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gallenbitter im Gemüt und da des Peters zart-
besaitete Seele diese Bitterkeit nicht ertragen
konnte, kekrte er seinem Heim immer öfters und
schneller den Rücken und suchte sich allmählich
eine andere Freude und einen andern Freund.

Daß auf diese Weise die Arbeitszeiten immer
kürzer wurden und die Kunden zuletzt ganz aus-
blieben, war wirklich nicht zu verwundern. Und
daß dann der Peter, als er kein Geld mehr in
der Tasche hatte, anfing, Stück um Stück seines
neuen Hausrates zu verkaufen, da die Resl und
er doch nicht von der Luft leben konnten, wird
jeder verständige Mensch begreifen.

Und als er kurz, ehe das kleine Wesen zur
Welt kam, das die Resl wie jede gute Mutier
in eine saubere Wiege legen wollte, gerade diesen
nun so bittersüß notwendigen Hausrat weggab,
um wieder einige wenige Mark in Händen zu
haben, das konnte die Resl ihm nie niehr ver-
zeihen. Und in ihrer Angst, für das Kindlein
doch eine Ruhestatt bereit zu haben, nahm sie
von dem großen schwarzen Ungetüm, das breit
und protzig und feierlich im schmutzigen Holzstall
stand, den engelgeschmückten Deckel ab und
legte ihre besten Kissen in den Kasten und bald
schrie ein zartes Mägdlein seine ersten Lust- und
Schmerzenslaute aus dieser unpassenden Lager-
statt in die Welt hinaus.

Der Peter war erst sehr zornig, dann lachte
er. Hatte er doch jetzt einen Freund, mit dem
er über alles lachen konnte. Es war ein gar
stiller Freund, der immer neben ihm herging und
dem er laut und leise alles ins Ohr sagte, was
er niit niemand anderem mehr besprechen konnte
und mochte. Er liebte diesen Freund sehr, wenn
der ihn auch manchmal schlecht behandelte und
ihm gerade dann, wenn er es am wenigsten er-
wartete, einen heimtückischen Stoß in die Seite
gab, daß er mitten auf der Landstraße hinfiel
und dumm und wie tot viele Stunden dort
liegen blieb.

Mochte nun der Gram um diese neue Freund-
schaft des Peters es sein, was der Resl die
Freude am Erdenleben verdarb oder etwas an-
deres — kurz, sie machte sich eilends auf und
davon, und da das kleine Mädchen sich wohl
in dem großen Sarg, der ihr unredlicherweise zu
ihrer ersten Lagerstatt gegeben worden, auch nicht
geheuer fühlen mochte, breitete es auch seine Flüge-
lein aus imd flog der Resl »ach.

So. — Run war der Peter wieder allein.
Es geschah ihm ganz recht, warum hatte er nicht
besser auf sich und Weib und Kind acht gegeben.
Aber sein guter Freund sagte ihm, das sei nicht
seine Schuld, im Gegenteil, es war der Resl ihre
Schuldigkeit gewesen, ihm alles aus dem Wege
zu räumen, daß er gern und willig bei der Ar-
beit und im Hause geblieben wäre. Und so blieb
er inimer noch weniger daheim, lachte und schwatzte
mit seinen: Freunde, dem Branntwein, der ihm
in allem recht gab wid ihn zu sanftem Schlummer
und lustigen Träumen in seine Arme nahm, wenn
er gerade guter Laune war.

So wurde Peters Häuslein immer leerer.
Und zuletzt stand nur noch ein altes Bett und
der große feierliche Sarg darin. Eine alte halb-
lahme Frau, die ihm die allernotwendigsten
Dienste tat, hatte den Sarg mit Erde gefüllt und
eine kleine Salatpflanzung darin angelegt, wo-
rüber der Peter in unmäßiges Gelächter aus-
brach und sofort zu seinem Freunde lief unr es
ihn, zu erzählen und dann lachten sie beide, bis
sie zusammen auf dem Boden lagen.

Zuletzt wurde es auch der lahmen Lene zu
öde im Hause. Und da sich nun niemand mehr
um den Peter kümmerte, verfiel er allmählich
ganz in Unordnung und Elend und zuletzt lag
er krank in seinem ärmlichen Bette.

Reben ihm stand prunkvoll der ebenholzfarbene
Sarg und die goldenen Engelein lachten immer
noch verschmitzt ihm zu und er hielt Zwiesprach
mit ihnen und freute sich schier, daß er mit diesen:

Sarge doch noch in Ehren und allen zum Reide
mit hochherrschaftlichcn: Prunk in die Erde fahren
sollte. Den:: sein Herz war schon lange gestorben
und sein Gewissen hatte nie gelebt und jeden
Rest seiner besseren Gedanken hatte er an seinen
Freund hergegeben, um sich dafür Vergessenheit
und ein letztes Lachen einzuhandeln Und so lachte
der Peter noch in seinem letzten Stündlein, als
er den zerlumpten Handelsjuden in die Kammer
eintreten sah. Der wollte nochmal Umschau halten,
ob nicht doch noch irgend etwas von einigen:
Wert zu haben sei, um die Schuld zu begleichen,
die der Peter noch bei ihn: stehen hatte.

Der Peter kniff die Augen ein und tat als
schliefe er und sah, wie der wackelige Alte den
Sarg am Griff aufhob, und als er ihn so un-
erwartet schwer fand, ging ein fröhliches Leuchten
über sein verrunzeltes Gesicht, „schwere Eiche —
schwere Eiche," murmelte er und ging mit einem
Seufzer der Erleichterung hinaus.

Da lachte der Peter noch einmal, denn er hatte
die schwere Erde im Sarge gelassen — er lachte,
da er sich das verblüffte Gesicht des Juden vor-
stellte, wenn der erfuhr, welch leichte und wert-
lose Ware diese ganze Pracht eigentlich war.

Und da sie so wertlos war, hoffte er nun
doch trotz aller Perlegenheit seiner Umstände, in
dem schwarzgoldenen Pomp zur letzten Ruhe ge-
brarl>t zu werden zun: bösen Neide des ganzen
Dorfes.

Aber der Gläubiger ließ sich auch diesen kleinen
Abtrag seines Guthabens nicht entgehen.

Und so wurde der eitle Peter ganz ebenso
karg in einen: roh gezimmerten Sarge begraben
wie einst der Trinkerhannes.

Aber ich glaube, wenn er das hätte mitan-
sehen können, er Hütte doch noch einmal laut
aufgelacht und es als einen köstlichen Witz der
Weltgeschichte empfunden.

Denn er hatte immer ein gar zu leichtsinniges
Gemüt gehabt.

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