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Der neue Plutarcb

Der neue Plutarcb

Oberst House, der Freund Wilsons, ist
vom Papst in besonderer Privataudienz emp-
fangen worden.

„Herr Oberst, die Amerikaner verdienen sich
Gotteslohn, wenn sie für Herstellung des Frie-
dens wirken!"

„Heiliger Vater, ich befürchte, die Ver-
zinsung wird den Inhabern der Bethlehem-
Stecl-Lompanic zu gering erscheinen!"

Amüsements

„Die deutschen Soldaten vertreiben sich die
Zeit hinter der Front mit Bewegungsspielen,
wir auch: wir spielen Ententekricgsrat!"

Mitte» in der größten deutsch-amerikanischen
Spannung fragte Wilson einen alten Freu n d,
wie er über die Sache denke.

„Krieg? Ohno! wir Schafsköppe werden
doch unsere schönen Rriegsgewinne nicht
wieder verpulvern!"

(Unseren Tapfern in Kamerun!

Zu Ende ist der Kampf — der Übermacht
Erlagen sie, dem Feind zu ew'ger Schande,

Die achtzehn Monde fochten, Tag und Nacht,

In Fieberdünsten und im Tropenbrande —

Erreichbar keine ksilfe, rings bedroht
Don Daß und Tücke, von verrat umlauert,
vor offenen Augen Grausamkeit und Tod —

So haben sie die schwere Zeit durchdauert!

Sie wahrten unser Eigen Stück um Stück,

Mb sie sich Rettung nimmer auch versprachen,
Und siegten oft — und wichen erst zurück,

Als Brot und Waffen ihrer Schar gebrachen . ..

Zu Lude ist der Kampf — und endlich ruhn
Die Tupfern, vor dem Räuberpack gerettet,

Auf fremdem Boden heiß veratmend nun —
Entwaffnet wohl, doch nicht vom Feind gekettet!

Noch flattert ohne Makel, rein nnd hehr,
von ihrem Zelt das Tuch, das schwarz-weiß-rote —
Ach, trüge unfern Gruß nur übers Meer
Nach jenen Landen ein beschwingter Bote!

Und kündete den Lieben: Ruhm und Dank
Lohnt Eure Treue in der Deimat ferne —

Gb Euer Stern auch dort im Süden sank,

Bald leuchten Euch vom Norden bcss're Sierue!

Es kommt ein Tag, ein Tag mit Hellem Schein —
Für Euch, Ihr kfelden unsrer blanken Sache,
Wird's der ersehnte Tag der Freiheit sein —
Und jenen Räubern wird's ein Tag der Rache!

* F. v. O.

Die Monftresäge

Seit Italien im Mai 1915 die Bahn des
„Sieges" gegen feine Bundesgenossen beschritten
hat, war man genötigt, nicht weniger als —

67 Generale zu pensionieren.

Wenn die Italiener so weiter siegen, reicht
der Borrat an Generalen nicht mehr lange!

Dann kommen die Stabsoffiziere dran, die
Hauptleute, die Leutnants, die Laporali —
und wenn der letzte Gefreite pensioniert ist,
hört der Krieg von selber auf.

'Vielleicht wird aber vorher noch der —
ober st eKriegs Herr und Oberkom -
mandern: selber in deir wohlverdienten
Ruhestand versetzt? -o-

Ein cchc russischer Beamter

Wir erhalten folgende Inschrift: Bei
den Mai-Unruhen zu Moskau ist, wie sich
jetzt herausstellt, der Polizeihauptmann mit
entblößtem Haupt dem plündernden Pöbel
vorangeschritten und soll nun dafür zur
Rechenschaft gezogen werden. Der Ärmste!
Ein so guter, echt russischer Beamter!
Ein Opfer seiner Pflicht! Denn ist nicht
die Behörde da, um das dumme unwissende
Volk zu lenken und die richtigen Wege
zu führen? Wer kannte die Adresse
der reichen Leute, die gefülltesten Maga-
zine, die Banken, in denen wirklich noch

etwas zu holen, wohl besser als die Polizei, die
Freundin der Herren Einbrecher, Bankräuber,
Apachen, die Unternehmerin sovieler gelungener
Progrome und dergleichen? Der Herr Polizei-
hauptmann eröffnete also mit vollen! Recht den
Raubzug in höchsteigener Person, und da er alles
was er tut, im Namen des Zaren tut, begann er
das Unternehmen selbstverständlich ehrfurchtsvoll
entblößten Hauptes. An jeder Straßenecke standen
seine Polizisten und bezeichneten den Weg, den
die Plünderung zu nehmen hatte, durch „rechts
gehen!" oder „bitte hier nebenan!", besonders
diensteifrige Schutzleute übernahmen natürlich auch
selber die Führung. Der Herr Polizeihnuptmann
sah überall nach dem Rechten. Er gebot Halt,
sobald genug Klaviere aus den Stockwerken auf
das Pflaster geworfen waren, rief die Feuerwehr
an, wenn die Brandstiftung ein Unrechtes Haus
zu ergreifen drohte, brachte Sanität herbei, wo
irgend sich einer der Plünderer verletzt oder über-
anstrengt hatte, und ließ diejenigen Geplünderten,
welche sich zur Wehre setzten, durch seine eigenen
Mannschaften niederknuten. So verlief denn auch
das Volksfest in Moskau, trotzdeni es mehrere
Tage dauerte, in mustergültiger Weise, dank der
Fürsorge dieses treuen Beamten. Am Schluffe
wurde sogar auf seinen Antrag ein Dankhochamt
im Krenil abgehalten und eine Adresse an den
Zaren nbgefnßt, worin „die ehrfurchtsvollst Unter-
zeichneten Räuber, Plünderer nnd Hetzer von
Moskau Seiner Majestät ihre dankbarst gehorsame
Gesinnung zum Ausdruck brachten" und um baldige
Wiederholuugserlnubnis baten. Wieso der Herr
Polizeihauptniaun dienstwidrig oder pflichtvergessen
gehandelt haben soll, sehe ich also nicht ein.

Hochachtungsvollst

Aclenorowitscli, Spitzel a. D.

QHonßundue

Salandra zieht das Portemonnaie und

eine dicke Träne

Schleicht ihn: aus seinen Augen schlicht.

England, wie ich nach einem Scheck von

Du ahnst es nicht! b'r mich sehne

O schick mir Geld und wieder Geld und Kohlen
Und mach mir meine Liebe nicht so schwer.

Ich sage es dir unverhohlen:

Ich kann nicht niehr. . .

John Bull streicht sich den Bauch und

seine Blicke zwinken:
Freund, wie es Euch gefällt und wie Ihr wollt —
Gebt Ihr mir Italienerblut zu trinken,

So geb ich Gold. . .

Für tausend Tonnen Kohle hunderttausend

Menschenleben. . .

Gilt das Geschäft? Soll es so sein? —
Salandra wankt. .. Des Kapitales

Säulen beben. . .

Und er schlägt ein. . .

J Jucundus Fröhlich

Eine neue deutsche National-Hymne ?

Wie einige Blätter melden, soll Richard
Strauß vom deutschen Kaiser den Auftrag er-
halten haben, eine neue deutsche Nationalhymne
zu vertonen und auch die Verse dazu zu
dichten. Als Ursache wird angegeben, daß die alte
Nationalhymne nach der Melodie eines englischen
Tonsetzers gesungen wird und einen schlechten
Text hat.

Erstens aber ist die nach der englischen Melodie
gesungene Nationalhymne die preußische, nicht die
deutsche und wurde nie für die deutsche
gehalten.

Zweitens ist die von dem Deutschen
Hoffmann von Fallersleben gedich-
tete, nach der Melodie des Deutsch-
Österreichers Haydn gesungene Na-
tional-Hymne „Deutschland, Deutschland
über alles" auch noch recht gut und paßt
heute besser für ihren Zweck als je.

Drittens weiß kein Mensch, ob Richard
Strauß auch dichten kann.

Viertens weiß kein Mensch, ob die
Deutschen die Dichtung und die Weise, die
Richard Strauß dichtete und komponierte,
auch singen würden.

Fünftens denkt der Kaiser in dieser Zeit
sicher nicht daran, dem deutschen Volk in
solchen Dingen seinen persönlichen Ge-
schmack aufzuzwingen.

Sechstens würde Richard Strauß min-
destens zwölf Milliarden Honorar ver-
langen — und die brauchen wir für die
nächste Kriegsanleihe! — x —


A. Schmidhammer

Italien

„Diable, ein netter verbündeter I Der konzentriert
seine ganze Kraft anf's — Pumpen!"

Beanstandung

„Der Sprecher! An
er mitg'macht hab'n und
im Nichtraucher-Knpee I"

Gasangriff will
daheim fahrt er
Index
[nicht signierter Beitrag]: Beanstandung
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
-x-: Eine neue deutsche National-Hymne?
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
-o-: Die Monstresäge
Arpad Schmidhammer: Amüsements
Arpad Schmidhammer: Italien
Jucundus Fröhlich: Moribundus
Adenorowitsch: Ein echt russischer Beamter
F. v. O.: Unsern Tapfern in Kamerun!
 
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