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Besonderes Interesse erregte die Ausladung des britischen See-Löwen,
den man unterwegs schlafend aufgefischt hatte.

Der deutsche Maßstab für Helden

Im englischen Unterhaus hat Balfour erklärt,
der deutsche Matzstab für Helden müsse nicht
sehr hoch sein, wenn die Deutschen die Taten der
„Möwe" und die Rückkehr dieses Schiffes als etwas
Besonderes feiern.

Der englische Maßstab für Helden ist freilich
ein höherer, was man sofort einsieht, wenn man an
einige englische Helden dieses Krieges erinnert:

Da ist erstens der große engl. Admiral Beatth,
der bei den Falklandinseln mit der geringen Ueber-
legenheit von Acht zu Eins die deutschen Kreu-
zer in den Grund bohrte.

Da ist Lord Kitchener, der Erfinder derDum-
Dum-Geschosse, Schlächter von Omdurman und „Be-
scitiger" von 30—40000 Burenfrauen und Kindern.

Da ist Kapitän Mac Bride von der „Bara-
lonq", der kühne Mörder gesungener und wehrloser
deutscher ll-Boot-Lente.

Da ist der Kapitän der „King Step Heu", wel-
cher der Besatzung unsers „L 19" aus Feigheit in
Seenot die Rettung versagte.

Da ist der Bischof vorxLoudon, der dieser
Schandtat unerschrocken seinen Beifall zollte.

Da ist Lord Grell, der Millionenmörder, der
den ungeheuerlichen Mut hat, heute noch zu bestrei-
ten, daß England die Grundsätze des Völkerrechts
verlebt, und von Menschlichkeit zu reden, während
er durch Brutalisierung der Neutralen einen unge-
setzlichen und bestialischen Aushungerungskrieg gegen
70 Millionen Deutsche fiihren läßt.

Da ist der englische Admiralitätslord Balfour,
der den bewaffneten Handelsschissen die geheime Jn-
strultion erteilt, die II-Boote als Franktireurs an-
zugreisen, und eine öffentliche Instruktion zu loya-
lem Verhalten — ack nsum Wilsoni.

Da ist eine ganze Reihe anderer Lords, wie
Churchill, Cecih Derby, Lloyd George und Kon-
sorten, denen keine Lüge zu dick und infam ist, daß
sie diese nicht kaltlächelnd in die Welt setzten.--

Das sind Helden! Neben ihnen sind unsere
'Spee, Hersing, Weddigen und Dohna freilich reine
Waisenknaben!

Alle Neun!

Zmmelmann, Du Hinmielstürmer,
Prachtkerl, Riese, Wolkentürmer,

Laß Dir heil'gen Lorbeer streun!

— Denn nun haste — alle Neun!

Hutzelpeter

Gespenstergeschichten

„Also, jetzt paßt auf," sagte der alte Märchen-
Erzähler, der gute Onkel Mat in zu seinen un-
mündigen Lesern, die mit gläubigen Mienen an
seinen Lippen hingen, „paßt auf: jetzt kommt die
gruselige Geschichte von B e r d u n. Also, Verdun,
das ist ein Phantom, das Phantom einer
Festung. Es existiert eigentlich gar nicht. Es
steht nur in strategischen Lehrbüchern und anderen
Mürchensammlungen. Verdun, das ist das fran-
zösische Bineta. Nur daß es nicht unter Wasser
liegt. Und das ist gut so: sonst wäre es von den
bösen Barbaren schon längst torpediert worden.
Nein, für gewöhnlich ist es nicht zu sehen. Nur
in der Walpurgisnacht zwischen zwölf und Mitter-
nacht, d. h. vom erstell bis zum letzten Schlag der
Uhr kann es von Sterblichen erblickt werden. Und
auch das nur von einer an Leib und Seele voll-
ständig unschuldigen Oemi-VierZe, die noch nichts
von Marcel Prsvost gehört und noch nie das
-iVloulin cks la Galette» betreten hat. Wenn
eine solche siebenundsiebenzig Mal den Namen des
heiligen Zoffre ausspricht ohne einen Gähnkranipf,
und eine einzige Matinnummer auswendig her-
sagt, ohne einen Lachkrampf zu bekommen, dann
steigt die verzauberte Stadt vor ihren erstaunten
Blicken auf. Außerdem darf diese Halbjungfra»
nicht jünger als sechsundsechzigzweidrittei Jahre
sein und keinen echten Zahn im Mund und kein
echtes Haar auf dem Kopfe haben. Das einzige
Menschenkind, das im letzten Jahrhundert Verdun
erblickte, war jene größte Tragödin der Welt, die
Frankreich die seine nennt, die göttliche Sarah.
Zn der Walpurgisnacht anno 1878, kurz nach
ihrem 69. Geburtstage, wurde sie dieser Gnade
teilhaftig. Aber als sie wieder nach Paris kam,
war ihr bis dahin so strahlend gefärbtes Haar
weiß und blieb es trotz täglicher Anwendung von
34 Liter Wasserstoffsuperoxyd. Und ihr bis da-
hin so glorreicher Embonpoint war in einen Zu-
stand übergegangen, der sie noch heute befähigt,
die spitzgiebeligsten gotischen Kathedralen darzu-
stellen. Was alles mag sie in jener Nacht er-
schaut haben! Nie hat sie, die doch sonst uns
öffentlich Märchen Machenden so willig Rede steht
und so gern alle Hüllen abwirft, den Schleier von
den Erlebnissen dieser Nacht gelöst. Za, meine
lieben kleinen Franzosen, bei solchen Geschichten
kann man das Gruseln lernen und das Lachen
verlernen. Oder umgekehrt!"

Hurrikan

Portugal

Lrst die Turkos
Und die Gurkhas —

Und zuletzt auch noch die Schurkss,
weil die Briten was berappen —
Gleiche Brüder, gleiche Rappen!

* — O -

Berichtigung

Zch nehme die deutschen „Ratten" zurück,
da sie sich als — „Möwen" entpuppt haben.

C h ur ch i l l, Flotten-Zoologe u. Entgleisungsredner.

Scherz-Frage

„Was bedeutet denn das, Londoner Abkom-
nien?" — „Meine Hiebe — Deine Hiebe!"

Schlechte Stimmung

Gabriele d'Annunzio zu Viktor Cmn-
nuel: „Majestät! Nun sind Sie aber — corpo di
bacco — gezwungen, Deutschland den Krieg
zu erklären, — im Abgeordnetenhause in Berlin
hat einer der Tedeschi meine Verse — mise-
rabel und mick> — eine männliche Hure ge-
nannt." *

Der kühne Flieger D'Annunzio

soll um ein Auge gekonnnen sein. Es war
wohl ein — Hühnerauge! — x —

Die freundlichen Brüder

Der russische Tagesbericht vom 9. März schließt
mit den Worten: „Das russische Heer verfolgt
mit fieberhafter Spannung die Erfolge der
tapferen französischen Armee." — Zn
Petersburg lief daraufhin folgendes Telegramm
ein: „Haben wir geulkt, als Dampfwalze rück-
wärts lief?!? Faßt Euch gefälligst an Euere
Tataren-Nase!!" * jfofre

Erklärung

Man — unser erlauchter Brotherr — hat uns
dem Londoner Abkommen beigetreten. Obgleich
wir statt der erbetenen 10 Millionen Milreis nur
3'/» Millionen in bar und 5 Dutzend Dietriche
in Naturalien bekommen haben. Wo bleibt die
Kultur, wo bleibt das Völkerrecht, wenn ein ehr-
licher Mann nicht mehr in Gemütsruhe deutsche
Schiffe stehlen kann?! Ha? Nieder mit der
deutschen Barbarei, die uns wegen einer solchen
Lappalie den Krieg erklärt! Es lebe die englisch-
portugiesische Raub- und Klau-Freiheit! I Zittre,
preußischer Militarismus! Der Liffaboner Land-
sturm rückt an! Sechs Mann stark, da die übrige»
leider teils im Zuchthaus sitzen, teils am Galgen
hängen. Die von John Bull ausstaffierte
portugiesische Räuberbande.

Die Enkel

„Portugiesen! Zeigt euch eurer ruhmreichen
Entdecker-Ahnen würdig! wo — ist deut-
sches Eigentum ;u stehlen?"

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Register
-o-: Der deutsche Maßstab für Helden
[nicht signierter Beitrag]: Berichtigung
[nicht signierter Beitrag]: Scherz-Frage
[nicht signierter Beitrag]: Schlechte Stimmung
-x-: Der kühne Flieger D'Annunzio
Arpad Schmidhammer: Die Enkel
Hurrikan: Gespenstergeschichten
Hutzelpeter: Alle Neun!
[nicht signierter Beitrag]: Die freundlichen Brüder
Arpad Schmidhammer: Die Ankunft der "Möwe"
-o-: Portugal
 
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