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Der Italienische Arineebericht

In Spezia stachen wir mit durchschlagendem
Erfolge in die See. — In Mailand haben wir
den ersten, wahrhaft großen Sieg erfochten. Mehr
als 2700 Taschenuhren und 332 Brieftaschen
blieben in den Händen des in edler Begeisterung
für die lateinische Kultur kämpfenden Volkes. —
Im Gardasee waren viele deutsche Unterseeboote
daran, in den Grund gebohrt zu werden, ent-
zogen sich aber unseren Blicken durch feige Flucht
auf die umliegenden, stark verschanzten Berggipfel,
die wir mit dem ungeheuren Knall der lateinischen
Volksseele beschossen; die Erfolge waren so groß,
daß wir es nicht mit unserer Bescheidenheit in
Einklang bringen können, sie aufzuzählcn. —
Am Isonzo zeigten unsere Truppen glänzenden
Appetit. — Uber die Inseln bei Pola warfen
unsere Flugzeuge Bomben ab, die sämtlich dem
Gesetz der Schwerkraft folgten. — In Verona
wurde im Hause eines geflohenen deutschen
Fleischers ein großes Schlächterbeil gefunden.
Königin Elena hat die Mutter der Kinder, denen
damit die Hände abgehackt werden sollen, liebe-
voll empfangen und getröstet. — In Neapel ver-
mochten die österreichischen Truppen nicht den
kleinsten Erfolg zu erzielen. — Ganz Sizilien ist
vom Feinde frei. — Die in Sardinien stehenden
preußischen Garderegimenter wurden bis auf die
letzte Spur vernichtet. — Der freiwillige Zudrang
zum Heere ist enorm, doch wenden sich die meisten
Freiwilligen zunächst nach der Schweiz, um sich
dort in mehrjährigem Training für die Strapazen
des Krieges vorzubereiten. — Es hat sich ein
besonderes Armeekorps aus den Gläubigern Ga-
briele d'Annunzios gebildet. Auf seinen Fahnen
stehen die Worte: Sieg oder Pleite! — Die
Greuel, die Deutschland an den zurückgebliebenen
Italienern verübt, schreien zum Himmel. Die
meisten dieser Armen bitten die Behörden darum,
im Lande bleiben zu dürfen, weil sie fürchten,
auf dem Transport ermordet zu werden. Biele
wurden zu einer Masse zerhackt, welche die Bar-
baren mit bestialischem Hohn „Italienischen Salat"
heißen; Tausende, die den Namen Maroni führen,
wurden an langsamem Feuer gebraten; andere,
namens Vermicelli, Spaghetti und Maccaroni
in siedendes Wasser geworfen. — Den Mangel
an Schwefel, der für die deutsche Heeresleitung
sehr peinlich ist, sucht sie in perfider Weise durch
das Aufkäufen der Werke des großen
Schweflers Gabriele d'Annunzios zu
beheben und wird sich leider dadurch
auf lange Zeit hinaus aus der Patsche

helfen. — « -

*

Nicht doch!

Den Treubruch Italiens kennzeich-
nen bulgarische Blätter mit den Wor-
ten: Italien ist die internationale
politische Prostituierte!

Diese Wendung ist zu hart — für
die Prostituierten! Diese pflegen im-
merhin anhänglich gegen ihre Freunde
zu sein und wenn sie fid) verkaufen,
so verauktionieren sie sich doch nidjt an
den Meistbietenden!

— o —

Prjemysl

(Bärenjagd in Galizien)

Das beste Stück in der Herde hatt'

Uns einst entrissen der Bär,

Als es, von zehrendem Hunger matt.

Sich konnte nicht wehren niehr.

FünfMonde braud)te derMeisterPetz,
Bis er's zu packen bekam, —

Eine Wodze währte die Bärenhetz,

Da man's ihm wieder nahm!

Das war ein köstlicher Weidmannstag,

Als endlich ringsumstellt

Der Räuber richtig im Kessel lag,

Bon'eisernen Hunden verbellt!

Ö st re i d) er, Ungar und Preuß im Trieb;
Born aber, den Kolben gedreht,

Tat tapfer der Bayer den ersten Hieb:

„Obs d' hergehst oder net!"

Hei, krachte dem Biest der Sdiädel hohl!

Da ließ es mit blutigem Schweiß

Die Beute fahren, und wird sie wohl

Nie wieder Kriegen, Gott weiß! —

Euch aber, ihr fröhlichen Iägersleut,

Die ihr ihm gegeben sein Teil,

Eud) sendet jubelnd die Heimat heut
Ihr frohestes „Weidmannsheil!"

A. De Xora

*

Es geht etwas vor

In Galizien bereiten fid) große Dinge vor;
ein großer russisd)er Sieg ist dort im Amnarsd).
Die russisd)en Berid>te können, so streng sachlich
sie aud) sind, ihre Siegesfreude kaum verbergen.
Die russischen Truppen wälzen fid) wie eine
Dampfwalze durd) Galizien; in ihrem Kampfes-
eifer sind sie immer an der Spitze, während die
Deutsdien und Oesterreid>er ihnen nachhinken.
Aber sie sind ihren Feinden nid)t nur in der
Kraft und Tapferkeit, sondern aud) in ihrer Stra-
tegie überlegen. So ist es der Gesd)iddid)keit der
russisdien Ärmeeleitung gelungen, die Feinde in
die Festung Przemysl hineinzulocken, und diese
sind and) in die Falle gegangen. Die Russen ver-
stehen es, ihre Feinde nie zur Rübe kommen zu
lassen; sie marsdsieren in sold)en Eilmärschen, daß
die Deutschen und Oesterreid)er kaum nachkom-
men können und bald ganz ersd)öpft sein werden.
Bei dem unübertroffenen Marfd>tempo der russi-
sdien Heere wird dem Oberkommando in der
näd)sten Zeit voraussichtlich nidjt einmal so viel
Zeit bleiben, um die Siegcsberidjte abzufassen.
Wenn diese also ausbleiben, so ist dies ein Be-
weis dafür, daß die Russen siegen.

Frldo

Slgtior vomenlco Mrelmacster's
BcrlcKte aus aas perra

Maledetto! Das sein sie uns grande mallora,
einer große Hunglücken mit der sledrte Wetter.
Wenn sie nit sempre wäre sledrte Wetter, wären
sie wir son in der Vienna. Aber da sollen sie
führen guerra! Kriegen sie der soldati Snuffen.
Die Cadorna, die Seff von die generali laufen
sie tutl' il giorno erum mit die barometro.
Offenllidr werden sie bald besser die Wetter.
Dann wollen sie wir son padreir der bestia brutta.
Sein sie wir troßdem auf alle Bergspießeln und
in alle Täler von das Tirolo. Aber sein sie der
Tirolesi brutal. Aden sic wir himmer gcglaubcn,
in Tirolo werden sie behandelt öflidr die fores-
tieri, der Fremden, weil sie sein una paesa,
einer Land von Fremdenverkehr. Ostia' Sein
sie niente vero! Siessen sie der Tirolesi subito
auf forestieri, wenn sie kommen erein! Questi
barbari! Naturalmente sein sie wir wieder suruck
bei der unfreundlicke Empfang. 8petta, wart'
nur, Luder verdammte, sreiben idt son Briefe! an
Lignor Bädcdrer wegen das Tirolesi. Da sein
sie der repubblica San Marino gans handere
gentiluornini. Die gehen sie mit uns in das
guerra. Sittern sie son der Feinde vor solcke
nasionale Eiden. Aber erst, wenn sie sehen unsere
re, unsere piccolo Königle! Der sauen sie aus,
seit sie sein geworden eaporale, Korporal von die
zuavi! Tutto furioso, ganz wild. Aden sie ge-
färben braun der faccia, der Gefickten wie heckter
Hafrikaner. Fressen sie gleidi sur eoilazione,
für Frühstücken un Tedesco arrosto, einer ge-
bratener keuscher Bieck. Laerarnento! Und was
aben wir gemndten Beute, trofei! Sein sie aus-
gestellen auf der eapitolio di Roma. Eine
Austriaco Doppeladler, lebendig gefangen, sisft
sie in Käfig. Tina lira entrata. Für einer
Franken su sehen. Und rote Hadler Tirolese.
Sein sie aber leider nur ausgestoffen. Entrata
una mezza lira, einer alben Franken. Das
Sönste sein aber Maßkrug Bavarese von der
Münckner Offbräuhaus. Das aben sie gestniffen
un generale Italiano an der Koff. Icß trinken
sie wir nasionale Begeisterung aus der feinblidtc
Maßkrug. Tre lire un Utero. Addio!

Um 20 Jahrhunderte voraus

sind uns die Italiener in der Kul-
tur, wie Salandra in einer Brandrede
auf dem Kapitol erklärt hat.

Wenn nod) weitere 20 Jahrhun-
derte vergangen sein werden, wird die
Analphabetenzahl in diesem Land
des ungeheuren Kulturvorsprungs viel-
(eid)t schon auf dreißig Prozent zu-
rückgegangen sein! — u —

*

Noch Einer!

Die Republik San Marino hat fid)
nun auch zu unseren Feinden gesellt.

Wir müssen infolgedessen aud) nod)
eine neue Armee aufstellen.

Sie besteht aus dem Lnndsturm-
mann IV. Aufgebots Josef Maier.

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Register
-o-: Nicht doch!
-o-: Um 20 Jahrhunderte voraus
Frido: Es geht etwas vor
Richard Rost: Retrograd nach Petrograd
A. De Nora: Przemysl
Domenico Katzelmacher: Signor Domenico Katzelmacher's Berickte aus das guerra
-o-: Der italienische Armeebericht
-o-: Noch einer!
 
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