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Der teure Dichter Deutsch--Südwest

Gabriele d'Annunzio soll der Stadt
Genua für seine Festrednertätigkeit am Ga-
ribaldi-Denkmal 2000 Lire gerechnet haben,
worunter auch ein Posten „Auslagen für
zwei Damen" figuriert haben soll. Wir halten
dies entschieden für einen Irrtum. So billig
arbeitet der Inhaber der Firma Rappaport
nicht. Die 2000 Lire sind wohl nur für die
Damenbedienung allein gerechnet worden
und Gabriels Conto folgt nach. Gott der
Gerechte, was werden die Italiener da noch
blechen müssen! Rom z. B., wo er mehrere
begeisterte Ansprachen vom Kapitol, vom
Balkon des Hotels, vom Auto aus hielt!
Wir denken uns diese Kostenrechnung etwa so:

Rede, 30 Minuten, capitoli-

nische Form. 3.000 Lire

Begeisterung dazu .... 3.000 „

Dem Friseur für die Vorbe-

reitung. 100 „

Der Dame, welche die Be-
geisterung entzündete. . 1.000 „

Der Dame, welche die Be-
geisterung zu löschen hatte 1.000 „
Zuviel gelöscht. 500 „

Die Auto- und Balkonreden sind natürlich
etwas billiger.

Gabriele redet aber nicht nur, er handelt
auch. Man weis;, daß er zunächst auf einem
Schiffe sterben oder siegen wollte und er
hatte schon folgende Rechnung dafür kom-
poniert :

Uniformen. 10.000 Lire

Dolche und Degen.... 8.000 „

Seemännische Kaltblütigkeit. 20.000 „
Der Dame, welche kaltblütig

macht .. 200 „

Einigen Damen, für zeitweise

Wiedererwärmung. . . 5.000 „

Für das Schiff.500.000 „

— sie war ihm aber, wegen des Schiff-
Postens, abgelehnt worden. Da beschloß er,
mit General Cadorna in die Feldschlacht zu
ziehn und präsentierte vorerst eine Rechnung
für drei Pferde (ein rotes, ein weißes und
ein grünes). Das weiße bezahlte man ihm
und Gabriele ritt zur Front.

Die Rechnung für die Zeit von seinem
Dienstantritt bei Cadorna bis zu seiner Rück-
kehr nach Rom lautete:

Für eine Leutnantsausrüstung

20.000 Lire

Für den Fechtmeister . . .

200 „

Für den Regisseur (beste

Siegerstellunqj . . . .

300 „

Der Masseuse (12 Stunden

Arbeitszeit).


Kriegerische Begeisterung. . lO.O(X) „
Für seidene Regenschirme . 10.000 „
Ritt in die Schlacht . . .150 000 „

Der Wäscherin. 180 „

Für Opium. 20 „

Heimkehr nach Rom, Extrazug 2.000 „
Für ärztliche Behandlung und

Nachkur.20 (XX) „

Den Barmherzigen Schwestern 15.000 „

Nun will Gabriele seine Kriegserlebnisse
auf einer Portragsreise schildern, die ihn durch
alle Städte Italiens und der Verbündeten
führen soll. „Ich warne Neugierige."

Luek

Tapfer und treu, gegen Überfall

und Übermacht

Habt ihr die Wacht
In der Wüste gehalten!

Nicht Gegners Gewalten, —

— Die Zeit

Und der Mangel nur haben Euch

niedergebracht —

Dank sei Euch und Ehre geweiht!

. . . Und ein wenig Leid
Dem Heldenstück,

Dessen Opfer Ihr seid!

Denn wir denken noch an die

Burenzeiten zurück,
Da Eure Besieger geächtet nach

Deutschland kamen,
Klagend über ihr eignes Geschick,

Und init dankbarem Blick
Des Mitleids süße, und klingende,

Spenden nahmen
Aus deutschen Landen — — —

Drei

Trugen die Namen
Botha, Dewet, Delarey.

Nun liegt der eine in Banden —

Der andre ist tot, wir wissen warum'»

geschah —

Und den „edlen" Dritten

Bejubeln die — Briten

Als Henker von Südwestafrika ....

H. Oe Mora

A. Schmidhnmmer

Schützengraben - Humor

„An meinem Unterstand fehlt zu an' rich-
tigem Häusl weiter nix als wie die Hypothek
d'rauf!"

Die Kapelle
oder: Das Lausoleuni

Droben steht am Scherenfernrohr
Still und froh ein Herr vom Stab,
Drunten rennt zum Lausoleum
Eine Kompagnie im Trab.

Weithin winkt der Kleiderofen
Und zum Himmel stinkt sein Rauch —
Der vom Stabe lächelt spöttisch:

. . . Aber plötzlich juckt's ihn auch.

Drunten trägt nmn sie zu Grabe,

Die des Kriegers Sorg und Qual —
Du vom Stabe! Feiner Knabe!

Dich entlaust man auch einmal!

A. De Nora

*

Hand und Fuß

Die Sozialdemokraten haben bekanntlich ver-
langt, die Reichsregierung solle unfern Feinden
Friedensvorschläge machen; gerade weil wir ihnen
gegenüber im Vorteil seien, sollen wir die ersten
sein, die die Hand zum Frieden bieten. Die Ge-
nossen in den feindlichen Ländern haben diese An-
regung mit blutigem Hohn ausgenommen: sie
haben erklärt, vom Frieden könne keine Rede
sein, wenn nicht Deutschland auf die Knie nieder-
gezwungen sei.

Die Sozialdemokratie bleibt aber dabei, der
Vorschlag sei vernünftig, er habe Hand und
Fuß. Das ist richtig: er hat Hand und Fuß,
nur in einer merkwürdigen Verteilung. Die deut-
schen Sozialdemokraten haben den Feinden die
Hand entgegengestreckt und haben dafür einen
Tritt mit dem Fuß bekommen.

Frldo

Aus dem Schützengraben

Parole „Grodno". Ich gebe dies den Leuten
meines Zuges bekannt. Zum besseren Verständnis
erkläreich: „Grodno! Genau wie man im Dialekt
sagt: grod' no; grod' no Hab ich den Zug erwischt,
grod' no!" Allscitigcs verständnisvolles Grinsen
beweist mir, daß meine peldenschar begriffen hat.

’ Nachts gehe ich durch den Schützengraben und
kontrolliere die Posten. Ich frage einen Berliner
Kriegsfreiwilligen: „Parole?"

Prompt ertönt die Antwort: „Ferade noch,
perr Leutnant!"

Der Literatur - Jüngling

„Alle Redaktionen schicken mir meinen pelden-
sang auf pindenburg zurück. Da m u ß ja der
Ruhm dieses Mannes verblassen!"

Liebe Jugend!

In der Nähe der „Drei Zinnen" war's, da
lugte der Tiroler Standschütze Ander! partinger
in 2000 Meter Seehöhe hinunter auf die sich an-
schlcichenden Alpinis.

„Fs 's wahr, Franzl," fragte er seinen Neben-
mann, „daß die Katzelmacher unsre schöne Berg-
welt bis zum Brenner verlangt haben?"

„Fs scho wahr!" erwiderte der Franzl.

„Nacha soll'n s' von mir a Abschlagszahlung
d'rauf kriagen, a gnat's Bröckerl!" Und er ließ
einen mächtigen Felsblock zu Tal sausen-.

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Aus dem Schützengraben
[nicht signierter Beitrag]: Der Literatur-Jüngling
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
A. De Nora: Deutsch-Südwest
A. De Nora: Die Kapelle
Frido: Hand und Fuß
Puck: Der teure Dichter
Arpad Schmidhammer: Schützengraben-Humor
 
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