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Rachedurst

Das Pariser „Journal" erklärte, nach der Ein-
nahme von Antwerpen hätten 150 Bayern in
einer Brauerei 1485 Liter Bier vertilgt.

Wir müssen unsere braven Bayern gegen die
Beschimpfung in Schuh nehmen, die in der Be-
hauptung liegt, jeder von ihnen hätte durch-
schnittlich nur 10 Liter Bier getrunken. Die
Bayern sind doch keine Abstinenzler! In Wirk-
lichkeit hat ein einziger Bayer, ein Wacht-
meister, die 1485 Liter Bier auf einem Sih aus-
getrunken. Da er keinen Requisitionsschein erlegt
hatte, so wurde er wegen Plünderung angeklagt.
Indes cs gibt noch Richter! Das Kriegsgericht
sprach ihn frei, weil es keinen« Soldaten verwehrt
fei, sich eine geringe Menge Bier anzueignen,
wie sie zur Löschung des allerersten Durstes nach
heißen Kämpfen notwendig ist.

-Liebe Jugend!

Line Grenzwache unserer Feldgrauen in Belgien
an der holländischen Grenze kommt einmal bis
zur Grenze selbst an ein kleines Gehöft, das bereits
auf holländischem Boden steht. Lin paar Schritte
von der Grenze liegt ein Abfallhaufen, strotzend
von allen möglichen Dingen. Liner der Feld-
grauen bleibt stehen und sieht sich den Haufen an.
„Na nu", sagt ein anderer, „du willst wohl det
Ding inspizieren?" — „Nee, dat nun grad nich,
aber weeßt du denn nich, Mensch, daß du vor
eener großen, geschichtlichen Tatsache stehst?" —
„Da bin ich aber gespannt." — „Nn, dat is doch
der ,Abfall der Niederlande'!"

Der Hauptmam« kam auf Urlaub. Lr besah
sich mit väterlichem Interesse seinen Jüngsten,
Ariegsgeborenen, der, den nahen Zusammenhang
mit diesem fremden Herrn nicht ahnend, sich na-
türlich vor ihn« fürchtete. Drauf übernahin der
Vorjüngste, der kleine Jockel die Vermittlerrolle
und sagt: „Aber Eckhardt, das ist doch der Mann,
der schon inal da ivar."

Hascu - Jagd

„I triff koan, es is halt so vui Play »eben
dö Viecher!" — „Ja, was «nächst denn da
erscht, bal zukünfti Deutschland no größer is?!"

Rap tan Körensens (Ketitfaff

In einer bekannten Stadt an der Wasserkante
war kürzlich zugunsten der „Kriegshilfe" ein Opfer-
tag angesetzt, ai« den« jugendliche Pfadfinder da-
mit beauftragt waren, auf der Straße nach rau-
chenden Personen zu forschen, «>m sie sofort zu
stellen und sie zur Abgabe eines Straf-Obolus
in die mitgeführte Sanmielbüchse zu veranlassen.
An« Abend des folgenden Tages erzählt Kaplän
Soren Sörensen nn seinem Stammtisch in« Grog-
Keller folgendes Erlebnis:

„Tja, Kinners, ich hab's ja all mehrnials ge-
sagt, da kann einer noch so gut aufpassen —
wenn's das Unglück «vill, den» so kann einem
in der dünnsten Son«mer-Brise das Klaufnll*)
brechen, und der Mensch kann sehen, wie er mit
seiirem Kutter aus der Havarie herauskommt.
So als gestern! 'n jeder kann mir das bezeuge««,

daß ich 'n ganzen Tag '«« ehrlicher Mann gewesen
bin; keine Zigarre Hab' ich geschinökt und den Shap-
knösel — nich rühr an? Und 'ne bare Reichsmark
Hab' ich statt dessen für die ,Kriegshilfe' geleistet.

Bloß gestern Abend, wie ich hier weggegangen
bin vom Stammtisch, da wurd' mir so schmökerig
zu Mut, daß ich dachte: >Tja,' dacht' ich. ,Soren
Sörensen, nu Du 'n ganzen Tag über 'n charakter-
festen Menschen gewesen bist, nu sollste auf '»«
Nachhausewege beikommeu und stecken Dir zur
Belohnung eine von Deinen schwarze«« ,Hollän-
dischen' ins Gesicht. Ist ja düster, kein Mensch
sieht's ja ««icht, und die ,Kriegshilfe' hat keinen
Schaden n«ehr davon. Ich steck' niir also '«« Topp-
licht unter die Nase und seile (segele) so die
Straßen lang, ganz vorsichtig, immer hart an den
Häusern hin, wo 's a«n düstersten ist.

Wie ich eben in die Fischerstraß' rein bin u««d
meine, nu biste in sicherem Fahrwasser, und lue
eben 'n paar kräftige Züge a««s det Zigarre, da
— hol's der Deubel! — peil' ich auf der andere««
Seite einen von den verdammten Irmgs —, «vißt
ja, einen von den Pfadfinders mit den grünen
Hüten. Na, ich denk', der Bengel hat dich noch
nicht gesichtet, hole die Großschoot büschen straffer
an und will schnell vorbeiseilen, dapreit**) mich
der Jung auch all an: „Ahoi!" ruft er, „halt
stopp! Wo können Sie sich unterstehen und
seilen mit '«,« Topplicht über die Straße?" In«
nächsten Augenblick steht der Jung' auch schon
vor mir, hält mir so ’i« Klingbeutel von Spar-
büchse rurter die Augen und „bitte", grinst er, —
„Strafe «nuß sein".

Ich denk', was kann das schlechte Leben
nützen, u««d steck' ihn« — es war, Gottverdinimi,
’ii Fufziger statt ’m Nickel — in die Büchse.
Und den brennenden Stmnmel schuieiß' ich weg:
denn wer konnte wissen, ob nicht hinter der nächsten
Straßenecke noch so '«r Seeräuber auf mich lauerte.
Abers nu komnit erst der tollste Arger. Denn was
tut der verflixte Bengel? Er springt hin, klaut sich
de«« brennenden Zigarrenstummel vo» der Straße
auf, lacht mich aus und stapft selber schucökend die
Straße lang. — So ’n verfluchter Windhund!"

«. II.

*) Das Tau, das das Großsegel des Kutters von
oben her hält. **) Preten = seemännisch anrufen.

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*

Bel etwaigen IicKtellnngen liittet man auf die Münchner „JUGBND“ Bezug zu nehmen.

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Rachedurst
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
G. H.: Kapitän Sörensens Reinfall
Rudolf Grieß: Hasen-Jagd
 
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