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Essetai Hemar!

Wir Deutschen, wir Kämpfen mit eisernem Mut
Und führen Schläge mit Kraft und Wut:

Wir erwehren uns siegreich der Übermacht —
Doch, die wir fangen in blutiger Schlacht,
Gesund oder wund, die Scharen,

Die halten wir gut — wir „Barbaren"!

Wir heilen, was wund ist und siech und schwach
Und jeder hat Nahrung und jeder ein Dach
Und keiner hat Schimpf noch erfahren
Bei uns, den deutschen Barbaren!

Wär's anders, wir könnten es nicht versteh'n
Und würden uns selber geschändet seh'n!

Doch Frankreich, die große Kulturnation,

Hat einen andern Begriff davon
Und folgt einer andern Methode —

Sie foltern mit Wollust zu Tode

Den Feind, der beim Kampf in die Krallen

Der welschen Halunken gefallen.

Sie schleppten viel Hundert Gefangne ja
Hinüber ins glühende Afrika,

In die mördrische Hölle der Kolonien
Und haben sie dort beschimpft und bespie'n;

Sie halten in tropischem Fiebernest
Unschuldige wie Verbrecher fest:

Sie lassen sie hungernd in Lumpen geh'n,

Von Schwarzen bewacht, die das

Foltern versteh'n,

Bon Menschenfressern, dem reißenden Tier
Biel näher als Menschen, an Roheit und Gier,
Da müssen sie karren im Sonnenbrand
Und Steine klopfen mit müder Hand,

Da müssen die Kranken hilflos verenden —

Und was aus der Heimat die Brüder senden,
Das stehlen Franzosen ohne Erbarmen
Und ohne Scham den hungernden Armen.

Sie tun den Wehrlosen Schmach um Schmach
Und wenn die Geduld einem schließlich brach,

So muß mit verdoppelten Qualen
Er 's den feigen Halunken bezahlen!

Das ist die Rache der Großen Nation,

Das ist die Revanche, die lange schon
Versprochen — weil es dem Pack mißlang,

Daß es uns auf dem Schlachtfeld niederzwang
Und weil ihm entglitt der erprahlte Sieg
Und weil schon das Wasser zum Hals ihm stieg,
D'rum rächt sich's mit schändlicher Tat noch

geschwind

An Feinden, die schuldlos und wehrlos sind;

Es rächt sich viehisch grausam und roh
Und feige und ist seiner Schande noch froh —

Wir tragen es knirschend. Wir können

nicht mehr

Als kämpfen und warten, die Hand ani Gewehr,
Als zornig erkämpfen den Sühnetag,

Der die Frevel straft mit vernichtendem Schlag —
Und ihr! Bald fühlt ihr's beklommen:

Der Tag wird kommen!

F. v. O.

*

Väterchens Beute

Väterchen und sein Vetterchen Nikolajewitsch
siegen fortwährend. Beweis: die zahlreichen Ge-
fangenen, die sie niacheit und täglich in das In-
nere Rußlands und nach Sibirien bringen. So
trieben vor einigen Tagen die Kosaken aus Ga-
lizien allein — 20 000 Juden vor sich her und
gestern wurde in Petersburg der 167ste —
Duma-Abgeordnete eingesperrt. Bald wer-
den alle „Feinde" des heiligen Zaren unschädlich
gemacht sein, und dann ist der Krieg zu Ende.

A. Ai.

Churchill der Schwätzer

Und Churchill schwätzt, daß seinem Publiko
Die Augen tropfen und die Ohren gellen;
Triumphe prophezeit er hoffnungsfroh
Für nächstens — drunten an den Dardanellen.

Er kündet an, ein großer Sieg sei noch
Dort, wo die Türken die Entente prügeln,

Ein Sieg, wie dieser Krieg noch

keinen sah —

Nur aufgehalten von Gestrüpp und Hügeln!

Und was die Panzerschiffe angeht, die
Man dort versenkte, nach dem Felsgestade —
Was läge dran! Veraltet wären sie
Und um die Rumpelkästen wärs nicht schade!

Man hat wohl die Türkei hereingelcgt:

Ob sie sich jubelnd auch als Sieger wähne —

Kostspielige Torpedos unentwegt

Und Bomben schießt sie auf die morsche» Kähne.

Es war ein schlauer Kniff, daß Albion
Zerschießen ließ die Schiffe, halbverrostet:

Er spart dabei den teuren Arbeitslohn,

Den später sonst das Demontieren kostet.

's ist ein Geschäft — und wenig liegt daran
Wenn ein paar tausend Mann dabei ersaufen —
England ist reich — das reiche Englaitd Iran»
Sich immer wieder neue Leute kaufen!

So schwatzt Herr Churchill — oder ähnlich doch! —
Und was er sagt, fürwahr es wird geschehen:
Ein Sieg erwartet dort die Briten noch,

Wie dieser Weltkrieg Keinen je gesehen!

Ein „Sieg", bei dem der „Sieger"

Reißaus nimmt
Und abzieht, ohne etwas zu erreichen —
Und solch ein Sieg hat — Churchill, ja,

das stimmt! —

In diesem Krieg bis jetzt nicht seinesgleichen!

f. v. O.

Hans Lutz

Landsturimnanns Abschied

„Pffiat Eastna Gott, lieber, guter Herr Pro-
fessor I Und wenn S' ta Eisernes Rrcu; mit
kcimbringcn, nacha is Eastna stcut schon kün-
digt, das sag i gleich!"

vloch nie dagewesen!
Auszuschncidcn und aufzubcwahren!

Einem Hohen Adel und verehrungswürdigem
Publikum aller zivilisierten europäischen und außer-
europäischen Staaten erlauben wir uns, unser alt-
renommiertes Rummelplatz- und -wandergeschäft
zu empfehlen. Wir betreiben unser Engros- und
Endetailgeschäft sowohl am Platz als auch in,
Umherziehen und liefern jeden Rummel in prima
prima Qualität. Haltbarkeit und Wirksamkeit
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bekanntesten Apachen und anderen Straßengrößcn
bürgen für die Güte jedes von uns bezogene»
Rummels. Wir stellen unsre Waren in eigener
Fabrik her und sind auf die sorgfältigste Aus-
führung jeder Ordre bedacht. Wir arrangieren
jeden Straßenrummel, auch im Auslaiid. Eine
Postkarte, und unser Vertreter kommt. Unsere
Preise sind mäßig; einen kleineren Rummel kann
man schon für 100000 Lire erhalten, größere sind
entsprechend teurer. Im Abonnement Ermäßi-
gungen. 25 °/o Anzahlung Bedingung.

Rapagnetto, d'Annunzio LRappaport,
Hoflieferanten und Vettern Seiner Majestät des
Königs von Italic».

Fi-ido

*

Absolvier I9H und 15

Gedicht von Maxi Bierjung, Gymnasist

Die Primaner, wo das Reifezeugnis
Nicht errungen haben durch ein Abs,

Kriege» es bei diesem Kriegsereignis
Nachgeliefert jetzt auf einen Klaps,

Wenn sie die bewußte Prüfung haben
Abgelegt in einem Schützengraben.

Im Latein wird man — leicht zu erraten —
Nur äs bsllo g a 11 i c o gefragt;

Griechisch kann, wer Ilions Heldentaten
Meisterhaft ins Deutsche übertragt,

Und mit dem „Franzos" wird gegenwärtig
Ohne Lexikon ein Jeder fertig.

In der Religion muß man nichts kennen,

Als „den englischen Gruß" — (Gott straf'

John Bull!);

Mathematiker darf sich jeder nennen,

Der die Zahl der Feinde bringt auf Null,
Und Geschichte macht man selbst heut' besser
Draußen als daheim der Herr Profeffer.

Drum begrüß' ich freudig angeführtes
Hohes Ministerial-Reskript!

Ja, wer so bestanden, dem gebührt cs,

Daß man ihm das Reife-Zeugnis gibt!

Und in dieses Zeugnis, meine Herrn,

Schreiben Sie Jeden,: „21 bsolviert — mit

Ster»!"

A. I». IV.

Der große wind

Ja einem Briefwechsel zwischen dem sranzö-
sischen Hauptkriegshetzer Maurice Barres und
dem sattsam bekannten Herrn Gabriele d'Annunzio,
worin sich beide „Helden" entspreäiond verhimmeln,
kommt u. a. folgende Stelle vor:

„ . .. Mein teuerster Bruder, ich weiß, daß
der gleiche Wind durch unser» Triumphbogen
und den Euren streicht. ...

votre trere, Gabriele d'A."
Es ist selbstverständlich, daß Moritz'v und
Gabriels Mäuler damit gemeint sind.

A. N.
Register
Frido: Noch nie dagewesen!
F. v. O.: Essetai Hemar!
F. v. O.: Churchill der Schwätzer
Hans Lutz: Landsturmmanns Abschied
A. N.: Der große Wind
A. N.: Väterchens Beute
Maxl Bierjung: Absolvia 1914 und 15
 
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