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Der <Äkk

Dein S?ieb war aus. Der letzte Ton verklang —

Sei, schritt hinaus mit schwerem, müdem Gang.

Herbstnacht und Wind und blasser Sternenschein,

Ich ging gradaus, ins leere Feld hinein.

Und als der Wind durch den Hollunder lief,

Da war es mir, als ob's mich rückwärts rief,

So süß und gut, so schmeichelnd und beschwingt,

So wispernd weich, wie deine Slimnie klingt.

Hab aufgestampft, Hab mich nicht umgesehn.

Nie, nie und nie. Und wollte weiter gehn.

Da wuchtete gigantengroß und schwer

Ein Alb, ein Mar, ein Schalten auf mich her,

Hat in mein Wirrhaar störrisch sich gekrallt,

Den müden Süßen rief er höhnend Halt
Und sang und Harste dröhnend mir ins Ohr:

Da war dein Heim, da war dein Heim, du Tor!

Da war ein Herz in hoher Opferglut

Und frei und stark und magdhast treu und gut,

Und bettelte und warb in heißer Scham,

Daß königlich dein Herz gezogen kam —

Du hörtest nicht, wie sehnsuchtsvoll es warb:

Da ward es ststl, und weinte wohl und starb . . .

Bin irr und lichtlos durch die Welt gerannt,

Bis Sonnenglanz am Morgenhimmel stand.

Nun schreit mein Herz in qualvoll heißer Not:

Herz, bist du tot? Herz, bist du tot?

VC1. Sacke» f

(gefallen in der Champagne als Leutnant d. R.
des 2. Garde-Regt. z. F.)

JJU-et txanterabcu

Bon Hans Bethge

Wir saßen im Bücherzimmer eines Freundes beisammen, in tiefen Polster-
stühlen, rauchten, tranken Rheinwein und sprachen von, Kriege. Einer der Herren,
ein würltembergischer Osfizier, den Arm in der Binde, erzählte Folgendes:

Es war in, vergangenen Herbst, in Flandern. Wir fochten gegen die Eng-
länder und hatten heiße Tage bei Warneton und Messines. Die Känipfe wogten
erbittert hin und her. wir hatten schwere Verluste durch einen zähen, hartnäckigen
Feind, den wir haßten, dessen gestählte Kraft uns aber hohe Achtung abgewann.
Es waren schöne, milde Herbsttage, etwas Weiches und Träumerisches lag mild
berauschend in der Luft. Uni so schrecklicher war der Kontrast zu den kampf-
erregten, schmutzbedeckten Truppen, den rauchenden, zerschossenen Dörfern und
Gehöften. Bunte Herbstblumen blühten hier und da friedlich lächelnd neben den
geschwärzten Trümniern.

Bei unserer Abteilung war ein blutjunger bayrischer Iägerleutnant namens ^
Perofinger, den wir alle liebten. Er war ein Mensch mit einem goldenen Herzen,
eine ganz gerade Natur, immer froh gelaunt und gerne lachend. Er liebte den
Krieg, und niit de» Gefahren schienen sein Mut, seine Laune und seine soldatischen
Fähigkeiten zu wachsen. Sein Gesicht war mager und ebenmäßig, es war fast
schön zu nennen. Er hatte feste, energische Züge und braungebrannte Backen.
Seine Augen waren von einen, leuchtenden Blau und hatten etwas Kindliches und
Siegesgewisses. Gesundheit, Frohnrut und eine lachende Zuversicht gingen von
ihm ans, er war einer der glücklichsten Menschen, denen man gleichsam anmerkt,
daß ihnen nichts geschehen kann. Jeder, der in seiner Nähe war, fühlte sich
geborgen, und alle Herze» gehörten ihm.

Er war ein hervorragender Schütze, und das Schießen war feine eigentliche
Leidenschaft. Anr liebsten lag er irgendwo in Deckung, nahm sich nröglichst schwierige
Ziele und erledigte sie mit spielender Sicherheit. Ich erinnere mich, daß zwei
kriechende Engländer sehr weit entfernt auf dem Teerdache eines Schuppens zu
sehen waren, ich machte Perofinger darauf aufmerksam, er nahm sie sofort aufs
Korn, zielte mit Adlerblick, gab zwei Schüsse ab, und die Engländer rollten zu
Tode getroffen vom Dach auf die Erde.

Hans Lesker f

gefallen als Offiz.-Stellvertreter am 23. Sept. 1914)
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