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A. Schmidhammer

(Tltßtfae Lriedenotauke

„was zahlst De? Nachher zieh' ich sie wieder ein!"

Gin neuer Mitarbeiter

it sich uns gestern angeboten. Wir übergeben
inen interessanten Brief der Öffentlichkeit.

„Sehr geehrte Redaktion!

Da ich jetzt für einige Zeit ohne Beschäftigung
sein werde und mein Talent nutzbringend ver-
werten möchte, ersuche ich um Drahtnachricht,
ob Ihnen meine Mitarbeit erwünscht. Bin seit
Jahren wegen meiner prächtigen Einfälle sin
anderes Gebiet) und meiner reichen Erfin-
dungsgabe geschätzt und beliebt, und beherrsche
namentlich das Feld des politischen Humors
in bedeutendem Matze. Meine Verträge sind
das Fixeste, was es gibt: sobald sie aufgestellt
sind, kann ich sie nicht mehr halten. Mein Ehren-
wort und mein Bett darf ich noch so oft ver-
pfänden, es wird nichts drauf gegeben. Meine
Familie ist das Ausgerissenste, das Sie sich

denken können. Sie können sich daher denken,
datz ich fortlaufend dahinter her bin.

Übrigens erraten Sie wohl, wer Ihnen die
Ehre gibt: Mein Name ist Nikolaus. Bon
Montenegro. Zum Unterschied von meinem Vetter
Zar Nikel möchte ich das Pseudonym Kar-
nickel wählen. Ich werde die „Wahren Ge-
schichten" schreiben, denn diese braucht doch Nie-
mand zu glauben. Meine letzte dürfte Ihnen be-
kannt sein. Ich habe all meine Untergebenen
plötzlich zu Übergebenen befördert, um doch
etwas für die Hebung meines Volkes zu tun,
und wurde dabei mißverstanden. Meine Freunde
glaubten, es sei Ernst. Wie war das möglich?
Sie nötigten mich sogar, mein mir heiliges Kö-
nigswort zu brechen und mein Heer zu ver-
lassen, für das ich bis zum letzten Atemzug ge-
logen hatte. Aber ein Mann wie ich tut so etwas
nicht niir nichts, Dir nichts! Erraten Sie,
wie teuer mir die Heimat war und was es

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gekostet hat, mich wegzubringen? Das Herz
war mir so schwer, so schwer — ich kann wohl
sagen, viele tausend Pfund schwer, ehe es
sich von der Muttererde losriß! Nun „bin ich
zu Schiff nach Frankreich" (wie Ihr großer
Schiller singt!) hingerissen von der Liebens-
würdigkeit meiner Alliierten, die mich gar nicht mehr
lassen wollen. Ich komme mir fester geschlossen
vor, als niein Friede mit Österreich.

Jedenfalls, geehrte Redaktion, können Sie aus
dieser kurzen Skizze ersehen, was für Geschich-
ten ich mache, und versichert sein, daß diese letzte
nicht nieine letzte war. Sollten Sie auf die nächste
reflektieren, so erbitte ich zunächst einen anstän-
digen Vorschuß unter untenstehender Adresse
und halte mich Ihnen empfohlen.

Ihr wohlgeriebener

Nikolaus, z. Zt. Lyon.

«Wenn abgereist, nachzuschicken.)

A. D. N.
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Arpad Schmidhammer: Nikitas Friedenstaube
A. D. N.: Ein neuer Mitarbeiter
 
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