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i dös Mistvicch find', die dös g'schriabn hat,
dö soll si' g'freu'n," sagt die Zenzi grimmig.

Und hiazt geht s' umanand wia teppat.

Sie woaß si' koan Rat net. Sie tat 's so
vüll gern 'n Herrn sag'n, daß er Urdnung
machat, aba sie traut si' net. Bon an Tag
schiabt sie 's auf 'n andern.

So wird 's Samstag. Da geht der Herr
ins Kasino, — zum kameradschaftlichen Abend,
sagt der Josef — und kummt alleweil spät
z' Haus. Dös waß die Cenzi ganz genau,
weil sie sich net früher schlafen legt, bis er
net z' Haus is. Wanns no so spät wird

— die Cenzi sitzt in da Kuchl und wart'.

Und ehnder als er mit sein Schlüssel auf-
spirrn kann, steht d' Cenzi scho da und
reißt die Tür auf.

Und fest hat sie si's vorg'numma, wann
er heunt Nacht kommt, wird sie 's eahm
sagn, — bei da Nacht hat s' mehr Kuraschi,
moant s'.

Hiazt sitzt f in da Kuchl aufm Stockerl
und denkt si' aus, was zum Herrn sag'n
wird. Aba wia's elfe is, — d' Frau schlaft
scho - kummt der Herr hoam. Und mit

an G'sicht!.Marand Josef," murmelt

die Cenzi und schlagt g'schwind drei Kreuz,

— „der schaut ja aus, als ob er an Geist
g'segn hätt!"

Er geht a net ins Schlafzimmer eini, son-
dern bleibt d' ganze Nacht im Eßzimmer.

Am andern Tag Kummen zwa Kamme-
raden zan Herrn, gehn aba bald wieder furt. Nach
aner Stund kommen s' no amal und nacher
gengan s' alle mitanander furt. Der Herr sagt
im Borübergehn zur Cenzi, daß er net zan Essen
kummt, und daß ma nöt auf eahm warten soll.

Die Cenzi tat gern wiß'n, warum der Herr
net z' Haus kimmt und geht zum Josef eina.
Der hockt auf sein Bett, pfeift und putzt die
Pistolen von Herrn, wia er s' scho oft putzt hat.
Nacher bringt der Briaftrager wieder an Briaf
und die Cenzi tragt 'n der Frau eina. Kaum
is bei da Tür draußt, hört s' an Schrei und
an Plumpser. Sie rennt eini — da liegt d'
kloane Frau so lang als s' is ausg'streckt auf
'm Boden, kasweiß im G'sicht. Die Cenzi rennt
in d' Kuchl um an Zwist und halt't ihr 'n unter
d' Nas'n. Glei hat s' ihre schwarzen Aug'n wieder
aufg'macht und is froh, wia s' die Cenzi siacht
und ihr guat's mitleidig's G'sicht. Und af amol
is ihr, als ob f die Cenzi scho alleweil kennt
hätt, und a Vertrauen hat s' in ihr, wia s' no
in Neamd g'habt hat. Und all's sagt s' ihr.
Der Baron hat schlecht über sie g'red't und hiazt
muaß si' der Herr mit eahm schiaß'n. Dös steht
im Briaf.

Die Cenzi vasteht dös net — durchaus nöt.

— Sie moant, wann scho g'schoss'n werd'n muaß,
nacher soll der Herr auf 'n Baron schiaß'n, der
hat do d' Frau beleidingt. Aba d' junge Frau
kennt si' aus in d' Sachen vom Militari und
deut' der Cenzi all's kloar aus. Drum geht 's
aba do net eini in der ihr'n Dickschädel. „O mei,
is dös aba narrisch," sagt f und beult mit 'n
Kopf. „Wia is denn aba nacha, wann der Baron
unfern Herrn daschiaßt?"

D' junge Frau fangt glei wieder z' flenna an.
„Darum Hab ich ja so viel Angst. Der Baron
ist ein berühmter Pistolenschütz!"

Hiazt wird aa die Cenzi kasweiß im G'sicht
und beißt die Zähnd überanand, daß ma 's krachen
hört. „Und wann unser Herr 'n Baron der-
schiaßt?" fragt s' und schaut ganz g'spassi drein.

„Dann kommt er auf die Festung, weil das
Duell verboten ist," ekschpliziert ihr d' junge Frau
verzweifelt. Die Cenzi macht wilde Augen. Sie
stemmt d' Fäust' in die Seiten. „Alsdann soll
er si' nacher goar net schiaß'n mit dem Schweinigl,"
moant s'.

Wia f aba hört, daß er nacher ehrlos war
und vom Militari furt müaßt, wird s' tiefsinni.
Sie macht no ihr Arbeit, akkrat wia imma —
red't aba ka Wurt mehr. Wia s' firti is, sitzt s'

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Segnende Hamen

Im Schützengraben und Unterstand,

Aus Moderhöhlen und Drahtverhauen,

Durch Wälder, die in Feindesland
Wie Gottes verstörtes Antlitz schaue»,

Ueber der Wogen schimmernde Saume,

Von des Meergrnnds lauernder Wacht,

Wehen in fiebernde Männerträume
Frauliche Namen in jeder Nacht:

Lotte Marie tind Anna-Liese,

Ach und der zärtlichen Name» mehr,

Liebe und Traute, und Du und Diese,

Blühen wie Blumen im Dunkel her.

Blühen und schmeicheln an Männermund,

Der sich kaum seufzend vom Kampfe geschlossen,
Und über Stirnen, heiß und wund.

Glänzt es, ein Lichtschein nach innen ergossen;
Licht aus Kammern und herrliche» Räumen,
Gvldklare Sterne und dunkelnde Glut,

Licht dem Traume aus sehnliche» Träumen,
Die in der Tiefe des Herzens geruht.

Lotte Marie und Anna-Liese,

Glück und Lächeln und Oual und Gebet,

Liebe und Traute, und Du und Diese,

Bis im Dämmern die Rast vergeht.

Und so hoffen sie jede Nacht:

Säet immer, geliebte Namen,

In die Schollen der blutigsten Schlacht
Euren heitren blumigen Samen;

Schlingt und heftet die bunten Ranken,

Von dem Taulicht der Heimat feucht,

Daß wir es bebenden Herzens euch danken,
Rein an der Waffen Flammengeleucht.

Lotte Marie, und Du und Diese,

Liebende Namen, die Liebe euch gab,

Ob auch der Hügel einst finster sich schließe,
Lächelnd noch blüht ihr auf's einsamste Grab.

sranz Langkeinricb

. „ in da Kuchl, 's Firta über 'n Kopf g'fchlag'n

.. ■\/r■ ■ -"V und sinniert. — — Alleweil sinniert s' ...

As aniol steht s' aus und macht a ganz
a resolut's G sticht Sie schickt 'n Josef z' an
Kaufmann — sie hat ka Soda mehr, sagt
s'. Wia der beim Tempel draußt is, geht f
in sei Zimmer. Was aba suacht, sind't s' net.
Da schleicht sie si' schö stad in Herrn sei
Zimmer — dort liegen f, sie woaß scho wo

— sie hot 's amol g'sehgn ... Ane nimmt
s' — und schaut eini und nickt — all's in
Urdnung. Sie kennt si' aus, die Cenzi —

Wia 's Abend wird, schleicht sie si' hoamli
furt — Sie woaß scho, wo er wohnt — bei
'n Adlerwirt, wann er in da Stadt is —
Bei ’n Haustor stellt sie si' auf und warl't

— so als ob 's nix war — d' Händ' hat
s' unter 's Firta g'fchlag'n. Sie schaut ganz
ruhig aus, aba 's Herz schlagt ihr in da
Brust wia a Schmiedhammer und all's zid-
dert an ihr ...

Da siacht s' von Weiten unter der Latern'
an daherkomma — an bamlanger Kerl —

— er is scho, denkt si' die Cenzi und halt
si' mäuserlstill. Hiazt kimmt er air ihr vor-
über — der Herr Baron — die Cenzi is
plötzli ganz ruhig — 's Ziddern is weg —

— hiazt is er knapp vor ihr.-Sie

siacht sein' schnial'n Buckl, den langen Hals,
den g'scherten Schädl — sie hebt 'n Arm —
a Knall — an Aufschrei wia von an 'troffenen
Biech — und a Fall ....

D' Pistol'n halt't f fest in da Hand und so
rennt s' hoam, die Cenzi. Und hiazt sitzt s' wieder
in da Kuchl und wart't, bis es holen, die vom
G'richt.

A kalte Faust spürt f in ihr'n G'nack und
die Zähnd schebbern ihr aufanander .... Hiazt
und hiazt niüassen s' kumma — — sie preßt 'n
Schädel mit d' Fäust' z'samm — —

Zhr'n Herrn kann er aba hiazt nimmer der-
schiaßen — der Herr Baron ....

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Ferd. Staeger

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Wie Deutschland Frankreich
annektierte

Lustiger Schwank aus dem Anfang des Krieges
Von Henry F. Urban

Wie jedes vornehnie Luxus-Hotel New Porks
hatte auch das „Imperial" seinen eigenen Barbier-
Salon — wie gewöhnlich in den Räumen unter
der Straßen-Oberfläche und wie gewöhnlich von
ausgesuchter Pracht. Die Wände waren von
geglätteteni Marmor, die Beleuchtungskörper aus
Bronze. Bor hohen Spiegeln standen zehn Patent-
drehstühle mit Nickeleinsassung und wunderbar
wollig gepolstert, und acht blitzsaubere Barbiere
in blendend weißen Iackets, sowie drei reizende
Manikuristinnen in kostbaren, weitausgeschnittenen
durchsichtigen Blusen und mit Diamantringen an
den entzückenden weichen Händen wartete» auf
die Kunden.

Sich hier rasieren zu lassen, war ein zienilich
verwickelter Vorgang, der aber mit unfehlbarer
Sicherheit zu einer bemerkenswerten Verschöne-
rung des Besuchers führte und zugleich ein aus-
erlesenes Vergnügen bedeutete. Er reichte beim
Eintritt zunächst seinen Hut einem uniformierten
Jüngling, der den Gast rasch und fast uufühlbar
aus seinem Uberrock schälte. Dann ließ er sich,
nachdem er Kragen und Schlips abgenomnien
hatte, in einen der Stühle sinken, wo er Gesicht
und Haupthaar vertrauensvoll in des Barbiers
Hände legte — — sozusagen. Während der ihn
mit zartem Messer von überflüssigen Haaren be-
freite, mit einem in heißes Wasser getauchten
Tuch beklatschte, mit geheimnisvollen duftenden
Essenzen ciurieb und bestäubte oder sei» Haupt
wusch, bespritzte, salbte, befächelte, kämmte und
bürstete, wanderte erst die eine, dann die andere

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Register
Franz Langheinrich: Segnende Namen
Ferdinand Staeger: Zeichnung ohne Titel
Henry F. Urban: Wie Deutschland Frankreich annektierte
 
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