Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Schlattrer persönlich anführt, verlieren wir
das Gefecht!"

„Ich komm' schon!" schrie der Schorsch
begeistert. „Halte Se merr emal mein Generals-
rock! Unn fchiewe Se merr de Laib Komniiß-
brot hinne in die Rocktasch'! So!! Unn
jetz halte Se merr mein Schimmel!"

Er klopfte dem Pferd besänftigend den
Hals. „Braachst kaa Angst zu hawwe, Fritz!!
Es werd net gefährlich, es is kaa Besichtigung,
es is Klotz Krieg!"

„Wo is er dann, der Feind?" frug Schorfch
den Feldwebel, während sie durch das Gelände
galoppierten.

„Er liegt hinter dem Wäldchen dort, Herr
General!"

„Lasse merr'n liege!" war des Schorfchs
erster Gedanke. „Mir leiht er lang gud!"
Aber diese Meinung änderte sich bald, als er
ein merkwürdiges „ping-ping" hörte. Eine
feindliche Kugel durchbohrte sein Kommißbrot.

„Wolll'r uffheere zu schietze! Stopfen!!
Feuerpause!!" schrie der Schorsch zum Feind
hinüber, der sofort das Feuer einstellte. „Ich
wer' Euch lerne, so unvorsichdig mil'm Ge-
wehr umzugehe!"

Bautz, schlug eine Granate ein.

„Des gilt nix!" brüllte der Schorsch.
„Granate gelte nix " Und sofort stellte der
Feind das Anilleriefeuer ein.

Ein Mann kam aus dem Wäldchen und
schwenkte ein weißes Tuch.

Schorsch nahn, den Feldstecher aus der
Hosentasche und guckte hin.

„Feldwewel, geh enial eniwwer unn schlag
den Mann dod! Es is e Feind, er hat Kaan
Helm°Iwwerzng!"

„Bitte gehorsamst bemerken zu dürfen,
ich glaube, es ist ein Parlamentär "

„Was is es?" Der Schorsch drehte
den Feldstecher herunr und guckte nochmals
hinüber.

Der Mann kam immer näher, und-,

das war der Napoleon! Und seinen Säbel
halte er auch bei sich. Und machte einen
Bückling und sagte auf französisch: „Ich

ergebb niich! Da hawwe Se mein Säwell
Hecrn merr uff!"

„Hurra, unser Generali" schrieen die Sol-
dalen.

„Süden Morschen. Kompanie!" dankte
der Schorsch nach allen Seiten. Und zum
Feldwebel gewendet befahl er: „Blase Se:
,Das Ganze halt!' .Sammeln!' Es is schonn
halwer elfe! Sonst komme merr zu schbät
zum Stockfisch chaaml"

Der Feldwebel zog seinen Säbel und blies
darauf: „Das Ganze halt!"

„De Naboleo' gefange," schmunzelte der
Schorsch, „Jetz is merr des eiserne Kreuz zwei-
ter Klatz sicher! Unn dabei hat mei Unneroffizier
neulich gefacht, ich wär der dimmste Soldat,
der ein in seim ganze Lewe vorgekomme wär!"

Stolz rilt er der Kompanie voran heim-
wärts.

„Du mußt die Leut' emal austrete lasse!"
sagte er üch unterwegs und kommandierte eben-
so laut wie falsch: „Ganze Abteilung — Halt!!"

Die Kompanie stand wie gemeißelt.

„Das Gewehr — Ab !!" Kurze Pause.
Dann: „Des war e Saugriff! Noch emal!
Das Gewehr — Enuff!! — ... Guckl'r, Ihr
könnl's, wann'r nor wollt, Ihr Gesellschaft!
Das Gewehr — Abb!! Enuff — Abb — Enuff
— Abb — Enuff — Abb! Ich laß Euch Griff
kloppe, bis 'r schwarz werd't, wann'r net uff-
baßt! Enuff — Abb — Enuff

... . Da kam ein Wärter in die Zelle und
sagte, er werde ihn melden, wenn er nicht
endlich eine Ruh gäbe.

* * *

„Ich habb nachher noch öfdersch Middel-
arrest gehabbt," erzählte mir der Schorsch
Schlattrer, „awwer so schee haww ich nie
wehr drin gedränmt! ... So schee net!"

23
Index
Simon Glücklich: Bildnis
 
Annotationen