t.
Ob man ihm de» Gefallen tut
Und seinen Namen nennt, den tristen?
Vielleicht ist das Papier zu gut,
Um seinethalb sich zu entrüsten.
Mag einer rechts stehn oder links,
Die Überzeugung ehrt den Streiter;
Was andres ist es allerdings
Bei solchem krassen Außenseiter.
Das ist nicht Überzeugung mehr,
Verbohrtheit eines Kindischen Alten,
Dem selbst die leichte Kunst zu schwer.
Zur rechten Zeit das Maul zu halten.
Vergeblich alle Mühe scheint,
Den Narren zur Vernunft zu kriegen;
So weit er links zu stehen meint,
So weit links laßt ihn künftig liege»!
Franse aus Berlin
Kriegsberichte
XXV.
Sir John Falstaff Plumpudding
an seinen Verbündeten Srb.
DearSir! Liebes König Peter! With regret,
mit Bedauerung ich bin hörend, daß es Ihnen ge-
fallt garnicht niehr in Ihre Land. Und daß Sie sein
abgereist holterd polter auf eine Esel und Ihre
übrigen Ratgebers. Wuohin gedenken Sie alter
Abstecher denn eine» Abstecher zu machen? Nach
Italien, dem Land wo die Spionen blüh'»? Zu
die Albaneser? Nach Montenegro, der Hochburg
von die geschorenen Hammeln und die ge-
scherten Rammeln? — Sie wuerden sein
überall herzlich wuillkommt, — except, nur
nicht in England. Außer Sie wuollen eintreten
als Freiwuilliger in unsere Armee, Abteilung kor
wuilde Volkers. Der schwuarze Peter
wuürde passen sehr gut zu die vielen Schwuar-
ze n in unser Heer,' wuelches zwuar nicht is die
glorreichste, aber die mohrreichste Armee.
Es is niich gekommt zu meine, in die letzte
time etwuas herabhängende Ohrens, daß Sie
sind beklagend sich, daß ich Sie nicht hätte ge-
nügend gehelft. Wuieso? Habe ich nicht Ihnen
geben gelaßt früher so manche Abschlags-
zahlung, und habe ich nicht jetzt Ihnen ohne
Wuimperzucking denRe st gebenlassen?? —
Habe ich nicht stets Ihnen geleistet mit meinem
rnoney Vorschub, anä mit meine Truppens
keinen Nachschub? Habe ich nicht gesorgt,
daß Sie im europäischen Konzert bekämen neben
mich eine wuichtige Instrument, nämly daß ich
spielte g r o ß e T r o m m e l, und daß Sie kriegten
— die Schellen??
Hat Ihnen nicht noch in das letzte Minute
Signor Sonnino eine Rede zu Hilfe geschickt?
No, Sie sein undankbar gegen das Vierver-
band! 'Besondes against, gegen mich! Ich bin
das geborene Beschützer von die kleinen Staaten,
anä ich bin sagend: man behandelt die kleinen
Stüätchen wuie die k l e i n e n M ä d ch e n: erst
man verdreht ihnen den Kopf, — und dann läßt
man sie sitzen! Im Übrigen ich Sie wuarne
wuiederholt, etwa zu schließen einen Frieden im
chambre separat! Wuenn Sie haben Gelustens
nach Frieden, so ich Sie enipfehle zu wuerden
Schistsjungenshilfsaspirant auf das große Narren-
schiff, wuelches Mister Ford soeben is absegelnd
nach Europa. Es sein eine tolle Unternehmung,
anä es geht doch eigentlich nicht, daß Jeder, wuel-
cher hat eine Schraubezu viel, gleich losläßt einen
Schraubendanipfer. Wuie ich höre, man wuird
nennen dieses Schiff „Arche Noah II", trnieil es ist
das größte Viecherei-Schtff seit die Sintflut.
Behalten Sie mich lieb, verehrtes „Peterle
ohne Serbien", and lasten Sie nicht zu viel von
sich hören! And vernehmen Sie die neueste
Bewueis von meine Noblesse: ich habe angebotet
dem King von Belgien, sich niederzulassen
in Serbien, anä ich biete hiermit Ihnen an
als Ruhesitz Belgien. Wueiter man nicht kann
gehen in das Entgegenkommen, besondersly wuenn
man io 2hr stiefväterliches krienä
Sir John Falstaff Plumpudding
(Kultur en gros & en detail)
Kartellen (Unteroffizier)
Der neue Plutarcb
Als Präsident poin card die ncuistcn
Nachrichten aus Peking erhielt, meinte er
sinnend: „Diese Lhinoiscricn sind gar
nicht so übel I"
In London wollte man wieder mal einen
V c r su cd «- B a l l o » steigen lassen:
„DenFriedensengel hätten wir schön heraus-
geputzt, Mister 2l«quith!"
"Well! Drücken Sic ihm noch den Stempel
Made in Germany* auf, und dann lassen Sie
ihn stiegen!"
(Zeichnungen von A. Schmidhammer)
Crfter Befuctj
Er stürzte hcmdärmlig ins Zimmer herein
Mit Gestikulieren und poltern und Schrci'n
Und schwang in der Hand einen Rnotenstccke»
Und daäzte, der Herr werde sehr erschrecken.
Der Herr aber sprach: „Mein lieber friend,
Sie wissen nicht, was sich gehört, — mir scheint.
Gehn Sie zunächst Nad) Hause 'mal wieder
Und hüllen Sie Ihre verehrten Glieder
In saubere Hosen und reinen Rock
Dann lassen Sie vor der Türe den Stock
Und klopfen erst höflich an vor der Stufe!
Sie kommen herein, wenn „herein!" ich rufe,
Und sagen mir, mit Beweisen versch'n,
Hernach in Ruhe, was Ihnen gcschch'n
So werden mit Gründen und Gegcngründcn
wir höchstwahrscheinlich das R c ch t schon finden.
Bis dahin — leben Sic wohl! Und nu
Machen Sie die Türe von außen zu!.."
So tprach in wie» Herr Burian,
Und draußen stand Wilson Lnurrian,
Und kratzte verlegen sich hinterm Ohr:
„Goddam, was war das? was ging da vor?
Mich dünkt, bei Gott, diese wiener Barone
Sind doch verfluchte, freche Patrone
Und können ganz ohne poltern und Schrci'n
So grob wie ein Amerikaner sein!"
* A. Be Xorn
Grabschrifr
Hier liegt der große General Fr euch,
Vom Generalissimus Ioffre erschlagen.
Er hat in erlogenen Builetins
Eine Reihe von Siegen davongetragen;
Doch ist auch was Gutes von ihm zu sagen:
Er war der einzige Reim auf „Mensch".
A. B. S.
Siegelring
Als die Kultur des vierzehnten Ludwig in
Sitten, Trachten, Baukunst, Gartenkunst. Sprache,
Literatur unser Deutschland friedlich erobert hatte,
wurde die gewaltsame Wegnahme des Elsaß als-
bald der sichtbare Leib und die konkrete Gestalt
dieser Eroberungen. Als die Freiheitsideen der
französilchen Revolution die zweite friedliche Er-
oberung an Deutschland machten, wurde die Weg-
nahme der Rheingrenze und das französische
Königreich Westfalen, mitten auf der deutschesten
Erde und auf dem Boden der Teutoburger Säilacht,
ebenso folgerichtig der rauhe kriegerische Körper
dieser idealen Tatsache.
Mit großer politischer Unschuld sagte daher der
Franzose Rünan zu unserm Landsmann David
Strauß: „Wie schade, daß ihr mit den Schwerter»
und Spießen kommt, mährend wir mit de» Herzen
zu euch kommen. Wie sä>ade, daß den schönen
Literatur-Austausä) ein Austausch von Kugeln
unterbricht! Was wollt ihr nur, ihr Teutonen?
Wir waren ja ohnedies auf bestem Wege, uns
friedlich und geistig von euch erobern zu lassen.
Seit Schiller und Goethe hat uns eure Poesie,
seit Beethoven eure Tonkunst erobert; Kant und
Hegel haben uns gezwungen, deutsche Philosophie,
und du selbst, David Strauß, hast Mich gezwungen,
deutsd,e Theologie zu studieren, denn ohne dein
,Leben Jesu' gäbe es mein «Vie de Jesus» nicht."
Sehr wohl, Freund RSnan! Aber eben des-
halb! Just weil seit fünfzig Jahren der deutsche
Geist Eroberungen in Frankreich gemacht hat,
muß sie jetzt auch das deutsche Schwert machen.
Wieder hat die Natur zu einer geistigen Tatsache
einen sichtbaren Leib gesucht, zu einem Vorder-
sätze den logischen Nachsatz.
Es ist nicht anders. Entweder das Schwert
erobert und dann niuß die Kultur behaupten; oder
die Kultur erobert und dann folgt das Schwert
nach, wie der Magnet das Eisen anzieht. Wie
lehrreich ist z. B. die erobernde Stellung Rußlands
in der Welt! Die russische Kultur war längst zu
den Steppenvölkern Nord- und Ost-Asiens vor-
gedrungen und ist diesen entschieden voraus;
Folge: leiäit und im größten Maßstabe fällt ihr
auch die materielle Eroberung derselben zu In
Europa dagegen, wo das Säiwert vorausgehen
müßte, geht es nur langsam vorwärts, weil die
Natur ein besseres Gewissen hat als alle Zaren,
und wohl fühlt, daß hier die Schwert-Eroberung
Lufthiebe macht, eine erobernde Kultur weder vor-
ausgeht noch bewahrend, behauptend und sanktio-
nierend nachfolgt. Die belangreichsten Eroberungen
Rußlands in Europa, Polen und die baltischen
Lande, wird kein normaler Europäer in seinem
Herzen je sür gesichert halten, auch wenn der
faktische Besitz noch länger verjähren sollte. Wie
lange war er bei Elsaß und Lothringen verjährt!
Die Wunden der Natur breäien oft spät auf,
aber was ist spät im großen Naturleben? Wenn
der Gletscher seinen erratischen Block der Erde,
der er entnommen, zurückgegeben hat, fragt kein
Mensch, wie lange er ihn behalten hat. Die
Natur tut wirklich, was die Menschenmoral tun
zu sollen bloß einsieht: sie duldet kein unge-
rechtes Gut!
Ferdinand Nürnberger ch
(„Das Schwert", gesäirieben Jänner 1871.)
Es ist höchste Zeit
die JUGEND“ für das erste Vierteljahr 1916
zu bestellen, wenn in der Lieferung keine
Unterbrechung eintreten soll. Namentlich
die verehrl. Post- und Feldpost-Bezieher sind
gebeten, die Erneuerung des Abonnements
bei der betreffenden Poststelle umgehend vor-
zunehmen, weil die Ueberschreibung nach
München ohnehin mehr Zeit beansprucht
und sonst die erste Nummer des neuen
Vierteljahres am Ausgabetag nicht eintrifft.
München Verlag der JUGEND“.
1023
Ob man ihm de» Gefallen tut
Und seinen Namen nennt, den tristen?
Vielleicht ist das Papier zu gut,
Um seinethalb sich zu entrüsten.
Mag einer rechts stehn oder links,
Die Überzeugung ehrt den Streiter;
Was andres ist es allerdings
Bei solchem krassen Außenseiter.
Das ist nicht Überzeugung mehr,
Verbohrtheit eines Kindischen Alten,
Dem selbst die leichte Kunst zu schwer.
Zur rechten Zeit das Maul zu halten.
Vergeblich alle Mühe scheint,
Den Narren zur Vernunft zu kriegen;
So weit er links zu stehen meint,
So weit links laßt ihn künftig liege»!
Franse aus Berlin
Kriegsberichte
XXV.
Sir John Falstaff Plumpudding
an seinen Verbündeten Srb.
DearSir! Liebes König Peter! With regret,
mit Bedauerung ich bin hörend, daß es Ihnen ge-
fallt garnicht niehr in Ihre Land. Und daß Sie sein
abgereist holterd polter auf eine Esel und Ihre
übrigen Ratgebers. Wuohin gedenken Sie alter
Abstecher denn eine» Abstecher zu machen? Nach
Italien, dem Land wo die Spionen blüh'»? Zu
die Albaneser? Nach Montenegro, der Hochburg
von die geschorenen Hammeln und die ge-
scherten Rammeln? — Sie wuerden sein
überall herzlich wuillkommt, — except, nur
nicht in England. Außer Sie wuollen eintreten
als Freiwuilliger in unsere Armee, Abteilung kor
wuilde Volkers. Der schwuarze Peter
wuürde passen sehr gut zu die vielen Schwuar-
ze n in unser Heer,' wuelches zwuar nicht is die
glorreichste, aber die mohrreichste Armee.
Es is niich gekommt zu meine, in die letzte
time etwuas herabhängende Ohrens, daß Sie
sind beklagend sich, daß ich Sie nicht hätte ge-
nügend gehelft. Wuieso? Habe ich nicht Ihnen
geben gelaßt früher so manche Abschlags-
zahlung, und habe ich nicht jetzt Ihnen ohne
Wuimperzucking denRe st gebenlassen?? —
Habe ich nicht stets Ihnen geleistet mit meinem
rnoney Vorschub, anä mit meine Truppens
keinen Nachschub? Habe ich nicht gesorgt,
daß Sie im europäischen Konzert bekämen neben
mich eine wuichtige Instrument, nämly daß ich
spielte g r o ß e T r o m m e l, und daß Sie kriegten
— die Schellen??
Hat Ihnen nicht noch in das letzte Minute
Signor Sonnino eine Rede zu Hilfe geschickt?
No, Sie sein undankbar gegen das Vierver-
band! 'Besondes against, gegen mich! Ich bin
das geborene Beschützer von die kleinen Staaten,
anä ich bin sagend: man behandelt die kleinen
Stüätchen wuie die k l e i n e n M ä d ch e n: erst
man verdreht ihnen den Kopf, — und dann läßt
man sie sitzen! Im Übrigen ich Sie wuarne
wuiederholt, etwa zu schließen einen Frieden im
chambre separat! Wuenn Sie haben Gelustens
nach Frieden, so ich Sie enipfehle zu wuerden
Schistsjungenshilfsaspirant auf das große Narren-
schiff, wuelches Mister Ford soeben is absegelnd
nach Europa. Es sein eine tolle Unternehmung,
anä es geht doch eigentlich nicht, daß Jeder, wuel-
cher hat eine Schraubezu viel, gleich losläßt einen
Schraubendanipfer. Wuie ich höre, man wuird
nennen dieses Schiff „Arche Noah II", trnieil es ist
das größte Viecherei-Schtff seit die Sintflut.
Behalten Sie mich lieb, verehrtes „Peterle
ohne Serbien", and lasten Sie nicht zu viel von
sich hören! And vernehmen Sie die neueste
Bewueis von meine Noblesse: ich habe angebotet
dem King von Belgien, sich niederzulassen
in Serbien, anä ich biete hiermit Ihnen an
als Ruhesitz Belgien. Wueiter man nicht kann
gehen in das Entgegenkommen, besondersly wuenn
man io 2hr stiefväterliches krienä
Sir John Falstaff Plumpudding
(Kultur en gros & en detail)
Kartellen (Unteroffizier)
Der neue Plutarcb
Als Präsident poin card die ncuistcn
Nachrichten aus Peking erhielt, meinte er
sinnend: „Diese Lhinoiscricn sind gar
nicht so übel I"
In London wollte man wieder mal einen
V c r su cd «- B a l l o » steigen lassen:
„DenFriedensengel hätten wir schön heraus-
geputzt, Mister 2l«quith!"
"Well! Drücken Sic ihm noch den Stempel
Made in Germany* auf, und dann lassen Sie
ihn stiegen!"
(Zeichnungen von A. Schmidhammer)
Crfter Befuctj
Er stürzte hcmdärmlig ins Zimmer herein
Mit Gestikulieren und poltern und Schrci'n
Und schwang in der Hand einen Rnotenstccke»
Und daäzte, der Herr werde sehr erschrecken.
Der Herr aber sprach: „Mein lieber friend,
Sie wissen nicht, was sich gehört, — mir scheint.
Gehn Sie zunächst Nad) Hause 'mal wieder
Und hüllen Sie Ihre verehrten Glieder
In saubere Hosen und reinen Rock
Dann lassen Sie vor der Türe den Stock
Und klopfen erst höflich an vor der Stufe!
Sie kommen herein, wenn „herein!" ich rufe,
Und sagen mir, mit Beweisen versch'n,
Hernach in Ruhe, was Ihnen gcschch'n
So werden mit Gründen und Gegcngründcn
wir höchstwahrscheinlich das R c ch t schon finden.
Bis dahin — leben Sic wohl! Und nu
Machen Sie die Türe von außen zu!.."
So tprach in wie» Herr Burian,
Und draußen stand Wilson Lnurrian,
Und kratzte verlegen sich hinterm Ohr:
„Goddam, was war das? was ging da vor?
Mich dünkt, bei Gott, diese wiener Barone
Sind doch verfluchte, freche Patrone
Und können ganz ohne poltern und Schrci'n
So grob wie ein Amerikaner sein!"
* A. Be Xorn
Grabschrifr
Hier liegt der große General Fr euch,
Vom Generalissimus Ioffre erschlagen.
Er hat in erlogenen Builetins
Eine Reihe von Siegen davongetragen;
Doch ist auch was Gutes von ihm zu sagen:
Er war der einzige Reim auf „Mensch".
A. B. S.
Siegelring
Als die Kultur des vierzehnten Ludwig in
Sitten, Trachten, Baukunst, Gartenkunst. Sprache,
Literatur unser Deutschland friedlich erobert hatte,
wurde die gewaltsame Wegnahme des Elsaß als-
bald der sichtbare Leib und die konkrete Gestalt
dieser Eroberungen. Als die Freiheitsideen der
französilchen Revolution die zweite friedliche Er-
oberung an Deutschland machten, wurde die Weg-
nahme der Rheingrenze und das französische
Königreich Westfalen, mitten auf der deutschesten
Erde und auf dem Boden der Teutoburger Säilacht,
ebenso folgerichtig der rauhe kriegerische Körper
dieser idealen Tatsache.
Mit großer politischer Unschuld sagte daher der
Franzose Rünan zu unserm Landsmann David
Strauß: „Wie schade, daß ihr mit den Schwerter»
und Spießen kommt, mährend wir mit de» Herzen
zu euch kommen. Wie sä>ade, daß den schönen
Literatur-Austausä) ein Austausch von Kugeln
unterbricht! Was wollt ihr nur, ihr Teutonen?
Wir waren ja ohnedies auf bestem Wege, uns
friedlich und geistig von euch erobern zu lassen.
Seit Schiller und Goethe hat uns eure Poesie,
seit Beethoven eure Tonkunst erobert; Kant und
Hegel haben uns gezwungen, deutsche Philosophie,
und du selbst, David Strauß, hast Mich gezwungen,
deutsd,e Theologie zu studieren, denn ohne dein
,Leben Jesu' gäbe es mein «Vie de Jesus» nicht."
Sehr wohl, Freund RSnan! Aber eben des-
halb! Just weil seit fünfzig Jahren der deutsche
Geist Eroberungen in Frankreich gemacht hat,
muß sie jetzt auch das deutsche Schwert machen.
Wieder hat die Natur zu einer geistigen Tatsache
einen sichtbaren Leib gesucht, zu einem Vorder-
sätze den logischen Nachsatz.
Es ist nicht anders. Entweder das Schwert
erobert und dann niuß die Kultur behaupten; oder
die Kultur erobert und dann folgt das Schwert
nach, wie der Magnet das Eisen anzieht. Wie
lehrreich ist z. B. die erobernde Stellung Rußlands
in der Welt! Die russische Kultur war längst zu
den Steppenvölkern Nord- und Ost-Asiens vor-
gedrungen und ist diesen entschieden voraus;
Folge: leiäit und im größten Maßstabe fällt ihr
auch die materielle Eroberung derselben zu In
Europa dagegen, wo das Säiwert vorausgehen
müßte, geht es nur langsam vorwärts, weil die
Natur ein besseres Gewissen hat als alle Zaren,
und wohl fühlt, daß hier die Schwert-Eroberung
Lufthiebe macht, eine erobernde Kultur weder vor-
ausgeht noch bewahrend, behauptend und sanktio-
nierend nachfolgt. Die belangreichsten Eroberungen
Rußlands in Europa, Polen und die baltischen
Lande, wird kein normaler Europäer in seinem
Herzen je sür gesichert halten, auch wenn der
faktische Besitz noch länger verjähren sollte. Wie
lange war er bei Elsaß und Lothringen verjährt!
Die Wunden der Natur breäien oft spät auf,
aber was ist spät im großen Naturleben? Wenn
der Gletscher seinen erratischen Block der Erde,
der er entnommen, zurückgegeben hat, fragt kein
Mensch, wie lange er ihn behalten hat. Die
Natur tut wirklich, was die Menschenmoral tun
zu sollen bloß einsieht: sie duldet kein unge-
rechtes Gut!
Ferdinand Nürnberger ch
(„Das Schwert", gesäirieben Jänner 1871.)
Es ist höchste Zeit
die JUGEND“ für das erste Vierteljahr 1916
zu bestellen, wenn in der Lieferung keine
Unterbrechung eintreten soll. Namentlich
die verehrl. Post- und Feldpost-Bezieher sind
gebeten, die Erneuerung des Abonnements
bei der betreffenden Poststelle umgehend vor-
zunehmen, weil die Ueberschreibung nach
München ohnehin mehr Zeit beansprucht
und sonst die erste Nummer des neuen
Vierteljahres am Ausgabetag nicht eintrifft.
München Verlag der JUGEND“.
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