„Hübsch? Das ist wohl ganz etwas anderes.
Den ganzen Tag steht er bei dem Schwein
herum."
„Was macht er da blost immer?"
, „Er Klopft ihr auf die Schinken, dah es
klatsch,."
«Mein Gott, das wissen sie doch nicht, Marie.
Das können Sie ja gar nicht wissen. Man
must doch nicht immer das Schlimmste annehmen."
„Natürlich weist ich das. Er ruft mich ja
immer heraus und dann steht er da und tätschelt
mit den Schinken."
„Aber das ist ja völlig unmöglich. Claus
müstle ja jede Scham verloren haben. Lassen
Sie sich von Ihrer Eifersucht doch nicht zu weit
fuhren."
„Ach, lieber Herr, das verstehen Sie man
nicht. Das ist nicht so, wie bei den feinen Leuten.
Cr schämt sich garnicht. Er klopft nian immer
auf die Schinken. ,Die ist eben so gut wie die
Emma vom Apotheker/ sagt er. Und dann
freut er sich."
„Also, wenn das wahr ist, Marie, dann sollen
S>e mich auf Ihrer Seite finden. Dann will ich
Claus mal ordentlich den Kopf zurechtsetzen. Das
>It ja eine gottverfluchte Schamlosigkeit."
„Das ist es auch. Er hat überhaupt keinen
anderen Gedanken mehr. Immer man die Schin-
ken. Sogar nachts träumt er davon."
„Aber das können Sie nun doch wirklich
nicht wissen."
„Er sagt es ja."
_ _J«
„Jawohl. Letzte Nacht habe ich mal wieder
schön von Emmas Schinken geträumt, sagt er
und dann wischt er sich ordentlich uni den Mund
wie bei einem Leckerbissen."
„Himmelkreuzdonnerwetter!"
„Ja, und dann sagt er immer zu mir: >Da
kommst Du lange nicht mit/ Was kann ich da-
für. Ich bin nunmal nicht die Enima vom Apo-
theker. So 'ne Schinken hat seine erste Braut
auch nicht gehabt?"
„War Claus schon einmal verlobt?"
„Ach, liebster Herr, das war in seiner Jugend
ein großer Windhund."
„Also gut, Marie. Mein Wort zum Pfand.
Wenn Claus nach Hause konimt, nehme ich ihn
gleich vor. Hat er wirklich den Schweinkram ge-
macht, will ich ihm meine Meinung gründlich
sagen."
„Ach ja, tun Sie das nian blost. Das ist ja
nicht zum Aushalten. Ich werde ganz krank und
elend dabei."
„Man immer ruhig, Marie. Man immer
ruhig. Mit der Emma werden wir schon fertig
werden."
„Ich wollte man bloß, sie streckte alle viere
von sich."
„So dürfen Sie nicht sprechen. Weil Claus
unrecht tut, dürfen Sie nicht ein ebenso großes
Unrecht tun. Auf die Weise Kriegen wir die Sache
nie in Ordnung. Die Emma muß aus dem Haus.
Das ist allerdings klar."
„Ja, das versuchen Sie man. Eher schlägt
er uns alle beide tot. So lange das Biest nicht
verreckt ist, Kriegen wir keine Ruhe."
„Reden Sie doch nicht so sündhaft!"
Marie sah mich mit ihren kummervollen, be-
schränkten, armen Äugen an: „Das ist doch keine
Sünde!"
„Es ist sogar eine sehr häßliche Sünde."
„Sie essen doch selber auch Wurst."
„Ja, warum sollte ich keine essen — wenn
der unwahrscheinliche Fall einträte, daß ich eine
bekäme?"
„Na, solange so 'n Schwein noch lebendig ist,
kann man doch nicht Wurst daraus machen."
Mir zuckte plötzlich ein greller Blitz durchs
Gehirn
„Sagen Sie mal, Marie, wie viel Beine hat
die Emma?"
„Ach, nun machen Sie doch nicht solche Witze
mit mir. So'n Schwein hat doch immer vier."
„Ist Emma vielleicht Ihr Kriegsschwcin?"
„Ja."
„Das verändert die Sache."
„Wieso?"
„Liebe Marie, wenn Enima ein Mensch ge-
wesen wäre, hätte ich Claus ordentlich beim Wickel
gekriegt. Auf ein Schwein aber must man Rück-
sicht nehmen. Ein Schwein ist in dieser aufge-
regten Zeit viel mehr als ein Mensch."
„Aber schließlich ist es doch man ein Tier und
man will doch nicht vor so einen, Tier zurück-
stehen."
„Das sollen Sie auch nicht! In dein Punkt
werde ich Claus schon Bescheid sagen. Sobald
er heute Abend nach Hause kommt, verschwinden
Sie. Dann sollen Sie mal erleben, wie ich ihm
die Leviten lese. Auch mit einem Schwein darf
der Mensch keine Abgötterei treiben."
» » «
Um 9 Uhr kam Claus. Er war sehr erfreut,
als er mich noch um diese ungewohnte Stunde
vorfand. Um der bevorstehenden Aussprache eine
höhere Weihe zu geben, liest ich Grog anfahren.
Auch das nahm er in keiner Weise krumm.
Sonst allerdings muß ich bemerken, daß er
ein ungewöhnlich hart gesottener Sünder war.
Als ich ihn, die Sache erzählt hatte, schlug er sich
dreimal auf die Knie und sagte: „Hol mich der
Satan!" Zerknirschung und Buße schienen aber
diesen Wunsch nach einer Höllenfahrt nicht her-
vorgerufen zu haben Er machte ganz im Gegen-
teil einen sehr vergnügten Eindruck und schenkte
zunächst zwei neue Gläser ein.
Dann mußte ich ihm die ganze Geschichte von
Anfang an noch einnial erzählen. Er wollte auch
(Schluß auf Seite 12)
Bei etwulgcn Bebtelluiigou bittet man unf dl© Mülleimer „JUGEND“ Bezug zu nolimcn. --
Den ganzen Tag steht er bei dem Schwein
herum."
„Was macht er da blost immer?"
, „Er Klopft ihr auf die Schinken, dah es
klatsch,."
«Mein Gott, das wissen sie doch nicht, Marie.
Das können Sie ja gar nicht wissen. Man
must doch nicht immer das Schlimmste annehmen."
„Natürlich weist ich das. Er ruft mich ja
immer heraus und dann steht er da und tätschelt
mit den Schinken."
„Aber das ist ja völlig unmöglich. Claus
müstle ja jede Scham verloren haben. Lassen
Sie sich von Ihrer Eifersucht doch nicht zu weit
fuhren."
„Ach, lieber Herr, das verstehen Sie man
nicht. Das ist nicht so, wie bei den feinen Leuten.
Cr schämt sich garnicht. Er klopft nian immer
auf die Schinken. ,Die ist eben so gut wie die
Emma vom Apotheker/ sagt er. Und dann
freut er sich."
„Also, wenn das wahr ist, Marie, dann sollen
S>e mich auf Ihrer Seite finden. Dann will ich
Claus mal ordentlich den Kopf zurechtsetzen. Das
>It ja eine gottverfluchte Schamlosigkeit."
„Das ist es auch. Er hat überhaupt keinen
anderen Gedanken mehr. Immer man die Schin-
ken. Sogar nachts träumt er davon."
„Aber das können Sie nun doch wirklich
nicht wissen."
„Er sagt es ja."
_ _J«
„Jawohl. Letzte Nacht habe ich mal wieder
schön von Emmas Schinken geträumt, sagt er
und dann wischt er sich ordentlich uni den Mund
wie bei einem Leckerbissen."
„Himmelkreuzdonnerwetter!"
„Ja, und dann sagt er immer zu mir: >Da
kommst Du lange nicht mit/ Was kann ich da-
für. Ich bin nunmal nicht die Enima vom Apo-
theker. So 'ne Schinken hat seine erste Braut
auch nicht gehabt?"
„War Claus schon einmal verlobt?"
„Ach, liebster Herr, das war in seiner Jugend
ein großer Windhund."
„Also gut, Marie. Mein Wort zum Pfand.
Wenn Claus nach Hause konimt, nehme ich ihn
gleich vor. Hat er wirklich den Schweinkram ge-
macht, will ich ihm meine Meinung gründlich
sagen."
„Ach ja, tun Sie das nian blost. Das ist ja
nicht zum Aushalten. Ich werde ganz krank und
elend dabei."
„Man immer ruhig, Marie. Man immer
ruhig. Mit der Emma werden wir schon fertig
werden."
„Ich wollte man bloß, sie streckte alle viere
von sich."
„So dürfen Sie nicht sprechen. Weil Claus
unrecht tut, dürfen Sie nicht ein ebenso großes
Unrecht tun. Auf die Weise Kriegen wir die Sache
nie in Ordnung. Die Emma muß aus dem Haus.
Das ist allerdings klar."
„Ja, das versuchen Sie man. Eher schlägt
er uns alle beide tot. So lange das Biest nicht
verreckt ist, Kriegen wir keine Ruhe."
„Reden Sie doch nicht so sündhaft!"
Marie sah mich mit ihren kummervollen, be-
schränkten, armen Äugen an: „Das ist doch keine
Sünde!"
„Es ist sogar eine sehr häßliche Sünde."
„Sie essen doch selber auch Wurst."
„Ja, warum sollte ich keine essen — wenn
der unwahrscheinliche Fall einträte, daß ich eine
bekäme?"
„Na, solange so 'n Schwein noch lebendig ist,
kann man doch nicht Wurst daraus machen."
Mir zuckte plötzlich ein greller Blitz durchs
Gehirn
„Sagen Sie mal, Marie, wie viel Beine hat
die Emma?"
„Ach, nun machen Sie doch nicht solche Witze
mit mir. So'n Schwein hat doch immer vier."
„Ist Emma vielleicht Ihr Kriegsschwcin?"
„Ja."
„Das verändert die Sache."
„Wieso?"
„Liebe Marie, wenn Enima ein Mensch ge-
wesen wäre, hätte ich Claus ordentlich beim Wickel
gekriegt. Auf ein Schwein aber must man Rück-
sicht nehmen. Ein Schwein ist in dieser aufge-
regten Zeit viel mehr als ein Mensch."
„Aber schließlich ist es doch man ein Tier und
man will doch nicht vor so einen, Tier zurück-
stehen."
„Das sollen Sie auch nicht! In dein Punkt
werde ich Claus schon Bescheid sagen. Sobald
er heute Abend nach Hause kommt, verschwinden
Sie. Dann sollen Sie mal erleben, wie ich ihm
die Leviten lese. Auch mit einem Schwein darf
der Mensch keine Abgötterei treiben."
» » «
Um 9 Uhr kam Claus. Er war sehr erfreut,
als er mich noch um diese ungewohnte Stunde
vorfand. Um der bevorstehenden Aussprache eine
höhere Weihe zu geben, liest ich Grog anfahren.
Auch das nahm er in keiner Weise krumm.
Sonst allerdings muß ich bemerken, daß er
ein ungewöhnlich hart gesottener Sünder war.
Als ich ihn, die Sache erzählt hatte, schlug er sich
dreimal auf die Knie und sagte: „Hol mich der
Satan!" Zerknirschung und Buße schienen aber
diesen Wunsch nach einer Höllenfahrt nicht her-
vorgerufen zu haben Er machte ganz im Gegen-
teil einen sehr vergnügten Eindruck und schenkte
zunächst zwei neue Gläser ein.
Dann mußte ich ihm die ganze Geschichte von
Anfang an noch einnial erzählen. Er wollte auch
(Schluß auf Seite 12)
Bei etwulgcn Bebtelluiigou bittet man unf dl© Mülleimer „JUGEND“ Bezug zu nolimcn. --