Waldgottesdienst im Westen
Paul Segieth (Bayer. Inf.-Rgt.)
Schützengraben - Sonette
Von Siegfried Schlösser (im Felde)
spürst du die weißen Nebel niedertauen
Auf unsre stille, angestrengte Wacht?
Fühlst du mit mir das Wunder dieser Nacht?
Sie will uns heimlich etwas anvertrauen
Hörst du, wie es uns Kunde in den lauen.
Regsamen Winden lächelnd hergebracht?
Der Himmel läßt uns seine holde Pracht
Und seinen zauberhaften Frieden schauen.
Wie Harfenklänge rauscht es in den Bäumen
Und flüstert süß ins aufmerksame Ohr —
Und steh: wir wollen träumen ... leise träumen ...
O Himmel, schließ dein hohes Segenstor!
Wir dürfen ja in deinem Reich nicht säumen.
Uns singt der Schlachtlärm Melodien vor!
Du wilder Tod, du reitest durch die Lüfte
Und pflügst das Feld, des sonst der Bauer pflag.
Du mähst die Frucht mit deiner Sense Schlag,
Du stürzt die Berge und erhebst die Grüfte.
Wir beugen uns, das Haupt gesenkt zur Hüfte,
Und sind gewärtig deiner Nacht und Tag.
Wir spüren keuchend, wo dein Atem lag.
Und flüchten, schaudernd, tief in Schacht und Schlüste.
Doch kehrst du auch das Unten und das Oben
Durch deiner Waffen große Wut und Kraft,
Wir werden unfern Trotz an deinem proben.
Und wissen, er ist fest und dauerhaft.
Und Einer ist mit uns im Bund dort droben,
Der unsre Herzen stark und felsig schafft.
D>e Nacht entsendet ihre Vorhuttruppen,
Die müde Sonne aus dem Feld zu schlagen.
Der Abendwind beginnt den Tag zu jagen,
Und Dämmerung beschleicht die flachen Kuppen.
Die Posten ziehen auf bei ihren Gruppen. —
Die tags in düster-dumpfen Höhlen lagen.
Sie schlürfen Licht und Lüste mit Behagen
Und löffeln schweigend ihre Abendsuppen.
Nun rastet der Geschütze wuchtig Dröhnen,
Jedoch am Himmel wächst das harte Ringen,
Man hört die Wolkenreiter keuchend stöhnen.
Noch einmal klimmt mit wehen Klagetönen
Ein Mörserklotz; weit schüttert sein Zerspringen.—
Und leise hebt ein Posten an zu singen.
804
Paul Segieth (Bayer. Inf.-Rgt.)
Schützengraben - Sonette
Von Siegfried Schlösser (im Felde)
spürst du die weißen Nebel niedertauen
Auf unsre stille, angestrengte Wacht?
Fühlst du mit mir das Wunder dieser Nacht?
Sie will uns heimlich etwas anvertrauen
Hörst du, wie es uns Kunde in den lauen.
Regsamen Winden lächelnd hergebracht?
Der Himmel läßt uns seine holde Pracht
Und seinen zauberhaften Frieden schauen.
Wie Harfenklänge rauscht es in den Bäumen
Und flüstert süß ins aufmerksame Ohr —
Und steh: wir wollen träumen ... leise träumen ...
O Himmel, schließ dein hohes Segenstor!
Wir dürfen ja in deinem Reich nicht säumen.
Uns singt der Schlachtlärm Melodien vor!
Du wilder Tod, du reitest durch die Lüfte
Und pflügst das Feld, des sonst der Bauer pflag.
Du mähst die Frucht mit deiner Sense Schlag,
Du stürzt die Berge und erhebst die Grüfte.
Wir beugen uns, das Haupt gesenkt zur Hüfte,
Und sind gewärtig deiner Nacht und Tag.
Wir spüren keuchend, wo dein Atem lag.
Und flüchten, schaudernd, tief in Schacht und Schlüste.
Doch kehrst du auch das Unten und das Oben
Durch deiner Waffen große Wut und Kraft,
Wir werden unfern Trotz an deinem proben.
Und wissen, er ist fest und dauerhaft.
Und Einer ist mit uns im Bund dort droben,
Der unsre Herzen stark und felsig schafft.
D>e Nacht entsendet ihre Vorhuttruppen,
Die müde Sonne aus dem Feld zu schlagen.
Der Abendwind beginnt den Tag zu jagen,
Und Dämmerung beschleicht die flachen Kuppen.
Die Posten ziehen auf bei ihren Gruppen. —
Die tags in düster-dumpfen Höhlen lagen.
Sie schlürfen Licht und Lüste mit Behagen
Und löffeln schweigend ihre Abendsuppen.
Nun rastet der Geschütze wuchtig Dröhnen,
Jedoch am Himmel wächst das harte Ringen,
Man hört die Wolkenreiter keuchend stöhnen.
Noch einmal klimmt mit wehen Klagetönen
Ein Mörserklotz; weit schüttert sein Zerspringen.—
Und leise hebt ein Posten an zu singen.
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