Beobach tungsoffizier
12.50 36.50
Bon Arthur Lemberg
Er hcit mid) sitzen lassen — auf seinem Drei-
bein der . . . der Meister. Zusammengeschimpft
— nänilich ich von ihm: daß ich am ersten Ver-
sprechungstage die bestellten Stiefeln holen wollte
— also zusammengeschimpft entwich id, Schuh-
bedürftiqer auf die Gasse, und sogleid, stolperten
meine Blicke längs einer Plakatwand über ein
holdes schlankes Weib und bald daneben über
einen nod, grinimigeren krummen Wurm, beide
Wesen bewachten Stiefel: 12.50 16.50!
Begeistert und expreß entschied ich mid, für
die holde Schlanke, und in die nädiste Filiale
folgte ich errötend ihren Stiefeln.
Dort bückte sie sich vor mir nieder und knüpfte
und knöpfte mir Sd,uhe an die Füße. Rasch
entschied ich mid, für die sogenannten ersten besten.
Denn das Bücken der hübsd,en Kleinen war mir
peinlid, . . . hochnolpeinlid,.
An der Kasse wurde die Sad,e nod, pein-
licher. Dort knöpfte sie mir den letzten Knopf
ab. Aber eine Zweite, die weniger hübsd, war
— und da wagte id, mid, zu wehren! — Und
da zeigte sie mir, daß ich ein Paar zu 21.50 er-
worben hatte, samt Leisten und Creme und zweier-
lei Bürsten und dreierlei Tücher und viererlei
Socken. — Id, zahlte 12.50 plus 16.50. Und
bekam meinen Einkauf aus den paketknüpfende»
Händen einer Dritten, am wenigsten Hübsd,en.
Id, schaute nnd, nid,t weiter um, ließ mid)
gern auf die Straße komplimentieren und von
Mitmenschen fortschieben.
Erst viel später sah id), daß mir die Dritte, am
wenigsten Hübsd,e der Firmadame» am schlimm-
sten mitgespiclt hatte: Das Paket — wie id, es
aud, trug und wandte — überall war das auf-
dringliche, holde sd,lnnke Weib zu sehen, überall
stand preisspottend 12.50 16.50! Das war jetzt
am peinlid,sten.
Davon kannst du dich befreien — sagte ich
mir, du kriegst ja nid,t gezahlt fürs Reklame-
machen. — Ich bog in den nächsten Hausflur,
und ein Fensterbrett suchend schritt id, zum ersten
Halbstodi. Eine Geschäftstür fiel mir auf, Pick
& Co., sie war mit einem derben Balken provi-
sorisd, vernagelt.
Id, packte also meine Schadstel um. Das
Weibsbild sanit den noch gemeineren Preisen
drehte ich nad, innen und nahm die unbedruckte
Papierseite außen. So. Und ging zufrieden
hinunter.
Inr Flur erwartete nüch die Meisterin des
Hauses. Ich wußte, was da kommen würde:
„Wen haben S' denn gesucht da heroben?"
„Den, kleinen Cohn seinen Sohn," log id,.
„Pä—pi, Pä—pi, Kumm gesd,wiind — do
is aner — der hat gehurcht bei Picks — —"
Und schon war Pepi da. Er sperrte mir den
Weg, sagte zu seiner Frau: „Lauf, hol an Wach-
mann!" Und zu mir nidsts. —
Auf alle Grobheiten, die ich ihm entgegen-
faudste, sagte er begütigend: „Ihna wird der
Wächter glei Halm."
Der kam. Id, hörte, daß bei Pick & Co.
ein Einbruch verübt worden sei-und daß
man nun der Einbrecher habhaft zu werden tradste.
Urnst Vollbebr (Kriegsmaler,
„Da hat er die Werkzeuge darinnen," deutete
Pepi dem Wachmann meine Schadstel.
„Ja, Gehwerkzeuge," sd,rie id,. Überzeugen
Sie sich, Herr Wachmann."
— Das sei Sad,e des Komnüssärs. Id, müsse
mit aufs Kommissariat. —
Da sah id,, daß id, mit meinem Geheimnis
herausrücken müsse, und erzählte, zu welchem
Zweck id, in das fremde Haus gegangen sei. —
Aber diesen Seelen waren derartig sensible Be-
weggründe fremd.
Pepi lachte. Seine Frau ladste auch. Das
Ärgste war: vorm Hause tobte das Volk und
wollte sein Opfer begaffen. Ein zweiter Wach-
mann hielt die anschwellende Masse zurüdi.
Meiner bedauerte energisd,: er müsse mich jetzt
abführen. Beinahe hätte id, mein Packet auf
der Treppe liegen lassen. Das schob mir der
Pepi nod, unter den Arm. Mechanisch dankte
ich — und wurde gegangen. Meine braven
Mannen bahnten mir Raum und Weg zum
Kommissariat.
Dort, im ersten Raum begrüßte» mid, kame-
radsd,aftlid, Leute, die auf den nächsten grünen
Wagen warteten.
Im zweiten Raum nahm mid, ein Beamter
in strenges Verhör und meine Sd,ad,tel vorsichtig
in Augenschein. Plötzlid, meinte er: „Das ist
ein Mißgriff vom Hausbesorger." Und: „Sie
können gehen, Herr." — —
Der Wad,mann hatte mir meine Sd,ad,tel
wieder eingepackt-wie es sich gehört-
mit der Firma nad, außen: 12.50 16.50.
>
A
12.50 36.50
Bon Arthur Lemberg
Er hcit mid) sitzen lassen — auf seinem Drei-
bein der . . . der Meister. Zusammengeschimpft
— nänilich ich von ihm: daß ich am ersten Ver-
sprechungstage die bestellten Stiefeln holen wollte
— also zusammengeschimpft entwich id, Schuh-
bedürftiqer auf die Gasse, und sogleid, stolperten
meine Blicke längs einer Plakatwand über ein
holdes schlankes Weib und bald daneben über
einen nod, grinimigeren krummen Wurm, beide
Wesen bewachten Stiefel: 12.50 16.50!
Begeistert und expreß entschied ich mid, für
die holde Schlanke, und in die nädiste Filiale
folgte ich errötend ihren Stiefeln.
Dort bückte sie sich vor mir nieder und knüpfte
und knöpfte mir Sd,uhe an die Füße. Rasch
entschied ich mid, für die sogenannten ersten besten.
Denn das Bücken der hübsd,en Kleinen war mir
peinlid, . . . hochnolpeinlid,.
An der Kasse wurde die Sad,e nod, pein-
licher. Dort knöpfte sie mir den letzten Knopf
ab. Aber eine Zweite, die weniger hübsd, war
— und da wagte id, mid, zu wehren! — Und
da zeigte sie mir, daß ich ein Paar zu 21.50 er-
worben hatte, samt Leisten und Creme und zweier-
lei Bürsten und dreierlei Tücher und viererlei
Socken. — Id, zahlte 12.50 plus 16.50. Und
bekam meinen Einkauf aus den paketknüpfende»
Händen einer Dritten, am wenigsten Hübsd,en.
Id, schaute nnd, nid,t weiter um, ließ mid)
gern auf die Straße komplimentieren und von
Mitmenschen fortschieben.
Erst viel später sah id), daß mir die Dritte, am
wenigsten Hübsd,e der Firmadame» am schlimm-
sten mitgespiclt hatte: Das Paket — wie id, es
aud, trug und wandte — überall war das auf-
dringliche, holde sd,lnnke Weib zu sehen, überall
stand preisspottend 12.50 16.50! Das war jetzt
am peinlid,sten.
Davon kannst du dich befreien — sagte ich
mir, du kriegst ja nid,t gezahlt fürs Reklame-
machen. — Ich bog in den nächsten Hausflur,
und ein Fensterbrett suchend schritt id, zum ersten
Halbstodi. Eine Geschäftstür fiel mir auf, Pick
& Co., sie war mit einem derben Balken provi-
sorisd, vernagelt.
Id, packte also meine Schadstel um. Das
Weibsbild sanit den noch gemeineren Preisen
drehte ich nad, innen und nahm die unbedruckte
Papierseite außen. So. Und ging zufrieden
hinunter.
Inr Flur erwartete nüch die Meisterin des
Hauses. Ich wußte, was da kommen würde:
„Wen haben S' denn gesucht da heroben?"
„Den, kleinen Cohn seinen Sohn," log id,.
„Pä—pi, Pä—pi, Kumm gesd,wiind — do
is aner — der hat gehurcht bei Picks — —"
Und schon war Pepi da. Er sperrte mir den
Weg, sagte zu seiner Frau: „Lauf, hol an Wach-
mann!" Und zu mir nidsts. —
Auf alle Grobheiten, die ich ihm entgegen-
faudste, sagte er begütigend: „Ihna wird der
Wächter glei Halm."
Der kam. Id, hörte, daß bei Pick & Co.
ein Einbruch verübt worden sei-und daß
man nun der Einbrecher habhaft zu werden tradste.
Urnst Vollbebr (Kriegsmaler,
„Da hat er die Werkzeuge darinnen," deutete
Pepi dem Wachmann meine Schadstel.
„Ja, Gehwerkzeuge," sd,rie id,. Überzeugen
Sie sich, Herr Wachmann."
— Das sei Sad,e des Komnüssärs. Id, müsse
mit aufs Kommissariat. —
Da sah id,, daß id, mit meinem Geheimnis
herausrücken müsse, und erzählte, zu welchem
Zweck id, in das fremde Haus gegangen sei. —
Aber diesen Seelen waren derartig sensible Be-
weggründe fremd.
Pepi lachte. Seine Frau ladste auch. Das
Ärgste war: vorm Hause tobte das Volk und
wollte sein Opfer begaffen. Ein zweiter Wach-
mann hielt die anschwellende Masse zurüdi.
Meiner bedauerte energisd,: er müsse mich jetzt
abführen. Beinahe hätte id, mein Packet auf
der Treppe liegen lassen. Das schob mir der
Pepi nod, unter den Arm. Mechanisch dankte
ich — und wurde gegangen. Meine braven
Mannen bahnten mir Raum und Weg zum
Kommissariat.
Dort, im ersten Raum begrüßte» mid, kame-
radsd,aftlid, Leute, die auf den nächsten grünen
Wagen warteten.
Im zweiten Raum nahm mid, ein Beamter
in strenges Verhör und meine Sd,ad,tel vorsichtig
in Augenschein. Plötzlid, meinte er: „Das ist
ein Mißgriff vom Hausbesorger." Und: „Sie
können gehen, Herr." — —
Der Wad,mann hatte mir meine Sd,ad,tel
wieder eingepackt-wie es sich gehört-
mit der Firma nad, außen: 12.50 16.50.
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A