wie sich
orden
kleinen Bergen geschichtet — daneben
Vorräte von Carboi, Berbandswatte
und dergleichen, dann wieder, auf ge-
stoppeltem Brettergestell, Kognak und
Sekt, standesgemäße Marken vom
gallischen Erbfeind. Im übrigen
waren alle Aufschriften und Stempel
englisch.
Die Sache war klar wie Gips: der
dicke Hungerleider batte sich damals bei
der blitzartigen Rückwärtsgruppierung
der Inglisch einen prima Lazarettvarrat
„zugeerbt" und sicher in dem kalben
Jahr schon ein gut Teil unter der Hand
verhökert! Für uns also ehrlicke Kriegs-
beute — Beschlagnahme und Meldung
selbstverständlich. Ich bin stumm vor
Wonne, klopfe dem Schorsch bloß be-
lobigend auf die Schulter» und deute
aus alles, was vorerst mitzunehmen;
helfe auch ohne falschen Stolz mit-
schleppen. Mittendrin kommt mich's
an: Donnerwetter, wird das den Fa-
moso freuen! Aber sofort mischt sich
inein Gewissen ein: „Der auch? —
Nicht zu machen!" Und im Ru ist
mein Plan fertig ...
Wir kraxeln. Während mein Schorsch
die Falltür wieder zudeckt, dann all die
guten Sachen in der Diele versteckt und
für ein Feuerchen im Dielenkamin sorgt
— währenddessen geh ich in die Küche
zurück. Schon hör' ich auch den Famoso
und den Hausherrn wiederkommen. Ich
Hab' grade noch Zeit, den übrigen Herren
einen Wink zu geben: „Wir kriegen
noch ein köstliches Souper — aber der
Famoso darf nichts ahnen! Sonst langt
es nämlich für uns nicht! Er soll sich
an dem Zeug hier sättigen, bis er nicht
Inehr kann. Wir markieren das Mitessen urir —
aber geschickt, Kameraden!"
Sie nicken und schmunzeln verständnisvoll:
haben Vertrauen zu mir, namentlich in diesenr
Fall! — „Mir ist der Appetit vergangen," ruft
der fixe ungarische Kamerad, wie die beiden wieder
eintreten. Ein andrer riecht an dem einzigen
Hering und meint: „Mir eigentlich auch .. . ."
Und so sagt jeder sein Sprüchlein. Der Famoso
ist höchst verstimmt von der Streife zurückgekehrt:
er hat nicht eine Krume mehr entdeckt. Jetzt aber
seh' ich, sein feistes Antlitz heitert sachte auf. „Run,
so wird wenigstens Einer satt werden," meint er:
„denn was mich betrifft, ich finde das Zeug auch
gräßlich, aber ich habe einen Hunger zum Sterben;
und Krieg ist Krieg!"
Ich gab ihm Recht. Ein paar Kartoffeln
müßt ich auch haben, sagt ich: und machte mich
selber dran, sie in der Pelle zu kochen. Vorher
schickte ich den Bauer fort: gegen Trinkgeld im
»ää sten heilen Dorf, gute zwei Wegstunde» weit,
ein Fuhrwerk oder telephonisch ein Auto zu be-
sorgen. Wo denn mein Bursche sei, fragte „Italien".
Ich antwortete: „Der macht uns einen anstän-
digeren Raum warm für die Wartefrist."
Hübsch lang ward uns die Zeit, bis die
Schaudkartoffeln gar waren. Da war's aber auch
ein Schauspiel für Götter, wie mein Famoso sich
drübermachte. Anfangs säbelte er die schwarzen
Stellen ab, dann verzehrte er die ganzen Stricker,
weil sonst nichts Nennenswertes geblieben wäre.
Selbst den Hering brachte er halb hinunter, um
bloß den saden Kartoffelgeschniack zu würzen.
Meine Portion verkrümelte ich unterdessen hinter
seinen Rücken in den Schlund der Kastenuhr.
Die andern hatten ihre Zeitungen, Tagebücher,
Ragelieilen vorgenommen und rauchten dazu wie
die Schlote. In der Herd-Ecke krümmte sich der
Bruder Magyar vor verbotenein Grinsen: alle
„litten" unter der verhaltenen Spannung. Der
Herr mit 'm u fühlte wohl Gewissensbisse, aber
sein eigenes Interesse erwies sich doch als Sieger.
Die Stimmung der Herren hob sich noch, als
sie aus meinen geheimen Zeichen merkten, daß
ncu/Cfiu'/fney*
der Sexpl von Garching den tN>litär-verdienft-
nrit der Arone nnd nrit Schwertern" vorstellt.
auch für Trinkbares glänzend gesorgt sein müsse.
Neidlos sahen sie zu, wie „Italien" Wasser in
das weinförmige Rattengift des Bauern goß und
den Schlangenfraß hinunterspülte.
Ordentlich stolz war ich, wie herzlos ich zu-
schauen konnte . . . Endlich war der Famoso
satt — dolle Leistung! Zur Stopfprobe empfahl
ich ihm noch die Marmelade als Nachtisck; es
war vorzüglicher Ornngenstid. Aber er lehnte
heftig ab — konnte nicht mal reden hören vom
Essen und bat mich flehentlich um eine Zigarre.
Mit Vergnügen gab id) sie. — lind begab mid)
spornstreichs nach der Diele.
Der ©djorjd) hatte meine Erwartungen nod)
übertroffen. Mit Hilfe unserer Picknicksachen
und Reservekerzen aus dem Kraftwagen war
wahrhaftig ein Schimmer von Festtafel cvrcidjt.
Sardinen und Hummer prangten da, Zunge und
Schinken für eine Kompagnie, Zwiebacke als Brot,
Gürkchen, die feinen Früchte . . Am Kamin waren
Spargel und Artischocken heiß gemad>t. Die Sekt-
pullen und der Dreisternige standen am Fenster
kalt — und der Schorsch hatte sich gewissenhaft
überzeugt, daß nichts mid) dem Proppen schmeckte.
Gemütlich warm und förmlid> sauber hatte er die
Bude gemacht.
Dreist und gottesfürchtig ging id) in die Küche
und markierte den Teilnahmvollen gegenüber dem
„Italien": ob er denn wirklich garnidits mehr zu
essen im Stande sei? Er sah bleid>er denn je
aus, wisdite ftd) über die Stirn, als sei ihm der
Angstsd)weiß nah, und vergaß fast seine Höflich-
keit: Ob ich mid) über ihn lustig zu mache» be-
liebe? Daß er satt sei, mehr als satt, von dem
Schweinefutter hier, das wisse id) doch! Hunde-
elend sei ihm — stieß er unwillkürlich hervor.
Und warf die kaum angerauchte Zigarre fort und
ließ sid) auf den nächsten Sdiemel sinken. Mit
kreuzunglücklicher Miene gestand ich: „Idi hätte
nänilid) den Herren Kameraden eine Freuden-
botschaft zu bringen: mein Bursche hat ein wahres
Hodizeitsmahl zusammengebracht, der Prachtkerl!
Das Rindvieh hatte blos die Unglücksidee, uns
allesamt zu überraschen!!"
Na, die andern erhoben ein Mords'
hallo — der Famoso sagte garnix: aber
den überzwerchen Blick, den er in mid>
bohrte wie'» Brigantendolch, den vergeh
idi nie!! Id, erbot midi trotzdem, gleich
wieder zu kommen, mit einem au> ge-
zeichneten Cognak, und ihm Gesellschaft
zu leisten. Aber er winkte mit soviel
Südlandstemperament ab, uns allen,
daß wir uns rasd) und freudig ver-
zogen. In der Diele gab's natüdid)
eine» Bombenerfolg. Wir wurden lustig
wie Kadetten.
Mitten im Schlemmen und Tosten
sehen wir auf einmal den Famoso:
zwisdien Tür und Tisch steht er, wie
der steinerne Gast, und stiert und stiert
auf all die Herrlichkeiten. Einen Augen-
blick war's ja still: dann streckten sich
ihm Hände und Gläser entgegen — in
aller naiven Gutheit vorzüglid> ver-
pflegter Leute wollten wir ihn jetzt
wirklich zum Mittun reizen. Aber er
scheuchte uns wieder — bog sid) zurück,
in eiskalter Wut, und zisdite bloß:
„Lärbari — bärbari tutti quan-
ti!! Schon war er fort.
Stören ließen wir »ins nid>t. Es
folgte aud> keine Ducllsad>e. Aber ein
paar Tage später wurde der Famoso,
seinem Antrag gemäß, abberufen, von
wegen des „rauhen Klimas". Ein
.g. anderes „Italien" bekamen wir auch
nicht..."
Der Rittmeister trank behaglich sei-
nen Mokka aus. — „Im süßen Cor-
riere tobt der Kerl jetzt als erster Sach-
verständiger für hunnisd>e Barbarei —
immer hinter der Front.... Wer
weiß," meinte er lädielnd, „ob id) und
mein Schorsch nid>t den ganzen Italienerkrieg
angerichtet haben? Na, jedensalls war's 'n sym-
pathisches Symbol: daß Italien — »id)t mit*
schmausen wird, wenn die Globus-Gesellschaft
einmal soweit ist! . .."
Bträfe muß fein
Laut „Times" wurde eine Engländerin, die die
Ansicht aussprach, Graf Zeppelin sei ein Gent-
lenian, zu sed>s Monaten Gefängnis verurteilt.
Ebenso wurde ein alter Herr, der meinte, es
könnte doch möglid) sein, daß der deutsche
Kronprinz bloß Kaffeelöffel und keine Regu-
latoren gestohlen hätte — vor allem, da soldi hohe
Herren im allgemeine» »id)t gern große Pakete
trügen — zu sieben Jahr Zuchthaus verdonnert.
Ein andrer, Literarhistoriker in Oxford, der es
vom Lehrstuhl herab als niindestens unwahrschein-
lid) erklärte, daß Goethe Wechsel gefälscht habe
und K a >i t bei seinem letzten Einbrudi durch den
Schuß aus einem Polizistenbrowning gestorben sei,
wird lebcnolünglid) eingesperrt. Zum Tode ver-
urteilt aber wurde ein gewisser Jimmy Fletcher
aus London-O., weil er sid) dahin geäußert hatte,
schließlidi seien die Deutschen auch nid>t viel schlim-
mcr als die Russen. Da er jedoch nadiwies, seine
Äußerung in sinnloser Trunkenheit getan zu haben,
wurde ihm die Wahl zwischen Schfaott und Ein-
tritt ins Heer gelassen. ^ Blizzard
Eiebe Jugend!
Die Braut meines Freundes, die Bberlehrerin
ist, trägt einen ungewöhnlich schmalen Verlobungs-
ring. Als sic sich neulich mit einem ihrer Schüler,
einem zehnjährigen Jungen, unterhält, entdeckt
dieser ihn. befidjtigt ihn eine ganze weile mit
frtti('d)cr Mene, und sagt dann ganz trocken:
»Ist der aber schmal. Sind Sie noch so »n«
entschlossen?" —
954
orden
kleinen Bergen geschichtet — daneben
Vorräte von Carboi, Berbandswatte
und dergleichen, dann wieder, auf ge-
stoppeltem Brettergestell, Kognak und
Sekt, standesgemäße Marken vom
gallischen Erbfeind. Im übrigen
waren alle Aufschriften und Stempel
englisch.
Die Sache war klar wie Gips: der
dicke Hungerleider batte sich damals bei
der blitzartigen Rückwärtsgruppierung
der Inglisch einen prima Lazarettvarrat
„zugeerbt" und sicher in dem kalben
Jahr schon ein gut Teil unter der Hand
verhökert! Für uns also ehrlicke Kriegs-
beute — Beschlagnahme und Meldung
selbstverständlich. Ich bin stumm vor
Wonne, klopfe dem Schorsch bloß be-
lobigend auf die Schulter» und deute
aus alles, was vorerst mitzunehmen;
helfe auch ohne falschen Stolz mit-
schleppen. Mittendrin kommt mich's
an: Donnerwetter, wird das den Fa-
moso freuen! Aber sofort mischt sich
inein Gewissen ein: „Der auch? —
Nicht zu machen!" Und im Ru ist
mein Plan fertig ...
Wir kraxeln. Während mein Schorsch
die Falltür wieder zudeckt, dann all die
guten Sachen in der Diele versteckt und
für ein Feuerchen im Dielenkamin sorgt
— währenddessen geh ich in die Küche
zurück. Schon hör' ich auch den Famoso
und den Hausherrn wiederkommen. Ich
Hab' grade noch Zeit, den übrigen Herren
einen Wink zu geben: „Wir kriegen
noch ein köstliches Souper — aber der
Famoso darf nichts ahnen! Sonst langt
es nämlich für uns nicht! Er soll sich
an dem Zeug hier sättigen, bis er nicht
Inehr kann. Wir markieren das Mitessen urir —
aber geschickt, Kameraden!"
Sie nicken und schmunzeln verständnisvoll:
haben Vertrauen zu mir, namentlich in diesenr
Fall! — „Mir ist der Appetit vergangen," ruft
der fixe ungarische Kamerad, wie die beiden wieder
eintreten. Ein andrer riecht an dem einzigen
Hering und meint: „Mir eigentlich auch .. . ."
Und so sagt jeder sein Sprüchlein. Der Famoso
ist höchst verstimmt von der Streife zurückgekehrt:
er hat nicht eine Krume mehr entdeckt. Jetzt aber
seh' ich, sein feistes Antlitz heitert sachte auf. „Run,
so wird wenigstens Einer satt werden," meint er:
„denn was mich betrifft, ich finde das Zeug auch
gräßlich, aber ich habe einen Hunger zum Sterben;
und Krieg ist Krieg!"
Ich gab ihm Recht. Ein paar Kartoffeln
müßt ich auch haben, sagt ich: und machte mich
selber dran, sie in der Pelle zu kochen. Vorher
schickte ich den Bauer fort: gegen Trinkgeld im
»ää sten heilen Dorf, gute zwei Wegstunde» weit,
ein Fuhrwerk oder telephonisch ein Auto zu be-
sorgen. Wo denn mein Bursche sei, fragte „Italien".
Ich antwortete: „Der macht uns einen anstän-
digeren Raum warm für die Wartefrist."
Hübsch lang ward uns die Zeit, bis die
Schaudkartoffeln gar waren. Da war's aber auch
ein Schauspiel für Götter, wie mein Famoso sich
drübermachte. Anfangs säbelte er die schwarzen
Stellen ab, dann verzehrte er die ganzen Stricker,
weil sonst nichts Nennenswertes geblieben wäre.
Selbst den Hering brachte er halb hinunter, um
bloß den saden Kartoffelgeschniack zu würzen.
Meine Portion verkrümelte ich unterdessen hinter
seinen Rücken in den Schlund der Kastenuhr.
Die andern hatten ihre Zeitungen, Tagebücher,
Ragelieilen vorgenommen und rauchten dazu wie
die Schlote. In der Herd-Ecke krümmte sich der
Bruder Magyar vor verbotenein Grinsen: alle
„litten" unter der verhaltenen Spannung. Der
Herr mit 'm u fühlte wohl Gewissensbisse, aber
sein eigenes Interesse erwies sich doch als Sieger.
Die Stimmung der Herren hob sich noch, als
sie aus meinen geheimen Zeichen merkten, daß
ncu/Cfiu'/fney*
der Sexpl von Garching den tN>litär-verdienft-
nrit der Arone nnd nrit Schwertern" vorstellt.
auch für Trinkbares glänzend gesorgt sein müsse.
Neidlos sahen sie zu, wie „Italien" Wasser in
das weinförmige Rattengift des Bauern goß und
den Schlangenfraß hinunterspülte.
Ordentlich stolz war ich, wie herzlos ich zu-
schauen konnte . . . Endlich war der Famoso
satt — dolle Leistung! Zur Stopfprobe empfahl
ich ihm noch die Marmelade als Nachtisck; es
war vorzüglicher Ornngenstid. Aber er lehnte
heftig ab — konnte nicht mal reden hören vom
Essen und bat mich flehentlich um eine Zigarre.
Mit Vergnügen gab id) sie. — lind begab mid)
spornstreichs nach der Diele.
Der ©djorjd) hatte meine Erwartungen nod)
übertroffen. Mit Hilfe unserer Picknicksachen
und Reservekerzen aus dem Kraftwagen war
wahrhaftig ein Schimmer von Festtafel cvrcidjt.
Sardinen und Hummer prangten da, Zunge und
Schinken für eine Kompagnie, Zwiebacke als Brot,
Gürkchen, die feinen Früchte . . Am Kamin waren
Spargel und Artischocken heiß gemad>t. Die Sekt-
pullen und der Dreisternige standen am Fenster
kalt — und der Schorsch hatte sich gewissenhaft
überzeugt, daß nichts mid) dem Proppen schmeckte.
Gemütlich warm und förmlid> sauber hatte er die
Bude gemacht.
Dreist und gottesfürchtig ging id) in die Küche
und markierte den Teilnahmvollen gegenüber dem
„Italien": ob er denn wirklich garnidits mehr zu
essen im Stande sei? Er sah bleid>er denn je
aus, wisdite ftd) über die Stirn, als sei ihm der
Angstsd)weiß nah, und vergaß fast seine Höflich-
keit: Ob ich mid) über ihn lustig zu mache» be-
liebe? Daß er satt sei, mehr als satt, von dem
Schweinefutter hier, das wisse id) doch! Hunde-
elend sei ihm — stieß er unwillkürlich hervor.
Und warf die kaum angerauchte Zigarre fort und
ließ sid) auf den nächsten Sdiemel sinken. Mit
kreuzunglücklicher Miene gestand ich: „Idi hätte
nänilid) den Herren Kameraden eine Freuden-
botschaft zu bringen: mein Bursche hat ein wahres
Hodizeitsmahl zusammengebracht, der Prachtkerl!
Das Rindvieh hatte blos die Unglücksidee, uns
allesamt zu überraschen!!"
Na, die andern erhoben ein Mords'
hallo — der Famoso sagte garnix: aber
den überzwerchen Blick, den er in mid>
bohrte wie'» Brigantendolch, den vergeh
idi nie!! Id, erbot midi trotzdem, gleich
wieder zu kommen, mit einem au> ge-
zeichneten Cognak, und ihm Gesellschaft
zu leisten. Aber er winkte mit soviel
Südlandstemperament ab, uns allen,
daß wir uns rasd) und freudig ver-
zogen. In der Diele gab's natüdid)
eine» Bombenerfolg. Wir wurden lustig
wie Kadetten.
Mitten im Schlemmen und Tosten
sehen wir auf einmal den Famoso:
zwisdien Tür und Tisch steht er, wie
der steinerne Gast, und stiert und stiert
auf all die Herrlichkeiten. Einen Augen-
blick war's ja still: dann streckten sich
ihm Hände und Gläser entgegen — in
aller naiven Gutheit vorzüglid> ver-
pflegter Leute wollten wir ihn jetzt
wirklich zum Mittun reizen. Aber er
scheuchte uns wieder — bog sid) zurück,
in eiskalter Wut, und zisdite bloß:
„Lärbari — bärbari tutti quan-
ti!! Schon war er fort.
Stören ließen wir »ins nid>t. Es
folgte aud> keine Ducllsad>e. Aber ein
paar Tage später wurde der Famoso,
seinem Antrag gemäß, abberufen, von
wegen des „rauhen Klimas". Ein
.g. anderes „Italien" bekamen wir auch
nicht..."
Der Rittmeister trank behaglich sei-
nen Mokka aus. — „Im süßen Cor-
riere tobt der Kerl jetzt als erster Sach-
verständiger für hunnisd>e Barbarei —
immer hinter der Front.... Wer
weiß," meinte er lädielnd, „ob id) und
mein Schorsch nid>t den ganzen Italienerkrieg
angerichtet haben? Na, jedensalls war's 'n sym-
pathisches Symbol: daß Italien — »id)t mit*
schmausen wird, wenn die Globus-Gesellschaft
einmal soweit ist! . .."
Bträfe muß fein
Laut „Times" wurde eine Engländerin, die die
Ansicht aussprach, Graf Zeppelin sei ein Gent-
lenian, zu sed>s Monaten Gefängnis verurteilt.
Ebenso wurde ein alter Herr, der meinte, es
könnte doch möglid) sein, daß der deutsche
Kronprinz bloß Kaffeelöffel und keine Regu-
latoren gestohlen hätte — vor allem, da soldi hohe
Herren im allgemeine» »id)t gern große Pakete
trügen — zu sieben Jahr Zuchthaus verdonnert.
Ein andrer, Literarhistoriker in Oxford, der es
vom Lehrstuhl herab als niindestens unwahrschein-
lid) erklärte, daß Goethe Wechsel gefälscht habe
und K a >i t bei seinem letzten Einbrudi durch den
Schuß aus einem Polizistenbrowning gestorben sei,
wird lebcnolünglid) eingesperrt. Zum Tode ver-
urteilt aber wurde ein gewisser Jimmy Fletcher
aus London-O., weil er sid) dahin geäußert hatte,
schließlidi seien die Deutschen auch nid>t viel schlim-
mcr als die Russen. Da er jedoch nadiwies, seine
Äußerung in sinnloser Trunkenheit getan zu haben,
wurde ihm die Wahl zwischen Schfaott und Ein-
tritt ins Heer gelassen. ^ Blizzard
Eiebe Jugend!
Die Braut meines Freundes, die Bberlehrerin
ist, trägt einen ungewöhnlich schmalen Verlobungs-
ring. Als sic sich neulich mit einem ihrer Schüler,
einem zehnjährigen Jungen, unterhält, entdeckt
dieser ihn. befidjtigt ihn eine ganze weile mit
frtti('d)cr Mene, und sagt dann ganz trocken:
»Ist der aber schmal. Sind Sie noch so »n«
entschlossen?" —
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