Trommelfeuer
Des Einjährigen Aamenokag
Meinen Kriegspatjungen Hab' ich besucht;
Doch fürcht' ich, das Kerlchen hat mir geflucht.
Seine Äuglein, die dunkelblauen,
Waren wie Sonne und Blitz zu schauen.
Wie aus Schleusen, lange verstopft,
Haben die Tränlein schwer getropft,
Und sie schwollen trotz Muttcrs Küssen,
Schwollen an zu Regengüssen.
Dazu ein Schreien! Ich hörte nie
Schreien, wie mein Paljung schrie.
Warum auch mußten den kleinen Recken
Wir aus dem ersten Schlummer wecken?
Wie wir schmeichelten, seinen Groll
Sänftigten Keks nur Zoll um Zoll;
Doch dann stand er auf eigenen Füßen,
Konnte schon militärisch grüßen,
Und er sprach auch. Es klang gerad —
Ich macht' cs beschwören — wie Soldat.
Einjährig heute! Gesunder und runder
Nichts als dieses mein Patenwunder!
Vater ist Landsturm und heutzutage
Noch mit Muttern vom alten Schlage.
Das vierzehnte Kind! — Zu
Deutschlands Wehr,
Junge, gedeih und hast' es wie er!
Adolf Ey
Liebe Jugend!
Zwei Batterie-Lhefs treffen sich auf der ge-
meinschaftlichen Beobachtung. „Seid Ihr auch so
arg befunkt worden?" forscht der Herr hauptmann
von den Ringkanonen.
„heut' ging's an!" entgegnet der Kamerad
von den Mörsern, „zwar hat der Russe von zwei
bis gegen fünf Uhr Trommelfeuer gegeben und
es wimmelt weit und breit von zs- und 2\ cm«
Trichtern — aber gestern, da war's fürchter-
lich — den Tag vergesst ich im Leben nicht:
gestern war der Mberst bei mir zur Ma-
terial-Besichtigung!"
Kanonier Engel
wahres Gcschichlchen
Mit meiner Kolonne lag ich eine Zeitlang
.in einer wohlhabenden Vrtschaft des deutschen
Grenzgebiets. Der Dünger aus unseren Ställen
war bei den Bauern sehr beliebt und brachte uns
einen ganz netten „Düngerfonds" zusammen. Dieser
gestattete uns nicht nur die Anschaffung einer
mächtigen schwarz-weiß-roten Fahne, mit der wir
unserer Freude an großen Siegen Ausdruck geben
konnten, sondern auch in längeren, durch die Der-
danungsleistnng unserer Pferde bedingten Zwischen-
räumen eine materiellere Form dieser Feiern in
Gestalt eines Fasses Bier. Der Siegeszug unserer
Heere im Gsten ging dazumal so schnell, daß
unsere Pferde selbst bei äußerster Anstrengung
nicht mehr den Feiertrunk für all die großen Er-
eignisse zusammenbringen konnten. So hört« ich
Paul Segieth (Bayr. Inf.-Regt.)
denn auf den ftohen Zuruf, Lemberg sei genom-
men, von einem festeseifrigen Unteroffizier den
bedauernden Ausruf:
„Donnerwetter! Schad', nu Hammer grad
keinen Mist."
Des Fkiegers Pfeifchen
Am Steuer sitzt der Fliegersmann,
Der Sturm braust durch die Schwingen;
Des Motors klopfend Eisenherz
Möcht schier vor Freude springen.
Und flimmernd hell im Sonnenstrahl
Blitzt die Propellerscheibe,
Ein fiebernd nervig Zittern ringt
Im Riesenvogel-Leibe!
— Da langt er sich sein Pfeifchen her
Und füllt es bis zum Rande:
Du, Pfeifchen, bleibst mir lieb und wert
Hoch über'm Feindeslande!
Dein Feuer ist dein Lebenshauch,
Dein Herz warm wie das meine,
Und fall ich, Pfeifchen, fällst du auch,
Mein Tod ist auch der deine!
Doch deine Lust, dein Freudenbrand
Ist Wonne dieser Stunde,
Sei's über'm teuren Vaterland,
Sei's über'm Feuerschlunde.
Und wenn wir siegreich heimgekehrt,
Und Friedensblumen wieder blühen —
Bis ich den letzten Schnaufer tu,
Soll mir niein Pfeifchen glühen.
Äromer, Flugzeugführer, z. Zt. im Felde.
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Des Einjährigen Aamenokag
Meinen Kriegspatjungen Hab' ich besucht;
Doch fürcht' ich, das Kerlchen hat mir geflucht.
Seine Äuglein, die dunkelblauen,
Waren wie Sonne und Blitz zu schauen.
Wie aus Schleusen, lange verstopft,
Haben die Tränlein schwer getropft,
Und sie schwollen trotz Muttcrs Küssen,
Schwollen an zu Regengüssen.
Dazu ein Schreien! Ich hörte nie
Schreien, wie mein Paljung schrie.
Warum auch mußten den kleinen Recken
Wir aus dem ersten Schlummer wecken?
Wie wir schmeichelten, seinen Groll
Sänftigten Keks nur Zoll um Zoll;
Doch dann stand er auf eigenen Füßen,
Konnte schon militärisch grüßen,
Und er sprach auch. Es klang gerad —
Ich macht' cs beschwören — wie Soldat.
Einjährig heute! Gesunder und runder
Nichts als dieses mein Patenwunder!
Vater ist Landsturm und heutzutage
Noch mit Muttern vom alten Schlage.
Das vierzehnte Kind! — Zu
Deutschlands Wehr,
Junge, gedeih und hast' es wie er!
Adolf Ey
Liebe Jugend!
Zwei Batterie-Lhefs treffen sich auf der ge-
meinschaftlichen Beobachtung. „Seid Ihr auch so
arg befunkt worden?" forscht der Herr hauptmann
von den Ringkanonen.
„heut' ging's an!" entgegnet der Kamerad
von den Mörsern, „zwar hat der Russe von zwei
bis gegen fünf Uhr Trommelfeuer gegeben und
es wimmelt weit und breit von zs- und 2\ cm«
Trichtern — aber gestern, da war's fürchter-
lich — den Tag vergesst ich im Leben nicht:
gestern war der Mberst bei mir zur Ma-
terial-Besichtigung!"
Kanonier Engel
wahres Gcschichlchen
Mit meiner Kolonne lag ich eine Zeitlang
.in einer wohlhabenden Vrtschaft des deutschen
Grenzgebiets. Der Dünger aus unseren Ställen
war bei den Bauern sehr beliebt und brachte uns
einen ganz netten „Düngerfonds" zusammen. Dieser
gestattete uns nicht nur die Anschaffung einer
mächtigen schwarz-weiß-roten Fahne, mit der wir
unserer Freude an großen Siegen Ausdruck geben
konnten, sondern auch in längeren, durch die Der-
danungsleistnng unserer Pferde bedingten Zwischen-
räumen eine materiellere Form dieser Feiern in
Gestalt eines Fasses Bier. Der Siegeszug unserer
Heere im Gsten ging dazumal so schnell, daß
unsere Pferde selbst bei äußerster Anstrengung
nicht mehr den Feiertrunk für all die großen Er-
eignisse zusammenbringen konnten. So hört« ich
Paul Segieth (Bayr. Inf.-Regt.)
denn auf den ftohen Zuruf, Lemberg sei genom-
men, von einem festeseifrigen Unteroffizier den
bedauernden Ausruf:
„Donnerwetter! Schad', nu Hammer grad
keinen Mist."
Des Fkiegers Pfeifchen
Am Steuer sitzt der Fliegersmann,
Der Sturm braust durch die Schwingen;
Des Motors klopfend Eisenherz
Möcht schier vor Freude springen.
Und flimmernd hell im Sonnenstrahl
Blitzt die Propellerscheibe,
Ein fiebernd nervig Zittern ringt
Im Riesenvogel-Leibe!
— Da langt er sich sein Pfeifchen her
Und füllt es bis zum Rande:
Du, Pfeifchen, bleibst mir lieb und wert
Hoch über'm Feindeslande!
Dein Feuer ist dein Lebenshauch,
Dein Herz warm wie das meine,
Und fall ich, Pfeifchen, fällst du auch,
Mein Tod ist auch der deine!
Doch deine Lust, dein Freudenbrand
Ist Wonne dieser Stunde,
Sei's über'm teuren Vaterland,
Sei's über'm Feuerschlunde.
Und wenn wir siegreich heimgekehrt,
Und Friedensblumen wieder blühen —
Bis ich den letzten Schnaufer tu,
Soll mir niein Pfeifchen glühen.
Äromer, Flugzeugführer, z. Zt. im Felde.
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