Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext






sc

brd

ysl

m

Hei

fr.Un
Apo
Berl
plat:
stra
Bres
Löw
Kop
l.öw
Apo!
Apoi
bürg
G. 1
.(arli
Apot
bero
Apot
Main
Apot
LÖWl
Apot
Apot
Apot
dyU
Apot
Dr.

I Ne

Fahnen im Min-

Fahnen im Wind
Flatternd sich bauschen,

Wehen und rauschen
Stürmendem Mut voran
Auf roter Siegesbahn,

Fahnen im Wind.

Fahnen im Wind,

Florüberzogen,

Fluten und wogen,

Neigen sich schwer herab,

Grüßen ein Heldengrab,

Fahnen im Wind.

Fahnen im Wind
Schwellen und schwingen,

Domglocken klingen.

Ruhmreiche Waffentat!

Straßen im Flaggenstaat!

Fahnen im Wind!

Fahnen im Wind
Stürmen und fliegen
Zu neuen Siegen,

Rauschen vom Haff zum Rhein
Einst auch den Frieden ein.

Fahnen im Wind.

Fritz Draeger

Drei Hände

Eine weiche Kinderhand,

Von der Mutterhand geleitet.

Selig und in Unverstand
Uber 's weiße Kärtchen gleitet:

„Gott beschütze Dich, Papa.
Herzlich grüß' ich mit Mama.
Bleib' mir gut. —

Deine liebe, kleine Ruth."

Eine bleiche Männerfaust,

Die gekämpft und ausgestritten ....
Regen, der herniederbraust,

Wäscht hinweg ein Kinderbitten:

„Gott beschütze Dich, Papa.
Herzlich grüß' ich mit Mama.
Bleib' mir gut. —

Deine liebe, kleine Ruth."

Robert Reibenstein

(Landsturm-Gefreiter)

Erkennen

Schritt für Schritt tastest du weiter
Zur Einsamkeit.

Schmerzliches Sehen, stilles Erkennen
Gibt dir die Zeit.

Du streckst voller Sehnsucht die Arme,
— Du stehst allein.

Bring deine Wünsche zum Schweigen,
Und alles ist dein. Racthe John

Im Wetter

N. Fiedler (Bootsmannsmaat)

Soeben Pamperien möt tau Stellung

Zöchen Pamperien stunn in den Pirdstall. Hei
hadd sien Büxenbeinen bet an bet Knei hochslagen
un was mit barste Beinen in den Mest taugangen
west, as dei Breibendrüger kamen was un em en
Postkort in dei Hand steken hadd. Nu stunn
Jochen breitbeinig dor un kratz sick mit dei rechte
Hand unner dei Mütz un verfocht, möglicherwies
rute tau Kriegen, wat up dei Postkort uppstahn
däd. Hei baukstaffier') denn so langsam rute, dat
hei sick den annern Dag, Dingsdag, Klock teigen,
im reinlichen Körpertaustand bi dei Ersatz-Kummi-
schon infin'n füll. Zöchen wier rein verbast 2), un
hei säd tau sienen Fründ Zehann Bors, dei inne
Box dei beiden engelschen Mähren putzen däd: „Nu
kiek ins an, nu willen's mi ook bi den Kummis
hewwen." Dat was dat irst Wurt. wat hei tau
sienen Fründ Zehann sied vier Wochen seggen
däd: denn as dei Englänner de Dütschen denn
Krieg erklärt hadd, dünn hadd Zöchen en gräsige
Wut up dei beiden engelschen Mähren kreegen,
dat hei sick hadd henrieten8) laten tau seggen, hei
wull's beide dodflagen, denn allens, wat engelsch
was, dat wiern Verbrekers, un dei verfluchten
engelschen Mähren wieren ook Verbrekers, un
Zöchen wull sei nich miehr faudern un mesten.
Dünn was Zehann Bors, dei herrschaftliche Kut-
scher falsch worden, un hei hadd sick mit Zöchen
äwer den Faut spannt?)

Zöchen sien Mudder was noch besunners falsch
upp Zehann Bors, wiel dat hei ehren Zöchen, dat
gaude Kind, bet Sündags ümnier in denn Kraug
mitsnackt, un denn müßt sei ehren Jochen ümmer
dei Stäweln uttrecken un em tau Bedd bringen,
wenn hei endlich mal mit Zehannen Arm in
Arm ant Hus kamen däd. Dat slimmste was
dat verflüchtige Singen. Jochen hadd sick Zehann
sien Liw- un Magenleid io eigen makt un dei
beiden sungen jeden Sünndag gegen halwig elben
nachts ludhals dei ganze Dörpstrat entlang: „So

l) buchstabiert. 2) verwirrt. aj Hinreißen. * 4 *) über
den Fuß gespannt (d. h. auf gespanntem Fuße leben)-

586

lewen wier, so lewen wier." Sei kämen
äwer nie äwer denn iersten Vers herute.
Denn kreig Zöchen denn Slukup von denn
gauden Brannwien un dat Noftocker Bier
un denn würd Zehann falsch un dei beiden
sungen von vörnen an. Un bi dat Stäwek
uttrecken wull Zöchen noch ümmer wieder so
lewen, denn hei hürte sienen Fründ Zehann
upp dei anner Sied von denn Hoff denn tweiten
Vers vör sick allein kreihen. Jochen sien oll
Mudder har genaug tau dauhn, em tau möten
von wegen dei Nawerslüd*) un böse Miw
schen säden, dat Zöchen mit sien säbenundörtig
Zohren af un an von sien oll Mudder sla'
gende Bewiese von ehr obrigkeitliche Befugnis
kreegen hadd.

Na un nu was dat Zs braken twischen
Zöchen un Zehann. Zehann säd, dat hei all
gistern en Uppforderung kreegen hadd, sic
tau waschen un dal hei tau Stadt gähn wull
un sick bi Ramelowen int Hotel in dei Bad'
stuw fetten wull. Zöchen äwer meint, dil
güng nich, denn wenn hei twei Stunn loopek
hadd, denn wier hei nich miehr rein genaug-
Hei meinte, sei müßten sick hier affspäuleiN
un denn ganz langsam tau Stadt gähn, dat's
nich in Sweit kamen däden, fünft wier dal
mit dat Waschen, umsünst, un denn kost dal
anners ook veel tau veel Geld.

Zöchen hadd mit dei Tied nu afmest8) un
frisch Stroh smeten. Hei güng nu rute ul
denn Stall un höll sien barsten Beinen4) ünner
dei Pump, denn hei wull sien Mudder dal
verteilen, dat hei nu tau Stellung müst, un
hei kunn doch nich mit dei Aewerreste von
dei engelschen Mähren in sien Mudder ehr
frisch mit mitten Sand bestreute Stuv rinne'
pedden. Hauptsächlich äwer makte em
rentliche Körpertaustand" Sorgen. Doräaiel
müst hei mit sien oll Mudder raadslagen, denn
hei wüst nich, woans un woso dat woll an'
gähn kunn, dat hei tau en Bad kamen däd-
As hei mit dei Reinefierung von siene Beinen
trecht was, klappt hei sien Büxenbeinen dal un
lttackt sick sacht up den Weg na sien Muddel
ehr Kath. Unnerwegens na dei anner Sid von
den Hoff begegent em Fiken, dei Kauhdiern, un
Jochen säd tau ehr: „Fiken, ick fall nu tan
Stellung un möt mi morgen mal gründlich ast
waschen. Du künnst mi dien groot Melksatt
leinen." Fiken würd furts falsch un säd, hei sw'
sick schämen, dat hei dat Melksatt, wo dei Gottes'
gav, dei Melk, instahn däd, mit sienen olk'N
Adam verunglimpfen würd.

Zöchen klabaster'O) denn nu op siene hölteN
Süffeln7) na sien Mudder ehr Stuv rinne, wo H;
jüst bi dat Strümpstoppen satt. Sei sach ehre''
Zöchen äwer dei groot Hurnbril! an un fragt
wat hei tau dei ungewöhnliche Tied bi eljr wull-
Zöchen säd, hei müst mal iernsthaft mit ehr fnacfed1-
Sien Mudder verführte sich gräsig un fung 0|j
tau schriegen : „Wat hest du entfamtige Slüng^!
nu wedder för Dummheiten makt. Zck heff u'
mit Fiken tausamen stahn seihn, hest du dei duw'
merhaftige Diern woll Rupen innen Kopp fett*
Zck heff woll seihn, wo falsch sei was!" „M
Mudder," säd Jochen, „dat wier inan ü>w
Waschen. Sei wull mi dat Melkfatt nich leinen-
Sien Mudder verstunn dat natürlich nich un me1'*
en Gesicht as dei Preister-Katt •) bit Dunnerwedcn
As Zöchen ehr dat mit Umständlichkeit verklär
hadd, säd sei, Fiken hadd recht un hei wier c[,
dummen Jung un en oll Swien. „Zä Mudder,
säd Zöchen, „äwer dat Baden möt sien." „Dell'
wasch di unner de Pump !" „Dor künn ick ]}]
den Dod Halen bi dei jetzige Zohrstid," men*
Zöchen, hei wull nich tau'n Zstappen frieren, siel
Mudder müst Raad schaffen. Sei müst inböten )'
un denn wull hei sick in dei Stuv wasch^
Aewer sien Mudder säd, dat güng nich; ey

') Nachbaröleute. 8) abspülen. 8) abgemistet

Stall gereinigt). 4j hielt seine nackten Beine. 6) D

satte (Gefäß mit großer Oberfläche, damit der

nach oben steigt). 6) ging geräuschvoll in sein^

7) hölzernen Pantoffeln. ') Pastors Kaye. 9) einhch
Register
Richard Fiedler: Im Wetter
Robert Reibenstein: Drei Hände
Heinrich Paulsen: Jochen Pamperien möt tau Stellung
John: Erkennen
Fritz Draeger: Fahnen im Wind
 
Annotationen