Der Regenbogen Erich Kuithan (Berlin)
<Äken- auf dem See
Goldig sinkt der Sonnenball
Fern am Himmelsbogen,
Süßer Frieden überall,
Uber Wald nnd Wogen.
Leise trägt der Abendwind
Klänge ans den Fernen, —
Ob von dieser Welt sie sind
Oder von den Sternen?
Und geheimnisvoll durchloht
Bon den Purpurgluten,
Schmeichelnd um mein lichtes Boot
Röten sich die Fluten.
Leise, leise zieht der Kahn
Uber gold'ne Bahnen,
Leise, leise himmelan
Zieht ein heilig Ahnen!
's ist, als wenn die Ewigkeit
Einen Hauch mir bringe,
Uber Raum und über Zeit
Ich hinauf mich schwinge:
Breit' nun Deinen Fittich aus,
Blasser Freund der Müden,
Willig aus der Welt hinaus
Folg' ich Dir zum Frieden!
Alcpis von Engelhardt
Das Denkmat
Mel» Weg führt mich an einem edlen Bild vorbei.
Auf einem Steinbau hob cs frei sich in die Luft -
Gestalt und Antlitz wunderbar geformt,
Oer Ausdruck ernst und still in sich gefaßt!
Oer Denkeraugen Blick kehrt sich in Ruh,
Doch innerst tief belebt dem Himmel zu.
Ei» Weiser, dessen Namen eingefügt dem Stein:
Er lebte seinem Volk, das ihn dafür verstieß.
Bis Gram und Stolz das warme Herz zerdrückt —,
Ein Weiser, erst den Enkeln offenbar.
Die nun, was sie beseligt spat erkannt.
In dieses Denkmal andachtsvoll gebannt!
Die Luft war heiß — das goldne
Bildnis staubgetrübt —
Des Alltags Roß nnd Wagen raffelten vorbei.
Doch unbewegt stand ich und fühlt es kaum.
Wie sich der Himmel dunkelwolkig schwärzt.
Die Trane hüllte mir den freien Blick —
Erschütternd griff an's Herz mir sein Geschick.
Wehrlos nnd preisgegeben »ach der stumpfen Welt
Bist dn für frevle Menschenhand ein leichtes Ziel-
So dacht ich bitter mit beklvmmner Brust.
Da hob leis rollend einer Antwort gleich.
Ein Donnern ringsum an, und schwoll und schwoll,
Als löse sich des Himmels ganzer Groll!
lind Regenwoge» stürzten, peitschten sich herab —
Ein Schlag! — an allen Enden
kracht der Weltenbau —
Dann Stille — Licht und Sonne — Wunderglanz!
Des Edlen Antlitz strahlt — er lächelt ruhig.
Und höher noch hebt sich sein Blick empor,
Als horch er einem erdenferne» Chor!
Kein Staubkorn deckt mehr die
Gestalt, das Angesicht,
Das matte Gold durchglüht ein Funke Gottesglanz,
Der Stein dampft lebenswarm die Sonnenglnt. —
Erkennend führt mein Weg zu deinem Ziel:
„Dich, Sieger, letzt allein des Höchsten Strahl
Und kühlt mit Himmelstau die Lebensqual."
Erna Ludwig
476
<Äken- auf dem See
Goldig sinkt der Sonnenball
Fern am Himmelsbogen,
Süßer Frieden überall,
Uber Wald nnd Wogen.
Leise trägt der Abendwind
Klänge ans den Fernen, —
Ob von dieser Welt sie sind
Oder von den Sternen?
Und geheimnisvoll durchloht
Bon den Purpurgluten,
Schmeichelnd um mein lichtes Boot
Röten sich die Fluten.
Leise, leise zieht der Kahn
Uber gold'ne Bahnen,
Leise, leise himmelan
Zieht ein heilig Ahnen!
's ist, als wenn die Ewigkeit
Einen Hauch mir bringe,
Uber Raum und über Zeit
Ich hinauf mich schwinge:
Breit' nun Deinen Fittich aus,
Blasser Freund der Müden,
Willig aus der Welt hinaus
Folg' ich Dir zum Frieden!
Alcpis von Engelhardt
Das Denkmat
Mel» Weg führt mich an einem edlen Bild vorbei.
Auf einem Steinbau hob cs frei sich in die Luft -
Gestalt und Antlitz wunderbar geformt,
Oer Ausdruck ernst und still in sich gefaßt!
Oer Denkeraugen Blick kehrt sich in Ruh,
Doch innerst tief belebt dem Himmel zu.
Ei» Weiser, dessen Namen eingefügt dem Stein:
Er lebte seinem Volk, das ihn dafür verstieß.
Bis Gram und Stolz das warme Herz zerdrückt —,
Ein Weiser, erst den Enkeln offenbar.
Die nun, was sie beseligt spat erkannt.
In dieses Denkmal andachtsvoll gebannt!
Die Luft war heiß — das goldne
Bildnis staubgetrübt —
Des Alltags Roß nnd Wagen raffelten vorbei.
Doch unbewegt stand ich und fühlt es kaum.
Wie sich der Himmel dunkelwolkig schwärzt.
Die Trane hüllte mir den freien Blick —
Erschütternd griff an's Herz mir sein Geschick.
Wehrlos nnd preisgegeben »ach der stumpfen Welt
Bist dn für frevle Menschenhand ein leichtes Ziel-
So dacht ich bitter mit beklvmmner Brust.
Da hob leis rollend einer Antwort gleich.
Ein Donnern ringsum an, und schwoll und schwoll,
Als löse sich des Himmels ganzer Groll!
lind Regenwoge» stürzten, peitschten sich herab —
Ein Schlag! — an allen Enden
kracht der Weltenbau —
Dann Stille — Licht und Sonne — Wunderglanz!
Des Edlen Antlitz strahlt — er lächelt ruhig.
Und höher noch hebt sich sein Blick empor,
Als horch er einem erdenferne» Chor!
Kein Staubkorn deckt mehr die
Gestalt, das Angesicht,
Das matte Gold durchglüht ein Funke Gottesglanz,
Der Stein dampft lebenswarm die Sonnenglnt. —
Erkennend führt mein Weg zu deinem Ziel:
„Dich, Sieger, letzt allein des Höchsten Strahl
Und kühlt mit Himmelstau die Lebensqual."
Erna Ludwig
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