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Wahre Geschichtchen

Unser Lagerarzt, der die Uniform der land-
sturmpflichtigen Zivilärzte trägt, kommt morgens
zum Dienst ins Gefangenenlager, in welchem auch
russische Ärzte mit der Behandlung ihrer Lands-
leute beschäftigt werden. Da der Posten am Ein-
gänge keine Anstalten zu der schuldigen Ehren-
bezeigung macht, stellt er ihn darob zur Bede.

„Entschuldijen," sagt der biedere Landsturm-
mann, „ich Hab jeglaubt, der fjerr Doktor sind
von die Gegenpartei."

Der Feind hat unsere Batteriestellung mit
einem ganz schweren Aaliber beschossen und an
eine in der Nähe vorüberführende Straße einen
besonders mächtigen Aufschlag hingesetzt, der ein
Loch von 7 Meter Tiefe und \\ Meter Breite ge-
rissen hat.

Ein paar Infantristen gehen vorüber, be-
trachten den Schaden, und ein Rheinländer be-
merkt dazu:

„Sühn's pitter — hier mache se nit nur
Geschichte, sondern auch Geographie!"

Es war im gerbst ^9^ zu Beginn des Stellungs-
kampfes in der pikardie. Auch u n s e r Artillerie-
Stab hatte sich eine Stabskuh zugelegt. Zu unserem
Bedauern mußten wir eine Zeitlang morgens fest-
stellen, daß sie schon gemolken war, und als Täter
kamen nur die im gleichen Gehöft einquartierten
Infanteristen in Frage. Ich ließ also ein Schild am
Stall anbringen mit der Aufschrift: „Auh beißt,"
worauf nächsten Morgen die Auh wieder gemolken
war und mit Areide auf der Tafel die Worte zn-
gesetzt waren:

„Milch ist aber jut."

Bei etwaigen 13©stell\mg,*exi man auf die Miiiicliixer „JUGKIND“ XSozjxizu lielimeii.

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Im Moos

S. L. Wenban f

L
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E. D.: Wahres Geschichtchen
Sion Langley Wenban: Im Moos
 
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