Der Weber tat also und alles ging nach
Wunsch, bis es herauskam, daß die Prinzessin
einen Mann habe. —
„0 Mutter," sagte die Prinzessin, „der erhabene
Wischnu selbst ist es, der jede Nacht auf dem
Garuda reitend zu mir kommt und sich nach dem
heiligen Gandharvenritus mit mir vermählt hat,"—
Als die Königin das dem König erzählt und
er sich aus einem Bersteck von der Richtigkeit
der Sache überzeugt hatte, war er fast außer sich
vor Freude: „Jetzt werde ich durch die Macht
des Gottes mir die gesamte Erde untertänig
machen!" — Und alsbald begann er gegen alle
Nachbarn sich Ungerechtigkeiten herauszunehmen,
dadurch er in schwere Kriege geriet,
„Frage deinen Gemahl," sagte er zu seiner
Tochter, „wie das sein kann, daß ich in solche
Kriege gerate, wo der erhabene Gott Wischnu
mein Schwiegersohn ist." —
Der Weber antwortete: „Wie unbedeutend
sind deines Vaters Feinde! In einem Augen-
blicke werde ich sie zerschmettern!" —
Indessen kam es so weit, daß der König in
seiner eigenen Stadt belagert wurde: „Morgen
wird die Stadt fallen, wenn Wischnu nicht
hilft!" -
Da beschloß der Weber ein Äußerstes, Er
wollte in seinem Garuda am hellichten Tage
erscheinen; daß die Feinde vor Angst flöhen:
„Sage deinem Vater," sprach er, „daß er mit
allen seinen Kriegern morgen früh die Feinde
angreife. Ich selbst werde erscheinen und sie
kraftlos machen, daß er sie erschlagen kann.
Dies nämlich kann ich nicht selbst tun, weil sie
sonst in den Himmel kommen würden, und das
dürfen sie nicht." —
Mittlerweile oben im Himmel sprach Wischnu
lächelnd zum Vogel Garuda: „He Geflügelter!
hast du diesen Weber gesehen, der in meiner
Gestalt die Königstochter liebt? Morgen will
A. Schmidhammer
„Ganz Europa stürzt sich auf uns. Es
scheint Mode zu sein, unser Feind
zu sein!" Friedrich der Große
(Brief an den Minister von Anckensteln vom 22. XII. i7f8)
es Kann uns ja eigentlich nichts
gelcheyeu!
£s kann uns ja eigentlich nichts gescheiten,
So lang wir im stampfe mit ehren bestehen,
Unll wenn wir verhungern nmt wenn
wir sterben,
wenn unsere Söhne mit uns verderben,
es vieiben noch enkei, die unser Nassen
Und unser unsterbliches lieben erben,
Sie werden es wieder erstehen lassen,
Sing je das heilige Deutschland in Scherben.
n. Srt)muU)dttimcr
er Kämpfen. Er wird getötet werden, und
die Welt wird uns beiden nicht mehr opfern.
Das muß verhindert werden. Deshalb geh, fahre
eiligst in den hölzernen Garuda: ich werde mich
in den Körper des Webers versetzen. So wird
er die Feinde vernichten und unsere Herrlichkeit
wird vermehrt werden." Und also geschah es. —
So wie hier in dieser Geschichte der hohe
Wischnu vorgestellt ist, so stellen die englischen
Frommen sich den „Gott der himmlischen Heer-
scharen" vor. Und darnach richten sie ihre Politik.
Das ist der Sinn ihres Pressefeldzuges gegen
uns. Nicht darauf kommt es an, ob wir die
Verbrecher, Barbaren und Feinde Gottes sind,
als die wir ihnen gelten, sondern darauf, daß
die Welt glaubt, wir seien es. Denn dann,
so hoffen die fromnien Leute mit großem Ernst,
muß Gott um seiner Ehre willen uns vernichten.
Franz
*
wahres Geschichrchen
Lin Anwalt führt einen Prozeß, in welchem
es von Lrheblichkeit ist, einen in Italien wohn-
haften Zeugen X. zu vernehmen. Lr benannte
in der letzten Verhandlung diesen Zeugen, worauf
das Gericht folgenden Beschluß erließ:
Ueber die Behauptung des Klägers soll
der in Turin wohnhafte Zeuge X. vernommen
werden.
2. Da infr/je des Kriegszustandes mit Ita-
lien der Vernehmung dieses Zeugen ein Hinder-
nis von unbestirnmter Dauer entgegensteht, wird
dem Kläger gemäß § 556 J. p. (D. eine Frist
von einem Jahr zur Beseitigung dieses Hinder-
nisses gestellt."
Das ist doch ein bißchen viel verlangt! Uno
dabei ist der Kläger nicht einmal Diplomat, son-
dern — ein einfacher Kaufmann!
AUTOMOBILE u. FLUGMOTOREN
Bei etwaigen Bestellunffcn bittet mail aut die IVJLiiiiolinei.» „JUCxKJN Ü“ Bczuu' 2U iielmieii.
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Wunsch, bis es herauskam, daß die Prinzessin
einen Mann habe. —
„0 Mutter," sagte die Prinzessin, „der erhabene
Wischnu selbst ist es, der jede Nacht auf dem
Garuda reitend zu mir kommt und sich nach dem
heiligen Gandharvenritus mit mir vermählt hat,"—
Als die Königin das dem König erzählt und
er sich aus einem Bersteck von der Richtigkeit
der Sache überzeugt hatte, war er fast außer sich
vor Freude: „Jetzt werde ich durch die Macht
des Gottes mir die gesamte Erde untertänig
machen!" — Und alsbald begann er gegen alle
Nachbarn sich Ungerechtigkeiten herauszunehmen,
dadurch er in schwere Kriege geriet,
„Frage deinen Gemahl," sagte er zu seiner
Tochter, „wie das sein kann, daß ich in solche
Kriege gerate, wo der erhabene Gott Wischnu
mein Schwiegersohn ist." —
Der Weber antwortete: „Wie unbedeutend
sind deines Vaters Feinde! In einem Augen-
blicke werde ich sie zerschmettern!" —
Indessen kam es so weit, daß der König in
seiner eigenen Stadt belagert wurde: „Morgen
wird die Stadt fallen, wenn Wischnu nicht
hilft!" -
Da beschloß der Weber ein Äußerstes, Er
wollte in seinem Garuda am hellichten Tage
erscheinen; daß die Feinde vor Angst flöhen:
„Sage deinem Vater," sprach er, „daß er mit
allen seinen Kriegern morgen früh die Feinde
angreife. Ich selbst werde erscheinen und sie
kraftlos machen, daß er sie erschlagen kann.
Dies nämlich kann ich nicht selbst tun, weil sie
sonst in den Himmel kommen würden, und das
dürfen sie nicht." —
Mittlerweile oben im Himmel sprach Wischnu
lächelnd zum Vogel Garuda: „He Geflügelter!
hast du diesen Weber gesehen, der in meiner
Gestalt die Königstochter liebt? Morgen will
A. Schmidhammer
„Ganz Europa stürzt sich auf uns. Es
scheint Mode zu sein, unser Feind
zu sein!" Friedrich der Große
(Brief an den Minister von Anckensteln vom 22. XII. i7f8)
es Kann uns ja eigentlich nichts
gelcheyeu!
£s kann uns ja eigentlich nichts gescheiten,
So lang wir im stampfe mit ehren bestehen,
Unll wenn wir verhungern nmt wenn
wir sterben,
wenn unsere Söhne mit uns verderben,
es vieiben noch enkei, die unser Nassen
Und unser unsterbliches lieben erben,
Sie werden es wieder erstehen lassen,
Sing je das heilige Deutschland in Scherben.
n. Srt)muU)dttimcr
er Kämpfen. Er wird getötet werden, und
die Welt wird uns beiden nicht mehr opfern.
Das muß verhindert werden. Deshalb geh, fahre
eiligst in den hölzernen Garuda: ich werde mich
in den Körper des Webers versetzen. So wird
er die Feinde vernichten und unsere Herrlichkeit
wird vermehrt werden." Und also geschah es. —
So wie hier in dieser Geschichte der hohe
Wischnu vorgestellt ist, so stellen die englischen
Frommen sich den „Gott der himmlischen Heer-
scharen" vor. Und darnach richten sie ihre Politik.
Das ist der Sinn ihres Pressefeldzuges gegen
uns. Nicht darauf kommt es an, ob wir die
Verbrecher, Barbaren und Feinde Gottes sind,
als die wir ihnen gelten, sondern darauf, daß
die Welt glaubt, wir seien es. Denn dann,
so hoffen die fromnien Leute mit großem Ernst,
muß Gott um seiner Ehre willen uns vernichten.
Franz
*
wahres Geschichrchen
Lin Anwalt führt einen Prozeß, in welchem
es von Lrheblichkeit ist, einen in Italien wohn-
haften Zeugen X. zu vernehmen. Lr benannte
in der letzten Verhandlung diesen Zeugen, worauf
das Gericht folgenden Beschluß erließ:
Ueber die Behauptung des Klägers soll
der in Turin wohnhafte Zeuge X. vernommen
werden.
2. Da infr/je des Kriegszustandes mit Ita-
lien der Vernehmung dieses Zeugen ein Hinder-
nis von unbestirnmter Dauer entgegensteht, wird
dem Kläger gemäß § 556 J. p. (D. eine Frist
von einem Jahr zur Beseitigung dieses Hinder-
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