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A. Schmidhammer

Praeceptor mundi

„Gleich steckst Du die Fäuste in die Tasche, Michel! Denn erstens ist es wider die Disziplin daß gerauft wird, und

zweitens ist es wider die Menschlichkeit, daß Du Dich wehrst"

Cadorna in der 3Qcstentascbe

Das italienische Oberkommando hat eine An-
weisung für die Truppen herausgegeben, wie öster-
reichisch-ungarische Soldaten zur Uebergabe auf-
gefordert werden können. Ausdrücke wie „Er-
gebt euch!" „Hände hoch!" „Waffen nieder!"
„Kommt zu uns, das Brot ist gut bei uns!"
sollen deutsch, ungarisch, böhmisch, slovenisch und
serbokroatisch von möglichst vielen Soldaten aus-
wendig gelernt und je nach der Nationalität des
gegenüberstehenden Feindes angewandt werden.
Nun kann es ja nimmer fehlen! Alles, was für
die Eroberung der Gegnerstellungen und die
Niederlage ihrer Verteidiger notwendig ist, haben
die Katzelmacher jetzt getan. Vorausgesetzt, daß
es mit dem M—unde zu tun ist! Alber eigent-
lich liegt darin doch eine große Kraftvergeudung.
Denn die Schüler Cadornas werden nicht gar so
häufig in die Lage kommen, ihre Kenntnisse zu
verwenden. Näher läge es daher, den „Cadorna
in der Westentasche" durch Sätze zu ergänzen,
für die ein größeres Bedürfnis im Verkehr mit
den andern Schützengräben bestehen dürfte. 3. B.:
„Eissi Maroni gefelic?“ „Ave si auc so vili
Lausi wi mir?“ „Sauvetta heiti! Bizzi, una
regesirm!“ „Brauccesi cani Italiano?“ „Seni
gipsfiguri: Cadorna, Salandra? billi! billi!“
Derartige Sätze wären auch weniger gefährlich
für das Heer Cadornas selber. Denn hat er fid)
das überlegt: Wenn seine Helden ihre Lektion
gut lernen, tun fid, ja umgekehrt aud) die Oester-
reicher, Ungarn, Slovenen und Croaten leichter
mit den Maronibratern. Sie können jeder in
seiner Landessprache den Gegner zur Uebergabe
auffördern, ohne lang den Kolben oder die Laute
Toscanas sprechen lassen zu müssen. Weldie
Vereinfachung! Oder sollte in diesem Entgegen-
kommen schon eine Ahnung der Zukunft enthal-
ten sein?...

Puck

Die lieben, guten, wackeren
Serben!

Seit zwanzig Jahren hat uns das Gesindel
Mit Kriegsbrand bedroht durch fred)es

Gezündet i

Verschwörung, Raub und Meuchelmord
War an der Tagesordnung dort;

Sie ließen die Nachbarn nimmer in Ruh',
Schürten und wühlten nur immerzu:

Sie prahlten vom großen serbischen Reiche,

Das aufgebaut werde auf Ostreichs Leiche,
Trieben in panslawistischem Wahn
Weiter dann stets auf des Unheils Bah»,
Ermordeten schmählich den Habsburger Erben —
Die lieben, guten, wackeren Serben!

Sie lieferten schließlich zum Weltkrieg den Grund,
Bestellte Arbeit, prompt, nett und rund!

Und als man das Ultimatum gesandt —

Wie rührend war da der Dreiverband
Bereit, zu vermitteln und Mitleid zu werben
Für die lieben, guten, wackeren Serben!

Man sollte dem Haager Sdstedsgerid)te
Doch erst unterbreiten die wüste Geschichte
Und nidjt gleich mit wohlverdienten Hieben
An der Lausenation Vergeltung üben.
Dazwischen wären die russisdien Horden
Zum Einbrudi in Deutschland fertig geworden
Und Frankreich wäre in den Vogesen
Zum Einbrudi in Deutschland fertig gewesen
Und England hätte Belgien jetzt
Zum Einbruch in Deutschland schleunigst besetzt
Und vor der Rache gerettet, der herben,

Die lieben, guten, wackeren Serben!

Der Krieg brach los, den sie lang geplant —
Doch Vieles geschah, was sie nicht geahnt!

Nur hatten die Serben am Anfang Glück,
Behielten viel tausend Gefang'ne zurüdi
V o n O str e i ch s H e e r dort — wer hat sie gezählt!
Und die wurden grausam zu Tode gequält.
Bestohlen, der letzten Zehen beraubt.

Mit peitschen gehauen auf Leib und Haupt
ilnd niedergeschossen, wenn Einer schrie,

In schmutzigen Ställen gehalten, wie Bieh,

Wie Sklaven zu niedriger Arbeit benützt,

Bor Frost und vor Regen nimmer geschützt,
Bon Hunger und Seuchen dahingerafft,
llm Nichts geworfen in schreckliche Haft -
Bon Hundert mußten wohl Achzlg sterben.

Bei den lieben, guten, wackeren Gerben!

Dann kam die Vergeltung, der Rachetag:
Hereinbrach wie Wetter, Schlag um Sdstag:
Mackensen und Köoeß, Bulgariens Heer —
Eins — zwei! — Da gab es kein Serbien mehr!
Den Augiasstall, den fegten wir rein,

Man warf das Gesindel ins Meer hinein,

Das maßlose Schuld gejagt ins Verderben,

Die lieben, guten, wackreren Serben!

Und aber: der heuchelnde Bierverband
Beweinte das elende Serbenland
Mit Tränen, wie sie das Krokodil
Zu weinen pflegt an den Ufern vom Nil.

Und sie klagten mit dröhnendenr Redeschwung
Ob der gräßlichen „Vergewaltigung",

So man an dem friedlichsten Volk geübt,

Das niemals kein Wäfferlein nicht getrübt
Und dem die Barbaren das Leder nun gerben —
O, die lieben, guten, wackreren Serben!

Pips
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Pips: Die lieben, guten, wackeren Serben!
Arpad Schmidhammer: Praeceptor mundi
Puck: Cadorna in der Westentasche
 
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