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(Schluß von Seile 69)

meines Lebens. Und es wundert mich heute noch,
""o sie so gut gelungen ist.

Der Oberstabsarzt schwieg.

- Die Damen fanden seine Erzählung außer-
mdenilich nett und interessant, aber ganz befrie-
schienen sie nicht. Es lagerte ein gewisses
Unbehagen über dem Kreis, bis zuletzt die nied-
bche kleine Bankdirektorin das erlösende Wort
sana. indem sie frag: „Und was ist denn nun
eigentlich der Unterschied zwischen einer Hebamme,
einem Floh »nd einer Virginia?"

Der Oberstabsarzt lieh seine lustigen Augen
mm Dame zu Dame schweifen. „Hm, meine
jWmnen," lächelte er. „Hm, meine Damen, den
Witz kann mair wirklich nur in der N a r k o s e

erzählen!" -

*

Liebe Jugend!

Wir haben ein neues Mädchen. Es ent*
stammt jenen Gefilde» im Großherzogtum Glden-
üvrg, wo die als Rartoffelerfatz so beliebten Rüben
mach en. Meine Frau bemüht sich seit einer Woche
vergeblich, ihm die einfachsten Grundsätze der Höf-
lichkeit beizubringen.

kürzlich hatten wir Gesellschaft. Als meine
>^rau zum Abräumen klingelte und nichts sich
rührte, ging sie auf die Suche und fand auf der
Treppe einen Zettel, auf dem in sehr leserlichen
Buchstaben die Worte standen:

„Gute Nacht. Ich bin zu Bett gegangen.

Eure Anna."

*

Aus der Rekrutenzeit

Zugführer: wenn jetzt der Herr Haupt-
mann hereinkommen sollte und fragt Sie etwas,
dann brüllen Sie ihn an, daß er auf den Rücken
fällt!-— — Das hat er am allerliebsten.


Selbstbildnis Rudolf Dietz

Was ich all im Krieg lernt mache

Hihrt emol — es is zum lache —

Was ich all im Krieg lernt mache!
Ihrscht verzichte: Uff die Rippcher,

Uff die Fett- un Bodderdippcher,

Uff Rullade un Pafietcher,

Uff die waame Kaffeebreedcher,

Uff die freundliche Behandlung
In der Käs- un Eierhandlung:

Aach beim Metzger nebebei
Gabs als Zugab Schnauzerei,

Un selbst beim Kadoffelkumb
Lernt ich : Grobheit, die is Drumb!

Kriegsfreimarke lernt ich babbche,

Alsfort uff die Ämter dabbche.

Wieviel Ämter! Ei verdammt —
Flaasch- un Brud- un Bodderamt,

Amt for Zilcker, Mehl un Saas —
Stindlich hihrt ich: „Vadder, laaf!"

Un im Haushalt daht ich lerne:

Ebbe! scheele, Quetsche kerne,

Un Latwerg im Dippe rihrn,

Deß mer ebbes Hot ze schmiern.

Un vo' ernste Münnersache:

Kohle scheppe, Holz klaa' mache,

Owe botze, Schlösser schmiern
Un die Wäschbitt rebariern.

Doch am mihnste duhn ich lache,

Seit ich kann mein S ch u st e r mache.

Io, bei meiner Schusterei,

Do is merklich Spaß dabei,

Un wann ich mei' Schuh versohl,

Krieht en Nome jeder Nohl!

Des is Metzgersch Fritz der grob:
Schleechter Katzuff — uff de Kobb!

Druff — des is der Heringsbäudger —
Hunnertfuffzig Kriegsprozentcher!

Druff — des is der Eierfranz —

Sechs worn faul und drei nit ganz!

Jetzt will ich der Brudkartmale
Ibr frech Maul emol bezahle!

Uff de Machst. . . sapperment,

Bahl hätt ich mer'sch Maul verbrennt!
Still — mer klobbe uff die Keeb
Bis fe drinn sinn, krumm un fchebb!

Un dann muß ich widder lache,

Weil ich kann mein Schuster mache,

Un will ich mich recht erhole,

Duh mei' Kriegsschuh ich versohle,

Un ich hoff, deß bis zum Schluß
Des mich munter Halle muß. —

Sollt im Krieg ich awwer bleiwe,

Duht mer uff mein Grabstaa' fchreiwe,
Deß ich wor e' Weltkriegsfchuh-
Macher un Poet dazu.

(Naffanische Mundart.) Rudolf Dietz, Wiesbaden.

Bel etwaigen Bcstellucsen l>lttot man auf die Münohner „JUGEND“ Bezug zu nehmen.

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Rudolf Dietz: Was ich all im Krieg lernt mache
 
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