Ihr saht sie aneinanderreihn
Die vielen, vielen Maschen.

Erhobt Ihr Euch des morgens früh,
Sie klapperten, das weiß ich!

Sie werkelten den ganzen Tag:
Großmutter war stets fleißig!

So saht Ihr mit Bewunderung
Entsteh'» die wollenen Sachen.
Großmutter gab Euch Unterricht,

Ihr lerntet selbst sie machen.

Herrje! was war das ein Triumph,
Wie glühten stolz die Bäckchen
Beim ersten fertigen wollenen Strumpf,
Beim ersten Wollendeckchen!

Wohl ist seit jenem ersten Strumpf
Don Annchen, Frida, Klärchen,
Vergangen eine Jugendzeit
Voll kunterbunter Jährchen.

Großmutter trug man längst zu Grab,
Zur Jungfrau ward das Kätchen:
Vererbt war ihr das Klipp und Klapp,
Strickzeug und Wollefädchen.

Vererbt war ihr der Nadeln Lied:
Nicht rasten, nimmer rasten!

Stets fleißig sein, stets tätig sein
Das überwindet Lasten!

Vererbt war mit dem Strickzeug ihr
Großmutters gütig Schauen,

Der rege Fleiß in deutschem Haus,

Der Stolz der deutschen Frauen.

Und als der große Krieg entbrannt,
Nahm Fraue sich und Mädchen
Großmütterleins Rüstzeug zur Hand:
Strickzeug und Wollefädchen.

Es siegt der Krieger mit Gewehr
Für heimatliche Scholle:

Ihr traft die Feinde gleichfalls schwer
Mit Strickzeug und mit Wolle.

Drum wenn vom deutschen Waffenruhm
Dereinst die Enkel singen,

So muß auch Euer Heldentum
In ihrem Lied erklingen.

Ehr' deutschen Streitern, deutschem Erz
Bis in die fernsten Gauen,

Ehr' deutschem Fleiße, deutschem Herz,
Und: Ehr' den deutschen Frauen.

Im Schützengraben b. Soissons, Januar 1915.

Otto wolff, Unteroffizier

*

Churchill 1

England hat wieder einen Beweis von seiner
hochherzigen Unparteilichkeit gegeben. Nachdem
es für die deutschen Zivilgcfangenen Konzen-
trationslager eingerichtet und deshalb viele
Vorwürfe erduldet hatte, hat es nun für feine
Minister ein Konzentrationsministerium
eingerichtet. In diesem ist Churchill, der bisherige
Marinenrinister, zum Kanzler des Herzogtums
Lancaster ernannt worden. Man glaube aber
nicht, daß dies eine Herabsetzung des hervor-
ragenden Mannes bedeutet. Im Gegenteil! Weil
man fürchtete, daß das lodernde Feuer feiner
Leidenschaft ihn selbst verzehren könnte, hat man
ihn zu seinem eigenen Besten kaltgestellt. Als
Vertreter des Herzogs von Lancaster hat er haupt-
sächlich den Kampf der Roten Rose gegen die
Weiße Rose von Wrk zu führen. Hierzu ist er
besonders befähigt, da er in feinem früheren Amt
bewiesen hat, welche Großtaten unter seiner Leitung
in dem Kampf englischer Mannschaften gegen eng-
lische Mannschaften geleistet worden sind.

Frido

Sehr richtig!

Sonar Law erklärte kürzlich vor der Versammlung
ln der Gulldhall, die zu Ehren der kolonialen Hilfs-
trnppcn cinbcrufcn war: „Das britische Reich
ist das Gegenteil alles dessen, wofür der
deutsche Militarismus sich ein setzt."

Weiß Gott, das war ein gutes Wort
Zur rechten Zeit, am rechten Ort:

„Der Brite, der ist alleweil

Bonl Deutschen just das Gegenteil!"

Zwar du verschwiegst mit seiner List,

Für wen der Satz blamabel ist:

Doch wer da hell ist von den Leuten,

Der wird ihn ja schon richtig deuten!

Sassalrass

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Register
Ferdinand Staeger: Vignette
Sassafrass: Sehr richtig!
A. D. N.: Feine Gäste
Frido: Hoch Churchill!
Otto Wolff: Den deutschen Frauen
 
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