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Bruder Ionatftanr Kricg*rebwierigRei<en

Die „Times" erfährt aus New-Pork, daß die
Abreise der amerikanischen Milizen nach dem
Kriegsschauplatz noch nicht in größerem Umfange
vor sich gehen konnte, weil die Bahnverwaltungen
nicht in der Lage waren, die genügende Anzahl
von — Schlafwagen zur Verfügung zu stellen.

Wir erfahren weiter: Da sich bei der amerika-
nischen Kriegsintendanlur ein bedauerlicher Man-
gel an Rohrsesseln, Schaukelstühlen und „Faul-
lenzern" herausstellte, konnten die Milizen leider
noch nicht die Vorpostenstellungen an der ameri-
kanischen Grenze beziehen.

Da der Lieferant der für die amerikanischen
Truppen bestimmten „American - Drincs“ und
„Sherry-Coblers“ die Militärverwaltung unver-
antwortlicherweise bisher im Stich gelassen hat,
nmßte der Vormarsch gegen die Armee Carranzas
bis auf weiteres verschoben werden.

Theodor Roosevelt, der neuernannte General-
major der Roughriders, entdeckte zu seiner größten
Bestürzung im letzten Augenblick vor seiner Ab-
reise zur Truppe, daß der ihm von der Bethlehem-
Steel-Companie für die Dauer des Krieges ge-
stiftete Selbstrasierapparat „Allright“ nicht funk-
tionierte. Der berühmte Reiterführer dürfte aber,
trotz dieser unvorhergesehenen Behinderung, in der
Lage sein, in spätestens 8 Tagen nach der Front
abzureisen. — Der Patentkoffer „System Bull-
keeper", in dem sich die Kriegspläne des General-
stabschefs der Armee der Vereinigten Staaten be-
fanden, hat bei der Umladung auf einer Eisen-
bahnstation in Missouri starken Regen erhalten;
der wertvolle Inhalt ist total durchnäßt. Es steht
sehr in Frage, ob die Karten, die man augen-
blicklich an der Sonne trocknet, noch einmal die
nötige Klarheit und Schärfe aufweisen werden,
um sie in dem Kriege gegen Mexiko erfolgreich
verwenden zu können. —

Der Feldzug soll aber trotzdem, nach Behebung
aller oben genannten Schwierigkeiten, mit aller
Energie begonnen werden. m. Br.

R. Rost

Wiedersehen

„Aber Rind, laß doch meine Frisur in Ruhe,
ich bin doch nicht mehr in der Entlausungs-
Anstalt."

Liebe Jugend!

Es war in Serbien, als ich meinen guten
Kameraden Hans U). eines Tages atn Lagerfeuer
fand, wie er mit emsiger I}aitb aus seinem Hemd
„serbisches Fußvolk" entfernte. — Das wäre ja
weiter nicht befremdlich erschienen, aber so oft
er einen Knacks mit dem Daumennagel machte,
murmelte er dabei etwas, was ich nicht gleich
verstand. Er nmßte schon ziemlich lange an der
Arbeit gewesen sein, denn die Ausbeute wurde
immer spärlicher. — Scfyoit wollte ich rufen: „Ge-
nug des grausamen Spiels!," da seufzte er:
„Jetzt brauch' ich nur noch eine, dann liebt
sie mich ,von Herzen*!"

Die drei Beweise

Im Morgenlande lebte einst ein alter mäch-
tiger Zauberer. Zu diesem kam einst ein verarmter
ägyptischer Edelmann, der sich schlecht und recht
durch einen Tuchhandel ernährte und klagte ihm
seine große Not: es sei eine große Plage über
die Welt gekommen, die Menschen wollten nicht
mehr Tuche, sondern Eisen haben, deshalb wolle
er aus seinem Tuch Eisen machen und hierzu ein
Rezept haben.

Drei Tage und drei Nächte dachte der Zau-
berer nach, dann ließ er den armen ägyptischen
Edelmann, der glücklicherweise solange warten
konnte, weil seine Frau ihn reklamiert hatte,
niederknieen, gab ihm ein Fläschchen und sprach:

„Es wird eine Zeit kommen, in der Du lieber
aus Eisen Tuch machen möchtest, also bewahre
Dein Tuch, es ist Friedensware! Laß es Dir
aber bis dahin gut und unrecht, nicht mehr schlecht
und recht gehen. Es wird eine Zeit kommen,
da wirst Du aus Wasser, Erde und Heu Gold
machen. Nimntst Du einen Tropfen meiner Zau-
beressenz Reklameia, so glaubt Dir jeder,
nimmst Du zwei Tropfen, so st a u n t jeder und
nimmst Du drei Tropfen, so z w e i f e l t k e i n e r!"

Der ägyptische Edelmann zahlte für diesen
Rat fünf Mark, und von ihm stannnt noch heute
das edle und überaus mächtige Geschlecht der
Industrieritter ab. Diese schufen aus Wasser und
einem Tropfen Reklaineia-Zauberessenz beit be-
rühmten Salatölersatz „Gesetzlich geschützt",
aus zwei Tropfen und Erde das Weltwunder
Seifenersatz „D. R. P a t e n t a n g e m e l d e t" und
aus Heumehl und drei Tropfen der Wunder-
essenz den köstlichen Fleischersatz „von gericht-
lich v e r e i d i g t e tu N a h r u n g s m i t t e l - C h e -
miker begulachtet".

Fr. Sauer-Pankow
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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
M. Br.: Bruder Jonathans Kriegsschwierigkeiten
Richard Rost: Wiedersehen
Fr. G. Sauer-Pankow: Die drei Beweise
 
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