Respektsperson
Bon M. Schnitze-Korschett
Er lag nachlässig, die Hände in den Hosen-
taschen vergraben, die Beine weit vorgeslreckt in
dem abgeschabten Klubsessel seines „elegant niöbi-
lierten Zimmers".
Seine Augen blinzelten dösig und verschwommen
wie bei einem gelangweilten Hund, sein Mund
hing schräg, schlapp, wie der eines Droschkengauls!
Silbergraue Helle war das Fenster. Er dachte,
wie Schleier - wie Schleier! Zugleich erschien
ihn« das ein Grund zum Einschlafen. Warum
bin ich so niüde? frug er sich. Doch fand er
keine Antwort. „Bom Leben," flammte es plötz-
lich in ihm auf und er kam sich ungeheuer inter-
essant und bedauernswert vor. Er dachte weiter.
Er wollte den Dingen draußen vor dem Fenster
Farbe, Form und Nanien geben: Das Haus,
daran die Sonne steht, ist gelb, weich, samtig,
wie ein Zitronenfalter; das Dach rot, erheiternd,
quellend in der Farbe wie eine Blutapfelsine!
das Blau der Ferne so zart wie Fayence-Basen.
— Hiermit schloß er seine Gedanken, welche sein
Tagewerk bildeten, ging ins Cafö und hing seinen
herabfallenden Mund an alle Gäste. Die Augen
troffen aus schmalen Schlitzen Weltverachtung.
„Ich bin Schriftsteller," sagte er zu sich und
formte seinen Körper zu respektierender Geste.
So saß er zwei Stunden bei einer Tasse Kaffee,
sich dem berauschenden Gedanken, Künstler zu sein,
immer mehr hingebend.
Ein Mädchen kam. Ihre Röcke waren wie
schweifende Wolken, Sonnenstrahlen im Wiegen
und Rausch.
„O —-h" dachte der Schriftsteller.
Ihre Augen glitten wie blaue Wellen an den
Tischen.
„Meine Geste" stöhnte der Schriftsteller und
streckte sich noch formvollendeter zwischen Stuhl
und Tisch. „Sie muß mich empfinden," tobte
seine Eitelkeit.
Das Mädchen setzte sich an den Nebentisch!
wand ihren Oberkörper weich und schmiegsam.
„Meine suggestive Kraft" triumphierte er.
Als sie auf die Straße trat, folgte er ihr.
„Ich bin Künstler, ich bin Schriftsteller," Hub er an.
Sie sah ihn an. Er erschrack vor der reinen
Bläue ihrer Augen. „Ich bin ein Weib," ent-
gegnete sie.
Er faßte das so auf: Aha — sie
sucht einen Mann. Aber was für
einen Mann? Einen Mann mit
Schnauzbart oder einen Mann mit
Kotelettenbart. Einen Mann mit den
verheerenden Muskeln eines Chauf-
feurs oder einen Mann mit dem ela-
stischen, biegsamen, routinierten Kör-
per eines Trapezkünstlers.
Und da er ihr Gefallen erregen
und sie besitzen wollte, nahm er die
Gesten seiner drei Mannesideale an.
Er tänzelte kokett wie ein Tra-
pezkünstler, fluchte und fuchtelte mit
den Armen wie ein Chauffeur und.
führte wohlgesetzte Reden wie ein be-
haarter Mann.
„Sie sind ein Dilettant," lachte das
Mädchen plötzlich und ließ ihn stehen.
Er sah ihr verdutzt nach. Ent-
weder sind die Weiber Rätsel oder
Gänse, entschied er und trat schlen-
dernd, äußerst gelangweilt und zugleich
empört über die allgemeinen Zustände,
insbesondere aber des Lebens, in das
Cnfs zurück.
Sonnenspiel
Lange Schatten auf den Bergen,
Nur ein winzig kleiner Sonnenfleck
Spielt in grüner Tannenschonung oben
noch Versteck.
Will zur großen Mutter Sonne sich nicht finden,
Tänzelt frohgemut von Ast zu Ast,
Springt auf moos'gem Waldesboden
Hin und her in fel'ger Hast.
Bis die große Königin
Ihren kleinen Iappelbuben,
Der nie Ende machen kann,
Mit den Armen fängt....
Und von Licht rot überflutet
Hinter Fels und Bergesgipfeln
Fernen Landen — Lächeln schenkt.
Margarete Francke
Eine Eisersuchlsgeschichte von der
Wasserkante
Bon Erich Schlaikser
Auf einer holsteinschen Bodenerhebung liegt
ein trotziger Bauernhof, der über die flachen
Felder bis zur Elbe hinausblickt. Wehrhafte
knorrige Eichen umstehen ihn. Auch in den Herbst-
stürmen, die hier um Stall und Wohnhaus heulen,
wissen sie ihr bereits halb vertrocknetes Laub fest-
zuhalten. Wie Orgelton brausen sie mit deni
Sturm zusammen ein starkes Lied. Ein Lied
von männlicher Kraft, von unbeugsamem Stolz
und von der Freiheit der Einsamen.
Am Fuß der Bodenerhebung führte die nasse
Landstraße vorbei. In ihren Tümpeln und Wasser-
lachen spiegelt sich an diesem Herbsttag kein ver-
irrter Sonnenstrahl. Es ist geradezu, als wenn
Tinte in der Luft wäre. Obwohl es erst sechs
Uhr am Nachmittag ist, muß man vorsichtig durch
die Dunkelheit gehen, und trotzdem steckt der eine
Fuß niitunter in deni aufgeweichten Schlamm
einer unvermutet auftauchenden Wagenspur.
Wenn man eine gute Wegstunde hinter sich
hat, trifft man ein kleines vergessenes Landstädt-
chen, das aus den Tagen der Postkutschen liegen
geblieben ist. Die Elbe ist hier nur einen Büchsen-
schuß entfernt.
Wenn ich von meinem alten trotzigen Hof
komme, treffe ich zuerst den nördlichen Teil des
verschlafenen Städtchens, wo nur bescheidene kleine
Leute wohnen: zumeist Fischer und Fischerknechte
und was sonst mit deni Wasser zusammenhängt.
Die niedrigen Häuser bestehen alle aus einem Erd-
geschoß mit einem daraufgesetzten Giebelstübchen.
Wenn man die eigentliche Kraft des Städt-
chens sehen will, muß man bis in den Mittel-
punkt gehen, wo das Bürgermeisterhaus, die
Apotheke und Rassniussen's eingesessener wohl-
habender Gasthof um den Markt herum liegen.
Hier im Norden sieht man nur ein kleinbürger-
liches Idyll mit wenig Geld und schwerer Arbeit.
Grade hier aber liegt die Fischerschenke von
Claus Hansen mit der niedrigen verräucherten
Zimmerdecke und den blitzsauber gehaltenen po-
lierten Tischplatten. Unter der Decke hängt das
Holzmodell eines großen Segelschiffs. Mit dem
hat Claus nach der Konfirmation als Decksjunge,
Iungmann, Leichtmatrose und schließlich als voll-
befahrener Matrose manche Fahrt gemacht. Dann
starb sein Bater und er übernahm die Schenke.
Romantiker sind unsere Seeleute an der Wasser-
kante nicht. Eine sichere Existenz an Land ist
zehnmal besser als das verfluchte Herumschwalken
in jeder nur möglichen Sorte von Sturm. Jetzt
hat Claus die 48 schon zu packen.
Als ich das erste Mal ani Nachmittag eine
Taste Kaffe bestellte, wurde Claus mißtrauisch.
Die andern Gäste tranken immer einen Grog,
auch wenn sie um acht Uhr morgens einmal vor-
sprachen.
Böllig verstört aber wurde seine eheliche Frau
Marie Hansen, geborene Thomsen, die hinter dem
Schenktisch stand. Kreuzbrav und fleißig war die
gute Marie von jeher, aber das Pulver hatte sie
nicht erfunden. Eine Taffe Kaffee am Spät-
nachmittag in der Schenke warf in ihrem Gehirn
alle ererbten Anschauungen über den Haufen.
Sie wurde ganz ängstlich und blickte abwartend
auf ihren ehelichen Gebieter.
Als Claus ihr durch einen Blick befahl, den
verlangten Kaffee in der Küche aufzubrühen, ging
sie mit einem Zug demütigen Gehorsams hinaus.
Claus kannte alle Dinge in der Welt und mußte
auch diese kennen. Sie selber hatte etwas Der-
artiges nie erlebt.
Noch in der Tür aber sandle sie einen Blick
zurück, in deni aufgescheuchte schreckensvolle Be-
sorgnis sich malte. Offenbar traute sie mir ein
Verbrechen zu, obwohl Clausens breitschultrige
herkulische Gestalt dazu nicht gerade einlud. Ich
hatte den Eindruck, als ob sie draußen unter der
Hand die Polizei verständigen würde.
In der Küche aber muß ihr zu-
gleich erschrecktes und gemartertes
Gehirn auf etwas anderes gekom-
men sein. Sie erschien plötzlich eil-
fertig und wollte mit Teufels Ge-
walt eine blendend weihe wertvolle
Damastserviette auf meinen Tisch le-
gen. Auch die Zuckerschale und den
Sahnentopf aus Silber, die sie von
ihrenr Schwager, dem Hofbesitzer,
als Hochzeitsgeschenk erhalten hatte,
schleppte sie heran. Durch irgend
eine Gedankenverbindung niußte sie
auf den Verdacht geraten sein, daß
in mir etwas besonderes Vornehmes
steckte. Etwas, vor dem man sich in
Acht nehmen mußte und das man
darum lieber gleich mit Auszeichnung
behandelt. Wenn ein Mensch am
Nachmittag in der Schenke Kaffee
trank, — was gab es dann noch im
Grunde, das man ihm nicht Zu-
trauen konnte?
In ihrer Angst vor meiner Vor-
nehmheit hatte sie den Kaffee so stark
gemacht, daß selbst meine Coffein ge-
wohnte Zunge nahezu einen leichten
Schreck bekam. Ich erbat also et-
Bon M. Schnitze-Korschett
Er lag nachlässig, die Hände in den Hosen-
taschen vergraben, die Beine weit vorgeslreckt in
dem abgeschabten Klubsessel seines „elegant niöbi-
lierten Zimmers".
Seine Augen blinzelten dösig und verschwommen
wie bei einem gelangweilten Hund, sein Mund
hing schräg, schlapp, wie der eines Droschkengauls!
Silbergraue Helle war das Fenster. Er dachte,
wie Schleier - wie Schleier! Zugleich erschien
ihn« das ein Grund zum Einschlafen. Warum
bin ich so niüde? frug er sich. Doch fand er
keine Antwort. „Bom Leben," flammte es plötz-
lich in ihm auf und er kam sich ungeheuer inter-
essant und bedauernswert vor. Er dachte weiter.
Er wollte den Dingen draußen vor dem Fenster
Farbe, Form und Nanien geben: Das Haus,
daran die Sonne steht, ist gelb, weich, samtig,
wie ein Zitronenfalter; das Dach rot, erheiternd,
quellend in der Farbe wie eine Blutapfelsine!
das Blau der Ferne so zart wie Fayence-Basen.
— Hiermit schloß er seine Gedanken, welche sein
Tagewerk bildeten, ging ins Cafö und hing seinen
herabfallenden Mund an alle Gäste. Die Augen
troffen aus schmalen Schlitzen Weltverachtung.
„Ich bin Schriftsteller," sagte er zu sich und
formte seinen Körper zu respektierender Geste.
So saß er zwei Stunden bei einer Tasse Kaffee,
sich dem berauschenden Gedanken, Künstler zu sein,
immer mehr hingebend.
Ein Mädchen kam. Ihre Röcke waren wie
schweifende Wolken, Sonnenstrahlen im Wiegen
und Rausch.
„O —-h" dachte der Schriftsteller.
Ihre Augen glitten wie blaue Wellen an den
Tischen.
„Meine Geste" stöhnte der Schriftsteller und
streckte sich noch formvollendeter zwischen Stuhl
und Tisch. „Sie muß mich empfinden," tobte
seine Eitelkeit.
Das Mädchen setzte sich an den Nebentisch!
wand ihren Oberkörper weich und schmiegsam.
„Meine suggestive Kraft" triumphierte er.
Als sie auf die Straße trat, folgte er ihr.
„Ich bin Künstler, ich bin Schriftsteller," Hub er an.
Sie sah ihn an. Er erschrack vor der reinen
Bläue ihrer Augen. „Ich bin ein Weib," ent-
gegnete sie.
Er faßte das so auf: Aha — sie
sucht einen Mann. Aber was für
einen Mann? Einen Mann mit
Schnauzbart oder einen Mann mit
Kotelettenbart. Einen Mann mit den
verheerenden Muskeln eines Chauf-
feurs oder einen Mann mit dem ela-
stischen, biegsamen, routinierten Kör-
per eines Trapezkünstlers.
Und da er ihr Gefallen erregen
und sie besitzen wollte, nahm er die
Gesten seiner drei Mannesideale an.
Er tänzelte kokett wie ein Tra-
pezkünstler, fluchte und fuchtelte mit
den Armen wie ein Chauffeur und.
führte wohlgesetzte Reden wie ein be-
haarter Mann.
„Sie sind ein Dilettant," lachte das
Mädchen plötzlich und ließ ihn stehen.
Er sah ihr verdutzt nach. Ent-
weder sind die Weiber Rätsel oder
Gänse, entschied er und trat schlen-
dernd, äußerst gelangweilt und zugleich
empört über die allgemeinen Zustände,
insbesondere aber des Lebens, in das
Cnfs zurück.
Sonnenspiel
Lange Schatten auf den Bergen,
Nur ein winzig kleiner Sonnenfleck
Spielt in grüner Tannenschonung oben
noch Versteck.
Will zur großen Mutter Sonne sich nicht finden,
Tänzelt frohgemut von Ast zu Ast,
Springt auf moos'gem Waldesboden
Hin und her in fel'ger Hast.
Bis die große Königin
Ihren kleinen Iappelbuben,
Der nie Ende machen kann,
Mit den Armen fängt....
Und von Licht rot überflutet
Hinter Fels und Bergesgipfeln
Fernen Landen — Lächeln schenkt.
Margarete Francke
Eine Eisersuchlsgeschichte von der
Wasserkante
Bon Erich Schlaikser
Auf einer holsteinschen Bodenerhebung liegt
ein trotziger Bauernhof, der über die flachen
Felder bis zur Elbe hinausblickt. Wehrhafte
knorrige Eichen umstehen ihn. Auch in den Herbst-
stürmen, die hier um Stall und Wohnhaus heulen,
wissen sie ihr bereits halb vertrocknetes Laub fest-
zuhalten. Wie Orgelton brausen sie mit deni
Sturm zusammen ein starkes Lied. Ein Lied
von männlicher Kraft, von unbeugsamem Stolz
und von der Freiheit der Einsamen.
Am Fuß der Bodenerhebung führte die nasse
Landstraße vorbei. In ihren Tümpeln und Wasser-
lachen spiegelt sich an diesem Herbsttag kein ver-
irrter Sonnenstrahl. Es ist geradezu, als wenn
Tinte in der Luft wäre. Obwohl es erst sechs
Uhr am Nachmittag ist, muß man vorsichtig durch
die Dunkelheit gehen, und trotzdem steckt der eine
Fuß niitunter in deni aufgeweichten Schlamm
einer unvermutet auftauchenden Wagenspur.
Wenn man eine gute Wegstunde hinter sich
hat, trifft man ein kleines vergessenes Landstädt-
chen, das aus den Tagen der Postkutschen liegen
geblieben ist. Die Elbe ist hier nur einen Büchsen-
schuß entfernt.
Wenn ich von meinem alten trotzigen Hof
komme, treffe ich zuerst den nördlichen Teil des
verschlafenen Städtchens, wo nur bescheidene kleine
Leute wohnen: zumeist Fischer und Fischerknechte
und was sonst mit deni Wasser zusammenhängt.
Die niedrigen Häuser bestehen alle aus einem Erd-
geschoß mit einem daraufgesetzten Giebelstübchen.
Wenn man die eigentliche Kraft des Städt-
chens sehen will, muß man bis in den Mittel-
punkt gehen, wo das Bürgermeisterhaus, die
Apotheke und Rassniussen's eingesessener wohl-
habender Gasthof um den Markt herum liegen.
Hier im Norden sieht man nur ein kleinbürger-
liches Idyll mit wenig Geld und schwerer Arbeit.
Grade hier aber liegt die Fischerschenke von
Claus Hansen mit der niedrigen verräucherten
Zimmerdecke und den blitzsauber gehaltenen po-
lierten Tischplatten. Unter der Decke hängt das
Holzmodell eines großen Segelschiffs. Mit dem
hat Claus nach der Konfirmation als Decksjunge,
Iungmann, Leichtmatrose und schließlich als voll-
befahrener Matrose manche Fahrt gemacht. Dann
starb sein Bater und er übernahm die Schenke.
Romantiker sind unsere Seeleute an der Wasser-
kante nicht. Eine sichere Existenz an Land ist
zehnmal besser als das verfluchte Herumschwalken
in jeder nur möglichen Sorte von Sturm. Jetzt
hat Claus die 48 schon zu packen.
Als ich das erste Mal ani Nachmittag eine
Taste Kaffe bestellte, wurde Claus mißtrauisch.
Die andern Gäste tranken immer einen Grog,
auch wenn sie um acht Uhr morgens einmal vor-
sprachen.
Böllig verstört aber wurde seine eheliche Frau
Marie Hansen, geborene Thomsen, die hinter dem
Schenktisch stand. Kreuzbrav und fleißig war die
gute Marie von jeher, aber das Pulver hatte sie
nicht erfunden. Eine Taffe Kaffee am Spät-
nachmittag in der Schenke warf in ihrem Gehirn
alle ererbten Anschauungen über den Haufen.
Sie wurde ganz ängstlich und blickte abwartend
auf ihren ehelichen Gebieter.
Als Claus ihr durch einen Blick befahl, den
verlangten Kaffee in der Küche aufzubrühen, ging
sie mit einem Zug demütigen Gehorsams hinaus.
Claus kannte alle Dinge in der Welt und mußte
auch diese kennen. Sie selber hatte etwas Der-
artiges nie erlebt.
Noch in der Tür aber sandle sie einen Blick
zurück, in deni aufgescheuchte schreckensvolle Be-
sorgnis sich malte. Offenbar traute sie mir ein
Verbrechen zu, obwohl Clausens breitschultrige
herkulische Gestalt dazu nicht gerade einlud. Ich
hatte den Eindruck, als ob sie draußen unter der
Hand die Polizei verständigen würde.
In der Küche aber muß ihr zu-
gleich erschrecktes und gemartertes
Gehirn auf etwas anderes gekom-
men sein. Sie erschien plötzlich eil-
fertig und wollte mit Teufels Ge-
walt eine blendend weihe wertvolle
Damastserviette auf meinen Tisch le-
gen. Auch die Zuckerschale und den
Sahnentopf aus Silber, die sie von
ihrenr Schwager, dem Hofbesitzer,
als Hochzeitsgeschenk erhalten hatte,
schleppte sie heran. Durch irgend
eine Gedankenverbindung niußte sie
auf den Verdacht geraten sein, daß
in mir etwas besonderes Vornehmes
steckte. Etwas, vor dem man sich in
Acht nehmen mußte und das man
darum lieber gleich mit Auszeichnung
behandelt. Wenn ein Mensch am
Nachmittag in der Schenke Kaffee
trank, — was gab es dann noch im
Grunde, das man ihm nicht Zu-
trauen konnte?
In ihrer Angst vor meiner Vor-
nehmheit hatte sie den Kaffee so stark
gemacht, daß selbst meine Coffein ge-
wohnte Zunge nahezu einen leichten
Schreck bekam. Ich erbat also et-