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hat die ganze Zeit, da ich fort war und was mir
fehlen wird, wenn ich wieder geh'-—"

„Fortgehen, von hier, fort von Österreich?!"
entsetzt sich die Holde; „um keinen Preis macht'
ich fort, nein, nein, nein, um keinen Preis von
der Welt-"

Sie ist ganz aufgeregt bei dem Gedanken, ich
muß sie eilig trösten: „Aber meine Gnädige, das
schafft Ihnen ja auch niemand! Übrigens son-
derbar, was Sie da sagen, habe ich schon einmal
aus dem Mund einer anderen gehört, mit den
nämlichen Worten fast. Diese Andere war frei-
lich keine so elegante Dame wie Sie, sondern ein
einfaches, herziges Wiener Mädel — aber sie
hat dieselben seligblickende» Augen gehabt, das-
selbe süße Göscherl — verzeihen Sie! — genau
so wie Sie — — auch darin bleiben sich alle
merkwürdig gleich — nur rvar's eine andere Zeit
— es ist wohl schon ein bisserl lang her, auf der
Türkenschanze, die Regimentsmusik hat gerade so
gespielt wie heute — und ich, hundsjung, war im
Begriffe auf und davon zu gehen, warunr, wa-
rum -? Ich hör heut noch die liebe Stimm',

wie sic bettelt: nicht fortgehen, nicht fortgehen,
um keinen Preis der Welt — es gibt nur ein
Glück auf Erden und das ist hier, bei uns z'haus!
Ich bitt' Sie: Krawattennäben um einen Schund-
lohn oder Klavierstunden geven um fünfzig Heller
und dennoch glücklich sein, so glücklich um auf
die goldenen Berge draußen zu verzichten, das
bringen nur solche süße Herzen fertig, die bei »ns
wohl so ziemlich alle auf einen Schlag sind . . .
Es tat mich drum auch gar nicht wundern, wenn
Sie jetzt sagen wollten, gnädige Frau: das ein-
fache Wiener Mädel von damals bin ich selber,
schau mich nur an, kennst mich nimmer?! Nun,
meine Gnädigste, wir wollen wirklich nicht senti-
mental werden, aber es ist schon was Wahres
dran: diese Musik und diese Frauenherzen, ihr
seid ja alle miteinand ein unverlierbares Stück
österreichische Heimat, die unsterbliche Ge-
liebte, zu der man immer wieder zurückfindet,
auch wenn man ein Entlaufener ist — — —

Und das bin ich fürwahr; obgleich es mich mit
tausend Händen hielt, diese Musik und diese Her-
zen und vieles Andere, was zum österreichischen
Osnius loci gehört, bin ich doch auf und davon,
denn ich habe nicht gewußt, wie glücklich ich ge-
wesen bin, obzwar ich sehr unglücklich war. —
Jetzt bei diesem Tschintrara und diesen lächelnden
Augen und dieser süßen Stimm' weiß ich es, daß
man unglücklich sein und dennoch dabei sehr glück-
lich sein kann; das Hab ich damals nur nicht
bedacht. — — — — —"

Nur ein infamer Kerl neben nur sagt plötz-
lich : „Warum finb S’ denn davong'rennt, wenn's
Ihnen da so gut gefallen hat?"

Weil ich höflicher Natur bin, sage ich bloß:
„Das geht Sie einen Schmarr'n an! Aber wenn
Sie's durchaus wissen müssen: man niuß in die
Fremde gehen, damit man einen Unterschied kennt
und weiß, wie schön es daheim ist oder wenigstens
sein könnte. Und überdies glaub ich, ist man
vielleicht ein treuerer Heimatsohn, wenn man drau-
ßen herumrauft und für seine angestammte Art
einsteht, als wenn man zeitlebens hinter'm Ofen
hockt! So und jetzt gehen S' und sagen Sie's
den Anderen!"

wahres Gcschichrchen

In einem Gffiziers-Kasino sitzen verschiedene
Gffiziere mit ihren Damen. — Die Stunden eilen
bei fröhlichen Reden und Scherzen schnell dahin.
Im Laufe des Gesprächs erzählt einer der Herren
einen Witz, in dem von einem Springer! (Limo-
nade) die Rede ist.

Eine der anwesenden Damen, deren Wiege in
Norddeutschland stand, kann aus der Sache nicht
klug werden und ein junger Dffizier will ihr zu
Hilfe kommen. '

„Wissen gnä' Frau, was a Springer! is?"

„Nein, Herr Leutnant," sagte die Dame höflich.

„No, ä Kracherl," lautete prompt die Antwort,
ob der die Dame so klug war wie vorher.

Die Rokkegen

Der König von England empfing in längerer
Audienz den Zeichner des Amsterdamer Hetzblattes
„Telegraas" R a m a e k e r s. dessen Karikaturen
Deutschland aufs schändlichste verleumden, und ließ
sich von ihm eine Sammlung seiner Machwerke
vorlegen.

King George, Britanniens Repräsentant
Und Ober-Gentleman Du,

Wie kannst mit gemeinem Geschmier Du die Hand
Dir beschmutzen? Wie ging das zu?

Doch halt! Es läßt schon begreifen sich,

Warum Dir der Zeichner gefällt,

Der so frech, so ganz unverantwortlich
Berleunidet die deutsche Welt!

Es eint Dich ja mit jenem Filou
Ein kollegiales Band —

Denn „unverantwortlich" „zeichnest" auchDu
Fürs liebe Engelland!

Sassafras»

Liebe Jugend!

Ich zensuriere ab und zu in meiner Batterie
die abgehende post und häufig stoße ich dabei auf
recht drollige Gedanken-Niederschläge unserer bie-
deren galizischen Kanoniere. Unlängst lese ich
in einer längeren Epistel eines Kanoniers an seine
Eltern am Schlüsse seiner Kriegsbctrachtnngen:
„. .. also haben wir endlich die Russen aus
Galizien herausgeworfen und hoffentlich gelingt
es uns bald, sie auch aus dem Rußland hinans-
zuschmeißen."

, '■ S-.


Bei etwaigen Hestellunu’en bittet man auf die Miineliner ...11.i:.\ 1 )** Bezug zu nehmen

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[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Sassafrass: Die Kollegen
 
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