Meine Einfälle und Gedanken sind wie Strauch-
diebe und Wegelagerer. Sie überfallen mich plötz-
lich, unbekümmert um bie Umgebung, in der i ch bin
Und guälen mich. Fallen über mich her,
jagen mich.
Es geschieht, dasi ich mich gegen sie wehre.
„Ich kann euch jetzt nicht brauchen," sage ich
ihnen, „seht ihr denn nicht, daß ich stricke. Einen
Die Wegelagerer
ganz simplen, grauen Socken stricke. Das; die
Sappe überläuft, wenn ich jetzt aus der Küche
gehe? Was wollt ihr denn? Ihr habt euch ver-
irrt ! Ich bin ein armer Alltagsmensch, der nichts
hat als ein trauriges Heim und einen armen
Baler. Fort mit euch!"
Ja, wenn ich frei wäre! Wenn ich reich wäre!
Wie wollt ich euch locken — euch lieb haben!
Kommt, kommt meine sanften Täubchen, meine
klugen Täubchen! Fliegt! Schwirrt! Lustig . . .
Und mein Kopf würde wirbeln, meine Pulse
fliegen.
Wenn ich reich wäre, wenn ich frei wäre!
Ihr meine lieben Einfälle, meine geliebten
Gedanken.
Tilde Biber
Marie viZnesie (Müneken)
Im Gedenken