Kitebener
Gegner gibt's, die man ehrend nenn«,
Ob auch das Herz in Feindschaft brennt.
Gegner, denen beim Siegesfest
Gern man den tapferen Degen läßt.
Gegner, von denen nian sagen kann:
Ein ehrlicher Feind! Ein ganzer Mann!
Doch gibt's auch Gegner, die wir verachten:
Metzger, die Greife und Weiber schlachten,
Gegner, vom Blute der Wehrlosen rot,
Unbekannt mit der Ehre Gebot!
— Wenn Ihr von Kitchener sprecht, dem Lorde,
Rechnet ihn dreist zu der zweiten Sorte!
Du, der Dum-Dum-Geschosse Erfinder,
Meuchler der Burenfrauen und -Kinder:
Lord, Deine Ehre verlörest Du lang,
Eh' Dich das rächendeMeer verschlang.
Karl Gttlinger, Unteroffizier
(im Felde)
*
Cü5I)rc«
George, Godsavetheking von England, hat
dem Gesandten Findlay in Chrifliana, der sich so
eindringlich um die Ermordung Sir Roger
Casements bemüht hatte, eine hohe Auszeich-
nung erwiesen.
Auf das hin wird sich's der wackere Poincars
wohl nicht nehmen lassen, den Mörder von
Iaurösmit der Ehrenlegion zu behängen
— „auszuzeichnen" kann n:an nicht sagen, denn
Herr PoincarS trägt sie selber, was diese Deko-
ration auch für bessere Meuchelmörder beträcht-
lich entwertet. — o —
*
Nach der Seeschlacht
Sie malten den Teufel an die Wand,
Sie haben immer gebrüllt
Pree Gbssrs für die Flotte von
— Run hat es sich erfüllt: Engelland! -
Run war ein Scheer gerade genug,
Daß er ihre Flotte zu schänden schlug!
Was wäre noch dran zu retten
Wenn wir „drei Scheer's" für sie hätten?
A. I». S.
Borha seinem lieben Airchener...
Dem Kitschener, dem viellieben,
Der einst mit blutiger Hand
Das Volk zu Paaren getrieben
Im guten Burenland,
Dem weihte der Buren-(weiland)
Generalissimus
Ein Klaglied wie einem Heiland
Und rührenden Tränenguß:
„Dir, unserer Freunde bestem,
Unser letztes Ade!"
So wedelt' er mit durchnäßtem
Schneuztüchlein über die See.
-Ein Prachtkerl, dieser Botha!
Und offenbar — ein Christ,
Wie heut in Atrioa tota
Kein zweiter zu finden ist!
Denn mit besonderem Drange
Vor allem liebt er den Feind
Und reicht zum Hiebe die Wange
Gern mehrmals, wie es scheint.
Wer tut nun in der Gemeine
Ihm den Gefallen vielleicht
Und haut ihm endlich eine
Herunter, daß es reicht?
A. D. N.
A. Schmidhammer
poincares neueste Nummer auf dem
Enrcnre-Ronzerc
„Und immer fragt der Seufzer: Vaux?"
Zwei Fragen
Professor F. W. Förster in München hat in
einem Artikel über die Weltlage, der in der
Schweizer „Friedenswarte" erschien, den Satz ver-
öffentlicht: „— es könne einmal als wünschens-
wert erscheinen, daß das deutsche Kaisertum sich
um seiner erweiterten Hoheitsaufgaben willen von
der preußischen Krone loslöse und diese einer an-
dern Linie der Hohenzollern-Dynastie überlasse..."
Könnte es sich nicht auch 'mal als wünschenswert
Herausstellen, daß ein deutscher Professor um seines
verzapften Unsinns willen sich vom Katheder los-
löste und diesen einem anderen Mitgliede der
Professorenschaft überließe? Vielleicht denkt der
Herr Friedenswartbote auch über diese Frage
mit der ihm angebornen Geistesschärfe nach und
gibt uns dann irgendwo seine „neutrale" Antwort
zum besten? iv. iv.
*
Addio, Salandra!
Bon Signor Domenico Rayelmachee
0n anno sein sie son vorbei.
Und waren Fingsten wieder,
Ieß dickten sie kein D'Annunzio mehr
Uns seine Siegeslieder!
Nessuno*i tut Salandra nock
Mit giubilo begriffen,
Den aben sie aus die eamsra
Brutal inausgesmiffen!
Rack Vienna wollten Salandra gehn
kln bissele a spazzo,
Da aben sie wir Evviva! gebrüllt,
Ieß brüllen sie wir Abasso!
Ick sein sie son gaus dumm in Koff,
Gestagen vor die tssta,
Und legen mir dieser Fragen vor,
Ea questione questa:
War sie vorige Fingsten die eilige Geist
Die richtige spirito Santo?
Oder aben er sie erst (h)euer erleuckt
Uns mit der notwendige Quanto?
Dock wenn sie wir auf Erlcucktung wart'
Rock einmal un anno tutto,
Dann braucken wir keiner spirito mehr,
Dann sein wir wahr sein lick eaputto!
*) Niemand.
Hip-hip-hip — Hurra!
Am 2. Juni fand in Wilhelmshaven die Fähnrichs-
Prüfung dieses Jahres statt, in welche viele Fähnriche
stiegen, die direkt ans der Seeschlacht des 1. Juni kamen.
Brav, brav, ihr tapferen Jungen!
Das nenn' ich Nerven von Draht,
Die nach einer solchen Tat
Noch ins Examen gesprungen
Und alles womöglich besser
Gewußt als ihre Profesfer!
Denn „über moderne Schlacht"
Da hattet-ihr ja soeben
Selber auf Tod und Leben
Schon ein Examen gemacht.
Darinnen wohl aufgefahren
Die gröbsten Geschütze waren.
Drum zuckte keine Fiber
In euch, bei keiner Frag'!
Ihr konntet Schlag auf Schlag
Erwidern dem schwersten Kaliber!
Die Professoren schnitten
So schlecht ab wie die Briten!
Ich bin auch sicher, es kamen
Nur lauter Einser heraus!
Wer so, aus Tod und Graus,
Kaltblütig steigt ins Examen,
In dem steckt ungefähr
Schon immer — ein kleiner Scheer!
A. l>e Nora
*
TDUsong
Präsident Wilson soll beabsichtige», sich trotz
der Ereignisse des letzten Jahres auch auf die
Deutsch-Amerikaner zu stützen und sie an sich
heranzuziehn. Er hat, wie man uns mitteilt,
folgenden Brief an sie gerichtet: „Liebe Strich-
mitbrüder! Zwar Hab ich euch früher als Ver-
schwörer, Landesverräter, Bindestrichamerikaner
und ähnliches erklärt und euch mit herausschmeißen
gedroht, wenn ihr euch eures Mutterlandes an-
nehmt, — aber damit ihr seht, wie neutral ich
in Wirklichkeit bin, reiche ich euch jetzt mit Ver-
gnügen die Hand. Ihr dürft meine Präsident-
schaftskandidatur unterstützen! Ihr seid mir genau
soviel wert ... zur Wahl ... als die Britisch-
Amerikaner! Trotzdem wird es euch vielleicht
wundern, daß ich mich an euch wende. Aber
erstens seht ihr an dieser Un—geniertheit, daß ich
ein echter Amerikaner bin, und ein solcher kann
Präsident von Amerika sein, und zweitens, daß ich
euch nicht dafür halte, denn nur einem German-
American traue ich die Gutmütigkeit zu, daß er
Grobheiten vergißt und die Hand wieder nimmt,
die ihn geschlagen hat. Also topp! Nehmen Sie
sie und beweisen Sie mir, daß ich recht habe!
Servus!" a. i» ai.
3« letzter Stunde
wiederholen wir unsere Bitte um sofortige Erneuerung
des Abonnements der „Fugend"*), die mit der
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durch den Buch- und Kunsthandel.M. In-
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Gegner gibt's, die man ehrend nenn«,
Ob auch das Herz in Feindschaft brennt.
Gegner, denen beim Siegesfest
Gern man den tapferen Degen läßt.
Gegner, von denen nian sagen kann:
Ein ehrlicher Feind! Ein ganzer Mann!
Doch gibt's auch Gegner, die wir verachten:
Metzger, die Greife und Weiber schlachten,
Gegner, vom Blute der Wehrlosen rot,
Unbekannt mit der Ehre Gebot!
— Wenn Ihr von Kitchener sprecht, dem Lorde,
Rechnet ihn dreist zu der zweiten Sorte!
Du, der Dum-Dum-Geschosse Erfinder,
Meuchler der Burenfrauen und -Kinder:
Lord, Deine Ehre verlörest Du lang,
Eh' Dich das rächendeMeer verschlang.
Karl Gttlinger, Unteroffizier
(im Felde)
*
Cü5I)rc«
George, Godsavetheking von England, hat
dem Gesandten Findlay in Chrifliana, der sich so
eindringlich um die Ermordung Sir Roger
Casements bemüht hatte, eine hohe Auszeich-
nung erwiesen.
Auf das hin wird sich's der wackere Poincars
wohl nicht nehmen lassen, den Mörder von
Iaurösmit der Ehrenlegion zu behängen
— „auszuzeichnen" kann n:an nicht sagen, denn
Herr PoincarS trägt sie selber, was diese Deko-
ration auch für bessere Meuchelmörder beträcht-
lich entwertet. — o —
*
Nach der Seeschlacht
Sie malten den Teufel an die Wand,
Sie haben immer gebrüllt
Pree Gbssrs für die Flotte von
— Run hat es sich erfüllt: Engelland! -
Run war ein Scheer gerade genug,
Daß er ihre Flotte zu schänden schlug!
Was wäre noch dran zu retten
Wenn wir „drei Scheer's" für sie hätten?
A. I». S.
Borha seinem lieben Airchener...
Dem Kitschener, dem viellieben,
Der einst mit blutiger Hand
Das Volk zu Paaren getrieben
Im guten Burenland,
Dem weihte der Buren-(weiland)
Generalissimus
Ein Klaglied wie einem Heiland
Und rührenden Tränenguß:
„Dir, unserer Freunde bestem,
Unser letztes Ade!"
So wedelt' er mit durchnäßtem
Schneuztüchlein über die See.
-Ein Prachtkerl, dieser Botha!
Und offenbar — ein Christ,
Wie heut in Atrioa tota
Kein zweiter zu finden ist!
Denn mit besonderem Drange
Vor allem liebt er den Feind
Und reicht zum Hiebe die Wange
Gern mehrmals, wie es scheint.
Wer tut nun in der Gemeine
Ihm den Gefallen vielleicht
Und haut ihm endlich eine
Herunter, daß es reicht?
A. D. N.
A. Schmidhammer
poincares neueste Nummer auf dem
Enrcnre-Ronzerc
„Und immer fragt der Seufzer: Vaux?"
Zwei Fragen
Professor F. W. Förster in München hat in
einem Artikel über die Weltlage, der in der
Schweizer „Friedenswarte" erschien, den Satz ver-
öffentlicht: „— es könne einmal als wünschens-
wert erscheinen, daß das deutsche Kaisertum sich
um seiner erweiterten Hoheitsaufgaben willen von
der preußischen Krone loslöse und diese einer an-
dern Linie der Hohenzollern-Dynastie überlasse..."
Könnte es sich nicht auch 'mal als wünschenswert
Herausstellen, daß ein deutscher Professor um seines
verzapften Unsinns willen sich vom Katheder los-
löste und diesen einem anderen Mitgliede der
Professorenschaft überließe? Vielleicht denkt der
Herr Friedenswartbote auch über diese Frage
mit der ihm angebornen Geistesschärfe nach und
gibt uns dann irgendwo seine „neutrale" Antwort
zum besten? iv. iv.
*
Addio, Salandra!
Bon Signor Domenico Rayelmachee
0n anno sein sie son vorbei.
Und waren Fingsten wieder,
Ieß dickten sie kein D'Annunzio mehr
Uns seine Siegeslieder!
Nessuno*i tut Salandra nock
Mit giubilo begriffen,
Den aben sie aus die eamsra
Brutal inausgesmiffen!
Rack Vienna wollten Salandra gehn
kln bissele a spazzo,
Da aben sie wir Evviva! gebrüllt,
Ieß brüllen sie wir Abasso!
Ick sein sie son gaus dumm in Koff,
Gestagen vor die tssta,
Und legen mir dieser Fragen vor,
Ea questione questa:
War sie vorige Fingsten die eilige Geist
Die richtige spirito Santo?
Oder aben er sie erst (h)euer erleuckt
Uns mit der notwendige Quanto?
Dock wenn sie wir auf Erlcucktung wart'
Rock einmal un anno tutto,
Dann braucken wir keiner spirito mehr,
Dann sein wir wahr sein lick eaputto!
*) Niemand.
Hip-hip-hip — Hurra!
Am 2. Juni fand in Wilhelmshaven die Fähnrichs-
Prüfung dieses Jahres statt, in welche viele Fähnriche
stiegen, die direkt ans der Seeschlacht des 1. Juni kamen.
Brav, brav, ihr tapferen Jungen!
Das nenn' ich Nerven von Draht,
Die nach einer solchen Tat
Noch ins Examen gesprungen
Und alles womöglich besser
Gewußt als ihre Profesfer!
Denn „über moderne Schlacht"
Da hattet-ihr ja soeben
Selber auf Tod und Leben
Schon ein Examen gemacht.
Darinnen wohl aufgefahren
Die gröbsten Geschütze waren.
Drum zuckte keine Fiber
In euch, bei keiner Frag'!
Ihr konntet Schlag auf Schlag
Erwidern dem schwersten Kaliber!
Die Professoren schnitten
So schlecht ab wie die Briten!
Ich bin auch sicher, es kamen
Nur lauter Einser heraus!
Wer so, aus Tod und Graus,
Kaltblütig steigt ins Examen,
In dem steckt ungefähr
Schon immer — ein kleiner Scheer!
A. l>e Nora
*
TDUsong
Präsident Wilson soll beabsichtige», sich trotz
der Ereignisse des letzten Jahres auch auf die
Deutsch-Amerikaner zu stützen und sie an sich
heranzuziehn. Er hat, wie man uns mitteilt,
folgenden Brief an sie gerichtet: „Liebe Strich-
mitbrüder! Zwar Hab ich euch früher als Ver-
schwörer, Landesverräter, Bindestrichamerikaner
und ähnliches erklärt und euch mit herausschmeißen
gedroht, wenn ihr euch eures Mutterlandes an-
nehmt, — aber damit ihr seht, wie neutral ich
in Wirklichkeit bin, reiche ich euch jetzt mit Ver-
gnügen die Hand. Ihr dürft meine Präsident-
schaftskandidatur unterstützen! Ihr seid mir genau
soviel wert ... zur Wahl ... als die Britisch-
Amerikaner! Trotzdem wird es euch vielleicht
wundern, daß ich mich an euch wende. Aber
erstens seht ihr an dieser Un—geniertheit, daß ich
ein echter Amerikaner bin, und ein solcher kann
Präsident von Amerika sein, und zweitens, daß ich
euch nicht dafür halte, denn nur einem German-
American traue ich die Gutmütigkeit zu, daß er
Grobheiten vergißt und die Hand wieder nimmt,
die ihn geschlagen hat. Also topp! Nehmen Sie
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