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Haft wie eine leibhaftige Jungfrau erzählte es,
daß sie die Tochter vom Katzbacherwirt fei,
die Zenzi, und der Vater durchaus nichts von
ihrem Besuch erfahren dürste, da er sie sonst
in Boden neischlagen tat.

Als dann aber noch zwei Weibsbilder, eine
Fanni und eine Sephi, den Alifi überraschen
wollten, trug der Feldwebel an dieser Massen-
wallfahrt doch Bedenken und meldete die An-
gelegenheit dem Stabsarzt.

Der kam gerade noch zurecht, um von sei-
nem Lieblingspatienten den Hauptansturm der
fünf Frauenzimmer abzuwehren, die gerade
zur Attacke konzentrisch gegen Alisis Bett vor-
rücken wollten. Erbefahl: „Das Ganze Halt!"
und ließ die Damen erst einmal zur Abkühlung
ein bißchen draußen auf dem Gange warten.
Alisis leichtverwundete Zimmergenossen wurden
inzwischen evakuiert unb dann konnte eine
nach der anderen über Aufruf eintreten.

Als erste stürmte die Dame mit dem Federn-
hut herein, die konnte man nämlich nicht länger
halten. Erst ließ sie den Alisi überhaupt nicht
zu Wort kommen. „Wer sind die Menscher?"
schrie sie ein um das andere Mal und ver-
schlang ihn dabei mit rollenden Augen. Alisi
ließ sie ausloben. Er hatte seine Ruhe wieder
vollständig gefunden.

„Aber, Leni," sagte er dann milde, „wie
kannst denn Du überhaupt was Schlecht's von
mir denken? Wer wird denn glei so in Saft
geh'n wegen a paar so unschuldigen Madeln.

Die besuchen mi halt aus alter Dankbarkeit,
aber schaug's bloß amal an, ob da eine an Ver-
gleich mit Dir aushalt!" Und er gestand mit stolzem
Brustton, daß er eine haben müßt, die was gleich-
schaug't, wie die Leni, die wie eine Gräfin daher-
käm, wie es sich für einen Leiber gebühre. Dann
bat er die Verzeihende, sie möge lieber ein ander-
mal wiederkommen, damit sie sich nicht genieren
müßte, und er tät ihr das schon genau mitteilen,
wenn dies am besten wäre.

Fräulein Leni Pichler ließ vier Schachteln Zi-
garetten da und verließ versöhnt und vornehm
wie sie gekommen das Lazarett. —

Hierauf trat die Resi Gschwandtner an Alisis
Bett. Sie weinte heftig, nahm aus ihrer Tasche
zwei Pfund Butter, legte sie auf den Tisch und
wollte sich wieder stillschweigend entfernen.

Da aber sagte vorwurfsvoll der Alisi, sie solle
durchaus nicht bekümmert sein und überhaupt
nichts Schlechtes von ihm denken. Und sie wisse,
daß er nur auf das Herz schaue und ihn der
schönste Federnditschi kalt lasse und wenn eine
leibhaftige Gräfin drang'steckt wär. Eine Gut-
mütigkeit wie die ihre aber fände er weit und
breit nicht mehr und drum hätte das mit den
andern gar keine Bedeutung und er tät ihr's
schon noch schreiben, wann sie wieder kommen
solle. Zum Abschied küßte er sie herzhaft und
tätschelte ihr das Herzeleid in alter Liebe aus
dem Leibe.

Dann aber als die Sephi eintrat, zog der
Alisi andere Saiten auf. „Schämst Di' net!"
brummte er, „mi so vorm Stabsarzt zu blamieren.
Hab i Dir vielleicht schon amal an Grund zur
Eifersucht geben? Fünf Jahr kennst mi jetzt schon
und machst a so a Wetter her. Moanst, wann i
amal so lang bei einer bleib, bringt mi so schnell
a zweite weg? Und fünfe schon gar net! Das
hätt'ft wissen können."

Sephi ließ zerknirscht drei weiße Kaffeestrutzen
da und versprach hoch und teuer, erst wieder zu
kommen, sobald der Alisi Genaueres schreiben tät.
Der Zenzi aber sagte der Alisi, die alten Weiber

wären wie die Kletten und könnten 's halt nicht
begreifen, daß man nach den jungen, sauberen
lieber ausschaue. Und er hält' überhaupt nur
Augen für die Katzbacher-Zenzi und für alle an-
dern sei er blind. Er tät sie aber recht schön
bitten, nicht mehr ins Lazarett zu kommen, da
noch andere Katzbacher da wären und es ihr Vater
sonst derfahren könnt. Zn ihrem Glück schenkte
die Zenzi ihrem geliebten Alisi ihre ganzen baye-
rischen Küchel und entfernte sich auf den Zehen-
spitzen, um nur ja recht leise hinauszuhuschen

Gott sei Dank! Run konnte der Alisi auf-
atmen und in Ruhe der Fanni seine unwandel-
bare Liebe versichern, wobei er des öfteren betonte,
ihm könnten alle Weiber den Buckel Herunter-
rutschen, ob jung ob alt, ob schön ob häßlich,
nur die Fanni nicht, weil die so ganz anders
wär wie die andern, das wisse sie ja selber ganz
'genau.

Da schlug es drei Uhr, und die Liebenden
mußten scheiden. Fanni legte zur seligen Er-
innerung dem Alisi ein Trumm Hausgeselchtes
ins Bett, daß ihm das Herz im Leibe lachte und
er ihren Abschied etwas leichter verwand.

Als die Luft nun rein war, zählte Alisi vier
Schachteln Zigaretten, zwei Pfund Butter, drei
weiße Kaffeestrutzen, fünf Kilo Hausgeselchtes und
zwanzig Stück bayerische Küchel.

Dabei hatte er zu allem Überfluß ohnehin die
zweite Diät.

Der Stabsarzt aber schüttelte den Kopf.

„Unteroffizier Greiner," ermahnte er den Sün-
der, „danken Sie Gott, daß die Sache so gut für
Sie abgelaufen."

„Ja," seufzte der Alisi, „'s hält nebenaus geh'n
können, wann's der Teufel g'feh'n hält. Herr-
schaft, wann die Liesl da dazukonnna wär."

„Die Liesl?" fragte der Stabsarzt, „wer ist
denn das?"

Und strahlend lachte der Alisi:

„Das ist nämlich meine versprochene Braut."

Der verwundete Jäg6r

Paul Bürck (im Felde)

Herr Kompromiß

Wie ich mich heute auf der Gasse
So durchs Gewühle treiben lasse,

Um mich draußen zu besinnen,

Wie ich dies und jenes soll beginnen,

Daß es wird, wie mir es vorgeschwebt,
Ganz so. wie's in meinem Inneren lebt.
Während Zeiten mit nüchternen Läuften
Mir tausend Hemmungen entgegenhäuften
Und wollten, daß ich mit dem Ideale
Das endliche Ziel voraus schon bezahle.

Wie ich also mit dem Kopf durch die Wand
Auf offner Straße am liebsten gerannt,

Seh ich durch die Leute von fern
Einen recht verwunderlichen Herrn.

Er mußte in mittleren Jahren stehn
Und war ganz sonderbarlich anzusehn.

Nicht groß noch klein, nicht dünn noch dick.
Verriet seine Kleidung gewissen Schick.

Und doch wollt ich mir manches deuten,

Als wär' er einer von kleinen Leuten.

Wie er jetzt unterm Laternenlicht
Zeigt er ein wirklich recht freundlich Gesicht,
Und ging so leicht und schrilt so bequem,
Als wär' ihm just auch jedes genehm.

Mir aber wollte von dem allen
Nicht das Geringste an ihm gefallen.

Ja, am meisten tat's mich verdrießen,

Daß er jeden mußte begrüßen.

Ein Händedruck, ein freundlich Wort
Und lächelnd ging er weiter fort.

Und immer blieb er in der Mitte
Als wäre das bei ihm so Sitte,

Und wen er traf, der zeigt es gern,

Daß er bekannt mit diesem Herrn. —

Nun, unter alledem Getu
Kommt er auf mich auch endlich zu.

Und wie man in der Nähe dann
Erst alles sieht genau sich an,

Da mußte ich mir bald gestehn,

Daß ich von fern nicht recht gesehn.

Und als er gar wie altbekannt,

Mich gleich bei meinem Namen nannt',

Da fühlt ich mich ihm ganz gewogen,

Ja. richtig zu ihm hingezogen.

Wir sprachen dies, wir sprachen das,

Wir sprachen, ach, ich weiß nicht was.

Er meinte niemals, was ich meinte,

Doch sonderbar, zuletzt vereinte
Sich unser Meinen stets auf eins,

Denn falsch im Grunde war ja keins.

Beim Apfel hat es angefangen,

Hat dann am Tausendsten gehangen
Und als ich mich dann trennte schwer,

Da gab's fast nichts auf Erden mehr,

Was nicht mein neuer Freund und ich
Besprochen aus und innerlich.

Wir schloffen diesen heitern Akt
Mit einem festen Freundschaftspakt.

Doch hatte ich darob vergessen,

Was meine Absicht heut gewesen.

Und eigentlich war mir's auch lieb,

Daß mir nnnoch der Kopf verblieb.

Ja, ja, mein Freund, das sag' ich dir,

Den netten Herrn, den lob ich mir.

Du fragst, wie eigentlich er hieß?

Ganz einfach, nur: Herr Kompromiß.

Ilse Bure sch
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Ilse Buresch: Herr Kompromiß
Paul Bürck: Der verwundete Jäger
 
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