Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 21.1916, Band 1 (Nr. 1-26)

DOI Heft:
Nr. 13
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4317#0275

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Julius Diez (München)

In Deutschland frißt der Teufel bereits Fliegen.

Unsere Siebzehnjährigen

In einem Berliner Blatt suchte vor einiger
Zeit ein siebzehnjähriger junger Mann die Be-
kanntschaft einer gleichalterigcn Dame zwecks
späterer Heirat zu machen. Eine Londoner Zeitung
bemerkt dazu: Man sieht, zu welchen verzweifelten
Mitteln Deutschland greift, um seine erschreckend
zurückgegangene Bevölkerungsziffer zu heben.

Ach, der wackere englische Zeitungsschreiber
weih ja gar nicht, welchen Grad unsere Verzweif-
lung bereits erreicht hat. Bei uns steht die Zwangs-
ehe schon fast so dicht vor der Tür, wie in Eng-
land die Zwangsanleihe. Demnächst soll das Be-
stehen der Abiturientenprüfung von dem Nachweis
abhängig gemacht werden, daß der Prüfling mit
Erfolg verheiratet ist. Bei Wettbewerben jeder
Art — Fußballkämpfen, Preisringen, Submis-
sionen, Preisausschreiben zur Erlangung künst-
lerischer Entwürfe, Gemäldeausstellungen — wird
jedem Bewerber die Anzahl seiner Kinder von
vornherein gutgeschrieben. Für Beamte wurden
die Beförderungsverhältnisse vollkommen neu ge-
regelt: jeder Familienzuwachs bedeutet sofortige
Versetzung in die nächsthohe Gehaltsklasse. Die
Eheschließung Minderjähriger wird von staats-
wegen energisch gefördert: Schulpflichtige, die
heiraten wollen, kriegen einen Nachmittag frei!

Kurzunr: Kriegt Kinder! — ist die Losung.
Geistige Fähigkeiten braucht man — um ein
drastisches Beispiel zu nennen — so wenig wie
ein englischer Zeitungsschreiber. r,«».

Ävquith in Paris*)

Er wird sich schon richtig durchschwindeln u. -winden,
Der alte Hai,

lind offene Hintertürchen noch finden
Für Gaunerei.

Er wird, seine Freunde hereinzulegen,

Sich redlich bemüh»,

lind über die Ohren mit schlauen Verträgen
Das Fell ihnen zieh».

lind wenn er erklärt, es sei gar nichts entschieden,
— Birgt sicher sein Akt
Schon irgend einen geheimen, perfiden
Banditenkontrakt.

... Ein altes Rezept des Herrn Schmindclmcisters
lind Gentlemäns!

Zur Abwechslung, — für die Dummen — heißt cr's:
„Finanzkonferenz." v. ,»«

*) AscpNth erklärte, die Einladung der Verbün-
deten zn einer Finanzkonferenz hätte man nicht ab-
lehnen können, aber die Regierung beabsichtige nicht
sich irgendwie zu binden ...

Bilder als Banngut

Die Engländer haben drei Bilder des schwe-
dischenMalers Liljefors, die in San Franzisco
ausgestellt waren, als Kontrebande zurückgehalten

257

(„Times")

und haben auf die Beschwerde des Künstlers ge-
antwortet, daß sie nicht eher ausgeliefert würden,
bis der Künstler eine Erklärung unterzeichnet
habe, die Gemälde würden von Schweden nicht
in irge>td einer Form an eine mit
Alliierte» kriegführende Macht ausgeführt. Man
kenne in England zu genati die deutsche Fett-
Not, die schon so weit geführt habe, daß Haus-
frauen in Berlin und München nächtliche Ein-
brüche in der Nationalgalerie und in den Pinako-
theken verübt hätten, um sich durch Abkratzen
irgend eines Tizian oder Belasguez mit dem
nötigen Ql für den morgigen Kartoffelsalat zu
versehen. Besonders beliebt aber seien die mo-
dernen Impressionisten, unter ihnen eben auch
Liljefors, wegen ihres breite» und sehr „ergiebigen"
Strichs und wegen der verhältnismäßigen Frische
des so kostbaren Fettstoffs, den sie enthalten.
Mit Kunst habe die Sache gar nichts zu tun,
sondern bezwecke lediglich die Aushungerung
Deutschlands. Auf die Kunst pfeife England be-
kanntlich. lllisßzard

Vergessen Sie nicht

Ihr „fügend"-Abonnement bei Ihrer Bezugsquelle sofort
zu erneuern, weil Ihnen sonst die nächste Nummer, die
erste des neuen Merteljahres, nicht zugestellt wird.

Verlag verengend" München, Les,u,gstr.i.

j
Register
Blizzard: Bilder als Banngut
Julius Diez: In Deutschland frißt der Teufel bereits Fliegen
Len.: Unsere Siebzehnjährigen
 
Annotationen