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A. Schönmann

Pallas Achcne vor dem Vierverband

„Sie sind der geheimen Absicht «»geklagt,
neutral bei unseren Rcilereicn bleiben zu wol-
len! was haben Sie zu Ihrer Entschuldigung
anzufübren 7"

„Ich möchte nicht auch Prügel bekommen."

ILiLUfches

In einem Leitartikel der Londoner „Morningpost"
wird Bulgarien als Judas bezeichnet, und von
Griechenland gesagt, es werde, wenn es Serbien
nicht zu Hilfe komme, als Petrus seinen Glauben
dreimal verleugnen, ehe der Hahn kräht.

Dies neue Evangclinln
Probiert bei euer'» Koffern —

Europa stimmt ihr nicht mehr um
Mit biblischen Metaphern!

Die weisen doch einzig auf eure Spur,
Seitdem ihr euch ganz wie weiland
Verschwort wider Frieden und Kultur,

Das heißt: den modernen Heiland!

Längst hat ja der Bolksmund entschieden schon,
Wer heute der Judas wäre —

Italien nahm als verdienten Lohn
Sich diese biblische Ehre!

Nicht nunder seid ihr Briten bekannt
Als heuchelnde Augenverdreher,

Zum Frevel gebrauchend die fremde Hand,
Kurzuni: als Pharisäer,

Die heimlich erwirken, daß schuldloser Wert
Zu ihrem Nutzen muß sterben,

Und daß man dafür begnadigt und ehrt
Den Mörder Barabbas, den Serben!

Als Kriegs knechte, folternd inrohem Hohn,
Sind die Russen deutlich zu schauen,

Und Frankreich als eifriger Malchus,

^ .. . . . dem schon

Das Ohr ist abgehauen!

Im übrigen scheint nicht so wichtig jetzt,

Ob einer dies oder ob du das,

Denn alle findet ihr sicher zuletzt
Das traurige Ende des Judas,

Der zwar sein Opfer im Dienste der Nacht
Umwunden mit Todesbanden,

Doch gleich dann selber sich umgebracht,
Indessen der Heiland erstanden!

So wird auch uns das Friedensreich
Erstehen in hellerem Lichte —

Drum laßt ihn lieber, den Bibelvergleich,
Sonst wird er euch selbst zum Gerichte!

Sassafrass

*

Moskorvirisches

Der russische Minister des Innern hat dem
„Rjetsch" mitgeteilt, Deutschland habe
Agenten mit falschem russischenPa-
piergeld nachRußland gesandt, um die
Rubelkurse zu diskreditieren.

Der Herr unterschätzt uns: die praktischen
Deutschen stürzen sich für eine Sache nicht in
Unkosten, die ihr von der russischen Regierung
fejbft viel gründlicher besorgt wird. — « —

§ie mögen nickt!

Bon „Reuter" ward es ausbaldowert:
Triest wird deshalb nicht erobert,

Weil Herr Cadorna solchen Plan
Aus Hähern Gründen abgetan!

Denn wenn er diese Stadt besetzte,

Dann würden, was ihn sehr entsetzte,

Die österreichischen Kanonen

Die „edle Stätte" nicht verschonen

Und vom Gebirg, wie von der See,

Geschäh' ihr unermeßlich Weh!

Statt eines Siegs in wilder Rage
Wühlt drum Cadorna die Blamage,

Und statt der Truppen, schwarz und gelber,

Besiegt der edle Held sich selber

Und hält sich seitwüris, mehr nach West,

Aus lauter Rücksicht auf Triest —

Der Stadt zu schaden, brtidjt’ ihm Schmerz;
Verschone» wird er auch wohl Görz,

Wenn als gefährdet er's erkennt,

Und Rovereto und Trient

Und Bozen. Riva, wie nian glaubt —

Zuletzt verschont er überhaupt
Aus lauter Rücksicht lieber gleich
Das überfall'ne Österreich;

Er läßt vom ganzen Land die Finger
Als ruhmgekrönier Selbstbezwinger,

Denn nach dem Drachenkampf von Schiller
Ist solch ein Selbstsicg, solch ein stiller —

Der schönste, der dem Rittersmann
Auf dieser Erde werden kann!

Es müssen sich die „Unerlösten"
Vorläufig also damit trösten,

Daß die Erlöser noch zur Zeit
Behindert sind durch Menschlichkeit! —
Gemeint hat jüngst ein Schalk, ein böser:

Der Wunsch „Erlösung dem Erlöser",
Er werde auf Italiens Erden,

Vielleicht gar bald vernehmbar werden.

Und tief im Innern spür' ihn schon

Der reine Tor dort auf dem Thron! pips

Theo Waidenschlager

Isadora Duircan

tritt jetzt, nachdem sie in Athen Fiasko erlitten hat, auf
Gallipoli auf. Im „Tanz um's goldene Horn" sage»
die Alliierten, im „Pleitetanz der Entente" die Türken.

A. Schönmann

John -23»ll in Bedrängnis

„Herr Gott, ich Hab ja immer ganz gute
Geschäfte gemacht mit Dir und ich Hab Dich
dafür auck stets hochgchalten und Acklainc
gemacht für Dich in allen Erdteilen: Laß mich
jetzt bei dieser Balkan-Rrisis nicht im Stick
— ich müßte mich sonst nach einem cinträg-
lichcrc» Protektor umsehen l"

«VötterrdLirnmeiriing

O verflucht und zugenäht!

Rechts und links von dem Kanäle
Merkt man nun mit einem Male
Fröstelnd kühl: — Es ist zu spät!

Ein gemeiner Ostwind weht
Durch die Löcher ihrer Hosen —

Ja, man sitzt nicht mehr auf Rosen.

Wenn der Sitz mit Grundeis geht.

Ja, es kracht, wohin man späht:

Bruder Russe liegt im Sterbien
Und dem vielgeliebten Serbien
Wird der Hals schon umgedreht.

Biviani delcassät

Zwar noch Wind mit vollem Munde,

Aber schwarz im Hintergründe
Schon der Sturm als Ernte steht.

Schwulität, oh, Schwulität
Ringsum im Ententeustalle —

Nur der Greg kräht noch für alle.

Doch bald ist es ausgegreyt ....

A. De Xora

*

Der Fluch der Bourbonen

An König Ferdinand von Bulgarien
sandte dessen Vetter, der Herzog von Mont-
pensier eine Depesche des Inhalts:

„Deine selige Mutter, meine Tante Kle-
mentine, und Deine Onkel werden sich aus
ihren Gräbern erheben, um Dir ihren Fluch
ins Angesicht zu schleudern, und ich, der ich
Dir so oft meine herzlichen Wünsche sandte,
kenne Dich nicht länger. Ich überlasse Dich
Deinen Gewissensbissen, Deinen Tür-
ken und Deinen Boches."

Sollten sich König Ferdinands bourbonische
Anverwandte wirklich wegen dessen tapferen
Entschlusses im Grabe umgedreht haben so
ist zu hoffen, daß sie sich wegen der Dumm-
heit seines Vetters noch einnral umdrehen und
auf diese Weise wieder in die richtige Lage
kommen! — o —

*

$um Geleit

Der Nikolai —

o waih!

Der Delcasse -

o weh!

Und der Grey?

Geht nicht bald zu End' cs?

Viviani ssguemes!

A. 1>. N.
Register
Anton Schönmann: Pallas Athene vor dem Vierverband
A. De Nora: Götterdämmerung
Theo Waidenschlager: Isadora Duncan
-o-: Der Fluch der Bourbonen
Anton Schönmann: John Bull in Bedrängnis
Pips: Sie mögen nicht!
-o-: Moskowitisches
Sassafrass: Biblisches
A. D. N.: Zum Geleit
 
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